Pflegebedürftige Personen, die ausschließlich Pflegegeld beziehen und daheim von Angehörigen versorgt werden, müssen regelmäßig die Beratung von Pflegefachkräften in Anspruch nehmen. Mit dem sogenannten Beratungseinsatz soll die Qualität der häuslichen Pflege sichergestellt werden.
Pflegebedürftige Menschen, die zu Hause von Verwandten, Freunden oder Bekannten versorgt werden, erhalten Pflegegeld. Wenn kein ambulanter Pflegedienst an der häuslichen Pflege beteiligt ist, sieht der Gesetzgeber regelmäßige Beratungen durch Pflegefachkräfte vor, die sog. Beratungseinsätze. Ziel der Beratungseinsätze ist es, die Pflege zu Hause möglichst gut sicherzustellen. Pflegebedürftige und pflegende Angehörige werden von Fachkräften individuell beraten und erhalten hilfreiche Tipps und Informationen, welche die Pflege und Versorgung zu Hause erleichtern.
Wichtig: Die Beratungseinsätze sind verpflichtend und man kann nicht davon entbunden werden. Können Pflegebedürftige die vorgeschriebenen Besuche nicht nachweisen, wird das Pflegegeld nicht mehr ausgezahlt. Diese Verpflichtung gilt auch für Personen, die bis zu 40 Prozent des Sachleistungsbetrages zur Finanzierung anerkannter Angebote zur Unterstützung im Alltag nutzen.
Wie läuft ein Beratungseinsatz ab?
Der Beratungseinsatz findet immer dort statt, wo die pflegebedürftige Person häuslich gepflegt wird. Dies kann ihr eigenes Zuhause sein, oder beispielsweise auch die Wohnung der Tochter, wenn die Pflege überwiegend dort stattfindet. Deshalb sollte die Pflegeperson – oder, wenn mehrere beteiligt sind, die Pflegepersonen – bei dem Beratungsgespräch möglichst anwesend sein.
Die Pflegefachkraft
- berät hinsichtlich Schwierigkeiten im Pflegealltag und unterstützt bei der Suche nach Lösungen,
- klärt Fragen rund um die Gestaltung und Durchführung der Pflege,
- gibt Tipps zur Erleichterung der Pflege, zu Hilfsmitteln, zu Veränderungen in der Wohnung sowie zur Entlastung der Pflegepersonen und
- vermittelt Schulungs- oder Beratungsangebote für pflegende Angehörige, z. B. als häusliche Schulung.
Konkrete Empfehlungen oder Hinweise gibt die Pflegefachkraft direkt an die Barmer Pflegekasse weiter, sodass die Versorgung mit z. B. einem neuen Hilfsmittel in die Wege geleitet werden kann. Die Kosten für die Beratungsgespräche übernimmt die Barmer Pflegekasse.
Übrigens: Bis zum 31.03.2027 kann jede zweite Beratung im Rahmen einer Videokonferenz stattfinden.
Wann und wie oft müssen die Beratungseinsätze gemacht werden?
Die Häufigkeit der Beratungseinsätze hängt vom Pflegegrad ab. Für Pflegebedürftige mit den Pflegegraden 2 und 3 ist ein halbjährlicher Rhythmus vorgegeben, für Personen mit den Pflegegraden 4 und 5 ein vierteljährlicher.
Die Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, in welchen Zeiträumen jeweils ein Beratungseinsatz erfolgen muss.
Pflegegrad 2 | 01.01. - 30.06. | 01.07. - 31.12. | ||
Pflegegrad 3 | 01.01. - 30.06. | 01.07. - 31.12. | ||
Pflegegrad 4 | 01.01. - 31.03. | 01.04. - 30.06. | 01.07. - 30.09. | 01.10. - 31.12. |
Pflegegrad 5 | 01.01. - 31.03. | 01.04. - 30.06. | 01.07. - 30.09. | 01.10. - 31.12. |
In dem Schreiben, mit dem das Pflegegeld bewilligt wird, wird auf die Beratungspflicht hingewiesen. Denken Sie daran, die Termine mit dem Anbieter Ihrer Wahl möglichst frühzeitig zu vereinbaren, damit Sie den Nachweis für einen Beratungseinsatz rechtzeitig erbringen können. Sofern ein Nachweis einmal nicht rechtzeitig eingereicht wird, erhalten Sie bzw. die pflegebedürftige Person eine schriftliche Erinnerung.
Pflegebedürftige mit dem Pflegegrad 1 sowie Pflegebedürftige mit den Pflegegraden 2 bis 5, die auch oder ausschließlich Pflegesachleistungen erhalten, dürfen Beratungsbesuche gerne bis zu zweimal im Jahr freiwillig in Anspruch nehmen.
Wer darf einen Beratungseinsatz durchführen?
Die Beratung kann von den meisten ambulanten Pflegediensten, Sozialstationen oder anderen freien Anbietern oder Beratungsstellen durchgeführt werden. Wichtig ist, dass diese von den Landesverbänden der Pflegekassen zugelassen sind.
