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Poliomyelitis – Kinderlähmung durch eine Impfung verhindern

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Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Diese schwere Infektionskrankheit ist besser bekannt in ihrer Kurzform Polio sowie natürlich unter ihrer deutschen Bezeichnung Kinderlähmung. Poliomyelitis wird durch Polioviren übertragen und war früher in Mitteleuropa weit verbreitet. Bis zur Einführung der routinemäßigen Schutzimpfung hat sie vor allem Kindern bleibende Lähmungen zugefügt.

Eine Gruppe von Kindern mit Luftballons

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Mit dem Begriff Kinderlähmung sind bis heute die erschütternden Bilder von Kindern eng verbunden, die aufgrund ihrer Lähmungen lebenslang in einer eisernen Lunge verbleiben mussten. Schließlich bestand die einzige Chance, die kleinen Polio-Patienten mit einer gelähmten Atemmuskulatur am Leben zu erhalten, in einem eisernen Kasten – treffend eiserne Lunge genannt. In diesen waren sie bis zum Hals liegend eingeschlossen, damit ihre Atemmuskulatur mechanisch unterstützt werden konnte.

Glücklicherweise gehört dies heute der Vergangenheit an. Der letzte Fall von Kinderlähmung, der nicht aus dem Ausland eingeführt, sondern in Deutschland erworben wurde, trat 1990 auf.

Dank der wirksamen Polioimpfung leben inzwischen 80 Prozent der Weltbevölkerung in poliofreien Gebieten. Wo die Poliomyelitis auch heutzutage noch vorkommt, ist in Afghanistan, Pakistan, Afrika und Osteuropa.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Mit Kinderlähmung können sich Erwachsene und Kinder anstecken. Für die Infektion mit den Polioviren sind zwei Übertragungswege relevant.

Schmierinfektion

Polioviren vermehren sich sehr stark im Darm und werden über den Stuhl ausgeschieden. Gelangen die Viren über kleinste Verunreinigungen in den Mund eines anderen Menschen, besteht die Gefahr, dass sich die Viren im Körper ausbreiten können.
Zu diesen sogenannten Schmierinfektionen kann es in zahlreichen alltäglichen Situationen kommen. So ist eine Ansteckung über harmlosen Körperkontakt wie das Händeschütteln ebenso möglich wie über mit Polioviren verschmutztes Trinkwasser oder Nahrungsmittel.

Tröpfcheninfektion

Der zweite Weg, den die Polioviren zur Ansteckung nehmen, sind Tröpfchen mit körpereigener Flüssigkeit. Diese Tröpfcheninfektionen können jederzeit beim Niesen, Husten oder Sprechen stattfinden. Auch beim Küssen und beim Geschlechtsverkehr kann die Übertragung erfolgen.

Teils ohne Beschwerden, aber ansteckend
Wer sich mit Polioviren infiziert hat, erkrankt nicht immer zwangsläufig schwer. So haben etwa 95 Prozent der Infizierten gar keine oder nur leichte Beschwerden.
Wer sich infiziert hat, kann andere Menschen allerdings etwa sechs Wochen lang anstecken. In seltenen Fällen können Menschen mit einem schwachen Immunsystem andere sogar über Monate bis Jahre hinweg anstecken.

Welche Symptome zeigt die Kinderlähmung?

Wenn die Infektion mit den Polioviren Beschwerden verursacht, kann es eine bis fünf Wochen bis zum Auftreten der Beschwerden dauern.

Die Symptome, die sich dann einstellen, ähneln denen einer Grippe oder starken Erkältung. Neben Fieber können die Patienten auch an Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfen leiden.

Bei zwei bis vier von 100 Patienten verschlechtern sich die grippeähnlichen Symptome. Etwa ein Patient von 100 bis 1.000 erkrankt sehr schwer und erleidet Lähmungen an Armen und Beinen. Zum Teil sind davon auch die Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur betroffen.

Zu diesen Lähmungen kommt es deshalb, weil die Polioviren die Nervenzellen der Muskulatur befallen und schädigen können.

Das Postpolio-Syndrom

Die Lähmungen bilden sich in der Regel nicht vollkommen zurück. Es kann sogar noch Jahre nach der Infektion zu Muskelschwund, weiteren Lähmungen, Schmerzen und Gelenkzerstörungen kommen. Dadurch können sich Gliedmaßen verformen. Mediziner sprechen in solchen Fällen von einem Postpolio-Syndrom. Dieses kann durch die Erkrankung selbst verursacht oder auch durch eine Fehlhaltung bedingt sein, da die Muskulatur des Körpers nicht mehr vollständig funktioniert.

Welche Folgeerkrankungen können auftreten?

Eine Kinderlähmung kann in vielen Fällen komplikationslos ausheilen. Bei einem schweren Verlauf kann die Erkrankung jedoch zu Behinderungen führen, die das weitere Leben beeinflussen.

Denn, wie erwähnt, bilden sich die Lähmungen meist nicht vollständig zurück. Es kommt dadurch zu einem Muskelschwund in den gelähmten Körperbereichen, in dessen Folge sich eine Muskelschwäche ausbilden kann. Diese verschlimmert sich im Laufe der Jahre immer mehr.

Darüber hinaus kann sich bei Kindern, die an einer Poliomyelitis erkrankt waren, das Knochenwachstum verzögern und die Gelenke können zerstört werden. Aus diesem Grund können auch nach Jahren noch weitere Muskelschmerzen und Lähmungen auftreten.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit Polioviren, erfolgen eine Stuhlprobe und ein Rachenabstrich. In beiden Patientenmaterialien wird ein Nachweis auf Polioviren durchgeführt.

