Eine Familie sitzt am Frühstückstisch und betrachtet den Gesundheitsmanager am Laptop
Digitale Verantwortung

Digitale Resilienz: Können ist gut – Lernlust ist besser. Und gesünder auch.

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Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

61 Prozent (Vorjahr: 64 Prozent) der Menschen in Deutschland verfügen über gute Digitale Resilienz, so die Studie Digitalindex 2023/24 der Initiative D21. Damit ist gemeint: Sie sind gut gewappnet für den digitalen Wandel der kommenden Jahre. 
Das ist einerseits zunächst positiv. Andererseits angesichts einer immer digitaleren Gesundheitswelt aber auch bedenklich. Denn das heißt zugleich, dass mittlerweile fast 4 von 10 Menschen in Deutschland gefährdet sein könnten, zu digitalen Vermeidern zu werden. 

Digitale Kompetenz: Voraussetzung für Teilhabe

Wenn etwas so schnell voranschreitet wie die Digitalisierung, ist es gut, regelmäßig zu schauen, ob alle mitkommen. Entsprechen die digitalen Kompetenzen den typischen digitalen Alltags- und Arbeitsanforderungen? Diese wichtige Frage hat seit etlichen Jahren die D21-Studie Digital-Index differenziert beleuchtet. 
Und sie ist für die Barmer noch wichtiger geworden, seit Krankenkassen sogar den gesetzlichen Auftrag haben, sich für die digitale Gesundheitskompetenz der Versicherten einzusetzen. Dies setzt die Barmer beispielsweise mit dem Schulprojekt „Durchblickt!“ um. 

Die Beschleunigung der Digitalisierung führt allerdings dazu, dass erworbene Digitalkompetenz an Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit verliert. So kann eine Person jetzt noch über ein hohes Maß an digitaler Kompetenz verfügen und trotzdem wenige Jahre später zu den digital Abgehängten gehören, wenn die Offenheit für Neues verloren geht und nicht weitergelernt wird. Umgekehrt kann jemand, der als Quereinsteiger hochmotiviert in eine hochgradig digitale Berufstätigkeit wechselt, in kurzer Zeit hohe spezifische Digitalkompetenz aufbauen. 

Digitale Resilienz: zukunftsgerichtete Lern- und Veränderungsfähigkeit

Hier kommt die Digitale Resilienz ins Spiel, die Anpassungsfähigkeit der Menschen an die digitale Transformation. Die Analyse der Digitalen Resilienz hilft uns einzuschätzen, wie zukunftsfähig wir sind und inwieweit wir auch in einigen Jahren mit einiger Wahrscheinlichkeit noch gut mit unserer digitalen Umgebung zurechtkommen. Hiermit liefert sie die ideale Grundlage, um die Menschen im Wandel besser zu unterstützen und zu stärken. 

D21 23-24

Deshalb wurde die digitale Resilienz in der von der Barmer unterstützten Umfragestudie Digital-Index 2023/24 der Initiative D21 für ganz Deutschland bereits zum zweiten Mal repräsentativ ermittelt. Hauptergebnis der Studie: Nur noch 61 Prozent, also gut sechs von zehn Bürgerinnen und Bürgern, sind derzeit gut für zukünftigen Wandel gewappnet. Wir können also davon ausgehen, dass nach wie vor eine Mehrheit motiviert und fähig ist, sich erfolgreich auch auf schnelle und komplexe digitale Entwicklungen einzustellen. Umgekehrt bedeutet dies aber auch: Deutlich über ein Drittel der Bevölkerung ist im digitalen Wandel noch nicht gut aufgestellt - Tendenz steigend.  

Digitale Resilienz fördern

Glücklicherweise ist Resilienz nicht angeboren, sondern kann erworben, gestärkt, gelernt werden. Das betrifft die gesundheitliche Resilienz, also unsere psychische Widerstandsfähigkeit gegen Belastungen, genauso wie die digitale Resilienz. Um dem Risiko einer wachsenden digitalen Spaltung entgegenzutreten, sollten Bürgerinnen und Bürger, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat digitale Resilienz fördern. 

