Frau trinkt Wasser
Die Frage

Kann man zu viel Wasser trinken?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Wasser ist für uns Menschen lebensnotwendig und gesund: Es regt den Stoffwechsel an, kann die Konzentration steigern, die Haut glätten, Kopfschmerzen vorbeugen, den Appetit hemmen und die körperliche Fitness steigern. Doch wie viel Wasser braucht der Körper wirklich – und wann droht sogar eine Wasservergiftung?

Der Mensch kann dreißig Tage ohne Nahrung, drei Tage ohne Wasser und drei Minuten ohne Sauerstoff überleben – diese Dreierregel verdeutlicht, wie wichtig Wasser für uns ist.

Infografik über die 3er-Regel: So lange kann ein Mensch überleben

Die 3er-Regel dient als Leitfaden: Trotzdem sind diese Bedürfnisse, in jeder Situation individuell abzuschätzen

Deswegen ist Wasser trinken so wichtig

Der Körper besteht zu über der Hälfte daraus und benötigt Flüssigkeit zum Beispiel als Wärmeregulator, Transport- und Lösungsmittel. Dafür ist er auf Nachschub angewiesen: Weil wir jeden Tag rund 2,5 Liter Wasser über Haut, Atmung, Stuhl und Urin verlieren, müssen wir das Defizit durch Trinken ausgleichen.

Wie viel Liter Wasser am Tag sind gesund?

Eineinhalb bis zwei Liter täglich empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, bei Hitze dürfen es auch gerne drei Liter sein. Sinnvoll ist es regelmäßig, über den Tag verteilt Wasser zu trinken. Wie häufig und in welcher Menge, hängt jedoch von individuellen Faktoren, wie dem Alter, dem Klima, körperlicher Belastung und dem Wassergehalt der Nahrung ab. 

Nehmen wir zu wenig Flüssigkeit zu uns, kann dies Folgen für den Organismus haben. Dunkler Urin und Kopfschmerzen sind Warnzeichen dafür, auf die jeder achten kann.

Frau trinkt nach dem Sport aus ihrer Wasserflasche

Wer zu wenig trinkt kann die Trinkmenge mit kleinen Tricks steigern, z. B. indem man zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser trinkt

Was passiert im Körper, wenn man zu viel trinkt?

Wasser ist nicht ausschließlich gesund, wie für viele andere Substanzen gilt nämlich auch für unseren Flüssigkeitshaushalt: Die Dosis macht das Gift – zu viel ist ungesund. Wer zu viel Wasser trinkt, bringt den Stoffwechsel und Mineralhaushalt des Körpers durcheinander. Es kann schlimmstenfalls zu einer sogenannten Wasservergiftung kommen, bei der sich zu wenig Natrium im Blut befindet.

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Sind bereits Menschen an einer Überdosis Wasser gestorben?

Tatsächlich gibt es dokumentierte Todesfälle aufgrund von Wasservergiftungen. Beim Frankfurter Ironman etwa starb 2015 ein 30-jähriger Triathlet, weil er zu viel Wasser getrunken hatte. Das kommt nicht häufig vor, ist aber auch kein Einzelfall. Vor allem im Amateurbereich trinken Sportlerinnen und Sportler aus Angst vor Austrocknung mitunter zu viel Wasser.

Übermäßiges Trinken betrifft ein Drittel der Marathon-Teilnehmenden

Expertinnen und Experten schätzen, dass bei einem Marathon mit 10.000 Teilnehmenden etwa ein Drittel  übermäßig trinken. Bei bis zu 50 Läuferinnen und Läufern kommt es sogar zu lebensbedrohlichen Veränderungen.

Doch nicht nur beim Marathon droht diese Gefahr: Neben unerfahrenen Sportlern sind auch Menschen eine Risikogruppe, die zum Beispiel bei Crash-Diäten große Wassermengen zu sich nehmen, um das Hungergefühl zu überdecken.

Gelegentlich sind auch absurde Mutproben und Wettbewerbe der Grund für eine Wasservergiftung. Beim Wasserwetttrinken eines kalifornischen Radiosenders etwa starb 2007 eine Frau. 

Welche Symptome zeigen sich bei einer Wasservergiftung?

Der medizinische Fachbegriff für eine solche Wasservergiftung lautet Hyponatriämie. Dabei passiert Folgendes: Das Wasser verdünnt das Blut stark und bringt den Salzhaushalt durcheinander. Das stört insbesondere den Natrium- und Kaliumaustausch im Körper.

In der Folge wird mehr Flüssigkeit in die Zellen hinein als aus ihnen heraus transportiert. Das kann Symptome wie Herzrhythmusstörungen verursachen, es setzt den Nieren zu und führt schlimmstenfalls zu einem Hirnödem, also Wassereinlagerungen im Hirngewebe. Das ist lebensgefährlich, weil der Schädel dem Gewebe keinen Platz zum Ausdehnen lässt. Außerdem kann der gesteigerte Hirndruck ein Lungenödem verursachen.

Symptome sind Schwindel, Atemnot, Krämpfe, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen – manche Menschen überleben das nicht.

Wie viel Wasser ist zu viel?

Im Alltag droht in der Regel keine Wasservergiftung. Vorbeugen kann man, indem man die individuell empfohlene Menge an Flüssigkeit pro Tag im Blick behält und seine Liter Wasser über den Tag verteilt trinkt.

Das Gefühl von Durst ist dabei ein guter Berater, über den Durst hinaus sollten gerade junge und gesunde Menschen nicht trinken. Anders verhält es sich mit älteren Menschen oder bei Erkrankungen wie Diabetes oder Nierenproblemen, die den Durst beeinflussen. Hier sollte die richtige Trinkmenge mit dem Arzt oder der Ärztin abgesprochen werden. 

Frau sitzt auf einem Sportplatz und trinkt Wasser

Wer nach dem Sport Lust auf Salziges verspürt, kann Mineralwasser trinken um den Mineralstoffhaushalt auszugleichen und nach der körperlichen Betätigung wieder zu regenerieren.

Was sollte man tun, wenn man zu viel Wasser getrunken hat?

Wer zu viel Wasser getrunken hat, sollte Salze und Mineralstoffe in den Körper bringen. Dafür gibt es spezielle hypertonische Gels und Getränke, die beides in hoher Konzentration enthalten – das ist aber eigentlich nur etwas für Extremsportler. Als erste Hilfe taugt auch eine Salzbrezel, in jedem Fall sollte man sich aber schnellstmöglich in ärztliche Behandlung begeben, denn eine Wasservergiftung kann lebensbedrohlich sein. 

Wasser in großen Mengen zu trinken ist schädlich, aber...

Die meisten Menschen trinken nicht zu viel Wasser, sondern zu wenig. Daher lohnt es sich zu überprüfen, ob man auf seine individuelle empfohlene Tagesmenge kommt.

Um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, eignen sich Wasser, ungesüßter Tee und mit viel Wasser zubereitete Fruchtschorlen am besten.

Nicht nur Wasser versorgt unseren Körper mit Flüssigkeit. Etwa ein Drittel des Bedarfs nehmen wir über die Nahrung auf.

Literatur und weiterführende Informationen


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