- Was ist Mouth Taping und was soll es bringen?
- Gesundheitliche Vorteile der Nasenatmung
- Was bringt Mouth Taping wirklich?
- Mouth Taping und Asthma
- Hilft das Pflaster gegen Schnarchen?
- Hilft Mouth Taping bei Schlafapnoe?
- Ist Mouth Taping gefährlich?
- Mouth Tape anwenden: Das ist zu beachten
- Mundatmung abgewöhnen und Schnarchen vorbeugen
Mouth Taping wird in den sozialen Medien als Heilsbringer angepriesen: Wer sich vor dem Schlafengehen ein Pflaster über die Lippen klebt, soll damit nachts die Mundatmung verhindern können und von einem besseren Schlaf ohne Schnarchen profitieren. Doch die Studienlage dazu ist dünn und Expertinnen und Experten raten von einer Selbsttherapie ohne ärztliche Begleitung ab.
Was ist Mouth Taping und was soll es bringen?
Mouth Taping ist kein Hexenwerk: Mit einem kleinen Stück Klebeband wird dabei der Mund in der geschlossenen Position fixiert. Durch Mouth Taping soll die Mundatmung verhindert werden. Und wenn der Mund sich nicht öffnen lässt, wird automatisch die Nasenatmung erzwungen. Verfechter des Trends proklamieren auf Social Media, dass nächtliches Mouth Taping den Schlaf und damit auch die Gesundheit verbessern würde. Besonders zur Prävention von Asthma und Schnarchen würde sich Mouth Taping eignen. Doch viele dieser Behauptungen sind nicht bewiesen oder sogar widerlegt.
Gesundheitliche Vorteile der Nasenatmung
Fest steht, dass die Nasenatmung gegenüber der Mundatmung zahlreiche Vorteile hat. „Wenn die Atemluft durch die Nase strömt, wird sie von der Nasenschleimhaut aufgewärmt und befeuchtet, das schont die oberen Atemwege und die Lunge“, erklärt Professor Bernhard Weiß, Oberarzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Leiter des dortigen interdisziplinären Schlaflabors. Strömt die Luft hingegen durch den Mund direkt in den Rachen, komme sie vergleichsweise trocken und kühl in der Lunge an.
Ein weiterer Vorteil der Nasenatmung: Sie filtert die Luft und fängt zahlreiche Krankheitserreger ab, bevor sie überhaupt in den Körper eindringen können. Bei der Mundatmung sind diese Vorteile deutlich geringer ausgeprägt, weshalb Weiß konstatiert: „Anders als beim Sport ist die Mundatmung nachts in der Regel nicht notwendig oder sinnvoll.“ Doch der HNO-Arzt und Schlafexperte mahnt zur Vorsicht, was Mouth Taping angeht: „Anstatt die Mundatmung zu unterbinden, sollte man die Nasenatmung fördern.“
Er empfiehlt, zunächst eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufzusuchen und das Problem zu besprechen. Sie können herausfinden, ob beispielsweise eine aufgrund von Allergien gereizte und geschwollene Schleimhaut die Ursache dafür ist, dass der Körper durch die Nase nicht ausreichend Luft bekommt und daher nachts auf Mundatmung umstellt. Zumeist lasse sich das gut behandeln. Manchmal sei auch die Anatomie der Nase für die Nasenatmung nicht förderlich, erklärt Weiß. „Eine krumme Nasenscheidewand kann dafür verantwortlich sein, dass man nicht genug Luft durch die Nase bekommt. Hier könnte eine Operation ansetzen.“
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Was bringt Mouth Taping wirklich?
Es gibt nur wenige Studien, die sich mit dem Thema Mouth Taping beschäftigen. Viele haben nur eine sehr kleine Zahl an Probandinnen und Probanden eingeschlossen, weshalb die Ergebnisse nicht verallgemeinerbar sind.
Mouth Taping und Asthma
Eine Studie aus dem Jahr 2009 untersuchte, ob Mouth Taping bei Patientinnen und Patienten mit Asthma die Symptome verringert. Sie konnte jedoch keinen Effekt feststellen.
Hilft das Pflaster gegen Schnarchen?
Nichts stört die Nachtruhe der Bettgenossen so sehr wie lautes Schnarchen. Kein Wunder also, dass viele Menschen bereit sind, alle möglichen Techniken auszuprobieren, um diese nächtliche Ruhestörung zu beenden. Kann Mouth Taping die erhoffte Erlösung bringen und helfen, dass Betroffene gesund und gut schlafen?