Sie können sich frei für einen Anbieter entscheiden und auch beim nächsten Beratungseinsatz den Anbieter wechseln. Für die Suche steht Ihnen beispielsweise unser Pflegelotse zur Verfügung. Auch Pflegestützpunkte oder kommunale Beratungsstellen können Sie bei der Suche nach zugelassenen Anbietern unterstützen.
Was passiert, wenn Sie sich nicht beraten lassen?
Wenn Sie den Beratungsnachweis nicht zum fälligen Termin nachgewiesen haben, erhalten Sie etwa einen Monat nach diesem Termin ein Erinnerungsschreiben. Mit diesem Schreiben wird Ihnen mitgeteilt, dass Sie innerhalb der folgenden drei Wochen die Möglichkeit haben, den Beratungstermin nachzuholen. Sofern Sie den Beratungseinsatz innerhalb der gesetzten Frist nachweisen, wird Ihr Pflegegeld weiter ungekürzt ausgezahlt.
Verstreicht diese Nachholfrist, ohne dass der Beratungseinsatz nachgewiesen wird, erfolgt eine Kürzung des Pflegegeldes um 50 Prozent. Darüber werden Sie mit einem gesonderten Schreiben informiert. Im nächsten Schritt wird die Zahlung des Pflegegeldes vollständig eingestellt.
Beispiel:
Der Beratungseinsatz hätte bei Pflegegrad 4 (Beratung ist vierteljährlich notwendig) bis zum 31.03. nachgewiesen werden müssen, dies geschah aber nicht.
- Ende April wird ein Erinnerungsschreiben versandt, mit dem Hinweis auf eine Nachholfrist von drei Wochen.
- Erfolgt innerhalb dieses Zeitraumes kein Nachweis, wird das Pflegegeld zum 01.06. um 50 Prozent gekürzt.
- Wird daraufhin weiter kein Beratungseinsatz nachgewiesen, wird ab dem 01.07. kein Pflegegeld mehr gezahlt.
Häufige Fragen zum Beratungseinsatz
Vermutlich hat es eine Überschneidung zwischen dem Eingang des Beratungsnachweises bei der Pflegekasse und dem Versand des Erinnerungsschreibens gegeben.
Möglicherweise hat der Pflegedienst den Nachweis auch noch nicht eingereicht. Bitte erfragen Sie daher bei Ihrem Anbieter, ob er den Nachweis versandt hat. Sollte dies nicht der Fall sein, bitten Sie darum, dass der Nachweis schnellstmöglich unabhängig von der Rechnung per Fax an die Nummer 0800 333 00 92* gesendet wird.
Bitte beachten Sie: Sofern Sie diese Fax-Nummer für andere Zwecke verwenden, führt dies zu einer Verzögerung der Bearbeitung.
* Ein Fax an diese Nummer ist aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz für Sie kostenfrei.
Ja, jeder versäumte Termin muss nachgeholt werden. Dies gilt auch, wenn damit dann mehrere Beratungstermine im gleichen Halb- bzw. Vierteljahr stattfinden.
Beispiel:
Eine pflegebedürftige Person bezieht Pflegegeld nach dem Pflegegrad 2. Der Beratungsbesuch hätte bis zum 30.06. stattfinden müssen, dies wurde jedoch versäumt. Nach einer Erinnerung wird der Beratungseinsatz schließlich am 14.08. nachgeholt. Dieser Beratungseinsatz findet zwar in der zweiten Jahreshälfte statt, muss jedoch für das erste Halbjahr gewertet werden. Somit muss die pflegebedürftige Person bis zum 31.12. einen weiteres Beratungsgespräch für das zweite Halbjahr nachweisen.
Wenn der Beratungsbesuch kurzfristig nachgewiesen werden muss, um die Frist einzuhalten, sollte der Anbieter den Nachweis möglichst per Fax an die Nummer 0800 333 00 92* senden. Sie können dies auch selbst tun – in der Regel erhalten Sie von dem Anbieter eine Kopie des Nachweises. Die Rechnung kann unabhängig davon später gestellt werden.
* Ein Fax an diese Nummer ist aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz für Sie kostenfrei.
Formulare für den Beratungsnachweis in verschiedenen Sprachen
Die für alle Kassen einheitlichen Formulare bietet der GKV-Spitzenverband auf seiner Website zum Download an.
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Deutsch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Englisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Französisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Griechisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Italienisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Kroatisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Polnisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Portugiesisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Spanisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Tschechisch
- Nachweis über den Beratungseinsatz auf Ungarisch
Ihre Barmer-Vorteile bei Beratungseinsätzen
- Individuelle Pflegeberatung: Eine Pflegefachkraft steht Ihnen in regelmäßigen Abständen mit Tipps und Hilfestellungen für die Pflege zu Hause zur Seite.
- Freie Wahl des Anbieters: Für die Durchführung der Beratungseinsätze können Sie sich selbst einen ambulanten Pflegedienst oder eine Sozialstation mit entsprechender Qualifizierung aussuchen und den Anbieter auch jederzeit wechseln.
- Persönlicher Kontakt: Für Ihre Fragen rund um das Thema Pflege stehen wir Ihnen und Ihren Angehörigen mit einer kompetenten und einfühlsamen Beratung zur Seite.