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Diphtherie: Übertragung, Symptome und Behandlung

Lesedauer

unter 9 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)
  • Annette Mittmann (Ärztin und medizinische Psychotherapeutin)

Vor der Zulassung des Impfstoffes (in Deutschland im Jahr 1936) war Diphtherie eine häufige Todesursache bei Kleinkindern: Bis zu 50.000 Mädchen und Jungen erlagen jährlich der bakteriellen Infektion. Die Erkrankung wurde als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet, denn sie manifestiert sich im Hals- und Rachenraum. In einigen Ländern nimmt die Zahl der Erkrankungen aktuell wieder zu.

Auf einen Blick

  • Symptome: Zu den Anzeichen für Diphtherie gehören Fieber, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Nach ein bis zwei Tagen entwickelt sich die Erkrankung in verschiedene Formen weiter.
  • Ursachen & Risikofaktoren: Auslöser für Diphtherie ist das Bakterium Corynebacterium diphtheriae. Es bildet ein Gift (Diphtherie-Toxin), das Schleimhäute und Körperzellen schädigt beziehungsweise zerstört. Als Risikofaktoren gelten das Reisen in Länder mit Diphtherie ohne Schutzimpfung und die Nähe zu Erkrankten.
  • Verlauf: Ist der gesundheitliche Zustand der Erkrankten gut und erfolgt die Therapie in einem frühen Stadium, ist die Erkrankung heilbar.
  • Diagnostik: Ärztinnen und Ärzte stellen die Infektionskrankheit durch einen Abstrich fest.
  • Therapie: Erkrankte bekommen ein Antiserum, um das Diphtherietoxin im Körper zu neutralisieren, sowie Antibiotika.
  • Vorsorge & Früherkennung: Als Vorsorgemaßnahme steht eine Schutzimpfung zur Verfügung.     

Was ist Diptherie?

Diphtherie ist eine hoch ansteckende und sehr gefährliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae hervorgerufen wird. Dessen Giftstoffe greifen die Zellen unseres Körpers an und schädigen diese. Die Erkrankung beginnt typischerweise im Rachenraum und in den oberen Atemwegen. Im weiteren Verlauf kann Diphtherie auch auf die inneren Organe übergehen.

Der Erreger der Diphtherie, das Bakterium mit dem Namen Corynebacterium diphtheriae, sondert ein Gift ab, das sogenannte Diphtherietoxin. Dieses wird über die Blutbahn im gesamten Körper verteilt. Die schwere Infektionskrankheit macht sich zuerst in den oberen Atemwegen bemerkbar, besonders im Rachen. Bereits hier kann das Diphtherietoxin lebensbedrohliche Komplikationen hervorrufen: eine starke Schwellung des Halses, die bei den Betroffenen zum Ersticken führen kann.

Die Krankheit geht mit intensivem Krankheitsgefühl, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber einher. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr werden Patientinnen und Patienten in der Regel isoliert und dürfen nur von geimpftem Klinikpersonal gepflegt werden.

Der Erreger der Diphtherie wird durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Küssen weitergegeben. Daneben kann es auch durch den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen zu einer Ansteckung kommen. Zunächst befallen die Erreger die Schleimhaut des Rachens, wo sie sich stark vermehren. Von hier gehen sie schließlich auf die Mandeln, mitunter auch auf die Nase oder den Kehlkopf über. Das von den Bakterien gebildete Gift greift allerdings nicht nur die Körperzellen der oberen Atemwege an. Es kann vielmehr auch innere Organe wie Herz, Leber und Nieren sowie das Nervensystem stark schädigen.

Wo kommt Diphterie vor?

In Deutschland tritt Diphtherie seit Einführung der Impfung nur noch sehr selten auf.

  • 2018 wurden in Deutschland 25 Fälle von Diphtherie gemeldet, das waren doppelt so viele wie im Vorjahr
  • 2019 gab es 15 Meldungen an das Robert Koch-Institut
  • 2020 gab es 16 Erkrankungen
  • 2021 gab es insgesamt elf Erkrankungen

In vielen Entwicklungsländern sowie in den ehemaligen Ostblockstaaten ist die Krankheit jedoch noch immer weit verbreitet.

Meldepflicht

Diphtherie zählt zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Jeder Fall muss umgehend unter Angabe des vollen Namens an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Das gilt bereits bei Verdacht auf diese Infektionskrankheit. Dabei besteht eine doppelte Meldepflicht: vom Arzt oder von der Ärztin bereits bei Verdacht und vom Labor nach einem Erregernachweis. 

Was sind Symptome einer Diphterie?

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Diphtherie-Symptome, beträgt in der Regel zwei bis fünf, selten bis zu zehn Tagen.

Zu den ersten Beschwerden gehören Fieber, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Dieser Zustand dauert etwa ein bis zwei Tage an. Danach prägen sich in Abhängigkeit davon, wo das Diphtherietoxin hauptsächlich konzentriert ist, verschiedene Formen der Erkrankung aus.

