Eine junge Frau kann nicht einschlafen
Schlaf

Schlafstörungen bei Jugendlichen: So schlafen Teens besser

Lesedauer unter 18 Minuten

Redaktion

  • Dr. Hans-Günter Weeß (Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum AdöR)

Qualitätssicherung

  • Daniela Beerens (Gesundheitsinformation, Barmer)

Schlafstörungen können langfristig die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflussen, was sich unter anderem in einem höheren Risiko für psychische Störungen und in schlechteren Schulleistungen niederschlagen kann.
Aus diesen Gründen ist es besonders wichtig, Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen und zu behandeln. Wir zeigen, welche Schlafstörungen bei Jugendlichen auftreten können, welche Ursachen sie haben und wie Jugendliche besser ein- und durchschlafen können.

Wie viele Stunden Schlaf brauchen Jugendliche?

Wie viel Schlaf Kinder und Jugendliche benötigen, hängt vor allem vom Alter und von der genetischen Disposition ab: Nach Angaben der American Sleep Association schlafen 6- bis 13-Jährige im Mittel zwischen neun und elf Stunden, wobei gelegentlich auch noch sieben bis zwölf Stunden üblich sein können.

14- bis 17-Jährige schlafen durchschnittlich acht bis zehn Stunden. Vereinzelt ist in diesem Lebensabschnitt auch eine Schlafdauer zwischen sieben und elf Stunden angemessen.

Ab einem Alter von 18 Jahren ist eine Schlafdauer von sieben bis neun Stunden angemessen. Erst ab 65 Jahren verkürzt sich diese Schlafdauer noch einmal.

In der Pubertät entwickelt sich der Schlaftyp

Mit Eintritt in die Pubertät beginnt für Jugendliche und deren Schlaf eine neue (Lebens-)Phase. Der Schlaftyp bildet sich aus. An dieser Stelle des Lebens zeigt sich, ob wir Kurz- oder Langschläfer und Früh- oder Spättypen werden. Frühtypen („Lerchen“) können abends früh ins Bett gehen und morgens früh aufstehen, im Unterschied dazu werden Spättypen („Eulen“) abends noch einmal munter und schlafen am Morgen länger.

Warum wir besser durch den Alltag kommen, wenn wir auf unseren Schlaftyp Rücksicht nehmen, können Sie in unserem Artikel „Aus dem Takt: Leben gegen die innere Uhr“ nachlesen.

Gleichzeitig ist der Mensch in dieser Lebensphase, egal ob er sich zur Lerche oder Eule entwickelt, am weitesten mit seinem Schlaf-Wach-Rhythmus nach hinten verlagert – sozusagen am „euligsten“. In keiner anderen Lebensphase wird er so spät abends schlafen gehen und morgens so spät aufstehen wie im Jugend- und frühen Erwachsenenalter. Dafür sind jedoch nicht soziale Prozesse wie langes Ausgehen oder Partys verantwortlich.

Biologische Veränderungen, vornehmlich hormonelle Umstellungen, Verschiebungen im Verlauf des Tagesgangs der Körpertemperatur, der Produktion des Schlafhormons Melatonin und Veränderungen im Immunsystem machen den pubertierenden Jugendlichen zur Nachteule. Mit den ausgeprägten körperlichen Veränderungen der Pubertät geht auch ein vorübergehend höheres Schlafbedürfnis einher. Bis zu eine Stunde pro Tag schlafen Teenager wieder mehr und sogar der Mittagsschlaf wird wieder beliebter.

Welche Schlafstörungen treten bei Jugendlichen auf?

Manche Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen sind körperlich bedingt. Zu ihnen werden beispielsweise die schlafbezogenen Atmungsstörungen, das Syndrom der unruhigen Beine, die Narkolepsie und das sehr seltene „Kleine-Levin-Syndrom“ gezählt.

