Musik macht uns glücklich, traurig oder aktiv. Warum Lieder unsere Gefühle beeinflussen und wie Musik mit Emotionen zusammenhängt.
Johnny Depp ist für viele Dinge bekannt – für seine Musikkarriere eher nicht. Trotzdem gab es sie und gibt sie noch. Als Musiker wird ihm ein Satz zugeschrieben, der zahlreiche Poster und T-Shirts ziert und der den Kern von Musik trifft wie vielleicht kein zweiter: „Music touches us emotionally, where words alone can't.“ Musik berührt uns emotional, wo Wörter alleine es nicht vermögen.
Man denke an die eigene Lieblingsmusik. Wäre es wirklich das Lieblingsstück, wenn es nicht etwas besonderes auslösen würde? Wenn es nicht fröhliche Beschwingtheit, allerbeste Feierabendlaune, bärenhafte Energie oder vielleicht auch Melancholie, Sehnsucht, Trauer, Nostalgie herbeiführen könnte? Meist reichen dazu sogar schon die ersten Töne.
Welche Musik weckt Emotionen und welche nicht?
Klar ist, dass Menschen Musik nicht ausschließlich wegen der hervorgerufenen Emotionen hören. In diesem Motiv unterscheiden sich Hörer sehr, wie eine Studie schwedischer Musikpsychologen zeigte: Die einen hören Lieder so gut wie gar nicht, weil die Musik etwas in ihnen bewegt. Die anderen wiederum hören Musik ausschließlich deswegen.
Auch klar ist, dass nicht jede Musik Emotionen wecken kann – zumindest nicht bei jedem. Es gibt Lieder, die lassen uns völlig kalt, da spüren wir beim Hören nichts. Aber selbst Stücke, die wir schlecht oder langweilig finden, können bei anderen Menschen Gefühle auslösen, wie es bei uns selbst nur die Lieblingsmusik vermag. Auf Fragen wie „Welche Musik macht glücklich?“, „Welche Lieder machen traurig?“ oder „Welches Genre gibt mir Energie und Kraft?“ gibt es keine pauschale Antwort.
Denn: Die persönlichen Erinnerungen, Bezüge, Vorlieben oder gelernten Assoziationen spielen bei der emotionalen Wirkung von Musik eine große Rolle. Umgekehrt wäre es aber auch falsch, zu sagen, dass alles nur gelernt sei und die Musik selbst gar keine Rolle spielt. Es gibt durchaus ein paar akustische Merkmale, mit denen wir Menschen Verschiedenes verbinden.
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Warum erzeugt Musik Gefühle?
Welche das sind, weiß Adam Ockelford: „Alles, was wir hören, ruft binnen 200 Millisekunden eine kleine emotionale Reaktion hervor“, sagt der Professor für Musik an der Londoner University of Roehampton. Abhängig davon, welche Töne, Geräusche oder Klänge wir hörten, würden dabei verschiedene Emotionen geweckt. Wenig überraschend: „Sehr laute Töne führen zu Erregung oder Angst und ruhige, leisere Töne beruhigen hingegen. Es handelt sich dabei um sehr grundlegende emotionale Reaktionen.“
Für Musik gilt dabei auch, was generell auf Geräusche und Klänge zutrifft: Höreindrücke, die eine besondere emotionale Bedeutung haben, bevorzugt unser Gehirn bereits auf einer sehr frühen Verarbeitungsstufe. Die Priorisierung erfolgt beim Übergang des Höreindrucks vom (Innen-)Ohr über Hörnerv und Hirnstamm in unser Hörzentrum.
Bei dieser Art von Bevorzugung kommen deutlich mehr Informationen im Hörzentrum an als nur das Geräusch oder der Ton selbst – nämlich die mit dem Höreindruck verbundenen Gefühle. Verantwortlich für diese Priorisierung emotionaler Höreindrücke ist Wissenschaftlern zufolge der Thalamus, ein bestimmter Teil des Zwischenhirns.
Stefan Koelsch, Professor für biologische Psychologie und Musikpsychologie an der Universität von Bergen, untersuchte bereits 2006, wie sich die Wahrnehmung von dissonanter, unangenehm klingender Musik im Vergleich zu angenehm klingender Musik im Gehirn unterschiedlich zeigt. Probanden spielte er einerseits eine unangenehm verzerrte Version einer Ouvertüre von Johann Sebastian Bach vor, andererseits eine normale, unverzerrte Aufnahme des gleichen Stücks.
Beim Abspielen der unverfälschten, angenehmen Musik waren deutlich mehr Hirnareale aktiv als bei den unangenehmen Klängen. Auch hier zeigten sich die Unterschiede schon im Hirnstamm und dem Hörzentrum. Verschiedene emotionale Reaktionen werden also ganz früh ausgelöst und die Klänge sofort unterschiedlich weiterverarbeitet.