Ein Mädchen im Rollkragenpullover liegt mit Halsschmerzen im Bett. Seine Mutter untersucht mit einer Hand die Kehle des Mädchens und fühlt mit der anderen Hand seine Temperatur.

Die Symptome von Mandelentzündung und Diphtherie ähneln sich. Daher ist bei Verdacht auf Diphtherie ein Abstrich des Rachens nötig.

Symptome bei Mandel- und Rachendiphterie

Bei dieser Form der Diphtherie bilden sich auf den Mandeln und im Rachen meist zunächst grau-weiße, später bräunliche Beläge, die sogenannten Pseudomembranen. Diese sitzen sehr fest und lassen sich entsprechend auch mit einem Spatel kaum abstreifen. Zudem bluten sie leicht. Die Lymphknoten unterhalb der Kieferwinkel sind schmerzhaft angeschwollen. Typisch für diese Form der Diphtherie ist ein faulig-süßer Mundgeruch.

Symptome bei Nasendiphterie

Insbesondere bei Säuglingen befällt der Erreger die Nasenschleimhäute. Dort löst die Diphtherie als vorherrschendes Symptom blutig-eitrigen Schnupfen aus.

Symptome bei Kehlkopfdiphtherie

Mitunter breitet sich die Infektion in Richtung Kehlkopf aus. Dann wird die Stimme heiser oder bleibt ganz weg. Erkrankte husten bellend, was auch als echter Krupphusten bezeichnet wird. Dabei können die Schleimhäute in der Kehle stark anschwellen. Typisch ist dann ein ziehendes Atemgeräusch bei der Einatmung, der sogenannte Stridor. Bei einer starken Schwellung des Kehlkopfs bekommt die Patientin beziehungsweise der Patient mit Kehlkopfdiphtherie rasch Atemnot. Da nun Erstickung droht, müssen Betroffene intubiert werden.

Symptome bei Hautdiphterie

Die Infektionskrankheit kann sich auch auf der Haut äußern. Ist das Fall, bilden sich Geschwüre, die mit einem weißlichen Belag überzogen sind.

Symptome bei voranschreitender Diphterie

Eine voranschreitende (progrediente) Diphtherie geht meist von den infizierten Mandeln aus. Innerhalb weniger Stunden bilden sich an mehreren Stellen Pseudomembranen, die miteinander verschmelzen.    

Bei solchen aggressiveren Verläufen gelangen größere Mengen des bakteriellen Giftes in den Körper. Die Medizin spricht dann von einer toxischen/malignen Diphtherie. Erkrankte leiden unter hohem Fieber. Ödeme – Wassereinlagerung im Gewebe – können monströse Formen annehmen, zum Beispiel am Hals in Form eines sogenannten Cäsarenhalses.

Teile des Gewebes können aufgrund der bakteriellen Angriffe absterben. Ein plötzlicher Herztod aufgrund einer Herzmuskelentzündung, auch nach scheinbar beginnender Genesung, stellt bei dieser Verlaufsform der Diphtherie die größte Gefahr dar. Dies kann geschehen, wenn sich die Toxine über die Blutbahn verteilen und andere Organe wie Nieren und Leber schädigen.

Es kann auch das Nervensystem betroffen sein. Diese Neuritis kann Lähmungen der Kopf-, Gesichts-, Rumpf- und Atemmuskulatur hervorrufen. Alle neurologischen Symptome können sich nach unterschiedlicher Genesungszeit wieder zurückbilden.

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Welche Ursachen und Risikofaktoren führen zu Diphterie?

In Ländern mit niedriger Impfquote ist Diphtherie stärker verbreitet als in Deutschland. Wer in subtropische Länder wie Indien, in afrikanische Länder, nach Asien oder Osteuropa reisen möchte, sollte auf einen vollständigen Impfschutz achten. Besonders enger Kontakt zu erkrankten Menschen kann zu einer Infektionsübertragung führen.

Allerdings produzieren nicht alle Diphtherie-Bakterien das Diphtherietoxin. Beim Kontakt mit nicht-toxigenen Stämmen ist eine Schädigung des Rachens selten. Trotzdem kann es zu Haut- und Wundinfektionen kommen. Als Risikofaktoren für eine Entzündung der Herzklappen gelten Abwehrschwäche, Drogenabhängigkeit und Obdachlosigkeit.

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Welchen Verlauf hat Diphterie?

Der Verlauf und die Prognose bei Diphtherie hängen von zwei Kriterien ab:

  1. dem körperlichen und gesundheitlichen Allgemeinzustand des oder der Erkrankten
  2. dem Anfang der Therapie

Beginnt die Behandlung in einem frühen Stadium, ist eine vollständige Heilung möglich.

Eine lebensgefährliche Komplikation der Diphtherie tritt ein, wenn die Schleimhäute im Hals so stark anschwellen, dass Erkrankte keine Luft mehr bekommen. Das Gift der Erreger kann jedoch auch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auslösen und so das Herz schädigen. Möglich ist weiterhin, dass das Diphtherietoxin die Nervenzellen der Schlund-, Augen- und Atemmuskulatur angreift.

