Nahaufnahme eines Knies mit blauem Fleck
Unfälle und Verletzungen

Blaue Flecken: wie sie entstehen und wie man sie schneller wieder loswird

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Dr. med. Christian Heinrich (Mediziner und Journalist, Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Eric Wenzel

Wir stoßen irgendwo dagegen – und kurze Zeit später ist dort ein blauer Fleck. Häufig dauert es einige Wochen, bis er wieder verschwunden ist. Wie kann man die Heilung beschleunigen und in welchen Fällen ist es sinnvoll, zum Arzt zu gehen?

Wie blaue Flecken entstehen

Rumps! Beim Fußballspielen sind zwei Spielerinnen heftig gegeneinandergeprallt. An der offenstehenden Tür stößt sich der Kollege das Bein. Ein Schmerz, der bis in die Knochen zu spüren ist. Beim Kuscheln auf dem Sofa erwischt die junge Frau ihren Partner aus Versehen mit dem Ellenbogen im Gesicht. Oh weia!

In all diesen Fällen – in der Medizin spricht man von einem mechanischen Trauma – können blaue Flecken entstehen. Was dabei im Körper geschieht, ist im Grunde immer gleich: Durch einen plötzlichen Stoß von außen auf das betroffene Körperteil werden dort kleinste Blutgefäße zusammengequetscht oder auseinandergezogen. Ist der Druck zu stark oder kam er aus einem ungünstigen Winkel, reißt das Gefäß ein und es kommt zur Blutung. Das ausgetretene Blut bildet eine Schwellung. Das im Blut enthaltene Hämoglobin sorgt für eine manchmal rötliche, manchmal gleich bläuliche Verfärbung, die von außen durch die Haut zu sehen ist. Ein blauer Fleck, auch Hämatom oder Bluterguss genannt, entsteht. 

Hämatome an Armen und Beinen 

„Vor allem an den Streckseiten von Armen und Beinen, die bei den meisten Bewegungen auch die Außenseiten sind, kommt es zu Hämatomen. Also der vordere Ober- und Unterschenkel, Knie, Ellenbogen, Oberarm, Handrücken. Denn das sind die Stellen, an denen wir uns am ehesten stoßen“, erklärt Professor Tobias Görge, stellvertretender Klinikdirektor der Hautklinik am Universitätsklinikum Münster, Leiter des dortigen Venen-Kompetenz-Zentrums und Mitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 

Außerdem gibt es laut Görge eine weitere Tendenz: Dort, wo die Hautoberfläche näher am Knochen liegt, wo also weniger Fett zwischen Haut und Knochen ist, können Blutergüsse eher entstehen. Deshalb komme es beispielsweise am Schienbein häufiger zu Hämatomen als an anderen Stellen. 

Blaue Flecken ohne Grund? 

Manchmal fällt ein blauer Fleck auf, etwa beim Duschen, ohne dass man sich an einen Stoß oder Ähnliches erinnern kann. „Solange das nicht täglich vorkommt, kann man davon ausgehen, dass es doch einen Vorfall gegeben hat. Vielleicht hat er kaum weh getan, sodass man es nicht gemerkt hat. Oder man hat ihm keine Bedeutung beigemessen und es schlicht vergessen“, sagt Görge. Wenn man jedoch ständig blaue Flecken habe, ohne dass man sich an ein mechanisches Trauma erinnern kann, solle man zum Arzt gehen.

Knutschflecken

Übrigens sind auch Knutschflecken blaue Flecken: Sie stammen von Blut, das in das Gewebe ausgetreten ist. Nur ist ihr Entstehungsmechanismus gegenteilig von anderen blauen Flecken. „Während bei einem Stoß viel Druck die Gefäße zum Einreißen bringt, ist es beim Knutschfleck viel Unterdruck: Durch das Saugen von außen wird die Haut unter Spannung gesetzt – und auch die darin enthaltenen Blutgefäße“, erklärt Dr. Christoph Liebich, Leiter der Hautarztpraxis Dermazent in München. 