Um zu prüfen, ob die Viren bereits das Rückenmark und das Gehirn befallen haben, wird eine sogenannte Lumbalpunktion durchgeführt. Dafür wird Nervenwasser mit einer Hohlnadel im Bereich der Lendenwirbel entnommen.

Umgehende Meldepflicht

Sobald ein Verdacht auf Poliomyelitis vorliegt, muss das örtliche Gesundheitsamt zwingend innerhalb von 24 Stunden informiert und die Diagnose zusätzlich vom Nationalen Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren gesichert werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Es existiert keine Therapie, die bei einer Kinderlähmung direkt in das Krankheitsgeschehen eingreifen kann und eine heilende Wirkung hätte. Behandelt werden können nur die Symptome – das heißt, Beschwerden wie Schmerzen oder Atemlähmung. Je nach Verlauf der Erkrankung schließen sich langwierige physiotherapeutische und orthopädische Nachbehandlungen an.

Kann man sich mit einer Impfung gegen Poliomyelitis schützen?

Der wirksamste Schutz gegen diese Erkrankung besteht in der Polioimpfung. Sie ist für Kinder und Erwachsene geeignet und gut verträglich.

Obwohl in Deutschland seit 1990 niemand mehr mit Kinderlähmung angesteckt wurde, ist diese Impfung dennoch weiterhin sehr wichtig, denn die Krankheit kann jederzeit nach Deutschland eingeführt werden. Eine Impfung hilft, sich selbst und andere Menschen zu schützen.

Wann und wie oft sollte man gegen Kinderlähmung impfen?

Heute wird für die Polioimpfung ein Totimpfstoff, der mit IPV abgekürzt wird, eingesetzt. Lebendimpfstoffe kommen schon lange nicht mehr zur Anwendung.

Der Zuckerwürfel ist passé
Bis 1998 wurden in Deutschland sogenannte Lebendimpfstoffe zur Impfung gegen Polioviren einsetzt – verabreicht auf einem Zuckerwürfel. Die etwas Älteren unter uns werden sich vielleicht noch daran erinnern können...
Lebendimpfstoffe gegen Poliomyelitis gehören jedoch schon lange der Vergangenheit an. Sie wurden nicht mehr eingesetzt, da sie pro Jahr durchschnittlich drei Fälle von Kinderlähmung verursacht haben. Seit dem Einsatz des Totimpfstoffs trat dies nicht mehr auf. Er wird per Spritze verabreicht anstelle der Schluckimpfung auf einem Stückchen Zucker.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Polioimpfung für Kinder im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Frühgeborene sollen eine weitere Impfdosis mit drei Monaten erhalten. Meist wird für die Grundimmunisierung ein Sechsfachimpfstoff eingesetzt. Dieser schützt noch gegen fünf weitere Erkrankungen: Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten (Pertussis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B).

Im Alter von neun bis 16 Jahren erfolgt dann noch einmal eine Auffrischimpfung. Diese wird meist mit einer Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten kombiniert.

Auffrischimpfungen

Diese schwere Infektionskrankheit ist besser bekannt in ihrer Kurzform Polio sowie natürlich unter ihrer deutschen Bezeichnung Kinderlähmung. Poliomyelitis wird durch Polioviren übertragen und war früher in Mitteleuropa weit verbreitet. Bis zur Einführung der routinemäßigen Schutzimpfung hat sie vor allem Kindern bleibende Lähmungen zugefügt.

Wer erst im Erwachsenenalter eine Grundimmunisierung gegen Poliomyelitis erhält, benötigt nach zehn Jahren noch eine Auffrischimpfung, um den Impfschutz zu vervollständigen. Diese Auffrischimpfung erfolgt wie bei Kindern in der Regel zusammen mit einer Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und häufig auch Keuchhusten.

Impfungen bei Risikogruppen

Eine Auffrischimpfung wird auch allen Personen empfohlen, die in Regionen mit einem Infektionsrisiko reisen und deren letzte Auffrischimpfung zehn Jahre zurückliegt.

Zudem empfiehlt die STIKO, dass medizinisches Personal, das engen Kontakt zu Erkrankten haben kann, eine Auffrischimpfung erhält. Das gilt auch für Personen, die in labortechnischen Einrichtungen mit einem Risiko für die Ansteckung mit Polioviren arbeiten.

Warum eine Reiseschutzimpfung wichtig ist

Eine Ansteckung mit Kinderlähmung ist leider nach wie vor in einigen Ländern möglich. Dies liegt vor allem daran, dass in diesen Regionen die Menschen nicht ausreichend gegen Polio geimpft sind. Insofern kann die Krankheit immer wieder ausbrechen.

Bei der Ausrottung mithelfen

Die Ständige Impfkommission berichtete im April 2019 vom Ziel der Weltgesundheitsversammlung, die Kinderlähmung bis 2023 weltweit auszurotten. Dies ist nur möglich, wenn weltweit eine hohe Impfquote erreicht wird.

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Der Barmer Teledoktor bietet allen Versicherten eine kostenfreie individuelle Beratung zu notwendigen Impfungen für das jeweilige Reiseziel an. Sie erreichen den Barmer Teledoktor über die Teledoktor-App oder die Hotline 0800 3333 500.

Mit der Barmer eCare haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, alle Impftermine – auch für Ihre Urlaubsreise – im Blick zu behalten.

Literatur

  • Centrum für Reisemedizin:  Medien

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