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Blinddarmentzündung (Appendizitis): Symptome und Therapie

Lesedauer

unter 6 Minuten

Redaktion

  • almeda GmbH

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Marc Junger (Facharzt für Allgemeinchirurgie)
  • Dr. med. Andrea Reiter (Ärztin )

Ist der Bauch bretthart, schmerzt und besteht womöglich noch Fieber, muss umgehend ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin aufgesucht werden, denn es könnte sich um eine Entzündung des Blinddarmes handeln. Dann ist eine sofortige Operation notwendig.

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Mit einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist genau genommen nicht die Entzündung des gesamten Blinddarms gemeint, sondern die Entzündung seines Anhängsels – der durchschnittlich acht Zentimeter lange Wurmfortsatz (Appendix vermiformis).

Lange dachte man, der Wurmfortsatz sei ohne Bedeutung. Heute weiß man, dass er mit Lymphgewebe gefüllt und Teil des Immunsystems ist. Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass er als Vorratsspeicher dient, der den Darm bei Bedarf mit "guten" Bakterien versorgt.

Eine Blinddarmentzündung kann der Grund für akut einsetzende Bauchschmerzen sein. In Industrieländern wie Deutschland erkrankt mindestens einer von zwanzig Menschen im Laufe seines Lebens daran. In nicht-industrialisierten Ländern ist die Erkrankung dagegen selten. Möglicherweise begünstigen gute hygienische Verhältnisse eine Appendizitis. Am häufigsten trifft sie Menschen zwischen dem 10. und dem 30. Lebensjahr.

Die Entzündung kann dazu führen, dass die Wand des Blinddarmfortsatzes immer poröser wird und im schlimmsten Falle aufbricht. Einen solchen Durchbruch (Perforation) entdecken Ärzte und Ärztinnen bei jedem fünften Patienten, den sie wegen einer Appendizitis operieren. Ein Durchbruch kann zu Komplikationen wie etwa der Vereiterung der Bauchhöhle (Bauchfellentzündung) führen. Es handelt sich bei der Blinddarmentzündung also um eine ernsthafte Erkrankung, die sofort von einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden muss.

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Welche Ursachen hat eine Blinddarmentzündung?

Der Grund für eine Blinddarmentzündung ist nicht genau bekannt. Begünstigt wird sie möglicherweise durch eine Verengung des Wurmfortsatzes, etwa aufgrund von verhärtetem Stuhl, sogenannten Kotsteinen. Nur in seltenen Fällen erfolgt der Verschluss durch Fremdkörper (wie etwa einem Kirschkern), Parasiten oder Tumoren. Eine Blinddarmentzündung lässt sich durch vorbeugende Maßnahmen nicht verhindern.

Welche Beschwerden können bei einer Appendizitis auftreten?

Häufig klagen die Betroffenen zunächst über Schmerzen im Oberbauch, die sich dann binnen Stunden in den rechten Unterbauch verlagern. Die Beschwerden sind nicht immer eindeutig. Neben Schmerzen kann es auch zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Durchfall oder Verstopfung kommen. In der Regel treten erst die Schmerzen und dann weitere Beschwerden auf. Mitunter lassen die Beschwerden von alleine nach. Insgesamt lässt sich eine Blinddarmentzündung oft nur schwer von anderen Erkrankungen abgrenzen, beispielsweise gegen eine Magen-Darm-Grippe, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Erkrankungen der Eierstöcke oder eine Blasenentzündung. In jedem Fall sollte man die genannten Symptome von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen.

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Welche Untersuchungen bei Verdacht auf Blinddarmentzündung gibt es?

Zunächst untersucht die Ärztin oder der Arzt den Bauch: Es wird auf verschiedene Punkte gedrückt und geklopft, um zu sehen, ob dies dem Patienten Schmerzen bereitet. Im Anschluss wird meist die Körpertemperatur gemessen. Einen weiteren Hinweis auf eine Blinddarmentzündung liefert die Bestimmung der Leukozytenzahl und des CRP (C-reaktives Protein)-Wertes im Blut des Patienten oder der Patientin. Erhöhte Werte deuten auf einen Entzündungsprozess hin.

Zur weiteren Abklärung wird eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraumes gemacht. Eine noch genauere Diagnostik ist mittels Computertomografie (CT) möglich. Jedoch ist diese mit einer geringen Strahlenbelastung verbunden und kommt daher nur in Ausnahmefällen zum Einsatz - etwa wenn die bisherigen Untersuchungen wenig aussagekräftig waren oder die Krankheit einen untypischen Verlauf nimmt.

Falls eine eindeutige Diagnose nicht möglich ist und dennoch der Verdacht einer Blinddarmentzündung besteht, kann eine sogenannte diagnostische Bauchspiegelung durchgeführt werden. Dabei wird in Narkose eine kleine Kamera meist durch den Nabel in den Bauchraum eingebracht, um die Organe zu inspizieren. Im Bedarfsfall kann in der gleichen Sitzung der Blinddarm entfernt werden.

Die geschilderten Beschwerden können nicht nur durch eine Blinddarmentzündung ausgelöst werden, sondern viele weitere Ursachen haben. Dies muss bei der Diagnostik abgeklärt werden. So ist bei Frauen beispielsweise eine gynäkologische Untersuchung sinnvoll, weil die Bauchschmerzen beispielsweise auch auf einer Entzündung der Eileiter beruhen können.