Andere Schlafprobleme sind entwicklungsbedingt und treten nur vorübergehend auf bzw. wachsen sich in der Regel mit der Pubertät wieder aus. Hierzu gehören unter anderem das Schlafwandeln, der Nachtschreck und mit Abstrichen auch die Albträume, die unter dem Begriff der Parasomnien subsummiert werden.

Behandlungsbedürftige Ein- und Durchschlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen können durch falsches Verhalten, psychische Belastungen in Schule, Familie oder Freundeskreis, psychische Störungen, körperliche Erkrankungen sowie durch Medikamente und Suchtmittel hervorgerufen werden. Ein- und Durchschlafstörungen können die Spitze des Eisbergs sein und Ausdruck ernsthafter psychischer Belastungen oder körperlicher Erkrankungen. Aus diesem Grund müssen sie besonders im Auge behalten werden.

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Ein- und Durchschlafstörungen

Im Alter von sieben bis zehn Jahren wird bei 13,6 Prozent der Kinder von Einschlafstörungen, bei 4,9 Prozent über Durchschlafstörungen und bei 2,7 Prozent über Ein- und Durchschlafstörungen berichtet. Im Alter von elf bis 13 Jahren berichten 17 Prozent über Einschlafstörungen, 7,8 Prozent über Durchschlafstörungen und 2,2 Prozent über Ein- und Durchschlafstörungen. Signifikante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen werden in beiden Altersgruppen nicht beschrieben.

Im Alter von 14 bis 17 Jahren werden bei 15,1 Prozent der männlichen und 17,6 Prozent der weiblichen Jugendlichen Einschlafstörungen und bei 5,1 Prozent der männlichen und 11 Prozent der weiblichen Jugendlichen Durchschlafstörungen beschrieben. Über sowohl Ein- als auch Durchschlafstörungen berichten 1,7 Prozent der männlichen und 4,8 Prozent der weiblichen Jugendlichen.

In aller Regel gibt es nicht die eine Ursache für die Entwicklung einer Schlafstörung. Häufig muss vielmehr von vielen verschiedenen Faktoren ausgegangen werden, die in einem Bedingungsgefüge stehen und die Ein- und Durchschlafstörungen verursachen bzw. aufrechterhalten.

Bei Kindern werden Schlafstörungen unter anderem durch verschiedene Entwicklungsaspekte begünstigt:

  • Mit dem Übergang vom Kindergarten zur Schule und dann später zur weiterführenden Schule wird der Tagesablauf inhaltlich und zeitlich strenger organisiert.
  • Hinzu kommen vielfältige organisierte Freizeitaktivitäten, die für manche Kinder (und später auch Jugendliche) zu einer zusätzlichen Belastung werden können.
  • Erhöhte Anforderungen im Schulalltag können psychische Belastungen steigern.
  • Ungünstige Verhaltensweisen am Tage und insbesondere am Abend können mit dem physiologischen Schlaf-Wach-Rhythmus interagieren. Zum Beispiel können zu langes Fernsehen oder Surfen im Internet am Abend, Sport am späten Abend oder auch späte Mahlzeiten und koffeinhaltige Getränke über eine Erhöhung der körperlichen, geistigen und emotionalen Anspannung dazu beitragen, den Schlaf zu stören.
  • Es kommt zu einer zunehmenden Unabhängigkeit von elterlicher Unterstützung und Kontrolle und die Bedeutung der Peer-Kontakte nimmt zu. Daraus resultierende psychosoziale Verunsicherungen und Leistungsängste können zunehmen und die schlafförderliche Entspannung am Abend verhindern.

Die Ursachen von Schlafstörungen bei Jugendlichen ähneln oft denen von Erwachsenen. Häufig lässt sich eine erhöhte und schlafverhindernde gedankliche, emotionale sowie körperliche Anspannung in den Abendstunden und rund um die Zubettgehsituation feststellen.

