Mitdenken und eigenverantwortlich handeln: Mit ihren Graswurzelinitiativen tragen die Mitarbeitenden der Barmer zum Unternehmensziel Nachhaltigkeit bei.
Dirk Weller
„Es steht nicht gut um uns. Die Hoffnung, dass wir noch einmal, und sei es nur um Haaresbreite, davonkommen könnten, muss als kühn bezeichnet werden“, heißt es auf den ersten Seiten des Buchs „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ von Hoimar von Ditfurth. Das 1985 erschienene Buch über die Folgen von Überbevölkerung und Umweltzerstörung war ein Bestseller – trotz seiner fatalistischen Grundstimmung. „Ich habe es als Teenager gelesen,“ sagt Dirk Weller. „Es hat mich trotzig gemacht.“ Er habe sich mit den Thesen von Ditfurths nicht abfinden wollen, so der Psychologe, der bei der Barmer im Marketing arbeitet. Deswegen schloss er sich Simpol an, einer Initiative, die globale Herausforderungen wie den Klimawandel partei-übergreifend bekämpfen will. „Der Klimawandel ist ein dickes Brett“, sagt Weller. „Das können wir nur durch globale Kooperation in den Griff bekommen.“
Auch bei der Barmer bündelt er als Bereichs-Ansprechpartner für Nachhaltigkeit die Aktivitäten der Kolleginnen und Kollegen im Bereich Marketing. Als Dirk Weller 2013 bei der Barmer anfing, befand sich die Krankenkasse noch im Übergang von einer eher traditionellen Ausrichtung hin zu modernen Schwerpunkten. Das Thema Nachhaltigkeit hätte damals noch wenig Raum gehabt. Mittlerweile sei es in den Fokus gerückt: „Es gibt eine offizielle Struktur dafür in der Organisation. Die Barmer engagiert sich klar dafür. Wir veröffentlichen einen Nachhaltigkeitsbericht, der uns zeigt, wo wir stehen, und uns zeigen wird, wie wir vorankommen. Und es gibt ambitionierte Projekte und tolle Kooperationen.“
Wenn ihn abends sein „innerer Hoimar von Ditfurth“ fragt: „Und, was hast Du heute gegen die globalen Bedrohungen des Lebens ausgerichtet?“, kann Dirk Weller heute also durchaus etwas vorweisen. „Nicht immer natürlich“, sagt er. „Aber manchmal.“
Julia Münster
Damit sich etwas ändern kann, müssen alle umdenken, sagt Julia Münster: Politik, Unternehmen und Bevölkerung. „Es kann nicht sein, dass sich alle immer gegenseitig die Verantwortung zuschieben.“ Sie selbst ist ein erstaunliches Beispiel dafür, wie viel Verantwortung eine einzelne Person übernehmen kann. Bevor sie als Senior Marketing Managerin zur Barmer kam, engagierte sie sich zunächst mehrere Stunden pro Woche ehrenamtlich bei einem Verein für neue Wälder und Bienenweiden und pflegte dort unter anderem die Social Media-Kanäle.
Vor zwei Jahren dann schloss sich Julia Münster „Klima vor 8“ an. Die Initiative möchte den Klimawandel in den öffentlich-rechtlichen Medien präsenter machen. „Wir wollten ein Format etablieren, das ähnlich funktioniert wie Börse vor 8, die tägliche Börsenberichterstattung der ARD.“ Immerhin beträfe der Klimawandel deutlich mehr Menschen als die Börsenkurse, sagt Münster. Mit Hilfe von Crowdfunding produzierte die Organisation in Eigenregie sechs Folgen, bot diese der ARD an. „Der Sender sträubt sich noch. Aber RTL hat eine eigene Sendung realisiert.“ Auch im Beruf ist Nachhaltigkeit für Münster ein wichtiges Thema.
2021 absolvierte sie deshalb den Aufbaustudiengang Business Sustainability Management der Cambridge University. Das so erworbene Wissen bringt sie nun bei der Barmer ein – sei es, indem sie mit zuliefernden Agenturen über deren Nachhaltigkeitsbemühungen spricht. Oder auch im Campus Coach, einem Präventionsprojekt der Barmer für Studierende: „Wir organisieren digitale Events, bei denen wir unter anderem auch zu veganer Ernährung oder zur Vermeidung von Essensabfällen informieren.“ Trotz ihres Engagements hat Julia Münster manchmal das Gefühl, dass die Zeit zu knapp ist, um das Ruder noch rumzureißen: „Wir wissen seit Jahrzehnten, welche Schäden die anhaltenden CO2-Emissionen anrichten. Aber erst seit Kurzem wird wirklich etwas getan.“ Ihre Strategie, um darüber nicht ins Dauergrübeln zu geraten: Positiv denken und nach vorne schauen. „Ich glaube an das Gute in den Menschen“, sagt die zweifache Mutter.
Lukas Wengert
Weniger Papier verbrauchen, auf Recyclingpapier umstellen oder Strom sparen durch eine Zeitschaltautomatik für die Beleuchtung: Lukas Wengert hat eine ganze Liste von Ideen, wie die Barmer noch nachhaltiger werden könnte. Daran hat der 26-jährige, der als Projektmanager im Data Competence Center tätig ist, schon während seiner Ausbildung gearbeitet. In seiner ehemaligen Funktion als stellvertretender Vorsitzender in der Hauptjugendausbildungsvertretung hat er das Thema Nachhaltigkeit eingebracht und sich mit der Mülltrennung in der Barmer beschäftigt. „In meinem Elternhaus ist diese selbstverständlich. Ich bin damit aufgewachsen“, sagt er. „Bei der Barmer wird die Mülltrennung aber nicht an allen Standorten gleich gehandhabt. Das zu vereinheitlichen würde einen großen Unterschied machen.“ Weitere Ideen folgten. Wengert denkt dabei auch an die Generationen, die nach ihm kommen.
Die Geburt seines Patensohns vor sechs Jahren habe sein Umweltbewusstsein nochmal verstärkt. „Winterstürme, Sommerdürren – das ist plötzlich alles erschreckend nah.“ Die Welt, in die sein Patensohn hineinwachse, sei eine andere als die, in der er selbst groß geworden sei. „Im Winter gab es bei uns in Baden-Württemberg immer genug Schnee, um den Schlitten zum nächsten Hügel zu ziehen. Heute muss ich ihn für meinen Patensohn zum nächsten Schneeflecken tragen.“
Deswegen hat Lukas Wengert sich bei seinen rund 15.500 Kolleginnen und Kollegen für die Nutzung einer ökologisch ausgerichteten Suchmaschine eingesetzt. Und er hatte Erfolg: Die Barmer hat seinen Vorschlag umgesetzt.
Umwelt- und Gesundheitsschutz
Bis 2030 will die Barmer klimaneutral werden. Im Interview sprechen Vorständin Simone Schwering und Dr. Janine Voß über die Herausforderungen.