- Was ist Einsamkeit?
- Wie kann ich erkennen, ob mein Kind einsam ist?
- Einsamkeit bei Kindern: Häufige Gründe und Risikofaktoren
- Persönlichkeit
- Umzug und Schulwechsel
- Trennung der Eltern
- Krankheiten
- Medienkonsum
- Sind Einzelkinder einsam?
- Einsamkeit und COVID-19 bei Jugendlichen
- Folgen der Einsamkeit für Kinder und Jugendliche
- Mein Kind ist einsam und hat keine Freunde: Hilfe bei Einsamkeit
Einsamkeit bei Kindern kann viele Ursachen haben. Auf welche Anzeichen Eltern achten sollten und wie sie Ihrem Kind helfen können.
Was ist Einsamkeit?
Den Begriff Einsamkeit definiert die Wissenschaft als empfundenes Missverhältnis zwischen den tatsächlich vorhandenen und den erwünschten sozialen Beziehungen eines Menschen.
Ein einsamer Mensch wünscht sich also mehr oder besseren zwischenmenschlichen Kontakt. Eine Person kann sich einsam fühlen, wenn sie viele Bekannte hat, aber keine dieser Beziehungen als erfüllend wahrnimmt.
Einsamkeit kann unterschiedlich gemessen werden. Es gibt kein klares Kriterium, ab wann ein Mensch als einsam gilt. Wichtig ist, den Begriff der Einsamkeit nicht mit dem der sozialen Isolation gleichzusetzen. Sozial isoliert sind Menschen, wenn sie keine oder nur wenige soziale Kontakte haben.
Forschende unterscheiden auch den Begriff Alleinseins. Allein zu sein und Zeit für sich zu haben, kann sich abhängig von der Persönlichkeit für viele Menschen auch gut anfühlen. Einsamkeit hingegen ist immer eine schmerzhafte Erfahrung.
Wie kann ich erkennen, ob mein Kind einsam ist?
Je nach Untersuchung beträgt die Rate an Kindern mit Einsamkeit länderübergreifend zwischen 10 und 20 Prozent.
Es kann jedoch schwierig sein, Einsamkeit zu erkennen, denn sie kann viele Gesichter haben. Eltern kann auffallen, dass ihre Kinder weniger häufig mit Freunden unterwegs sind, weniger von ihnen erzählen oder ein Kontakt sogar ganz abbricht.
Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer können auch Schwierigkeiten im Kontakt mit Gleichaltrigen, vermehrtes Fehlverhalten und Lernprobleme bemerken. All dies kann darauf hindeuten, dass Ihr Kind sich einsam fühlt.
Weitere emotionale Symptome für Einsamkeit bei Kindern können sein:
- Ernsthaftigkeit
- Rückzug
- Traurigkeit und Weinen
- Unsicherheit, negative Selbstwahrnehmung
- Anhänglichkeit, Trennungsangst
- Gereiztheit, Verstimmtheit
- Schlafstörungen
Es können auch körperliche Symptome für Einsamkeit bei Kindern auftreten:
- Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Einnässen
Einsamkeit bei Kindern: Häufige Gründe und Risikofaktoren
Persönlichkeit
Wenn Ihr Kind schon immer gern Zeit allein verbracht hat, es gern und viel liest oder Musik hört, muss das nicht heißen, dass es sich dabei einsam fühlt. Fragen Sie Ihr Kind, ob es ihm damit gut geht!
Kinder, die von Natur aus eher ängstlich, nervös und unsicher sind, Schwierigkeit haben, zu vertrauen, oder sich oft Sorgen machen, sind Studien zufolge auch häufiger einsam. Es hängt also ein Stück weit von der Persönlichkeit ab, wie hoch das Risiko eines Kindes ist, an Einsamkeit zu leiden.
Umzug und Schulwechsel
Ein Umzug ist für Kinder immer ein stressauslösendes Ereignis. Sie verlieren oft ihr gewohntes Umfeld und ihre Freunde. Dadurch können sie sich einsam fühlen.
Je nach Alter kann ein Umzug nachweislich das soziale und emotionale Wohlbefinden negativ beeinflussen und Auswirkungen auf die Schulleistungen haben. Diese Effekte können vorübergehend, aber auch langanhaltend sein.
Es ist sinnvoll, Kinder auf einen Umzug vorzubereiten. Sprechen Sie mit ihnen über die Gründe für den Umzug und nehmen Sie Sorgen ernst.
Trennung der Eltern
Wenn die Eltern sich nicht mehr verstehen und sich dazu entscheiden, getrennte Lebenswege einzuschlagen, ist das für ein Kind traumatisch und die Verarbeitung braucht Zeit. Kinder sind in der Trennungsphase nachweislich einsamer.