Die Jugendlichen können sich dann meist nicht von schulischen und psychosozialen Alltagsbelastungen distanzieren. Nehmen sie das daraus resultierende mangelnde Schlafvermögen wahr und bemühen sie sich verstärkt einzuschlafen, führt das eher zu einer größeren Anspannung, die das Einschlafen erst recht verhindert und zu Schlafstörungen führt.

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Aktuellen Studien zufolge liegt bei Jugendlichen die durchschnittliche tägliche Mediennutzung (TV, Smartphone bzw. Internet) bei über fünf Stunden. Jugendliche dehnen häufig ihren Medienkonsum in die Nachtstunden aus, verkürzen dadurch die nächtliche Schlafenszeit, verzerren den Schlaf-Wach-Rhythmus und erleben infolge des nächtlichen Schlafmangels am Tage eine höhere Schläfrigkeit.

Diese ist in der Regel verbunden mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationseinschränkungen und schlechteren schulischen Leistungen. Jugendliche, die am Abend etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen keine elektronischen Medien mehr nutzen, haben eine höhere Schlafqualität, schlafen länger und haben in der Folge meist bessere Schulnoten als diejenigen, die bis vorm Zubettgehen elektronische Medien konsumieren und sich auch nachts noch damit beschäftigen.

Ein hohes Gefährdungspotenzial für eine missbräuchliche Mediennutzung besteht insbesondere bei Jugendlichen mit psychischen Störungen und Intelligenzminderungen.

Psychische Störungen können sowohl bei Kindern als auch Jugendlichen Schlafstörungen bedingen. Ein- und Durchschlafstörungen stehen sehr häufig mit Depressionen in einer Wechselbeziehung. Nicht selten stellen sie ein erstes vorausgehendes Symptom einer depressiven Phase dar. Ebenso besteht bei Kindern und Jugendlichen eine eindeutige Beziehung zwischen Ängsten und Schlafstörungen. Vor allem nächtlich auftretende Ängste sind ein häufiges Phänomen bei Ein- und Durchschlafstörungen.

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und Störungen des Sozialverhaltens gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Eine gesteigerte Ablenkbarkeit, Impulsivität, emotionale Instabilität, aber auch depressive Verstimmungen und Ängste führen in den Abend- und Nachtstunden zu einer schlafverhindernden gedanklichen und emotionalen Anspannung bei Kindern und Jugendlichen.

Der Gebrauch bzw. Missbrauch von Medikamenten und Substanzen, welche die Stimmung beeinflussen, kann zu Ein- und Durchschlafstörungen und einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus führen. Stimulierende Medikamente wie zum Beispiel Methylphenidat, welches bei der Behandlung des Hyperaktivitätssyndroms eingesetzt wird, können bei zu später Einnahme am Tag Schlafstörungen in der Nacht hervorrufen. Vor allem Jugendliche besitzen ein höheres Risiko für Sucht- bzw. Abhängigkeitserkrankungen.

Hierzu gehören unter anderem psychotrope Substanzen wie Alkohol, Cannabis, antriebsteigernde und wachmachende Medikamente und Substanzen, die teilweise auch inhaliert werden können. Diese Substanzen führen neben ihrem direkten spezifischen negativen Effekt auf den Schlaf und seine Qualität auch zu einem verminderten Ruhebedürfnis und zu einer erhöhten psychophysiologischen schlafverhindernden Anspannung.

Das richtige Schlafverhalten und die richtige Schlafumgebung bei Ein- und Durchschlafstörungen

Der tiefe und feste Schlaf kann sich nur einstellen, wenn sich der Mensch sicher und geborgen fühlt. Aus diesem Grunde ist es für den erholsamen Schlaf von Vorteil, wenn Bett und Schlafzimmer ein Wohlfühlort sind und nichts an den Alltag erinnert. Das Bett sollte nur zum Schlafen benutzt werden. So wird das Bett für Psyche und Körper zum Signalgeber, dass es Zeit zum Abschalten, Loslassen, Entspannen und Schlafen ist.

