- Angst vorm Telefonieren: Uns fehlt die Übung
- Ist das schon eine Telefonphobie?
- Telefonphobie: Bei belastenden Symptomen professionelle Hilfe suchen
- Vier Tipps, wie Sie die Angst vorm Telefonieren überwinden
- Üben, üben, üben: Erfahrung macht jedes Telefongespräch leichter
- Machen Sie sich Notizen: Etwas Vorbereitung verleiht viel Sicherheit
- Achten Sie auf eine Haltung und Mimik, die Ihr Selbstvertrauen unterstützen
- Lernen Sie, sich genau dann zu entspannen, wenn es nötig ist
„Happy Birthday“ am Telefon? Eher nicht. Viele von uns senden Glückwunsche zum Geburtstag als Textnachricht. Telefonische Tischreservierung? Das erledigen wir lieber schnell über das Website-Formular. Wenn auch Sie gern die „stressfreien“ Alternativen zum klassischen Telefonieren nutzen und dafür immer eine „gute“ Begründung finden, sind Sie vielleicht schon auf dem Weg zu einer Telefonangst. Vier Tipps, wie Sie die Angst vor dem Telefonieren in den Griff bekommen.
Angst vorm Telefonieren: Uns fehlt die Übung
Während sich Babyboomer und Generation X noch an die Zeiten des Festnetztelefons erinnern können, nutzt Gen Z ausnahmslos das Smartphone, um zu kommunizieren. Dabei telefoniert sie in aller Regel nicht, sondern nutzt Social Media- und Messaging-Apps.
Und wegen der vielen bequemen Alternativen ist es wahrscheinlich, dass auch die Älteren heute viel seltener als früher zum Hörer greifen. So ist es fast beiläufig zum gesamtgesellschaftlichen Phänomen geworden, dass wir immer weniger telefonieren.
Und je seltener wir telefonieren, desto unwohler und unsicherer fühlen wir uns damit. Das Ganze ist vergleichbar mit dem Spielen eines Instruments. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ohne regelmäßiges Üben ein Stück vortragen. Vor einer unbekannten Person. Überzeugend, ohne Fehler. Autsch.
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Wie für das Cellospielen gilt auch für das Telefonieren: Fehlende Übung mindert das Selbstvertrauen, die akute Aufgabe gut meistern zu können. Besonders dann, wenn auf der Empfängerseite eine gewisse Erwartungshaltung herrscht – im beruflichen Kontext etwa. Werde ich vor lauter Aufregung Quatsch erzählen? Werde ich stottern? So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass offenbar immer mehr Menschen ein Unbehagen oder sogar eine Angst an sich feststellen, wenn sich ein Telefonat einmal nicht einfach so vermeiden oder „wegchatten“ lässt.
Was genau macht am Telefonieren eigentlich Angst?
Neben fehlender Erfahrung mit dem Telefonieren gibt es natürlich noch weitere Aspekte, die eine Angst vor dem Telefonieren fördern können. Dazu gehört, dass bei klassischen Telefonaten kein Face-to-Face-Kontakt besteht: Die Emotionen und Reaktionen der anderen Person bleiben versteckt und können daher in viele Richtungen interpretiert werden – auch in völlig falsche. Zudem verlangt ein Telefonat nach spontaner Reaktion. Anders als bei einer bedacht formulierten Text-Message kann man schnell ins Fettnäpfchen treten, so jedenfalls die Befürchtung bei Telefonangst.
Ist das schon eine Telefonphobie?
In der Psychologie spricht man von einer Phobie oder phobischen Störung, wenn ein Mensch eine starke unbegründete beziehungsweise übertriebene Angst vor bestimmten Reizen oder Situationen verspürt. Eine Phobie ist daher immer mit konkreten Auslösern verknüpft.
Bei einer Klaustrophobie beispielsweise ist es die (empfundene) Enge beispielsweise von Aufzügen. Bei der Telefonphobie handelt es sich dagegen am ehesten um eine Form der Sozialphobie – eine Art der von Angst, negativ beurteilt und abgelehnt zu werden. Zu den Sozialphobien gehört auch die Redeangst, also die Angst, direkt vor Menschen zu sprechen.
Wer hat am meisten Angst vorm Telefonieren?
Direkte Zahlen zur Häufigkeit der Telefonphobie gibt es bislang nicht. Studien zufolge sind 6 bis 13,7 Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens von einer Sozialphobie betroffen. Bei einer 2019 im Vereinigten Königreich durchgeführten Umfrage unter 500 Büroangestellten bestätigten 76 Prozent der Jüngeren, dass sie Symptome von Aufregung und Angst verspüren, sobald das Telefon klingelt. Bei den Älteren waren es 40 Prozent. Repräsentativ ist diese Umfrage nicht, aber interessant allemal.
Aber ist denn jedes Herzklopfen vor einem Anruf gleichzusetzen mit einer Telefonphobie – einer echten phobischen Störung, die professionell behandelt werden sollte? Nein, das nicht. Bei einer Phobie werden Betroffene von einer starken, sehr belastenden Angst gequält.