Blaue Flecken: meist nicht gefährlich 

Ob durch Knutschen oder Druck von außen etwa durch einen Stoß – in den allermeisten Fällen sind blaue Flecken harmlos. In der Regel heilen sie von selbst wieder ab, auch wenn das manchmal ein paar Wochen dauern kann. 

Wie schnell es zu blauen Flecken kommt, ist individuell verschieden. So bekämen Frauen wegen ihrer Bindegewebs- und Gefäßkonsistenz im Durchschnitt eher blaue Flecken als Männer. Und: „Im fortgeschrittenen Alter lassen die Elastizität und Stabilität der Gefäße etwas nach, sodass hier blaue Flecken wahrscheinlicher sind“, sagt Professorin Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den Helios Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden. Weil die Haut im Alter etwas dünner ist, seien die Hämatome noch etwas deutlicher sichtbar.

Eine wichtige Rolle spiele aber auch die individuelle Veranlagung. „Wer etwas schneller blaue Flecken bekommt als andere, braucht sich in der Regel keine Sorgen zu machen – wahrscheinlich sind die Gefäßwände dann einfach etwas zarter besaitet als bei anderen“, sagt Görge. 

Beim Abheilen ändern blaue Flecken ihre Farbe 

Während Blutergüsse abheilen, ändern sie häufig ihre Farbe. Das ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern völlig normal. Es liegt daran, welche Abbauprodukte des Blutes gerade dominieren. Man kann den Farbwandel eines blauen Flecks in vier Phasen untergliedern: 

  • Direkt nach der Verletzung: rot. Das aus den Gefäßen ausgetretene Blut verursacht eine dunkelrote Farbe.
  • Nach 24 bis 96 Stunden: dunkelrot, blau-violett bis schwarz. Unter anderem kommt es aufgrund des geronnenen Blutes, des verbrauchten Sauerstoffs und des beginnenden Abbaus des Blutfarbstoffs Hämoglobin zu dieser Färbung.
  • Nach 4 bis 7 Tagen: dunkelgrün. Hämoglobin wird zu einer Substanz namens Biliverdin abgebaut, die für einen grünlichen Ton sorgt. 
  • Ab dem 7. Tag: gelblich-braun. Durch eine weitere Zerlegung des Biliverdins entsteht Bilirubin, das für eine gelbe bis braune Färbung verantwortlich ist.

Wenn blaue Flecken heilen, nehmen sie nach und nach unterschiedliche Färbungen an.

Wenn blaue Flecken heilen, nehmen sie nach und nach unterschiedliche Färbungen an.

Wann man mit blauen Flecken zum Arzt gehen sollte

In den allermeisten Fällen heilt ein blauer Fleck von selbst, ein Besuch in der Arztpraxis ist nicht nötig. Nur in besonderen Fällen ist angeraten, zügig ärztliche Hilfe aufzusuchen. Dazu gehören:

Größere Hämatome am Kopf und in der Umgebung der Augen

„Hier besteht ein gewisses Risiko, dass wichtige Nerven und Muskeln in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb kann ein Arztbesuch zur Sicherheit sinnvoll sein“, sagt Bayerl. Wenn zusätzlich noch Symptome wie Erbrechen, Schwindel oder Bewusstseinsstörungen auftreten, kann beispielsweise eine Gehirnerschütterung dafür verantwortlich sein. Auch dann sollte man ärztliche Hilfe suchen.

Größerer Bluterguss an Bauch oder Brustkorb 

Da im Bauch und im Brustkorb die inneren Organe liegen, sollte man bei blauen Flecken an diesen Körperstellen wachsam sein. Fühlen sich die Schmerzen ungewöhnlich stark an oder gehen sie mit anderen Symptomen, wie zum Beispiel Atemnot, einher, sollte man zur Ärztin oder zum Arzt gehen.

Bluterguss an Gelenken 

Nicht immer wenn man sich am Knie oder am Ellenbogen stößt, ist dies bedenklich. Wenn aber das Gelenk nach dem Stoß so sehr schmerzt, dass man sich kaum bewegen kann oder eine sehr starke Schwellung auftritt, sollte man einen Arzttermin vereinbaren. Es besteht die Möglichkeit, dass es zu einer Einblutung in den Gelenksspalt kam. Dies kann das Gelenk schädigen, gerade wenn eine Gelenkblutung häufiger auftritt.