Die Eltern haben weniger Zeit, da sie mit sich selbst und organisatorischen Dingen beschäftigt sind. Kinder können sich auch einsamer fühlen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie sich in Konfliktsituationen für einen Elternteil entscheiden müssen.
Die Einsamkeit können Eltern ihren Kindern in der Trennungsphase nicht abnehmen, aber es ist möglich, sie zu begleiten und über ihre Gefühle zu sprechen.
Krankheiten
Chronische Erkrankungen können zu Einsamkeit führen. Kinder, die regelmäßig aufgrund von Krankheitstagen oder Arztbesuchen und Behandlungen in Kita oder Schule fehlen, können sich ausgeschlossen fühlen.
Für betroffene Kinder ist es wichtig, dass Tagesabläufe so normal wie möglich gestaltet werden und dass sie in ihrer verbleibenden Freizeit die Möglichkeit haben, Kontakt zu Gleichaltrigen zu pflegen und Hobbys nachzugehen.
Medienkonsum
Die Nutzung sozialer Netzwerke ist von Vorteil, wenn dadurch bestehende Freundschaften auch virtuell gepflegt werden. Wird es jedoch zur alleinigen Kommunikationsplattform, ist dies mit Einsamkeit assoziiert.
Wenn Jugendliche abseits von sozialen Netzwerken viel Zeit im Internet verbringen, sind sie tendenziell häufiger einsam.
Sind Einzelkinder einsam?
Einzelkind zu sein ist bei vielen Menschen mit Vorurteilen behaftet. Es liegt nahe, zu glauben, dass Einzelkinder auch einsamer sind. Bislang konnte dies jedoch nicht belegt werden.
Es wird sogar vermutet, dass Einzelkinder bessere soziale Kontakte haben könnten. Die Eltern würden verstärkt darauf achten können, dass Kinder in ihrer Freizeit oft genug mit Gleichaltrigen interagieren.
Einsamkeit und COVID-19 bei Jugendlichen
In einer Umfrage des Deutschen Jugendinstituts gaben mehr als ein Viertel der befragten Eltern an, dass sich ihr Kind während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 einsam fühlte.
Waren Familien in einer schwierigen finanziellen Lage, traf dies sogar auf 48 Prozent zu. Die Jugendlichen selbst bestätigten dies: Im Oktober 2021 gaben Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren in der BARMER-SINUS-Studie an, dass ihnen die Freiheitseinschränkungen und Einsamkeit während des Lockdowns am meisten zu schaffen machten.
Folgen der Einsamkeit für Kinder und Jugendliche
Phasen von Einsamkeit kennt wahrscheinlich jeder Mensch. Dies gehört ein Stück weit zum Leben dazu. Anhaltende Einsamkeit kann jedoch sowohl psychische als auch körperliche Folgen haben.
Sie verursacht chronischen Stress, der in allen Altersgruppen ein Risikofaktor für psychische und körperliche Erkrankungen ist.
Einsamkeit kann auch zu depressiven Symptomen wie gedrückter Stimmung, Antriebs- und Interesselosigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen führen oder mit Symptomen einer Angststörung einhergehen. Dann ist psychologische Unterstützung ratsam.
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Mein Kind ist einsam und hat keine Freunde: Hilfe bei Einsamkeit
Einsamkeit ist schmerzhaft und kann langfristige Folgen haben. Daher gilt es, etwas dagegen zu unternehmen und zu verhindern, dass sich Kinder über längere Zeit einsam fühlen. Hier finden Sie einige Tipps:
- Suchen Sie das Gespräch mit Erziehern und Lehrerinnen: Sprechen Sie an, dass Sie sich Sorgen machen und suchen Sie gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten.
- Stärkung sozialer Kompetenzen: Üben Sie mit Ihrem Kind, Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle im täglichen Miteinander mutig zu äußern. So kann es sich auch Gleichaltrigen besser mitteilen.
- Freundschaften: Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie es mehr Kontakt zu Gleichaltrigen herstellen kann. Unterstützen Sie es dabei. Zum Beispiel, indem Sie vorschlagen, ein Kind aus der Nachbarschaft zu sich nach Hause oder zu einem Ausflug einzuladen.
- Selbstoffenbarung: Berichten Sie Ihrem Kind, ob Sie auch schon einmal einsam waren und was Sie dagegen unternommen haben. So kann Ihr Kind von Ihnen lernen.
- Freizeitgestaltung: Gemeinsame Interessen können auch zum Entstehen von Freundschaften führen. Suchen Sie mit ihrem Kind einen Kurs aus, den es besuchen möchte.
Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind bei der Bewältigung der Einsamkeit nicht unter Druck setzen und ihm die nötige Zeit dafür geben.
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