Aus diesem Grunde sind auch Fernseher, Computer, Tablets und das Smartphone vor dem Zubettgehen und im Bett tabu. Internet und Computerspiele sollten eine Stunde vor der Zubettgehzeit nicht mehr benutzt werden, sodass sich die schlafförderliche Entspannung einstellen kann.

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Zudem verwenden viele Geräte Licht aus dem blauwelligen Spektrum, was für den Körper ein Tagessignal darstellt und verhindert, dass das Schlafhormon Melatonin gebildet wird. Bei schulischen Problemen und Belastungssituationen kann es hilfreich sein, am Abend bewusst alle Schulsachen wegzupacken und optimalerweise außerhalb des Zimmers zu verstauen.

Wenn es Kinder und Jugendliche beim Schlafen gerne dunkel haben, sollte für Rollos oder lichtdichte Vorhänge gesorgt werden. Unbedenklich ist sanftes Mondlicht oder der schwache Schein einer Straßenlaterne. Sobald im Bett die Augen geschlossen werden, ist es ohnehin dunkel.

Der Mensch verbringt ungefähr ein Drittel seines Lebens im Bett. Kinder und Jugendliche befinden sich noch im Körperwachstum. Aus diesem Grunde ist es wichtig, für einen ausreichenden Liegekomfort zu sorgen. Jeder benötigt eine individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmte Matratze.

Eine gute Bettdecke soll dafür sorgen, dass man im Bett weder schwitzen noch frieren muss und die Wärme und Feuchtigkeit während des Schlafes gut reguliert werden. Die Temperatur im Raum sollte weder zu hoch noch zu niedrig sein. Eine ausreichende Frischluftzufuhr ist ebenfalls von Vorteil.

Der nächtliche Blick auf den Wecker und das Rechnen, wie viel man bereits geschlafen hat oder wie viel Zeit zum Schlafen noch bleibt, kann infolge innerer Unruhe und des verstärkten Bemühens einzuschlafen eine schlafverhindernde Anspannung verursachen. Aus diesem Grunde sollte der Wecker aus dem Blickfeld verbannt werden.

Ein Mittagsschlaf sollte bei Schlafproblemen eher vermieden werden oder wenn, dann maximal 20 Minuten andauern und nicht nach 15 Uhr stattfinden, da ansonsten das Einschlafen am Abend erschwert sein kann.

Das Familienbett wird von vielen als ein Ort der Gemütlichkeit und der Geborgenheit empfunden. Ganz grundsätzlich bleiben im Familienbett für jeden Einzelnen oft aber nur wenige Zentimeter zum Schlafen, es fehlt an Bewegungsfreiheit, nächtliche Stumper und Stöße führen zu Weckreaktionen, was den Schlaf oberflächlich machen kann.

Im gemeinsamen Bett, aber auch in einem von mehreren Geschwistern geteilten Schlafzimmer wird weniger geschlafen, als es für die Gesundheit und Entwicklung sinnvoll wäre. Der Erste, der morgens wach ist, entscheidet, wie viel Schlaf die anderen bekommen.

Regelmäßige Schlafzeiten entsprechend dem Schlafbedürfnis der Kinder und Jugendlichen fördern den Schlaf-Wach-Rhythmus und das Schlafvermögen. Ein geregelter Tagesablauf mit regelmäßigen, möglichst gemeinsamen Essenszeiten unterstützt den Schlaf-Wach-Rhythmus von Kindern und Jugendlichen weiterhin.

Das Abendessen sollte nicht direkt vor dem Schlafengehen stattfinden. Bei einem leichtverdaulichen Abendessen sind zwei Stunden Abstand vor dem Zubettgehen ausreichend. Bei schweren Mahlzeiten können bis zu vier Stunden sinnvoll sein. Nächtliches Essen sollte vermieden werden. Kinder und Jugendliche sollten nachmittags und abends keine koffeinhaltigen oder teeinhaltigen (das in grünem oder schwarzem Tee enthaltene Koffein) Getränke zu sich nehmen.

