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Knochenmarkspende

Knochenmarkspende und periphere Stammzellspende

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Redaktion

  • Ricky Heimberg (Content Creator (Medical), TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Prof. Dr. Johannes Schetelig (DKMS gGmbH)

Eine Knochenmark- oder Stammzellspende kann eine wirkungsvolle Therapie für erkrankte Menschen ermöglichen. Freiwillige Stammzellspender können mit ihrer Spende ein Leben retten oder sogar eine vollständige Heilung ermöglichen. Für die Spende ist in den meisten Fällen keine Entnahme aus dem Knochenmark mehr notwendig. Blutstammzellen können mittlerweile aus dem Blut gefiltert werden. Wichtig für die Erkrankten ist jedoch vor allem, dass sich eine möglichst große Zahl an Freiwilligen in den Datenbanken der Spenderdateien registrieren lassen. Wie das möglich ist, wer spenden kann und wie eine (Blut-)Stammzellspende abläuft, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie können Stammzellenspenden helfen?

Die Spende von Blutstammzellen kann Menschenleben retten. In vielen Fällen ist die Blutstammzellspende für Erkrankte sogar die einzige Chance, gesund zu werden.

Man nennt Blutstammzellen auch „blutbildende Stammzellen“, weil sie sich zu Blutzellen entwickeln können. Stammzellen teilen sich ständig und erfüllen so den stetigen Bedarf des Körpers an Blutzellen. Bei der Teilung einer Stammzelle entstehen immer eine neue Blutstammzelle und eine Vorläufer-Blutzelle. Vorläufer-Blutzellen teilen sich weiter und werden schließlich zu roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) oder Blutplättchen (Thrombozyten). Dieser Prozess findet im Knochenmark statt. Von dort wandern die Blutzellen in die Blutbahn. Die verschiedenen Blutzelltypen haben vielfältige Aufgaben im Körper und tragen unter anderem zum Sauerstofftransport, zur körpereigenen Abwehr (Immunsystem) und zur Blutgerinnung bei.

Gesunde Blutzellen sind überlebensnotwendig. Wenn ein Mensch an einer schweren Bluterkrankung wie zum Beispiel Lymphdrüsenkrebs (bösartiges Lymphom), Blutkrebs (Leukämie) oder an einem angeborenen Immundefekt leidet, bildet der Körper kranke oder zu wenige Blutzellen.

Durch das Übertragen von gesunden Blutstammzellen können Ärztinnen und Ärzte viele Blutkrankheiten behandeln. Dafür ersetzen sie die kranken Zellen durch gesunde Blutstammzellen, die vom Patienten selbst (autolog) oder von einem Spender (allogen) bereitgestellt werden. Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht von Markus, der mit seiner Blutstammzellspende einer unbekannten Patientin geholfen hat.

Leukämie-Therapie mit körperfremden Stammzellen

Wenn andere Therapien nicht ausreichen, um Patienten mit Leukämie zu heilen, kann eine Transplantation von körperfremden (allogenen) Stammzellen helfen.

Dafür erhalten die erkrankten Menschen zunächst eine Strahlen- und Chemotherapie, die das Immunsystem – und damit auch die erkrankten Blutzellen – weitgehend zerstört. Ohne Immunsystem kann ein Mensch nur kurzfristig überleben, deswegen müssen die Ärztinnen und Ärzte in einem zweiten Schritt neue Blutstammzellen übertragen.

Diese Blutstammzellen stellt ein zuvor gefundener gesunder Spender oder eine gesunde Spenderin bereit. Durch eine Transfusion in die Blutbahn (Blutstammzelltransplantation) gelangen sie in den Körper der Empfänger und wandern ins Knochenmark. Dort können sie neue, gesunde Blutzellen bilden.

Die Transplantation von körperfremden (allogenen) Blutstammzellen kann für Erkrankte teilweise mit schweren Nebenwirkungen und Komplikationen einhergehen. Häufig gibt es für Patienten, die eine Blutstammzelltherapie erhalten, aber keine alternative Behandlungsmethode. Ob eine Stammzelltherapie helfen kann, hängt von vielen, individuellen Faktoren ab. Erkrankte sollten sich deswegen ausführlich mit ihren behandelnden Ärzten beraten.

Stammzellen spenden

Die Auswahl der Spender ist für den Empfänger das Wichtigste bei der Stammzellspende. Je mehr Freiwillige es gibt, desto ist größer die Chance, geeignete Spender für erkrankte und auf eine Spende angewiesene Menschen zu finden. Durch eine Spende kann ein Leben gerettet werden – deshalb sollten alle darüber nachdenken, ob sie sich registrieren lassen möchte.

Infografik: Blutstammzellspende

Infografik: Blutstammzellspende

Wer ist als Spender geeignet?

Jeder Mensch, der volljährig, unter 60 Jahren alt und generell gesund ist, kann theoretisch Blutstammzellen spenden. Auch chronische Erkrankungen schließen Menschen nicht automatisch als Spender aus. Wenn Sie an Vorerkrankungen leiden, sollten Sie sich aber unbedingt ärztlich beraten lassen, bevor Sie sich als Spender registrieren lassen. Auf der Website der Stammzellspenderdatei DKMS kann man vor der Registrierung prüfen, ob man als Stammzellspender geeignet ist.

