Junge Frau nimmt ein Medikament mit einem Glas Wasser ein
Sexualität

Die „Pille danach“: Wann und wie funktioniert sie?

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Ulrike Schnyder (Medical Writer, Content Fleet GmbH)

Qualitätssicherung

  • Margarethe Zinser (Apothekerin)

Die „Pille danach“ kann eine ungewollte Schwangerschaft verhindern – vorausgesetzt, Sie handeln umgehend und richtig. Wie die Notfallverhütung funktioniert und was bei der Einnahme zu beachten ist.

Pille vergessen, Diaphragma verrutscht, Kondom gerissen, fruchtbare Tage falsch berechnet – kein Verhütungsmittel ist zu 100 Prozent sicher. So können Frauen manchmal trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ungewollt schwanger werden. Eine Möglichkeit, die Schwangerschaft noch nach dem Sex zu verhindern, ist die „Pille danach“.

Was ist die „Pille danach“?

Die „Pille danach“ ist ein Hormonpräparat in Form einer Tablette. Frauen können sie einnehmen, um nicht ungewollt schwanger zu werden – zum Beispiel, nachdem sie ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten oder wenn das Verhütungsmittel nicht funktioniert hat.

Wichtig: Die „Pille danach“ ist kein Verhütungsmittel, sondern eine Notfalllösung. Sie sollten sie also nicht leichtfertig nehmen, denn wie jedes Medikament kann sie Nebenwirkungen hervorrufen.

Ihr Newsletter für ein gesünderes Leben

Jetzt unverbindlich anmelden und monatlich Gesundheitsthemen mit wertvollen Tipps erhalten und über exklusive Barmer-Services und -Neuigkeiten informiert werden.

Newsletter abonnieren

Wie lange nach dem Sex kann man die „Pille danach“ einnehmen?

Grundsätzlich gilt: Je früher nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr Sie die „Pille danach“ nehmen, desto wirksamer ist sie. Wie lange nach der Verhütungspanne das Hormonpräparat sinnvoll ist, hängt vom Wirkstoff ab. Die in Deutschland erhältlichen Präparate enthalten einen von zwei Wirkstoffen:

  • Die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel wirkt umso zuverlässiger, je früher Sie sie einnehmen. Der letzte sinnvolle Zeitpunkt, sie zu nehmen, ist maximal 72 Stunden beziehungsweise drei Tage nach dem Geschlechtsverkehr.
  • Die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat kann bis zu 120 Stunden beziehungsweise fünf Tage nach dem Sex wirken.

Trotzdem gilt: Die „Pille danach“ kann nichts mehr ausrichten, wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat oder gerade stattfindet.

Die „Pille danach“ nicht auf leeren Magen nehmen

Sie sollten vor der Einnahme eine Kleinigkeit essen – aber nichts Fettiges. Denn eine Nebenwirkung der „Pille danach“ ist Übelkeit: Bei leerem Magen besteht eher die Gefahr, dass Sie die Pille erbrechen. Müssen Sie sich in den ersten drei bis vier Stunden nach Einnahme der „Pille danach“ übergeben, ist die Wirkung nicht mehr gegeben. Sie sollten dann baldmöglichst eine neue Tablette nehmen.

Wie funktioniert die „Pille danach“?

Die beiden in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe unterbinden eine Schwangerschaft, indem sie den Eisprung verschieben beziehungsweise verhindern.

Pillen mit dem Wirkstoff Levonorgestrel blockieren die Bildung des sogenannten luteinisierenden Hormons (LH), das die Eizellreifung anregt. Dadurch verschiebt sich der Eisprung einige Tage nach hinten. Ziel ist, dass die Spermien in der Zwischenzeit absterben und die Eizelle nicht mehr befruchten können. Wenn allerdings der Eisprung schon stattgefunden hat oder unmittelbar bevorsteht, kann dieser Wirkstoff nichts mehr ausrichten. Levonorgestrel ist nur wirksam, wenn Sie die Pille etwa zwei Tage vor dem Eisprung einnehmen.

Eine junge Frau wird in der Apotheke zur „Pille danach“ beraten

In der Apotheke oder der Frauenarztpraxis werden Sie zur „Pille danach“ beraten. Sie besprechen beispielsweise, ob Sie weitere Medikamente nehmen, die die Wirkung der „Pille danach“ möglicherweise beeinträchtigen können.

Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat verhindern oder verschieben den Eisprung, indem sie die Wirkung des Sexualhormons Progesteron blockieren. Ulipristalacetat wirkt im Gegensatz zu Levonorgestrel bis kurz vor dem Eisprung. Aber auch diese Art der „Pille danach“ ist während des Eisprungs nicht wirksam.

Wann die „Pille danach“ nehmen?

Die kurze Antwort: so bald wie möglich. Der Zeitpunkt des Eisprungs entscheidet, wie und wann die „Pille danach“ am zuverlässigsten wirkt. Die fruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus beginnen normalerweise etwa fünf Tage vor dem Eisprung und enden einen Tag danach. Die „Pille danach“ wirkt mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn Sie sie rechtzeitig vor dem Eisprung einnehmen. Während und nach dem Eisprung hat sie keinen Effekt mehr – Frauen können dann trotzdem schwanger werden.

Wie sicher ist die „Pille danach“?

Die Wirkung des Medikaments hängt von Präparat, Zyklustag und dem Einnahmezeitpunkt ab. Die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Schwangerschaft verhindert wird, schwankt daher stark. Sie liegt verschiedenen Studien zufolge zwischen 59 und 98 Prozent.

Wie lange bleiben die Hormone der „Pille danach“ im Körper?

Nach rund sechs bis sieben Tagen hat der Körper die Wirkstoffe abgebaut.