Das Einstiegsalter in den Alkoholkonsum liegt nach Studien in der Regel zwischen zwölf und 15 Lebensjahren. Die Zahl der bundesweit im Krankenhaus behandelten Alkoholintoxikationen im Kindes- und Jugendalter ist seit dem Jahr 2000 ansteigend. Alkohol ist kein guter Schlafratgeber. Alkohol, bereits in geringen Mengen, unterdrückt den Tiefschlaf und führt in der zweiten Schlafhälfte zu Unruhe, vermehrten Weckreaktionen und Wachphasen und fördert nächtliches Schwitzen.

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Das Zubettgehritual

Das Zubettgehritual hat die Funktion, den Tag bewusst abzuschließen und diesen langsam ausklingen zu lassen. Es sollte sich jeden Abend regelhaft wiederholen und somit am Abend für Kinder und Jugendliche eine berechenbare Konstante sein. Es sollte in der Regel nicht länger als 30 Minuten andauern.

Kinder sind noch häufiger als Jugendliche auf ein geführtes Schlafritual angewiesen. Sie werden auch noch häufig von den Eltern ins Bett gebracht. In diesem Kontext reden sich Kinder gerne noch einmal Belastendes von der Seele. Eine Gute-Nacht-Geschichte, das Hören von entspannenden Kinderhörbüchern kann das Erreichen der schlafförderlichen Entspannung unterstützen.

Bei Jugendlichen kann es sinnvoll sein, dass sie noch einmal bewusst den Tag Revue passieren lassen: Was war heute gut? Was ist erledigt? Was ist übriggeblieben und muss morgen angepackt werden? Es kann hilfreich sein, sich Belastendes und Unerledigtes auf ein Blatt Papier oder in einem Tagebuch oder Bullet Journal von der Seele zu schreiben.

Im zweiten Teil des Zubettgehrituals geht es um die Beschäftigung mit wohltuenden und entspannenden Dingen. Dies kann ein gutes Buch, ein entspannendes Hobby, Musikhören, Hörspiele, Entspannungsverfahren, Tagebuchschreiben oder auch andere Dinge sein, die individuell guttun. Wissenschaftlich belegt ist die tiefschlaffördernde Wirkung eines warmen Bades kurz vor dem Schlafen. Ebenso fördern warme Bettsocken das Einschlafvermögen.

Was Schlaf im Laufe unseres Lebens für die Gesundheit bedeutet

Das Schlaf-Wach-Verhalten des Menschen verändert sich im Laufe des Lebens. Auch der Schlafbedarf und die Struktur des Schlafes unterscheiden sich bei Babys, Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen.

Der Schlaf ist ein hochaktiver biologischer Prozess. Der Mensch verbraucht im Schlaf nahezu so viel Energie wie im Wachzustand. In allen Lebensabschnitten gilt, dass der Schlaf das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Menschen darstellt.

Insbesondere in den ersten beiden Lebensjahrzehnten kommt dem Schlaf eine bedeutsame Rolle für die körperliche und geistige Entwicklung des Menschen zu. So wird beispielsweise im Tiefschlaf das Wachstumshormon ausgeschüttet, welches für die Organreifung und den Muskelaufbau zuständig ist. Dem Traum- oder auch REM-rapid eye movement-Schlaf wird eine wichtige Funktion für Lern- und Gedächtnisprozesse, die Reifung des Gehirns und das Erlernen von Bewegungsabläufen zugeschrieben.

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Entwicklungsbedingte Schlafstörungen

Albträume

Albträume treten bevorzugt in der zweiten Schlafhälfte auf. Sie kommen bei Kindern und Jugendlichen häufiger vor als bei Erwachsenen. Nach dem Erwachen durch den Traum können sich die Kinder und Jugendlichen rasch orientieren.