„Wenn kein anderes Problem vorliegt, dann vielleicht schon“, sagt HNO-Arzt Weiß. Denn als Ursache von Schnarchen gilt, dass durch den Mund geatmet wird. „Dann löst sich die Zunge vom Gaumen und fällt nach hinten, der Unterkiefer rotiert nach hinten, die Spannung am Gaumensegel lässt nach und ja, dann schnarcht man mehr.“ Bleibt der Mund geschlossen, kann das Schnarchen verringert werden.
Trotzdem empfiehlt Weiß auch Menschen mit Schnarchproblemen immer den Gang zum HNO-Arzt oder zur HNO-Ärztin. „Es kann sein, dass nicht nur Schnarchen vorliegt, sondern eine nächtliche Atemstörung, die als zusätzliches Symptom das Schnarchen hat, und das müssen wir erkennen und behandeln.“
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Hilft Mouth Taping bei Schlafapnoe?
Bei einer Schlafapnoe „wird es im oberen Atemweg zu eng, wenn im Schlaf die Muskulatur erschlafft“, erklärt HNO-Arzt Weiß. Der Atemfluss wird behindert oder sogar gänzlich blockiert. Es kommt zu Atemaussetzern, oft begleitet von lauten Schnarchgeräuschen. Zur Behandlung werden beispielsweise Masken eingesetzt, die entweder nur über die Nase oder gleichzeitig über Mund und Nase platziert werden und mit leichtem Überdruck die Atemwege offenhalten.
Falls bei der Maskentherapie eine reine Nasenmaske zum Einsatz kommt, ist es wichtig, dass die Patientinnen und Patienten auch durch die Nase atmen – und den Mund geschlossen lassen. Tun sie das nicht, kann der Überdruck durch den Mund entweichen. Eine Studie hat gezeigt, dass Mouth Taping als Ergänzung zur Nasenmaske dabei helfen kann, die Atemaussetzer zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern. „Man hätte aber auch einfach von einer Nasenmaske auf eine Mund-Nasen-Maske umstellen können“, kommentiert Weiß die Ergebnisse.
Drei weitere Studien haben untersucht, ob reines Mouth Taping die Symptome von Schlafapnoe verbessern kann. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Mouth Taping bei einer milden Form von Schlafapnoe die Anzahl der Atemaussetzer und das Schnarchen reduzieren kann. Von 20 Probandinnen und Probanden sprachen 13 auf diese Intervention an. Mouth Taping kann jedoch auch zur Verschlechterung des obstruktive Schlafapnoe-Syndroms führen. So kam es in einer anderen Studie zum sogenannten Mouth Puffing: die Patientinnen und Patienten atmeten dann an den Stellen, die nicht beklebt waren, durch den Mund aus. Eine weitere Untersuchung kam außerdem zu dem Ergebnis, dass bei Schlafapnoe-Patientinnen und -Patienten, die nachts vorrangig durch den Mund atmen und bei denen das Gaumensegel den Nasenrachen verschließt, der Luftstrom sich bei geschlossenem Mund verschlechtert. „Wer vermutet, dass er an Schlafapnoe leidet, sollte sich nicht mit Mouth Taping selbst therapieren, sondern einen HNO-Arzt aufsuchen“, fasst Weiß zusammen.
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Ist Mouth Taping gefährlich?
Es gibt bisher keine Berichte dazu, dass jemand durch Mouth Taping ernsthaft zu Schaden gekommen wäre. „Erwachsene Menschen, die ihrem Körper das antun möchten, können es ausprobieren“, sagt HNO-Arzt Weiß. Kinder sollten es jedoch bleiben lassen, ebenso Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Mouth Tape anwenden: Das ist zu beachten
Wer unbedingt ausprobieren möchte, ob er oder sie mit einem Pflaster über dem Mund besser schläft, sollte dieses Vorhaben in der ärztlichen Praxis ansprechen. Das Klebeband sollte einfach aufzubringen und abzulösen sein und keine allergieauslösenden Stoffe beinhalten. Um herauszufinden, ob man das Klebeband vor dem Mund überhaupt toleriert, kann man es tagsüber aufkleben und testen.
Mundatmung abgewöhnen und Schnarchen vorbeugen
Es gibt zahlreiche andere Methoden, mit denen man versuchen kann, sich die Mundatmung abzugewöhnen und das damit verbundene Schnarchen zu vermeiden. Manche Menschen schnarchen hauptsächlich in Rückenlage. Bei diesen Personen kann es helfen, die Rückenlage zu verhindern, zum Beispiel mit speziellen Kissen. Alternativ kann auch eine Zahnschiene helfen, die den Unterkiefer nach vorn schiebt (auch Unterkiefer-Protrusionsschiene genannt). Übergewichtigen Schnarchenden wird außerdem empfohlen, ihr Gewicht zu reduzieren.
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