„Wohlstandsbäuchlein“ und „Hüftgold“ heißt es oft verharmlosend, wenn sich in der Körpermitte deutliche Fettpolster abzeichnen. Laut Robert Koch-Instituts (RKI) unterschätzen viele Menschen das eigene Körpergewicht. Dabei kann ein zu hohes solches mit bedeutenden Gesundheitsrisiken verbunden sein. Erfahren Sie, ab wann Übergewicht in Adipositas – also Fettleibigkeit – übergeht, welche Adipositas-Grade es gibt und welche Auswirkungen diese auf die Gesundheit haben können.
Adipositas Grad 1, 2 und 3: BMI als Instrument zur Einteilung
Nur etwas Übergewicht? Oder doch schon Adipositas Grad 1? Ab wann sprechen Ärztinnen und Ärzte nicht mehr nur von Übergewicht, sondern von Adipositas, also von Fettleibigkeit? Das Instrument der Wahl zur Beurteilung von Übergewicht und zur Einteilung der Adipositas-Grade 1 bis 3 ist der Body-Mass-Index (BMI).
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Der Body-Mass-Index setzt das Gewicht und die Körpergröße ins Verhältnis zueinander. Aus dem errechneten Wert lässt sich ableiten, ob bei einer Person Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht (Präadipositas) oder starkes Übergewicht (Adipositas-Grade 1 bis 3) vorliegt.
Ab wann liegt nun aber eine Adipositas Grad 1, Grad 2 oder Grad 3 vor? Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation steht ein BMI-Wert von 25 bis 29,9 für Übergewicht (Präadipositas).
Adipositas Grad 1, Grad 2 und Grad 3 berechnen sich wie folgt:
- Adipositas Grad 1: BMI zwischen 30 und 34,9
- Adipositas Grad 2: BMI zwischen 35 und 39,9
- Adipositas Grad 3: BMI ab 40
Bei Adipositas Grad 3 sprechen Fachleute auch von Adipositas permagna.
So ermitteln Sie Ihren BMI
BMI = Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat
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Wichtig: Bei Adipositas ab Grad 1 sieht die ärztliche Leitlinie immer eine Indikation gegeben – also eine Behandlungswürdigkeit. Aber auch schon bei Übergewicht unterhalb einer Adipositas kann eine ärztliche Behandlung notwendig sein, wenn:
- Übergewichtsbedingte Gesundheitsstörungen wie Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes vorliegen
- Übermäßiges Bauchfett diagnostiziert wurde
- Erkrankungen vorliegen, die durch Übergewicht verschlimmert werden
- Ein hoher psychosozialer Leidensdruck die betroffene Person belastet
Wie Adipositas behandelt werden kann, erfahren Sie in unserem Artikel „Adipositas (starkes Übergewicht): Ursachen, Folgen und Behandlung“.
Adipositas-Grade: Weitere Instrumente zur Einteilung
Das Problem mit dem Body-Mass-Index (BMI): Zwar liefert er einen guten ersten Richtwert zur Einstufung von Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas Grad 1 bis 3, aber der BMI sagt nichts aus über:
- Die individuelle Fettverteilung im Körper
- Den prozentualen Fettanteil an der gesamten Körpermasse
Wichtig zu wissen: Zur Gesamtkörpermasse zählt neben Fett, Muskeln und Knochen auch ein sehr hoher Wasseranteil.
Höheres Gewicht heißt nicht immer Adipositas
Ärztinnen und Ärzte nutzen den BMI nur als erste Orientierung, nicht als einziges Instrument, um Adipositas zu diagnostizieren. Das hat Gründe. Hier ein Beispiel:
Laut Body-Mass-Index könnte ein Bodybuilder von 1,80 Metern Körpergröße und 100 Kilogramm Wettkampfgewicht als adipös gelten. Denn sein BMI-Wert beträgt 30,9, was einer Adipositas Grad 1 entsprechen würde. Allerdings besitzt der Bodybuilder viel Muskelmasse. Aber über den womöglich geringen Körperfettanteil beziehungsweise die Körperfettverteilung des Sportlers sagt der BMI-Wert nichts aus. Daher ist der BMI als alleiniges Instrument zur Beurteilung einer Adipositas nicht geeignet.