Treten Albträume häufiger auf und sind diese für Kinder und Jugendliche belastend, sind verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie zum Beispiel das Aufmalen oder Aufschreiben der Trauminhalte sowie deren Bearbeitung anhand dessen anzuraten. Die kinder- und jugendärztliche Praxis ist dabei eine gute erste Anlaufstelle.

Nachtschreck (Pavor nocturnus)

Kinder leiden häufiger am Nachtschreck, als dies Jugendliche tun. Die Betroffenen wachen in der ersten Schlafhälfte aus dem Tiefschlaf mit einer inkompletten Weckreaktion und in der Regel lautem Schreien auf. Es lassen sich intensive Zeichen von Angst und Panik erkennen. Das Ereignis kann bis zu mehrere Minuten andauern.

Die Kinder sind schwer aufzuwecken, häufig legen sie sich spontan wieder zurück ins Bett, schlafen weiter und können sich am Tag darauf nicht an die nächtlichen Ereignisse erinnern. Der Nachtschreck kann durch Schlafmangel, emotionalen Stress und fieberhafte Erkrankungen begünstigt werden. In der Regel treten die Ereignisse nach der Pubertät nicht mehr auf. Bei Unsicherheiten hilft die kinder- und jugendärztliche Praxis weiter.

Schlafwandeln (Somnambulismus)

Das nächtliche Schlafwandeln ist bei Kindern und Jugendlichen häufig und wächst sich in der Regel mit der Pubertät aus. Statistisch gesehen schlafwandelt jedes fünfte Kind mindestens einmal. Es tritt ähnlich wie der Nachtschreck im ersten Schlafdrittel aus dem Tiefschlaf heraus auf und ist das Ergebnis einer inkompletten Weckreaktion.

Am Tage können sich die Betroffenen häufig nicht an das nächtliche Wandeln erinnern. Schlafwandler sind in der Lage, komplexe Alltagsaufgaben auszuführen, gerade so, als wären sie wach. Trotzdem handelt es sich um einen unbewussten Zustand, der mit einer eingeschränkten Beurteilung von Gefahrensituationen und einem reduzierten Reaktionsvermögen einhergehen kann. Daraus ergeben sich Risiken für die Betroffenen selbst, aber auch für Mitmenschen.

Wichtig sind entsprechende Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel abgeschlossene Fenster, damit keine Selbstgefährdung entstehen kann. Schlafwandeln kann durch Geräusche, wie sie etwa bei einem gemeinsamen Kinderschlafzimmer mit Geschwistern gegeben sind, begünstigt werden. Schlafmangel, Stress und fieberhafte Infekte können ebenfalls das nächtliche Wandeln begünstigen.

Behandlungsbedarf besteht sowohl bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen nur dann, wenn tagsüber massive Müdigkeit auftritt oder Gefahr für Leib und Leben durch das Schlafwandeln besteht. Für Eltern von Schlafwandlerinnen und Schlafwandlern ist die kinder- und jugendärztliche Praxis eine erste Anlaufstelle.

Körperlich bedingte Schlafstörungen

Obstruktive Schlafapnoe

Die obstruktive Schlafapnoe bei Kindern und Jugendlichen ist durch Schnarchen und Atemaussetzer – sogenannte Apnoen – während des Schlafes gekennzeichnet. Häufig lassen sich vergrößerte Rachen- und Gaumenmandeln, eine behinderte Nasenatmung oder Übergewicht als Ursache feststellen. Die Atemaussetzer bewirken eine Unterversorgung des Körpers und des Gehirns mit Sauerstoff und führen durch wiederholte Weckreaktionen zu einem oberflächlichen und wenig erholsamen Schlaf.