Registrierung zur Stammzellspende: Wie kann man Spender werden?

Wenn Menschen sich registrieren lassen, sollten sie noch nicht älter als 55 Jahre sein. Die Registrierung selbst ist sehr einfach: Die meisten Spenderdateien in Deutschland bieten eine sogenannte Typisierung über einen Abstrich der Mundschleimhaut an. Dessen Analyse im Labor ergibt ein individuelles Typisierungsprofil, das dann in den Spenderdatenbanken gespeichert wird.

Meistens können Interessierte den Abstrich mit einem Wattestäbchen an der Innenseite der Wange selbst vornehmen. Das Registrierungsset ist über die Internetseiten der Spenderdateien bestellbar und trifft einfach per Post ein. Die Einsendung der Probe ins Labor ist ebenfalls auf dem Postweg möglich. Der Abstrich ist leicht durchführbar und der Aufwand der Registrierung ist für die Freiwilligen gering.

Die Spenderdateien nehmen die Informationen der Spender auf und geben diese pseudonymisiert an die Register weiter. Die Daten in den Registern lassen also keine Rückschlüsse auf die Identität der Spender zu und ermöglichen eine pseudonymisierte weltweite Spendersuche. Das Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) stellt auf seiner Website eine Liste aller Spenderdateien in Deutschland bereit.

Wie kommen Empfänger und Spender zusammen?

Für den Erfolg einer allogenen Stammzelltransplantation ist es wichtig, dass die sogenannten humanen Leukozyten-Antigene (HLA-Merkmale) von Spender und Empfänger weitestgehend übereinstimmen. Die HLA-Merkmale bilden Erkennungsstrukturen. Sie signalisieren dem Immunsystem, ob eine Zelle körperfremd ist oder ob sie körperfremdes Material enthält. Wenn sich die HLA-Merkmale zu stark unterscheiden, stößt das Immunsystem die Zellen ab. 
Da biologische Geschwister die gleichen Gene und damit Gewebemerkmale geerbt haben können, kommen in einigen Fällen die direkten Geschwister als Spender in Frage. Alternativ wird ein nicht verwandter Spender gesucht. Die Ärzte wenden sich dafür an die nationalen und internationalen Spenderdateien. Es muss eine möglichst vollständige Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale geben, damit der Empfängerkörper die Spende annimmt und die Therapie Erfolg hat.

Aufruf bei übereinstimmenden Gewebemerkmalen

Sind in den Datenbanken potenzielle Spender verzeichnet, wird die Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale erneut anhand einer sogenannten Bestätigungstypisierung überprüft. Dafür müssen die Spender eine Blutprobe abgeben. Wenn die Übereinstimmung bestätigt ist, führen die Ärzte eine Voruntersuchung durch. Sie stellen sicher, dass die Spender gesund und geeignet sind, die Spende zu leisten. Außerdem klären die Ärzte in einem persönlichen Gespräch über den Ablauf, die Risiken und mögliche Nebenwirkungen der Spende auf. Wenn alle Untersuchungsergebnisse positiv ausfallen und die Spender einwilligen, ist alles bereit zur Blutstammzellspende.

Aufnahme in internationale Datenbanken

Um erkrankten Menschen mit einer Stammzellspende zu helfen, müssen Spender und Empfänger möglichst gut zusammenpassen. Wenn die Gewebetypen und Kombinationen der HLA selten sind, kann die Suche nach Spendern schwieriger sein. In Deutschland gibt es mehrere Spenderdateien, deren Daten gemeinsam im Zentralen Knochenmarkspender-Register (ZKRD) zusammenlaufen. Darüber hinaus kann auch international nach Spendern gesucht werden, um die Chancen auf eine passende Spender-Empfänger-Kombination zu erhöhen. Das ZKRD arbeitet mit einigen Registern im Ausland zusammen und nutzt eine spezielle Software, die durch einen Datenvergleich die Vorauswahl der „Matches“ (Übereinstimmungen) trifft.

Wie läuft eine Blutstammzellspende ab?

Eine Stammzellspende kann auf zwei unterschiedliche Arten ablaufen: als Spende aus dem Blut (periphere Stammzellspende) oder aus dem Knochenmark. Welche Form die Ärzte wählen, hängt von der gesundheitlichen Ausgangssituation der Menschen ab, die die Spenden erhalten. Etwa 9 von 10 Stammzellspenden erfolgen derzeit als periphere Stammzellspenden.

Periphere Stammzellentnahme

Für eine periphere Stammzellspende bekommen Spender fünf Tage vor der Spende einen hormonähnlichen, körpereigenen Stoff (G-CSF) verabreicht. Durch diesen sogenannten Wachstumsfaktor kommt es zu einer Vermehrung von weißen Blutkörperchen. Die Stammzellen wandern vermehrt aus dem Knochenmark in das periphere Blut (Mobilisierung).