D21 23-24 Zitat DW

Dies ist gerade mit Blick auf die Gesundheit und damit auf zunehmend auch digitale Gesundheitsangebote außerordentlich wichtig. Zurecht sprechen wir längst von digitaler Gesundheitskompetenz, also der Fähigkeit, digitale Gesundheitsinformationen, digitale Gesundheitsservices und digitale Behandlungsmöglichkeiten für sich zu erschließen und zu nutzen und von ihnen zu profitieren. 
Auch hier ist die Frage: Findet sich eine Person mit den heutigen Angeboten und Möglichkeiten gut zurecht? Und ist sie auch gut gewappnet, sich in der digitalen Gesundheitswelt von morgen gut zurecht zu finden? 

Wie kann man digitale Resilienz messen? 

Wer zumindest drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt, wird in der Digital Index Studie als digital resilient eingeschätzt: 

Sind Menschen der Auffassung, dass sie persönlich von der Digitalisierung profitieren?
Haben die Menschen eine Vorstellung von den zukünftigen Anforderungen, die der digitale Wandel an sie und ihre Fähigkeiten stellen wird?
Sind sie in der Lage, diese Fähigkeiten selbstkritisch zu beurteilen?
Übernehmen sie auch Eigenverantwortung, um mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten?
Verfügen sie über die mentale Widerstandsfähigkeit gegen den Druck, den das Schritt halten mit dem digitalen Wandel auslösen kann?

Bedenklich stimmt, dass beispielsweise der Geschlechterunterschied der digitalen Resilienz noch größer ist (68 Prozent der männlichen vs. 60 Prozent der weiblichen Befragten) als der Unterschied zwischen den aktuellen Digitalisierungsgraden der Geschlechter. Eine zeitnahe Angleichung der Geschlechter ist damit laut Studie „eher unwahrscheinlich“. 

Auch in einer anderen Studie, der jährlichen, exklusiven Barmer SINUS Jugendumfrage, zeigt sich in der Altersgruppe der 14-17-jährigen ein ausgeprägter und bedenklicher Geschlechterunterschied, nämlich im Umgang mit künstlicher Intelligenz. 

"Die Ergebnisse beider Studien sprechen dafür, dass wir Mädchen verstärkt ermutigen und motivieren sollten, sich frühzeitig mit künstlicher Intelligenz zu beschäftigen, zum Beispiel spielerisch, damit hier keine vermeidbaren beruflichen Nachteile entstehen", betont Dirk Weller, Diplom-Psychologe bei der Barmer und seit Sommer 2024 neues Mitglied des D21-Vorstandes. 

Was kann die Barmer für digitale Resilienz tun?

Dr. Frederike Escher-Brecht

Dr. Frederike Escher-Brecht, D21-Vorständin 2022-24 und Abteilungsleiterin "Extraleistungen" bei der BARMER

Auch andere erhebliche Resilienz-Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen weisen darauf hin, dass lebensbegleitende Lernangebote notwendig sind, die den Menschen schmackhaft und zugänglich gemacht werden müssen, um die Resilienz aller Gruppen im digitalen Wandel ausgewogen zu stärken und so nicht zuletzt auch den Zugang zu besten Gesundheitschancen sicherzustellen.

Die dauerhafte digitale Lernbereitschaft der Menschen wird natürlich auch davon beeinflusst, wie gut ihre Erfahrungen mit wichtigen digitalen Angeboten sind. Deshalb setzt sich die Barmer für eine menschenzentrierte Digitalisierung ein. Dazu Frederike Escher-Brecht:

Offenheit für digitalen Wandel ist eine wertvolle Ressource, die mit einem Erleben von digitaler Selbstwirksamkeit einhergeht. Wenn 20 Prozent der Befragten angeben, es werde ihnen zu viel digitalisiert, ist das ein klares Signal, dass wir noch menschenzentrierter digitalisieren müssen. 
Je besser ein digitales Angebot auf die Nutzenden zugeschnitten ist, desto besser ist die User Experience und desto digital kompetenter fühlen sich die Nutzenden“.
 

Weitere spannende Themen in der vollständigen Studie D21 Digital Index 2023-24. 

Die Vorjahresstudie 2022-23 finden Sie hier.