Körperlich kann sich diese starke Angst mit sehr auffälligen Symptomen bemerkbar machen wie zum Beispiel:
Wenn die Betroffenen der Phobie dann auch ständig darüber nachdenken, dass diese „peinlichen“ Symptome ihrem Gegenüber negativ auffallen könnten, kann sich die Angst dadurch noch einmal richtig hochschrauben. Bei einer Telefonphobie ist es beispielsweise der aufdringliche Gedanke, dass die Stimme beim Gespräch zittern oder dass man stottern wird.
Zusammengefasst handelt es sich bei der Telefonphobie um eine starke Telefonangst, die so intensiv und belastend werden kann, dass Betroffene die auslösenden Situationen irgendwann ganz vermeiden. Konkret wäre dies ein konsequentes Vermeiden jeglicher Telefonate – kein aktives Anrufen mehr und auch kein Annehmen mehr, wenn jemand anruft.
Wo aber liegt die Grenze zwischen reiner Aufregung ohne gravierende Konsequenzen und Telefonphobie im Sinne einer belastenden Störung? Wo wir bei uns persönlich die Grenze ziehen, ist abhängig von der Ausprägung der Symptome und vom persönlichen Leidensdruck. Deshalb gilt: Wenn Sie sich von Ihrer Angst zu telefonieren eingeschränkt fühlen oder davon belastet werden, lassen Sie sich ärztlich beraten.
Telefonphobie: Bei belastenden Symptomen professionelle Hilfe suchen
Eine Telefonscheu mit Symptomen der Nervosität lässt sich durch häufiges Telefonieren wegtrainieren. Bei einer Telefonphobie mit ausgeprägten Symptomen wie Herzrasen oder gar Panik sollten Sie jedoch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Mit psychotherapeutischer Unterstützung stehen auch bei solch ausgeprägten Symptomen die Chancen gut, dass mit der Zeit eine deutliche Besserung eintritt und Telefonate wieder entspannter möglich sind.
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Vier Tipps, wie Sie die Angst vorm Telefonieren überwinden
Wenn Sie nur etwas aus der Übung sind und vielleicht jedes Mal leichte Aufregung vor einem Telefonat spüren, können Ihnen die folgenden Tipps helfen, wieder souveräner in die Gespräche zu starten.
Üben, üben, üben: Erfahrung macht jedes Telefongespräch leichter
Ob es darum geht, ein Instrument zu spielen oder zu telefonieren – Übung macht die Meisterin und den Meister. Telefonieren Sie ab sofort wieder öfters, und Sie werden mehr und mehr Selbstvertrauen aufbauen. Dabei werden Sie schnell merken, dass viele Sorgen und Befürchtungen in Bezug auf das Telefonieren unbegründet waren. Stottern, verhaspeln, Blackout? Selbst wenn das einmal passiert, bricht davon nicht die Welt zusammen. Ihr Gegenüber wird es meist gar nicht wahrnehmen und sich weiter dem Zweck des Gesprächs widmen.
Machen Sie sich Notizen: Etwas Vorbereitung verleiht viel Sicherheit
Wenn Sie befürchten, dass Sie vor Aufregung wichtige Gesprächsinhalte vergessen, machen Sie sich vor dem Telefonat einfach ein paar kurze Notizen. Geht es beispielsweise um die Vereinbarung eines Arzttermins, wird das Praxispersonal den Grund für den Arztbesuch wissen wollen. Kurze Stichpunkte geben Sicherheit, falls man doch den Faden verliert – was übrigens auch Menschen ohne Telefonangst mal passiert und überhaupt nicht schlimm ist.
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Achten Sie auf eine Haltung und Mimik, die Ihr Selbstvertrauen unterstützen
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum Sie beim Telefonieren aufrecht sitzen oder stehen sollten? Warum Sie gar lächeln oder mit der freien Hand überzeugend gestikulieren sollten? Das sieht doch sowieso niemand! Mag sein, aber Sie signalisieren damit Ihrem Unterbewusstsein, dass Sie die Sache im Griff haben und sich hier rein um die Gesprächsinhalte kümmern – und nicht um die Angst. Sie werden sehen, dass Ihre Haltung und Ihre Mimik mit der Zeit auch Ihre Art zu sprechen positiv beeinflussen, inklusive einer selbstbewussteren Ausdrucksweise.
Lernen Sie, sich genau dann zu entspannen, wenn es nötig ist
Auch bei anerkannten Entspannungstechniken wie der Meditation und der Progressiven Muskelentspannung (PME) gilt: Übung macht die Meisterin und den Meister. Einer der wichtigsten Vorteile ist, dass sich infolge des regelmäßigen Übens die Entspannung bei akutem Bedarf sehr viel schneller und gezielter abrufen lässt. Beispiel Progressive Muskelentspannung: Hier lernen Sie, das Entspannen mit einem selbst gewählten Wort oder Gedanken zu verknüpfen. So können Sie gezielt anstoßen, dass Sie vor einem Telefonat entspannen, und deutlich gelassener ins Gespräch gehen.
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