Als Folge einer solchen schlafbezogenen Erkrankung können sich Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen einstellen. Aber auch Kopfschmerzen am Morgen, nächtliches Schwitzen, nächtliches Einnässen und Herzrhythmusstörungen können auftreten. Während Erwachsene eher über Müdigkeit am Tage klagen, sieht man bei Kindern oft den gegenteiligen Effekt: Sie sind unkonzentriert, überdreht, unruhig und können ähnliche Symptome wie hyperaktive Kinder zeigen. Die kinder- und jugendärztliche Praxis ist in solchen Fällen erste Anlaufstelle und kann gezielt auf Fachärztinnen und Fachärzte verweisen.

Narkolepsie

Kinder und Jugendliche mit einer sogenannten Narkolepsie leiden an einer erhöhten Tagesschläfrigkeit und Einschlafneigung, die mit der Schläfrigkeit von gesunden Kindern und Jugendlichen nicht zu vergleichen ist. Kinder mit Narkolepsie können beim Sprechen, beim Essen, während des Unterrichts, beim Lesen und in anderen monotonen Situationen einschlafen. Weiterhin treten beim Lachen oder anderen stärkeren Gefühlen in 50 bis 70 Prozent der Fälle auch Kataplexien auf.

Kataplexien sind durch einen vollständigen oder teilweisen Verlust der Spannkraft der Skelett- oder Haltemuskulatur gekennzeichnet. In der Folge kann die Gesichtsmimik entgleiten, das Halten des Kopfes schwerfallen oder die Betreffenden fallen bei voll erhaltenem Bewusstsein auf den Boden und können sich für einige Sekunden bis wenige Minuten nicht mehr bewegen.

Zusätzlich kann es beim Einschlafen oder Aufwachen zu sehr intensivem, ängstigendem Traumerleben und Bewegungsunfähigkeit kommen. Nahezu alle Patientinnen und Patienten mit Narkolepsie bedürfen einer Behandlung, da in aller Regel die Krankheitssymptome von den Betroffenen als sehr einschränkend erlebt werden.

Das schulische und studentische Lernvermögen ist eingeschränkt, viele Berufe mit weniger aktivierenden Tätigkeiten sind nicht möglich oder müssen aufgegeben werden und nicht selten ergeben sich Einschränkungen für das Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr. Für die Behandlung sprechen Sie am besten als Erstes mit einer kinder- und jugendärztlichen Praxis.

Zähneknirschen (Bruxismus)

Nächtliches Zähneknirschen kann zu einer ernsthaften Schädigung der Zähne, aber auch über wiederholte Weckreaktionen während des Schlafes zu einer reduzierten Erholungsfunktion mit einhergehender Tagesschläfrigkeit führen. Ursächlich können Kieferfehlstellungen, Stress und Ängste wirken.

Auch lässt sich eine familiäre Häufung des nächtlichen Zähneknirschens feststellen. Treten bei Ihrem Nachwuchs entsprechende Probleme auf, scheuen Sie sich nicht, die kinder- und jugendärztliche Praxis als erste Anlaufstelle zu kontaktieren.

Syndrom der unruhigen Beine

Das Syndrom der unruhigen Beine kann vor allem in seiner primären, das heißt vererbten Form bereits bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Die Betroffenen klagen über Missempfindungen in den Extremitäten, insbesondere in den Waden oder gelegentlich auch in den Unterarmen.

Diese Missempfindungen werden als Kribbeln, Brennen, Ziehen, Reißen oder auch Ameisenlaufen beschrieben. Nicht selten werden diese Missempfindungen auch als schmerzhaft bezeichnet. Die Beschwerden treten insbesondere am Abend und in der Nacht auf. Bewegung wie zum Beispiel Umhergehen lindert in der Regel die Beschwerden.

