Ein junger Mann schaut nachdenklich auf eine Pillenpackung
Hautgesundheit

Wirkung von Kollagen: Was bringen die Kapseln und Pulver?

Lesedauer unter 7 Minuten

Redaktion

  • Dr. Clara Neuhaus (Molekularbiologin, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Anja Braunwarth

Drei überraschende Fakten zur Wirkung von Kollagen

Kollagene Marke Eigenbau

Kollagen produziert unser Körper selbst. Es ist das am häufigsten vorkommende Eiweiß in unserem Körper und sorgt für Struktur und Stabilität, etwa in Knochen, Bindegewebe und Haut. 

Wirkung von Präparaten

Kollagenpräparate werden im Verdauungsprozess aufgespalten – und nicht als Kollagen direkt aufgenommen. Die versprochene Wirkung der Präparate ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. 

Eigenproduktion anregen

Die körpereigene Produktion von Kollagen lässt sich auf verschiedene Weise ankurbeln: etwa durch ausreichend Schlaf, Stressreduktion und Bewegung.

Auf Social Media taucht immer mehr Werbung für Kollagenpräparate auf. Die Mittel versprechen eine glattere Haut, glänzende Haare und gesunde Gelenke. Was macht Kollagen eigentlich in unserem Körper und haben die Präparate die versprochene Wirkung?

Was ist Kollagen?

Unser Körper steckt voller Kollagen: Das Protein (Eiweiß) ist Bestandteil der Bindegewebe in Knochen, Haut, Muskeln, Gelenken und Knorpeln. Unser Körper produziert ständig selbst Kollagen – es ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Organismus. Es gibt nicht nur ein Kollagen, sondern verschiedene Arten von Kollagenen: 

  • Kollagen Typ 1 macht den größten Teil der menschlichen Kollagene aus und findet sich zum Beispiel in Haut, Knochen, Sehnen und Bändern. 
  • Im Gegensatz dazu ist Kollagen Typ 2 ein wichtiger Bestandteil des Knorpels. 
  • Kollagen Typ 3 kommt ebenfalls in der Haut, aber auch in Blutgefäßen und im Darm vor.

Wie alle Eiweiße bestehen auch Kollagene aus miteinander verbundenen Aminosäuren. Bei Kollagen sind das vor allem die Aminosäuren Prolin und Glyzin. Kollagene werden aus drei Ketten aufgebaut, die eine sogenannte Tripelhelix formen – die man sich wie eine eng gewobene Schnur aus drei Wollfäden vorstellen kann. In unserem Körper sind spezialisierte Zellen, die sogenannten Fibroblasten, hauptsächlich für die Produktion von Kollagen verantwortlich.

Kollagen ist ein Eiweiß, das unser Körper selbst bildet.

Kollagene sind ein Eiweiße, die unser Körper selbst bildet. Sie sorgen zum Beispiel für ein festes Bindegewebe und stabile Knochen.

Welche Wirkung und Aufgaben hat Kollagen im Körper?

Kollagene sind sogenannte Strukturproteine. Dabei handelt es sich um Eiweiße, die wichtig für die Stabilität und Struktur unserer Gewebe sind. Die Strukturproteine mit ihrer faserartigen Beschaffenheit haben in verschiedenen Körpergeweben eine stützende, gerüstartige Funktion. Sie machen vor allem das Bindegewebe dehnbar und gleichzeitig widerstandsfähig, sind aber auch Teil vieler anderer Körpergewebe. 

Kollagene sind unverzichtbar für den Organismus. Sie finden sich in fast allen Bereichen des Körpers, dazu zählen zum Beispiel: 

  • Haut: Unter der obersten Schicht unserer Haut befindet sich die Lederhaut, die besonders reich an Kollagen ist. Das Kollagen sorgt dafür, dass unsere Haut elastisch und zugleich fest und stabil ist.
  • Knochen: Unsere Knochen bestehen zu rund einem Fünftel aus Kollagen. Kollagen ist unerlässlich für die Mineralisierung der Knochen und trägt damit zu ihrer Stabilität bei. 
  • Gelenke: In den Gelenken sorgt kollagenreiches Knorpelgewebe für reibungslose Bewegungsabläufe und federt Stöße und Sprünge ab.

Gut zu wissen: Unsere Haare enthalten kein Kollagen: Die Haarwurzel ist zwar von einer Bindegewebsschicht umgeben, die Kollagen enthält. Die Haare selbst bestehen aber zum größten Teil aus toten Haarzellen.

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Wie hilfreich sind Präparate mit Kollagen?

Seit einigen Jahren werden Kollagenpräparate als Wundermittel für Haut, Haare, Nägel und Gelenke beworben. Doch die Wirkung solcher Nahrungsergänzungsmittel ist umstritten. 