Wiederkehrend viele blaue Flecken 

Auch wenn man auffällig schnell und oft blaue Flecken bekommt, sollte man in die ärztliche Praxis gehen. „Eine erste Anlaufstelle ist dann der Hausarzt. Meist macht er erstmal eine Blutuntersuchung, um herauszufinden, ob mit der Blutgerinnung alles in Ordnung ist. Von hier aus sieht man dann weiter“, sagt Görge.

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Blaue Flecken: Welche Krankheiten dahinterstecken können

„Auch wenn blaue Flecken in den meisten Fällen harmlos sind, so kann etwa bei einer ungewöhnlichen Häufung auch eine Krankheit dahinterstecken“, sagt Liebich. Dabei kommen verschiedene Leiden infrage, unter anderem sogenannte Gerinnungsstörungen (sie können angeboren sein oder durch Krankheiten oder Medikamente entstehen), verschiedene Lebererkrankungen, eine vergrößerte Milz, ein Blutplättchenmangel oder genetische Störungen. In Einzelfällen kann auch Leukämie, also Blutkrebs, eine starke Neigung zu blauen Flecken verursachen. Ob tatsächlich eine Krankheit zugrunde liegt, kann der Arzt oder die Ärztin unter anderem anhand verschiedener Blutwerte und Untersuchungen herausfinden.

Barmer Doc Sebastian: Wie schlimm sind blaue Flecken?

Blaue Flecken sind vielen wahrscheinlich sehr bekannt. Aber woher kommen sie und können sie gefährlich sein? Dies sowie Möglichkeiten für eine schnellere Heilung erklärt Barmer Doc Sebastian.

Bestimmte Medikamente steigern das Risiko für Blutergüsse

Die häufigste „unnatürliche“ Ursache für eine Neigung zu besonders vielen blauen Flecken ist eine erworbene Gerinnungsstörung durch Medikamente. Insbesondere Blutverdünner und Gerinnungshemmer, die gerade im Alter sehr häufig verordnet werden, können das Risiko für Hämatome steigern. Die reduzierte Gerinnung ist Teil der Therapie, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Der Arzt oder die Ärztin kann anhand einer Blutentnahme überprüfen, ob die Dosis zu hoch angesetzt ist, und sie gegebenenfalls anpassen. Es ist jedoch durchaus möglich, dass die Neigung zu blauen Flecken hingenommen werden muss, um eine ausreichende Wirkung zu garantieren.

Ein Mann guckt skeptisch auf zwei Medikamentendosen im Badezimmer

Menschen, die Blutverdünner oder Gerinnungshemmer nehmen, stellen manchmal fest, dass sie häufiger blaue Flecken bekommen.

Was hilft gegen blaue Flecken? 

Wer einen Bluterguss behandeln möchte, um ihn schneller wieder loszuwerden, hat laut Dermatologe Görge zwei Möglichkeiten – je nachdem, wie lange der Vorfall her ist, der zum blauen Fleck geführt hat: 

In der Frühphase: kühlen

Ungefähr in der ersten halben Stunde nach einem Trauma tritt durch das beschädigte Gefäß Blut aus. In dieser Frühphase lohne es sich, die Stelle zu kühlen, etwa mit Eiswürfeln oder Kühlpacks (nicht unmittelbar auf der Haut, besser mit einem Handtuch dazwischen). Denn die Kälte führt dazu, dass sich die Gefäße zusammenziehen und so das Blut langsamer fließt und weniger aus dem beschädigten Gefäß austreten kann. Wenn das Hämatom an einem Bein oder Arm ist, könne es auch helfen, in der ersten halben Stunde das entsprechende Körperteil hochzulagern, sodass weniger Blut in die Extremität fließt.

