Impfungen

Seit wann gibt es Impfungen?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Heute stehen uns eine ganze Reihe wirksamer Impfstoffe gegen viele Infektionskrankheiten zur Verfügung, von denen die meisten früher tödlich endeten. Bis zur Eindämmung dieser Krankheiten war jedoch ein langer und mitunter auch gefährlicher Weg der Forschung notwendig.

Wann wurde das erste Mal geimpft?

Schon in der Antike haben Gelehrte erkannt, dass Menschen, welche die Pest oder die Pocken überlebt hatten, gegen spätere Epidemien dieser vielfach todbringenden Erkrankungen geschützt waren.

Diese Erkenntnis regte den Forschergeist dazu an, Personen durch eine absichtliche Ansteckung immun gegen Infektionskrankheiten zu machen. Erste Versuche dieser Art reichen bis in frühe asiatische Kulturen zurück. Als gezielte medizinische Maßnahme wurde das Impfen jedoch erst sehr viele Jahrhunderte später eingesetzt.

Seit wann gibt es die ersten Schutzimpfungen?

Die Geschichte von Schutzimpfungen ist eng verbunden mit dem Namen Edward Jenner, der von 1749 bis 1823 lebte. Der englische Chirurg ließ sich als Landarzt nieder und lebte in einer Zeit, in der die Pocken in Europa und Asien weit verbreitet waren.

Etwa jeder siebte Erkrankte starb damals an den Pocken. Allerdings wurden Menschen, die die Erkrankung überlebt hatten, nicht erneut krank. Als Landarzt sah Jenner auch immer wieder Frauen, die sich beim Melken von Kühen mit den für sie ungefährlichen Rinderpocken ansteckten. Sie erkrankten zwar daran, steckten sich aber später meist nicht mit den eigentlich lebensgefährlichen Pocken an.

Jenner forschte einige Jahre an diesen Zusammenhängen. Seine These war, dass die Rinderpocken gegen die „richtigen“ Pocken immunisieren. 1796 machte der Wissenschaftler einen richtungsweisenden Versuch: Er impfte einen achtjährigen Jungen mit dem Sekret aus Pusteln von einer an Kuhpocken erkrankten Frau.

Nach überstandener Erkrankung steckte er den Jungen mit den echten Pocken an. Das Ergebnis bestätigte seine Vermutung. Der Junge blieb gesund, hatte also Abwehrkräfte gegen die Pocken entwickelt. In den folgenden Jahrzehnten setzte sich die Pocken-Impfung nach und nach in Europa durch. 1807 wurde in Hessen und Bayern eine Impfpflicht gegen Pocken eingeführt.

Andere Länder zogen aber erst nach dem großen Pockenausbruch von 1870, bei dem allein in Deutschland eine Viertelmillion Menschen starben, nach. 1874 wurde in einem Reichsgesetz unter Androhung von Strafen festgelegt, dass Kinder im Alter von einem Jahr erstmals, und mit zwölf Jahren ein zweites Mal geimpft werden müssten. Als ausgerottet gelten die Pocken aber erst seit 1979.

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Die erste Impfung: Prototyp der Immunisierung

Die erste Impfung war zugleich auch der Prototyp der aktiven Immunisierung. Die eigentliche Ursache der Infektionskrankheit, das Pockenvirus, war damals noch nicht entdeckt.

Doch die zutreffende Erkenntnis, dass eine gezielte Ansteckung mit der für Menschen harmlosen Form der Pocken immun gegen die gefährlichen macht, war ein enormer Meilenstein – nicht nur in der Geschichte des Impfens, sondern in der Medizingeschichte insgesamt.

Übrigens: Die Entdeckung der Immunität (von lateinisch immunitas: Freisein von) ging mit der Einführung der Impfprophylaxe gegen die Pockenkrankheit im 18. Jahrhundert einher.

Impfstoff von den Kühen
Das Fachwort Vakzine für Impfstoff erinnert noch heute an die grandiosen Leistungen der Pioniere des Impfens. Denn der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort vaccina ab, das übersetzt „von Kühen stammend“ bedeutet.

Impfungen: So wurden sie weiterentwickelt

Basierend auf Jenners Erkenntnissen gelang es dem weltberühmten französischen Chemiker Louis Pasteur (1822–1895) schließlich im Jahr 1880, einen Impfstoff gegen Cholera bei Hühnern herzustellen.

Ein Jahr später kam dann auch schon der erste wirksame Impfstoff gegen Milzbrand aus dem Labor des französischen Chemikers auf den Markt. Kurze Zeit danach, 1884, entwickelte Pasteur die erste Impfung gegen Tollwut.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag: Es wurden zusehends neue Impfstoffe entwickelt und die Erfolgsgeschichte des Impfens nahm zügig ihren Lauf.

Die Erfolge von Pasteur und seinen gelehrten Kollegen setzte rasch weitere rege Forschungen in Gang. Sie galten allen voran der Suche nach den Erregern von Infektionskrankheiten.

Die Entdeckung der Krankheitserreger im 19. Jahrhundert lieferte nicht nur eine Erklärung für den Erfolg der ersten Impfungen, sondern legte auch den Grundstein für die Entwicklung neuer Impfstoffe.

So wird heutzutage geimpft

Die heute verwendeten Impfseren werden in hoch technisierten Labors hergestellt und enthalten exakt dosierte Mengen eines Erregers. Durch den Einsatz abgeschwächter und inaktiver Erreger, oder nur einzelner Bestandteile der Keime, sind moderne Impfstoffe heute risikoärmer denn je.

Die Erfolgsgeschichte soll weitergehen

Trotz vieler Fortschritte gibt es gegen eine ganze Reihe gefährlicher Erreger noch keine wirksamen Impfungen. Die Entwicklung neuer Impfstoffe ist deshalb ein zentraler Forschungsschwerpunkt in der Biotechnologie. Im Fokus der Wissenschaftler stehen unter anderem Impfstoffe gegen HIV, Ebola und multiresistente Krankenhauskeime sowie Malaria und das Cytomegalie-Virus.

Auch eine völlig neue Art von Impfstoffen wird derzeit erprobt. Sie enthalten mRNA, welche die genetische Information – gewissermaßen die Bauanleitung – zur Bildung von Antigenen im Körper liefert. Die To-Do-Liste der modernen Impfforschung ist also sehr lang.

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