Eine junge Frau steht vor dem Spiegel und begutachtet kritisch ihre Zähne.
Zahngesundheit

Wurzelbehandlung: Wie läuft das ab?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Katja Matthias (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Gerhard W. Koch (Zahnmediziner)

Entzündungen im Zahninneren sind sehr schwer zu behandeln. Das Ziel einer Wurzelbehandlung ist es, entzündete Zähne zu erhalten. Eine Alternative bietet meistens nur das Ziehen. Zahnwurzelbehandlungen sind seit vielen Jahrzehnten bewährt und im Laufe der Zeit immer besser geworden. In Deutschland finden jedes Jahr etwa 7 Millionen Wurzelkanalbehandlungen statt.

Ist eine Wurzelbehandlung schmerzhaft?

Da die Patienten eine örtliche Betäubung erhalten, sollten sie während einer Wurzelbehandlung keine Schmerzen spüren. Hinzu kommt: In vielen Fällen ist das Zahninnere bereits abgestorben, sodass an dieser Stelle kein Schmerzempfinden mehr besteht.

Natürlich ist ein Eingriff an entzündetem Gewebe nie sonderlich angenehm. Meist sind die durch die Entzündung selbst ausgelösten Schmerzen jedoch deutlich stärker und unangenehmer als die Schmerzen durch die Behandlung. Die meisten Behandelten empfinden die Behandlung eher als entlastend, und der Schmerz sinkt danach deutlich.

Eine Wurzelkanalbehandlung gilt oft als unangenehm. Dabei gab es in den letzten Jahren riesige Fortschritte bei Instrumenten, Materialien und Techniken. Dadurch ist der Vorgang weniger belastend für die Behandelten und die Ergebnisse sind besser.

Wann erfolgt eine Zahnwurzelbehandlung?

Im Zahninneren liegt das weiche Zahnmark (Pulpa) mit den darin eingebetteten Nerven und Gefäßen. Dieser in den Kieferknochen eingebettete Teil des Zahns heißt auch Zahnwurzel. Normalerweise ist das Zahnmark durch den harten Zahnschmelz und das Zahnbein (Dentin) gut geschützt. 

Durch Karies oder einen Unfall, bei dem Zähne geschädigt werden oder gar abbrechen, können Bakterien ins Zahnmark gelangen und eine Entzündung auslösen. Es gibt verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten, um eine Entzündung festzustellen. Um ein Bild von der Situation an einem wahrscheinlich entzündeten Zahn zu erhalten, machen Zahnärzte gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme.

Entzündungen im Zahninneren können von Fall zu Fall unterschiedlich verlaufen. Manchmal entwickeln sie sich über Monate oder gar Jahre hinweg, ohne Schmerzen zu verursachen, und werden nur zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Andere Entzündungen machen sich relativ plötzlich mit einer „dicken Backe“ und starken Zahnschmerzen bemerkbar. Oft treten Schmerzen anfangs nur bei Belastung auf, wie zum Beispiel beim Kauen.

Auch wenn Sie keine akuten Schmerzen haben, ist es wichtig, einen entzündeten Zahn zu behandeln. Ansonsten kann die Entzündung sich über die Zahnwurzel hinaus in die Kieferknochen oder andere Teile des Körpers ausbreiten.

Kleine BARMER-Infotafel zum Thema: Zahnwurzel

Infografik: Aufbau des Zahns mit Zahnwurzel

Zahnwurzelbehandlung – Schritt für Schritt

1. Zugang zum entzündeten Zahninneren

Die Zahnwurzelbehandlung beginnt in den meisten Fällen mit einer örtlichen Betäubung per Spritze. Eine handtellergroße Folie (Kofferdam) deckt die Umgebung des behandelten Zahns ab. Durch den Kofferdam sind Zahn und Mundraum getrennt, sodass der Zahn während der Behandlung frei von Speichel und Bakterien bleibt und umgekehrt keine Spülflüssigkeiten zur Desinfektion des Wurzelkanals in den Mundraum gelangen.

Um Zugang zum entzündeten Inneren zu erhalten, bohren Zahnärzte oder Zahnärztinnen die Kaufläche des erkrankten auf. Hat der Zahn eine Krone, bohren sie durch diese hindurch. Wenn der Randschluss der Krone ansonsten dicht ist, kann der überkronte Zahn nach der Behandlung mit einer Füllung wieder verschlossen werden. Ansonsten ist eine neue Krone notwendig.