Nach der Pille danach weiterhin verhüten

Die „Pille danach“ wirkt einmalig, nicht vorbeugend. Wenn Sie nicht schwanger werden möchten, ist für den Rest des Zyklus die Anwendung von Barrieremethoden (zum Beispiel Kondom) essenziell wichtig, da die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva in diesem Zyklus nicht mehr gewährleistet ist. In Ihrer Frauenarzt-Praxis können Sie sich zu für Sie passenden Verhütungsmethoden beraten lassen. 

Mit der Barmer Arztsuche eine Frauenarztpraxis in Ihrer Nähe finden

Sie suchen noch eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt? Einfach bei der Barmer Arztsuche das Fachgebiet „Frauenheilkunde“ auswählen und ihre Postleitzahl eingeben.

Barmer Arztsuche

Welche Nebenwirkungen hat die „Pille danach“?

Die „Pille danach“ hat verschiedene Auswirkungen auf den Zyklus:

  • Die nächste Periode kann einige Tage früher oder später einsetzen als erwartet.
  • Die Blutung kann stärker ausfallen als normalerweise.
  • Schmierblutungen und unregelmäßige Blutungen sind möglich.

Weitere häufige Nebenwirkungen sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopf- und Unterleibsschmerzen
  • Schwindel
  • Brustspannen
  • Muskel- und Rückenschmerzen
  • Müdigkeit

Nach der Einnahme einer „Pille danach“ können neben Zyklusverschiebungen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten.

Nach der Einnahme einer „Pille danach“ können neben Zyklusverschiebungen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten.

Gibt es die „Pille danach“ in der Apotheke?

Sie erhalten die „Pille danach“ rezeptfrei in der Apotheke. Das Fachpersonal berät Sie zur Einnahme. Das ist beispielsweise wichtig, wenn Sie andere Medikamente nehmen, die die Wirkung der Notfallverhütung beeinflussen könnten. Mädchen unter 14 Jahren erhalten die „Pille danach“ in der Regel nur mit Einverständnis ihrer Eltern.

An Wochenenden oder an Feiertagen können Sie sich auch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden, unter der kostenlosen Telefonnummer 116 117. Eine weitere Möglichkeit ist die ärztliche Ambulanz im nächsten Krankenhaus.

Was kostet die „Pille danach“?

Je nach Präparat kostet die „Pille danach“ zwischen rund 18 und 35 Euro.

Kostenübernahme für die „Pille danach“ für Barmer-Versicherte unter 22

Für Barmer-versicherte Frauen werden bis zum 22. Geburtstag die Kosten für die „Pille danach“ danach übernommen, wenn ihnen das Präparat ärztlich verschrieben wurde. Wer 18 oder älter ist, zahlt in der Apotheke dann nur die gesetzliche Zuzahlung. 

Empfängnisverhütung

Wer sollte die „Pille danach“ nicht einnehmen?

Die „Pille danach“ eignet sich nicht für jede Frau. Für manche bestehen besondere Risiken. Nicht empfohlen wird das Medikament:

  • Frauen mit schwerem Asthma, die Glukokortikoide wie Kortison nehmen. Das gilt besonders für den Wirkstoff Ulipristalacetat.
  • Bei schweren Leberfunktionsstörungen.
  • Wenn Sie im aktuellen Zyklus schon einmal die „Pille danach“ genommen haben. Ausnahme: Sie haben die erste Tablette erbrochen.
  •  Frauen, die zu Thrombosen neigen oder in deren Familie Thrombosen vorkommen. Das gilt besonders für Levonorgestrel.
  • Wenn Sie überempfindlich gegen den jeweiligen Wirkstoff sind.

Was gibt es noch zu beachten?

Folgendes sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie die „Pille danach“ in Erwägung ziehen oder bereits eingenommen haben:

  • Bei ausbleibender Regelblutung: Die „Pille danach“ kann die Periode nach hinten verschieben. Aber wenn sie länger als sieben Tage überfällig ist, sollten Sie einen Schwangerschaftstest machen und sich in Ihrer Frauenarztpraxis melden. 
  • Bei der Einnahme weiterer Medikamente: Manche Arzneimittel können die Wirksamkeit der „Pille danach“ beeinträchtigen. Dazu gehören manche Antibiotika, Antiepileptika und johanniskrauthaltige Mittel. Nehmen Sie solche Medikamente, sollten Sie das in der Apotheke oder in der Frauenarztpraxis ansprechen.
  • Während der Stillzeit: Die Wirkstoffe der „Pille danach“ gehen in die Muttermilch über. Falls Sie also gerade stillen, sollten Sie eine Stillpause einlegen. Bei Levonorgestrel sind acht Stunden empfehlenswert, bei Ulipristalacetat bis zu eine Woche nach der Einnahme. Während der Stillpause ist es ratsam, die Milch abzupumpen, um die Milchbildung aufrechtzuerhalten. Geben Sie die Milch aber nicht dem Baby zu trinken.
  • Bei hohem Körpergewicht: Die „Pille danach“ wirkt bei Frauen mit Übergewicht unter Umständen nicht optimal. Laut Berufsverband der Frauenärzte sinkt ab einem Körpergewicht von 70 Kilogramm die Wirksamkeit von Levonorgestrel deutlich, bei Ulipristalacetat ab 95 Kilogramm.

Alternativen zur „Pille danach“ sind die „Spirale danach“ und die „Kupferkette danach“. Beide müssen von einer Ärztin oder einem Arzt eingesetzt werden. Das darin enthaltene Kupfer wirkt einer Schwangerschaft auf zwei Arten entgegen: Zum einen schädigt es die Spermien. Zum anderen verändert es die Schleimhaut in Gebärmutter und Eileiter, sodass die Spermien schlechter vorankommen und die möglicherweise befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann.

Literatur und weiterführende Informationen

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert.