Ein junger Mann liegt mit offenen Augen im Bett
Gesundes Schlafen

Ist die Überwachung des Schlafs per App & Co. sinnvoll?

Lesedauer unter 5 Minuten

Redaktion

  • Silke Jäger

Qualitätssicherung

  • Dr. Hans-Günter Weeß (Leiter Schlafzentrum Pfalzklinikum AdöR und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin)

Viele Hersteller vergleichen die Möglichkeiten von Schlaf-Apps und Wearables mit denen eines medizinischen Schlaflabors. Hier ist Vorsicht geboten, denn die technischen Möglichkeiten von Smartphone-Sensoren und Wearables sind nur eingeschränkt dazu geeignet, den eigenen Schlaf zu überwachen.

Können Apps zur Schlafüberwachung das Schlaflabor ersetzen?

Sogenannte Schlaf-Apps, die man häufig kostenlos aus App-Stores herunterladen kann, überwachen das Einschlafen und Aufstehen. Sie sollen Informationen über Schlafdauer und – so zumindest die Intention – über Schlafqualität sammeln. Mobile Sensoren in Armbändern, Kleidungsstücken und zur Befestigung im Bett, sogenannte Wearables, lassen sich mit Smartphone-Apps koppeln. Sie sollen als Schlaf-Tracker funktionieren und die Möglichkeiten der Schlafüberwachung erweitern.

Studienergebnisse weisen bisher lediglich darauf hin, dass Apps und mobile Sensoren das Schlafverhalten von gesunden Menschen unterstützen können. Weiterhin können Sie das Bewusstsein für einen erholsamen und ausreichenden Nachtschlaf, der zu Gesundheit und Leistungsvermögen am Tage führt, fördern. Es wurden die im Schlaf erhobenen Daten von Schlaf-Trackern mit denen in medizinischen Schlaflaboren verglichen. Dabei zeigten sich bei den digitalen Tools in der Erfassung der Schlafqualität, der Schlaftiefe und der Wachphasen Defizite. Lediglich die Messung der Schlafdauer kann im Einzelfall zuverlässig sein.

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Die Schlafdauer mit Apps messen

Schlaf-Tracker und Schlaf-Apps können eingesetzt werden, um die eigene Schlafdauer und Schlafmenge zu erfassen. Allerdings sollte hier immer die nicht ausreichende Messgenauigkeit der Systeme berücksichtigt werden. Schlaf-Tracker und Schlaf-Apps können und sollen die subjektive Einschätzung des Einzelnen hinsichtlich der Erholungsfunktion seines Schlafes nicht ersetzen.

Eine Schlafstörungsdiagnose beim Arzt bzw. bei der Ärztin oder im Schlaflabor können sie ohnehin nicht ersetzen. Die Erfassung des täglichen Bewegungspensums mithilfe eines Aktivitätstrackers kann die Eigenbeobachtung ergänzen, denn regelmäßige Bewegung trägt zu einem gesunden Schlaf bei.

Kann man sich angewöhnen, extrem wenig zu schlafen? 

Ein Bodybuilder aus Japan behauptet, er schlafe seit zwölf Jahren nur 30 Minuten am Tag und fühle sich trotzdem selten müde. Immer wieder liest man im Internet von Menschen, die ihren Schlaf angeblich optimieren und so Zeit sparen. Kann das gesund sein? 

„Schlaf erfüllt für den Menschen eine essenzielle Funktion und wirkt wie ein Reset“, sagt Markus B. Specht, Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schlafmedizin der DKD Helios Klinik Wiesbaden. Eine halbe Stunde pro Nacht reiche nicht aus, um alle Schlafphasen – also leichten Schlaf, Tiefschlaf und Träumen – zu durchlaufen, Abwehrkräfte aufzubauen, die Gedächtnisleistung zu verbessern und Emotionen zu verarbeiten. 

Auch Dieter Riemann, Vorstandsreferent der deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) aus Freiburg, hält es für sehr unwahrscheinlich, dass ein Mensch auf Dauer so wenig schlafen kann. „Schlaf ist ein biologisches Bedürfnis wie Essen und Trinken“, erklärt er. „In der gesunden erwachsenen Bevölkerung von Industrieländern liegt die benötigte Schlafdauer zwischen fünf und neun Stunden“. 

Auch polyphasischer Schlaf wird im Internet immer wieder beworben: Hier wird ein kurzer Nachtschlaf mit mehreren Powernaps am Tag kombiniert. Laut Markus Specht ist dieses Intervallschlafen nicht sinnvoll: „Durch diese Zerstückelung wird der Schlaf nicht so tief und nicht so erholsam. Er kann dann nicht seine Aufgaben erfüllen."

Wie Medienkonsum das Einschlafen beeinträchtigt und wie sinnvoll Schlaf-Tracker wirklich sind

Dr. Hans-Günter Weeß erläutert, welchen Effekt digitale Medien auf den Schlaf haben und welche Vor- und Nachteile Schlaf-Tracker mit sich bringen.

Datenerhebung und -auswertung in Schlaf-Apps und digitalen Einschlaftools

Viele Schlaf-Apps haben eine Tagebuchfunktion, mit der sich die Schlafdauer und die Schlafqualität protokollieren und auswerten lassen soll. Sowohl Schlafprotokolle als auch Bewegungsprofile der Tagesaktivität sollen im Rahmen der Schlafhygiene nützliche Informationen liefern. Häufig werden die erhobenen Daten grafisch dargestellt, um Veränderungen leichter erkennen zu können.

Der Schlaf soll auch mithilfe von Sensoren vermessen werden können, die in Smartphones und Wearables verbaut sind – sogenannte Schlaf-Tracker. Sie werden mit Schlaf-Apps gekoppelt und erweitern so das Spektrum der Schlafüberwachung. Schlaf-Tracker messen Bewegungen, mit dem Ziel, nächtliche Wachphasen zu erfassen und vermeintliche Rückschlüsse auf die Schlafqualität zu ermöglichen.

Allerdings sind die technischen Möglichkeiten dieser Tools beschränkt, sodass die Beurteilung von Schlafqualität, von Tiefschlafphasen, von REM-Phasen und von Wachzeiten nicht zuverlässig erfolgen kann. Es ist hier also Vorsicht geboten, vor falschen "Diagnosen" und Rückschlüssen.

Vorsichtiger Umgang mit digitalen Schlaftools bei Schlafproblemen

Bei bestehenden Schlafproblemen ist Vorsicht angebracht. Zum einen reichen die technischen Möglichkeiten der digitalen Tools nicht aus, um aussagekräftige Daten über Art und Umfang von Schlafstörungen zu gewinnen: Sie können die diagnostischen und therapeutischen Mittel eines Schlaflabors nicht ersetzen. So führt zum Beispiel unruhiger Schlaf zu verzerrten Ergebnissen. 

Zum anderen kann es durch eine Fokussierung auf die Schlafqualität zu erhöhter Anspannung kommen, die einer für gesunden Schlaf notwendigen Entspannung entgegenwirkt. Weiterhin kann die Sensibilität für körpereigene Funktionen und Befindlichkeiten leiden, wenn sich Menschen zu sehr auf externe Sensoren verlassen.

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Online-Schlafprogramme für einen besseren Schlaf?

Webbasiertes Schlaf-Coaching fußt häufig auf Erkenntnissen der kognitiven Verhaltenstherapie und vermittelt dem Patienten bzw. der Patientin mit Schlafstörungen selbstwirksame Techniken zu einem besseren Schlaf. Es kann sowohl bei leichten als auch chronischen Schlafproblemen eingesetzt werden. Je nach Inhalt werden Regeln zur Schlafhygiene oder auch Techniken zur Veränderung der inneren Haltung und Einstellung im Zusammenhang mit dem Schlaf vermittelt. 

Ziel der Online-Programme ist es, das Einschlafen, das Durchschlafen und die Schlafdauer zu verbessern. Die Programme sind auf einen längeren Zeitraum angelegt und können mit Schlaf-Trackern, Schlaf-Apps oder Life-Coaching kombiniert sein. Meist richten sie sich an eine festgelegte Zielgruppe.

Zurzeit gibt es nicht genügend Untersuchungen darüber, ob Menschen, die unter chronischen Schlafstörungen leiden, von mobile-Health-Lösungen profitieren könnten. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Bei leichten bis moderaten Schlafstörungen können Online-Programme zu einer Verbesserung des Schlafvermögens beitragen. 

Vorher sollte der Haus- bzw. Facharzt oder die Haus- bzw. Fachärztin aber anderweitige, zum Beispiel organische Ursachen ausgeschlossen haben. Bei einigen Online-Schlafprogrammen gibt es begleitende Studien, die einen positiven Effekt dieser Art des Schlaf-Coachings nachweisen.

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Sind Schlaf-Tracker dazu geeignet, Schlafstörungen festzustellen?

Schlaf-Apps und Schlaf-Tracker sind nicht dazu geeignet, Schlafstörungen festzustellen. Experten empfehlen, digitale Instrumente zur Schlafüberwachung und -steuerung sparsam einzusetzen, bei Schlafproblemen ärztlichen Rat einzuholen und sich für Diagnostik und Therapie bei Bedarf auch an medizinische Schlaflabore zu wenden.

Oft sind die Informationen zum Datenschutz und zu den Kompetenzen der App-Entwickler dürftig, sodass Fragen zur Datenverarbeitung und zur Qualität von Schlaf-Apps und Schlaf-Trackern offenbleiben.

Literatur und weiterführende Informationen

 

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