Ein Zahn kann mehrere Wurzelkanäle mit jeweils vielen feinen Verästelungen haben. Um diese alle zu erkennen, untersucht der Zahnarzt das geöffnete Zahninnere genau und misst aus, wie lang die einzelnen Kanäle sind. Die genaue Länge der Kanäle zu kennen ist wichtig, um Verletzungen des Gewebes an der Wurzelspitze zu vermeiden und die Wurzelfüllung optimal anzupassen.

2. Wurzelkanalaufbereitung

Im nächsten Schritt säubern und desinfizieren Zahnärzte das geöffnete Zahninnere. Das Zahnmark kann entzündet oder auch bereits abgestorben sein. Abgestorbenes Zahnmark wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. In jedem Fall ist es nötig, geschädigtes Zahnmark zu entfernen. Dies geschieht mithilfe sehr feiner Instrumente, die wie winzige Rundbürsten aussehen. Es handelt sich um kleine Feilen, mit denen die durch die Entzündung mit Bakterien belegten Schichten der Wurzelkanäle abgetragen werden. Dafür bewegen Zahnärzte die winzigen Feilen maschinell oder von Hand auf und ab. Dadurch begradigen sie gleichzeitig die Kanäle für eine optimale Wurzelfüllung.

Zwischendurch spülen Zahnärzte die vom weichen Zahninneren befreiten Kanäle wiederholt mit einer desinfizierenden Lösung und trocknen das behandelte Wurzelkanalsystem anschließend.

Ein voll ausgebildeter Zahn mit ausreichend Substanz kann nach einer Wurzelbehandlung auch ohne Zahnmark stabil im Kiefer sitzen und zum Beispiel als Basis für einen Zahnersatz dienen.

3. Wurzelkanalfüllung

Im letzten Schritt füllen Zahnärzte die entstandenen Hohlräume. Eine Füllung versiegelt das Zahninnere und verhindert, dass erneut Bakterien eindringen. Wenn es nötig sein sollte, erfolgt abschließend ein Aufbau, um den Zahn möglichst komplett wiederherzustellen und gutes Kauen zu ermöglichen. Ein Aufbau kann sehr unterschiedlich sein, jeweils abhängig von der individuellen Situation. Es kann sich zum Beispiel um Konstruktionen mit Kunststoff, eine Teilkrone oder Krone handeln.

Eine Wurzelkanalbehandlung kann auf mehrere Termine aufgeteilt sein. Dann wird der Zugang nach der ersten Behandlung vorübergehend mit einer provisorischen Füllung verschlossen.

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Wie lange dauert die Behandlung?

Ein Termin zur Wurzelbehandlung beim Zahnarzt dauert in der Regel eine Stunde. Normalerweise können Sie danach Ihren Tag wie gewohnt fortsetzen. Sie sollten jedoch starke körperliche Anstrengungen vermeiden und können eventuell für einige Stunden keine Getränke oder Nahrung zu sich nehmen.

Meistens sind mindestens zwei Termine für eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich. Wie genau die Behandlung abläuft und wie viele Termine notwendig sind, hängt von der Art und Schwere der Entzündung sowie von der Situation im Kiefer allgemein ab.

 

Nach der Wurzelbehandlung

Entzündungen im Inneren des Zahns sind nach wie vor schwer zu behandeln. Die Forschung sucht nach Möglichkeiten, geschädigtes Gewebe im Zahninneren zu heilen (regenerative Methoden). Bisher gibt es jedoch noch keine erfolgreichen Behandlungen.

Nach einer Wurzelbehandlung empfiehlt es sich, Kontrolluntersuchungen zuverlässig wahrzunehmen. Fragen Sie Ihren Zahnarzt, wie häufig Sie zur Nachsorge kommen sollen. Bei den meisten Menschen steigt die Lebensqualität nach einer Behandlung, egal ob der Zahn gezogen oder die Wurzel behandelt wird.

Ziel jeder Wurzelbehandlung sollte es sein, Entzündungen zu stoppen und die Funktion des Zahns möglichst lange zu erhalten.