Später: moderate Wärme

Nach der Frühphase beginnt der Körper langsam damit, die ausgelaufene Flüssigkeit mit den darin befindlichen Zellen abzubauen. „Dies geschieht unter anderem durch verschiedene Zellen des Immunsystems. Damit diese Zellen besser zum Ort des Geschehens gelangen, kann man versuchen, die Durchblutung zu steigern. Und das gelingt mit moderater Wärme“, sagt Görge. In der Praxis bedeutet das: Ab dem ersten Tag nach dem Trauma könne es helfen, die betroffene Körperstelle leicht zu wärmen, etwa mit einer Wärmflasche oder Kalt-Warm-Kompresse.

Hämatome behandeln: Cremes sind umstritten

Neben Kühlen und Wärmebehandlung wird manchmal auch die Anwendung von Salben empfohlen, um die Heilung blauer Flecken zu beschleunigen. Vor allem zwei Cremes kommen infrage: 

  • Heparin-Salbe: Sie wird außen auf die unverletzte Haut aufgetragen. Der Wirkstoff Heparin-Natrium soll dafür sorgen, dass die verletzungsbedingten Gewebsflüssigkeiten besser abfließen. „Die Heparin-Creme wirkt daher weniger gegen die Farbe des Hämatoms, sie kann eher dafür sorgen, dass die Schwellung ein Stück weit zurückgeht. Daher hat sie sich besonders bei tiefen, dicken Hämatomen bewährt“, sagt Bayerl. Doch nicht alle Expertinnen und Experten halten Heparin-Salbe für besonders wirkungsvoll. Dermatologe Görge etwa nimmt an, dass so wenig Wirkstoff bis zum Bluterguss gelangt, dass er nicht weiter ins Gewicht fällt.
  • Arnika-Salbe: Auch Arnika-Salbe wird von außen auf die unverletzte Haut aufgetragen. Der mögliche Wirkmechanismus bei Arnika-Salbe ist allerdings nicht im Detail bekannt, die Anwendung ist unter Medizinerinnen und Medizinern umstritten. Obwohl Görge eine Wirkung der Inhaltsstoffe der Arnika-Salbe für unwahrscheinlich hält, rät er dennoch nicht explizit davon ab: „Einigen Menschen haben Hausmittel schon geholfen. Und darum geht es am Ende schließlich: dass es hilft.“ Wie wirkt die Salbe, wenn nicht durch den Wirkstoff? Görge kann sich beispielsweise vorstellen, dass das Einreiben der Salbe für die Haut und das darunterliegende Hämatom eine Art Massage bedeutet, die den blauen Fleck schneller verschwinden lassen kann. 

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Wie lange dauert es, bis ein blauer Fleck abheilt? 

Auch ohne die genannten Tricks und Hilfsmittel heilt ein blauer Fleck ab. Wie lange das dauert, richtet sich neben der persönlichen Veranlagung und dem Zustand der Haut auch nach dem auslösenden Trauma. Es gibt eine Faustregel: Je größer der blaue Fleck, desto länger dauert die Abheilung. Ein Schaden im Gefäß und im Bindegewebe gehe immer mit einer leichten Entzündungsreaktion einher, weiß Görge. „Ist der Schaden groß, ist auch die Entzündungsreaktion ausgeprägter. Dann sorgt der Organismus anfangs dafür, dass Flüssigkeit aus dem Gewebe und den Gefäßen hierher gelangt – die Schwellung wird größer. Das dauert dann natürlich auch entsprechend länger beim Abbau“, so Görge.

„Manche blauen Flecken verschwinden innerhalb von ein bis zwei Wochen, bei anderen kann die Heilung auch mal sechs Wochen dauern“, sagt Görge. Ist der blaue Fleck nach einem Monat noch nicht verschwunden, brauche man sich – solange er nicht wieder größer wird oder sehr schmerzhaft ist – normalerweise keine Sorgen machen. Dann ist schlicht etwas mehr Geduld gefragt.

Wenn ein blauer Fleck unter einem Zehen- oder Fingernagel entsteht, braucht man laut den Experten nicht beunruhigt sein, auch wenn er innerhalb von sechs Wochen nicht verschwunden ist. Ein Hämatom an diesen Stellen werde nur sehr begrenzt abgebaut. Es wächst mit dem Nagel heraus, was einige Monate dauern kann.

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