Hautcremes mit Kollagen

Sie versprechen die Reduzierung von Falten und sollen einen Anti-Aging-Effekt haben. Doch unsere Haut kann Kollagen aufgrund seiner Größe gar nicht aufnehmen. Zudem sind die körpereigenen Kollagene in den tieferen Hautschichten angesiedelt – selbst wenn die Haut Kollagene aus Cremes aufnehmen könnte, wäre unklar, ob diese überhaupt dorthin gelangen. 

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Worauf kommt es an, wenn man gesunde und junge Haut haben möchte?

Kollagen als Pulver oder Kapseln

Einige Studien haben zwar positive Auswirkungen von oral eingenommen Kollagenpräparaten auf die Hautelastizität festgestellt. Problematisch ist jedoch, dass viele Untersuchungen von Firmen mitfinanziert werden, die von einem positiven Ergebnis der Studien profitieren. Zudem handelt es sich bei den gemessenen Effekten oftmals um kleinste, kaum wahrnehmbare Veränderungen. 

Ob die als Pulver oder Kapsel eingenommene Kollagene auch als Kollagen in die Blutbahn aufgenommen werden und überhaupt an ihren Bestimmungsort wie etwa die Haut gelangen, ist bisher nicht belegt und erscheint unwahrscheinlich: Denn die Kollagene aus Kapseln oder Pulvern durchlaufen den Verdauungsprozess, bei dem sie wie alle Proteine in ihre Bestandteile aufgespalten werden.

Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Beweise darf in der EU auch nicht damit geworben werden, dass kollagenhaltige Nahrungsergänzungsmittel wie Kollagenpulver die Hautstruktur oder die Gelenkgesundheit verbessern. Dies versuchen Hersteller zu umgehen, indem sie den Präparaten Stoffe mit nachgewiesener Wirkung zusetzen, zum Beispiel bestimmte Vitamine.

Auch Stiftung Warentest fand im Rahmen eines Tests keinen wissenschaftlichen Beleg für die Wirksamkeit von Kollagen etwa in Beautydrinks. Dazu kommen teilweise enorm hohe Kosten: Das teuerste von Stiftung Warentest geprüfte Produkt kostet pro Tagesdosis fast vier Euro. Auf ein Jahr gerechnet sind das über 1.400 Euro.

Nebenwirkungen von Kollagen in Nahrungsergänzungsmitteln

Dass Kollagenpräparate wie Kollagenpulver in Studien keine nachweisbare Wirkung auf Haut und Gelenke gezeigt haben, bedeutet jedoch nicht, dass die Mittel keinerlei Nebenwirkungen haben können. Produkte mit Kollagen können allergische Reaktionen auslösen. Das Risiko ist für Personen mit Fischallergien besonders hoch, da das Kollagen teilweise aus Fischhäuten stammt. 

Kollagenpräparaten ist außerdem manchmal Vitamin B3 (Nicotinamid/Nicotinsäure) zugesetzt. In zu hoher Dosis kann Vitamin B3 zu Reaktionen wie Gesichtsrötungen und Hitzewallungen führen. Piperin, ein Extrakt aus schwarzem Pfeffer, wird oftmals eingesetzt, um die Aufnahme anderer enthaltener Wirkstoffe zu verstärken. Erwachsene sollten laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung pro Tag nicht mehr als zwei Milligramm Piperin zu sich nehmen, Schwangeren wird von der Einnahme gänzlich abgeraten.

Sind Kollagenpräparate vegan?

Wenn Sie Kollagenpräparate einnehmen möchten, bedenken Sie: Das verwendete Kollagen hat immer einem tierischen Ursprung, meistens wird es aus Schweineschwarten gewonnen.

Produkte mit sogenanntem veganen Kollagen bestehen meist aus einer Mischung aus verschiedenen Aminosäuren. Die Mischung ist nicht tierischen Ursprungs, enthält aber auch keine Kollagene.

Eine Frau in lässiger Kleidung nimmt ein ein Kollagenpräparat ein

Kollagenpräparate versprechen ein straffes Bindegewebe, glatte Haut und glänzende Haare. 

Lässt sich die körpereigene Produktion von Kollagen beeinflussen?