Ein- und Durchschlafstörungen sind beim Syndrom der unruhigen Beine häufig. Zusätzlich kann der Schlaf durch wiederholte, unbewusste rhythmische Bewegungen der Gliedmaßen mit einhergehenden Weckreaktionen in seiner Erholungsfunktion eingeschränkt sein. Schläfrigkeit am Tage, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen sowie intellektuelle Einschränkungen sind nicht selten. Die kinder- und jugendärztliche Praxis hilft in solchen Fällen sicher als erster Ansprechpartner weiter.

Kleine-Levin-Syndrom

Beim Kleine-Levin-Syndrom („Dornröschenschlaf“) handelt es sich um eine sehr seltene neurologische Erkrankung unbekannten Ursprungs. Die Betroffenen schlafen über mehrere Tage oder ein bis zwei Wochen zwischen 18 und 22 Stunden pro Tag.

Sie stehen nur auf, um zu essen und zur Toilette zu gehen, sind dann aber wie in Trance. Während der Episoden zeigen sie kognitive, emotionale und Verhaltensstörungen. Die einzelnen Episoden können mehrmals pro Jahr auftreten. Zwischen den Episoden sind die Kinder und Jugendlichen in ihrem Verhalten völlig unauffällig. Für Eltern, die solche Verhaltensweisen bei ihren Kindern wahrnehmen, ist die kinder- und jugendärztliche Praxis eine erste Anlaufstelle.

Wann sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht und professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden?

Bei anhaltenden Schlafstörungen, die häufiger als dreimal pro Woche auftreten, am Tage mit Einschränkungen im psychosozialen Leistungsvermögen einhergehen und länger als vier Wochen Probleme bereiten, bzw. wenn die Schlafstörungen mit körperlichen Phänomenen wie Atemaussetzern oder Schnarchen in Verbindung gebracht werden, reichen selbstwirksame Methoden und eine gute Schlafhygiene nicht aus.

In diesen Fällen empfiehlt es sich, die Kinder- und Jugendärztin bzw. den Kinder- und Jugendarzt zu konsultieren. Bei Bedarf wird an entsprechende weiterführende Fachärztinnen und Fachärzte bzw. an ein Schlaflabor überwiesen.

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Beispielsweise bei schweren Ein- und Durchschlafstörungen und ausgeprägten Albträumen wird erfahrungsgemäß eine Kinder- und Jugendpsychotherapeutin bzw. ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut mit Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie die Behandlung übernehmen.

Bei Verdacht auf ein Restless-Legs-Syndrom kommen üblicherweise neurologische Untersuchungen und eine Labordiagnostik in einer neurologischen Praxis zur Anwendung. Insbesondere beim Verdacht auf eine Narkolepsie und eine obstruktive Schlafapnoe werden die weiterführende Diagnostik und die Therapie von einem Schlaflabor übernommen.

Durch die Untersuchung im Schlaflabor lassen sich Atemstillstände während des Schlafes objektivieren und bei Verdacht auf eine Narkolepsie die typischen Schlafveränderungen zur Diagnosestellung feststellen.

Literatur

  • Binder, R; Schöller, F.; Weeß, H.-G. (2020). Therapietools Schlafstörungen. Beltz-Verlag, Weinheim
  • Schlarb, A. A.; Gulewitsch, M. D.; Weltzer, V. et al. (2015). Sleep duration and sleep problems in a representative sample of german children and adolescents. Health, 2017, 7, 1397-1408
  • Stuck, B.; Maurer, J.; Schlarb, A.; Schredl, M.; Weeß, H.-G. (2017): Praxis der Schlafmedizin, third edition, Springer Medizin Verlag, Heidelberg.
  • Weeß, H.-G. (2017): Die schlaflose Gesellschaft. Schattauer-Verlag, Stuttgart
  • Weeß, H.-G. (2018): Schlaf wirkt Wunder. Droemer, München
  • Wiater, A.; Lehmkuhl, G.; Alfer, D. (2020). Praxishandbuch Kinderschlaf; Elsevier, Deutschland
  • American Sleep Disorder Association (1997). Sleep Problems in Children. Rochester, MN, USA

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