Zu den selteneren Komplikationen der Infektion gehören Nierenversagen, Hirnentzündungen (Enzephalitis), Schlaganfall, Lungenembolie und eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis).         

Diagnostik: Wie stellen Ärztinnen und Ärzte Diphterie fest?

Infolge ähnlicher Symptome kann eine Diphtherie anfangs leicht mit einer Mandelentzündung (Angina) verwechselt werden. Zur genauen Abklärung nimmt die Praxis einen Abstrich im Rachen beziehungsweise von den befallenen Hautpartien oder der Nasenschleimhaut. Im Labor wird dann auf Basis dieses Abstrichs eine Bakterienkultur angelegt und auf den Diphtherieerreger Corynebacterium diphtheriae hin untersucht. Auch das Gift der Bakterien selbst lässt sich im Labor nachweisen. Es erfolgt eine molekularbiologische Untersuchung mittels PCR und wenn notwendig über einen speziellen Test einer Immunpräzipitation.

Therapie: Wir wird Diphterie behandelt?

Eine Diphtherie muss möglichst rasch und intensiv behandelt werden. Daher beginnt die Therapie bereits im Verdachtsfall, noch bevor die Laboruntersuchungen abgeschlossen sind. Die Patientin beziehungsweise der Patient erhält zunächst ein sogenanntes Antiserum. Dieses dient dazu, das Diphtherietoxin im Körper zu neutralisieren. Es wirkt jedoch nur, wenn sich das Gift noch nicht an den Körperzellen festgesetzt hat. In Deutschland wird das Diphtherie-Antitoxin in zentralen Notfalldepots gelagert. Die Notfalldepots befinden sich in der Regel in Krankenhäusern. Auf diese Weise wird eine schnelle Versorgung der Erkrankten gewährleistet.

Gleichzeitig bekommen Patientinnen und Patienten ein Antibiotikum, das die Vermehrung der Erreger stoppen sollen. Dafür kommen meist Penicillin, Erythromycin oder auch Azithromycin oder Clarithromycin zum Einsatz.

Was kann ich selbst gegen Diphterie tun?

Die wichtigste Vorsorgemaßnahme gegen Diphtherie ist die Schutzimpfung. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder und Erwachsenen empfohlen. Geimpft wird mit einem Toxoid-Impfstoff. Die erzeugte antitoxische Immunantwort verhindert schwere Krankheitsverläufe, nicht aber eine Infektion bzw. Kolonisation, sodass auch unter Geimpften meist nicht-klassische Diphtheriesymptome auftreten oder Keimträger vorkommen können. Wenn sich der Erreger in geimpften Menschen angesiedelt hat, dann kann die Infektion zwar symptomlos verlaufen, aber trotzdem weitergegeben werden.

Der Arm einer Frau mit einem Pflaster auf der Einstichstelle der zuvor verabreichten Diphtherie-Impfung.

Die beste Vorsorge gegen Diphtherie ist eine Schutzimpfung. Erwachsene brauchen alle zehn Jahre eine Auffrischung.

Normalerweise findet die Grundimmunisierung schon im Säuglingsalter zusammen mit den anderen Standardimpfungen statt. Hierbei kommt auch eine Kombinationsimpfung infrage. Die Grundimmunisierung sollte bis zum 15. Lebensmonat abgeschlossen sein. Die Auffrischung erfolgt dann zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr sowie zwischen dem neunten und 17. Lebensjahr. Für einen sicheren Impfschutz müssen sich Erwachsene anschließend alle zehn Jahre erneut impfen lassen.

Dies wird allerdings häufig vernachlässigt, sodass nur etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland über einen ausreichenden Impfschutz verfügt.

Wer noch keine Diphtherie-Impfung oder keine vollständige Grundimmunisierung erhalten hat, kann diese mit drei Impfungen nachholen. Die zweite Impfung wird dabei einen Monat nach der ersten und die dritte Impfung weitere fünf Monate später vorgenommen.

Diphterie-Impfung notwendig, obwohl es hierzulande kaum Fälle gibt?

Ein Impfung gegen Diphtherie ist nach wie vor sinnvoll, denn die Infektionskrankheit ist in vielen Entwicklungsländern und ehemaligen Ostblockstaaten noch immer weit verbreitet. Durch Migration und Globalisierung können die Erreger auch in unsere Breiten gelangen. Daher ist eine Impfung immer noch wichtig. 

Warum ist eine Reiseschutzimpfung gegen Diphterie wichtig?

Insbesondere bei Reisen in Länder, in denen Diphtherie noch verbreitet ist, sollte unbedingt ein ausreichender Impfschutz bestehen. Erwachsene profitieren in Deutschland von den hohen Impfraten bei den Kindern. Dieser Effekt wird als „Herdenimmunität“ bezeichnet. Bei Auslandsreisen entfällt dieser Schutz jedoch. Da im Falle einer Erkrankung nicht in allen Ländern so gute medizinische Verhältnisse wie in Deutschland bestehen, entstehen schlimmstenfalls lebensbedrohliche Zustände, insbesondere aufgrund des fehlenden Diphtherie-Antitoxins

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