Für die Entnahme werden den Spendern zwei Venenzugänge an den Armen gelegt. Durch den einen Zugang fließt das Blut aus dem Körper heraus in eine Maschine (Zellseparator), wo die sogenannte Stammzellapherese stattfindet: Dabei werden die Blutstammzellen gefiltert. Das restliche Blut wird danach über den anderen Zugang am Arm wieder in den Körper des Spenders zurückgeführt. Bis genügend Stammzellen gewonnen sind, dauert es etwa drei bis fünf Stunden. Manchmal muss die Spende am Folgetag wiederholt werden, um ausreichend Blutstammzellen zu erhalten.

Knochenmarkentnahme

Bis vor einigen Jahren war die Entnahme von Stammzellen unter Vollnarkose direkt aus dem Knochenmark notwendig, was den Begriff „Knochenmarkspende“ geprägt hat. Heutzutage wird die Knochenmarkspende nur in 1 von 10 Fällen durchgeführt. Dabei wird dem Spender oder der Spenderin unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel Knochenmark aus dem hinteren Beckenknochen (Beckenkamm) entnommen. Die Knochenmarkspende ist daher ein kleiner operativer Eingriff. Das abgesaugte Knochenmark bildet sich innerhalb von wenigen Wochen wieder neu.

Was müssen Spender vor und nach einer Stammzellspende beachten?

Vor einer peripheren Stammzellspende wird den Spendern zunächst G-CSF verabreicht. Es ist bereits seit 1998 zur Stammzellmobilisierung gesunder Spender zugelassen. Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die Stammzellmobilisierung mit G-CSF zu bleibenden Nebenwirkungen oder Spätfolgen führt. In den fünf Tagen der Verabreichung kann G-CSF aber Grippe-ähnliche Kurzzeitnebenwirkungen wie Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen auslösen, die sich mit gängigen Schmerzmitteln behandeln lassen. Eine weitere Nebenwirkung, die durch die Behandlung mit G-CSF auftreten kann, ist eine vorübergehende Vergrößerung der Milz, die man normalerweise nicht spürt. Damit es in einem solchen Fall nicht zu einer Milzüberdehnung kommt, ist es ratsam, vom ersten Tag der G-CSF-Gabe bis sechs Tage nach der Spende auf Kraft- und Kontaktsportarten und schwere körperliche Arbeit zu verzichten. Für eine periphere Stammzellspende ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig.

Im Gegensatz zur peripheren Stammzellspende ist die Knochenmarkspende eine Operation. Eine Vollnarkose stellt immer ein Risiko dar – auch für gesunde Menschen. Das gesundheitliche Risiko der Knochenmarkentnahme ist aber gering. Es beschränkt sich im Wesentlichen auf das allgemeine Risiko, das mit jedem chirurgischen Eingriff einhergeht. Dazu gehört das Risiko für eine Infektion, für Blutergüsse und für Wundheilungsstörungen. Oft schmerzen die Punktionsstellen am Becken für einige Tage nach der Spende. Vor jeder Knochenmarkspende findet eine ausführliche Beratung des Spenders durch die Ärzte der Entnahmeklinik statt. Der Spender wird dabei umfassend über Risiken und Nebenwirkungen informiert. Für eine Knochenmarkspende müssen Spender mit zwei bis drei Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen. Außerdem müssen sie sich darauf einstellen, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin sie für die Folgewoche krankschreiben wird. Die körperliche Leistungsfähigkeit kann eingeschränkt sein, bis das gespendete Knochenmark wieder nachgebildet ist. Das ist in der Regel nach vier Wochen der Fall.

Der Arbeitgeber hat bei beiden Formen der Stammzellspende die Möglichkeit, die Spender für die Zeit der Voruntersuchungen, der Durchführung und der Genesung bezahlt freizustellen. Manche Organisationen übernehmen auf Wunsch sogar den Verdienstausfall. Außerdem können sich Spender eine Freistellungsbescheinigung für den Arbeitgeber ausstellen lassen.

Die Spende ist immer freiwillig. Wenn potenzielle Spender in einer Spenderdatei gelistet sind und für eine Spende angefragt werden, können sie ihre Einwilligung ohne Angabe von Gründen zurückziehen.

Erst nach der endgültigen Zusage der Spender beginnt die Vorbehandlung der Empfänger für die Transplantation. Ab diesem Zeitpunkt sind sie auf die Stammzellspende angewiesen, um zu überleben.

Nach einer Spende besteht für die Spender und Empfänger eine zweijährige Anonymitätsfrist. Nach den zwei Jahren gibt es jedoch in vielen Ländern die Möglichkeit zu erfahren, wer die Spender und Empfänger sind. Dies ist von den Bestimmungen des jeweiligen Landes abhängig. Ein Kontakt zueinander oder ein Kennenlernen ist immer dann möglich, wenn beide sich dafür entscheiden und die individuellen Regelungen der Länder es erlauben. Das Kennenlernen zwischen Stammzellspendern und den Menschen, denen sie mit ihrer Spende helfen konnten, ist für viele ein sehr eindrucksvolles und besonderes Erlebnis.

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