In jedem Fall sollte die Diagnostik schnell und zielgerichtet erfolgen, um einen Blinddarmdurchbruch und damit verbundene Komplikationen zu vermeiden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten einer Blinddarmentzündung gibt es?

In der Regel wird bei einer Blinddarmentzündung der entzündete Wurmfortsatz operativ entfernt. Zwischen der Diagnosestellung und der Operation sollten weniger als sechs Stunden liegen. Vergeht mehr Zeit, wird ein Blinddarmdurchbruch wahrscheinlicher. 24 Stunden nach der Diagnosestellung kommt es bei zehn bis 30 von 100 Patienten zu einem Durchbruch. Bei älteren Menschen und Kleinkindern unter zwei Jahren ist die Gefahr besonders groß.

Ein entzündeter Wurmfortsatz wird durch eine Bauch-Operation entfernt. Dafür stehen grundsätzlich zwei Verfahren zur Verfügung: die Schlüsselloch-Operation (Laparoskopische Appendektomie) und die offene Operation (Offene Appendektomie).

Bei der Schlüsselloch-Operation macht der Chirurg/die Chirurgin drei kleine Einschnitte in die Bauchdecke und holt mit stabförmigen Instrumenten den Wurmfortsatz heraus. Eine in das Instrument eingelassene Mini-Kamera ermöglicht dabei die Sicht in das Körperinnere.

Bei der klassischen offenen Operation wird ein größerer Schnitt in die Bauchdecke gemacht und bei direkter Sicht auf den betroffenen Darmabschnitt der Wurmfortsatz entfernt.

Üblicherweise wird heute die Schlüsselloch-Operation als Standardverfahren angewendet. Im Vergleich zur offenen Operation verursacht sie weniger Schmerzen nach dem Eingriff, die Wunde entzündet sich seltener, es bleiben kaum Narben zurück und die Patienten können das Krankenhaus früher wieder verlassen. Wichtig ist, dass der Chirurg oder die Chirurgin mit dieser Methode gut vertraut ist. Patienten beziehungsweise ihre Eltern sollten sich nicht scheuen, den behandelnden Arzt nach seiner Erfahrung mit der Schlüssellochmethode zu fragen.

Welche Folgeerkrankungen können auftreten?

Die Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes ist heute ein Routineeingriff, der in der Regel zu keinen größeren Komplikationen führt. Nach der Operation kann es vorübergehend zu Schmerzen, Fieber und schleimigem Stuhl kommen. Seltener treten Nachblutungen oder Infektionen auf.

Wird eine Blinddarmentzündung allerdings nicht oder zu spät behandelt, kann das ernste Folgen haben: Von 100 Menschen mit einem unbehandelten Blinddarmdurchbruch stirbt einer. Besonders häufig entstehen sogenannte Abszesse. Das sind mit Eiter gefüllte Hohlräume, die zu Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl führen. Brechen sie auf, lösen sie häufig eine sehr gefährliche Bauchfellentzündung aus. Manchmal "lähmt" die Blinddarmentzündung auch die Darmbewegungen. Der Kot kann nicht weiter getragen werden. Auch hier besteht Lebensgefahr durch eine fortgeschrittene "Verstopfung".

Gibt es bei einer Blinddarmentzündung Unterschiede zwischen Mann und Frau?

Eine Blinddarmentzündung tritt bei Männern 1,3- bis 1,6-mal häufiger auf als bei Frauen. Bei Frauen kann es in seltenen Fällen auch während einer Schwangerschaft zu einer Appendizitis kommen. Dann wird die Diagnosestellung zusätzlich durch die schwangerschaftsbedingte Veränderung des Bauchraumes erschwert.

Gibt es bei einer Blinddarmentzündung Unterschiede zwischen Jung und Alt?

Bei älteren Menschen können die oben beschriebenen Beschwerden viel geringer ausgeprägt sein. Das führt mitunter dazu, dass die Blinddarmentzündung erst spät erkannt wird. Meist ist der Blinddarm dann schon durchgebrochen.

  • Jauch KW, Mutschler W, Hoffmann JN, Kanz KG (Herausgeber): Chirurgie Basisweiterbildung: In 99 Schritten durch den Common Trunk; Springer Verlag, Auflage: 2, 2013
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  • Henne-Bruns, D.: Duale Reihe Chirurgie, Thieme Verlag, 2012
  • Ackermann H.: AllEx – Alles fürs Examen, Thieme Verlag, 2012
  • Köppen, H.: Gastroenterologie für die Praxis, Thieme Verlag, 2010
  • Laurin M. et al.: The Cecal Appendix: One More Immune Component With a Function Disturbed By Post-Industrial Culture, The Anatomical Record 294: 567-579 (2011)
  • Guinane C.M. et al.: Microbial composition of human appendices from patients following appendectomy, MBio 2013 Jan 15;4(1), pii: e00366-12
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  • Janszky I et al. Childhood appendectomy, tonsillectomy, and risk for premature acute myocardial infarction. Eur Heart J 2011)
  • Kinder- & Jugendärzte im Netz (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.) (Abruf: 15.06.2015): www.kinderaerzte-im-netz.de

Weiterführende Informationen

  • Kinder- & Jugendärzte im Netz (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.): Blinddarmentzündung

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