Wann ist eine Wiederholung der Wurzelbehandlung nötig?

Auch wenn eine Wurzelkanalbehandlung fachgerecht ausgeführt wurde, kann es passieren, dass sie nicht alle feinen Seitenkanäle des Wurzelkanalsystems erreicht. Dann kann die Entzündung lokal bestehen bleiben und erneut Beschwerden bereiten. Das fällt manchmal erst nach Jahren auf. In diesem Fall gibt es die Möglichkeit, die Wurzelbehandlung zu wiederholen. Diese Wiederholung, in der Fachsprache Revision genannt, ist meist aufwändiger.

Ein weiterer Grund für eine erneute Behandlung kann darin liegen, dass der Zahn bei einer Wurzelbehandlung hartes Material verliert. Dadurch wird er instabiler und kann leichter brechen. Entsteht ein Riss im Zahn, können Bakterien in das Wurzelkanalsystem eindringen, obwohl dieses gefüllt ist.

Ist eine Revision nicht ausreichend, gibt es die Möglichkeit der Wurzelspitzenresektion. Dabei wird die Wurzelspitze des Zahns in einer kleinen Operation gekappt, damit der Zahn erhalten werden kann.

Ist eine Wurzelbehandlung erfolgt, kann sie nicht rückgängig gemacht werden. Entferntes Zahnmark wächst nicht nach.

Wurzelbehandlung im Vorfeld von Zahnersatz

Soll ein Zahn eine Krone erhalten, kann im Vorfeld eine Wurzelbehandlung sinnvoll sein. Das trifft dann zu, wenn der Zahn zum Beispiel durch Karies so stark geschädigt ist, dass das Zahnmark betroffen ist. Denn sollte sich der überkronte Zahn entzünden, muss die Krone eventuell erneuert werden. Durch die Entfernung des Gewebes im Zahninneren lässt sich das Risiko einer späteren Entzündung durch eingedrungene Bakterien deutlich reduzieren.

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Kann auch ein toter Zahn schmerzen?

Wenn das Zahnmark abgestorben ist, gibt es an dieser Stelle kein Schmerzempfinden mehr. Um herauszufinden, wie es um einen Zahn bestellt ist, führen Zahnärzte einen Vitalitätstest durch. Dabei halten sie zum Beispiel einen mit Kältespray getränkten Schaumstoffbausch an den Zahn (Kryotest). Ein weiterer Test ist das Klopfen auf den Zahn mit einer Sonde (Perkussionstest). Führen die Tests zu keiner Reaktion, kann das ein Hinweis auf einen abgestorbenen Zahn sein.

Schmerzen können im Umfeld des abgestorbenen Zahns entstehen, wenn die Entzündung sich zum Beispiel bereits auf die Kieferknochen ausgebreitet hat. Abgestorbene Zähne bedürfen daher dringend einer Behandlung, bevor nicht ausgeheilte Entzündungen langfristig weitere Schäden verursachen.

Eine Wurzelkanalbehandlung ist eine sinnvolle Maßnahme, um abgestorbene Zähne zu stabilisieren und möglichst lange funktionstüchtig im Mund zu erhalten.

Giftige Stoffe durch tote Zähne

Immer wieder gibt es Artikel oder Berichte, dass wurzelbehandelte und sogenannte tote Zähne sich negativ auf den ganzen Körper auswirken und für schwere Erkrankungen verantwortlich sind. Die Argumentation ist, dass von „toten“ Zähnen Giftstoffe ausgehen, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar zu Krebs führen können.

Wenn Sie in dieser Hinsicht Bedenken haben, sollten Sie sich an Ihren Zahnarzt wenden und Ihre Sorgen besprechen. Eventuell können Sie auch die Meinung eines zweiten Arztes einholen. Eine Alternative zu einer Wurzelbehandlung kann das Ziehen des Zahns sein.

Sollte manchmal besser ein Zahn gezogen statt wurzelbehandelt werden?

Sollte eine Entzündung trotz Behandlung fortbestehen, kann es notwendig und sinnvoll sein, den Zahn zu ziehen. Das ist auch nach einer Wurzelbehandlung jederzeit möglich. Die entstehende Lücke lässt sich durch Zahnersatz schließen.

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