Ja. Statt teure Präparate zu schlucken, lohnt es sich eher, den eigenen Körper bei der Kollagenproduktion zu unterstützen. Zudem schützt eine gesunde Lebensweise die Kollagenfasern in den Geweben vor Schäden oder ihrem Abbau:

  • Sonnenschutz: Sonnenlicht hemmt die Bildung von Kollagenen und fördert den Abbau von Kollagenfasern in der Haut. Sonnencreme, das Bedecken der Haut sowie das Meiden der Mittagssonne beugen dem vor.
  • Nicht rauchen: Rauchen schädigt die Kollagenfasern in der Haut, die dadurch schlaffer und weniger elastisch wird.
  • Alkoholverzicht: Studien weisen darauf hin, dass Alkoholkonsum dazu führt, dass weniger Kollagen in den Knochen vorhanden ist. Des Weiteren scheint Alkoholkonsum die Stabilität von Kollagenen zu beeinflussen. 
  • Bewegung: Nach dem Sport bildet der Körper Kollagen. Der Effekt ist allerdings bisher nur bei Männern nachgewiesen. Untersuchungen mit Frauen zeigten keinen Unterschied in der Kollagenproduktion, egal ob die Frauen Sport getrieben hatten oder nicht.

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  • Ausgewogene Ernährung: Um die Kollagenproduktion über die Ernährung zu unterstützen, kann es hilfreich sein, auf eiweißreiche Lebensmittel zu setzen. Für die Kollagenproduktion wichtige Aminosäuren wie Glycin und Prolin sind zum Beispiel in Fisch, Geflügel, Milchprodukten, Soja, Eiern und Hülsenfrüchte enthalten. Wichtig für die körpereigene Kollagenproduktion ist außerdem Zink (in Nüssen, Fleisch, Hülsenfrüchten) und Vitamin C (Zitrusfrüchte, Paprika, Blattgemüse). Kollagen steckt zwar als solches auch in vielen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Gelatine, allerdings wird es bei der Verdauung in seine Bestandteile zerlegt und daher nicht als Kollagen in die Blutbahn aufgenommen. 
  • Guter Schlaf: Forschende vermuten, dass sich zu wenig Schlaf auf die Kollagenproduktion und -struktur auswirkt. Zu wenig oder schlechter Schlaf führt zu Stress, was wiederum Auswirkungen auf unser Immunsystem hat. Veränderungen im Immunsystem können die Struktur der Kollagenfasern ändern. 
  • Stress reduzieren: Ist durch chronischen Stress das Stresshormon Cortisol dauerhaft erhöht, kann das zu einer geringeren Produktion von Kollagen führen.

Mit fortschreitendem Alter stellt der Körper weniger Kollagen her. Zudem kann Kollagen bei älteren Menschen Wasser schlechter binden, darüber hinaus schädigen Umwelteinflüsse mit der Zeit dauerhaft die Kollagenstrukturen in tieferen Hautschichten. Das führt dazu, dass die Haut weniger prall und elastisch, also etwas schlaffer ist – ein ganz natürlicher Vorgang, an dem Nahrungsergänzungsmittel nichts ändern. Die körpereigene Kollagenproduktion können Sie jedoch auch im Alter bestmöglich durch viel Bewegung, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung unterstützen.

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Literatur und weiterführende Informationen

  • Ana Marina Ferreira et al.: Collagen für bone tissue regeneration (2012)
  • Benjamin F. Miller et al.: Tendon collagen synthesis at rest and after exercise in women (2007)
  • Christiane Bayerl: Topisches Anti-Aging – Evidenz und Wirkprinzip (2018)
  • Ezra Hoover; Mandy Alhajj; Jose L. Flores: Physiology, Hair (2023)
  • Harvard T.H.Chan, The Nutrition Source (Abruf vom 09.10.2024): Collagen
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Abruf vom 09.10.2024): Wie funktioniert die Haut?
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Abruf vom 09.10.2024): Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie?
  • Jürgen Brinkmann et al.: Collagen synthesis in (sun-)aged human skin and in fibroblasts derived from sun-exposed and sun-protected body sites (1995) 
  • Marlyn Wu; Kelly Cronin; Jonathan S. Crane: Biochemistry, Collagen Synthesis (2023) 
  • Matthew D. Shoulders, Ronald T. Raines: Collagen Structure and Stability (2009)
  • Odival Seabra et al.: Even without changing the bone mineral density, alcohol consumption decreases the percentage of collagen, the thickness of bone trabeculae, and increases bone fragility (2022)
  • Pschyrembel Online (Abruf vom 09.10.2024): Kollagen 
  • Ronny Heldt-Döpel, Nadine Berling: Could collagen supplementation improve bodily functions? (2023)
  • Rupert Hallmann et al.: Extrazelluläre Matrix – Struktur und Funktion (2022)
  • Shreya Shanbhag et al.: Anti-aging and Sunscreens: Paradigm Shift in Cosmetics (2019)
  • Songcheng Xu et al.: Unraveling the interaction mechanism between collagen and alcohols with different chain lengths and hydroxyl positions (2021)
  • Stiftung Warentest (Abruf vom 09.10.2024): Sich schön trinken? Teure Ampullen sind nicht die Lösung
     


 

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