Zur Einordnung von Übergewicht, Adipositas und den damit verbundenen potenziellen Gesundheitsrisiken berücksichtigen Ärztinnen und Ärzte daher zusätzlich zum BMI folgende weitere wichtige Faktoren:
- Fettanteil an der Körpermasse
- Fettverteilung im Körper
- Blutwerte (unter anderem Cholesterinwerte)
- Eventuell vorliegende Erkrankungen wie Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes
Körperfettverteilung und Gesundheitsrisiken
Ein ganz wichtiger Faktor für Ärztinnen und Ärzte, um bei Übergewicht (Präadipositas) und bei Adipositas das individuelle Gesundheitsrisiko einschätzen zu können, ist das Ausmaß des Bauchfetts. Denn Bauchfett (fachsprachlich: viszerales oder abdominales Fett) produziert Hormone und weitere Botenstoffe, die das Immunsystem schwächen und Entzündungen fördern können. Das Bauchfett wird sozusagen zu einem zusätzlichen hormonproduzierenden Organ.
Infolge dieser Hormonproduktion kann es zu einem schwereren Verlauf bei Infektionen kommen. Außerdem begünstigt sie die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes.
Als Faustregel gilt: Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto größer ist das damit verbundene Gesundheitsrisiko.
Apfeltyp vs. Birnentyp
Medizinerinnen und Mediziner verwenden die Begriffe „Apfeltyp“ und „Birnentyp“, um die Verteilung des Körperfetts und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu beschreiben.
In der Regel entsprechen Männer eher dem Apfeltyp. Sie neigen zu einer konzentrierteren Fettansammlung in der Körpermitte. Frauen neigen eher zum Birnentyp. Bei ihnen bilden sich die Fettdepots eher an Hüften, Po und Schenkeln.
Im Allgemeinen hat der Apfeltyp aufgrund seines bauchzentrierten Fettverteilungsmusters ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen als der Birnentyp. Aber auch der Birnentyp kann mit zunehmendem Gewicht viel Bauchfett ansammeln.
In Bezug auf Adipositas Grad 1 heißt das: Ein BMI zwischen 30 und 34,9 bedeutet nicht automatisch, dass diese Person einen höheren Bauchfettanteil hat als beispielsweise eine Person mit einem BMI-Wert von 27. Denn es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wo genau sich im Körper vorzugsweise Fettdepots bilden und in welchem Körperbereich diese schneller anwachsen als anderswo im Körper.
Richtwerte Bauch- und Taillenumfang
Weil die Körperfettverteilung von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, ziehen Ärztinnen und Ärzte als Richtwert zur Beurteilung von Übergewicht den Bauch- beziehungsweise Taillenumfang heran. Überschreitet er bestimmte Werte, verbinden Ärztinnen und Ärzte dies mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko:
- Ab 80 Zentimetern bei Frauen, ab 94 Zentimetern bei Männern: Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzkrankheiten, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes
- Ab 88 Zentimetern bei Frauen, ab 102 Zentimetern bei Männern: Deutlich erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzkrankheiten, Schlaganfall und Typ-2-Diabetes
Bei letzteren Maßen sprechen Medizinerinnen und Mediziner auch von einer bauchbetonten Adipositas, fachsprachlich abdominale oder viszerale Adipositas.
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Fazit: Erhöhten BMI-Wert individuell einordnen
Menschen mit Übergewicht und Menschen mit Adipositas Grad 1 können sich genauso gesund und leistungsfähig fühlen wie Menschen mit einem niedrigeren BMI. Auch stellen sich bei Übergewicht und Adipositas nicht zwangsläufig Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Typ-2-Diabetes ein.
Demgegenüber steht, dass Adipositas mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Außerdem steigt das Erkrankungsrisiko, je höher das Übergewicht ausfällt und je länger es anhält.
Wie hoch das individuelle Gesundheitsrisiko ist, hängt indes nicht allein vom BMI ab. Auch andere Einflussgrößen spielen eine wichtige Rolle in der Beurteilung des Gesundheitsrisikos, insbesondere:
- Der prozentuale Anteil des Körperfetts am Körpergewicht
- Die Verteilung des Körperfetts und hier vor allem der Bauchfettanteil
- Das Vorliegen von Begleiterkrankungen und der allgemeine Gesundheitszustand, den Ärztinnen und Ärzte im Rahmen des regelmäßigen Check-ups erfassen
Grundsätzlich empfiehlt sich für jeden Menschen ein Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung. Damit lässt sich das Risiko für Folgeerkrankungen senken und die Lebensqualität steigern – und das nicht nur bei Übergewicht und Adipositas.
Hilfreiche Links
- Deutsche Herzstiftung: Risikofaktor Übergewicht
- Verbraucherzentrale: Body-Mass-Index: Was kann er und was nicht?
- Adipositas-Gesellschaft: Liste von Selbsthilfegruppen-Verbänden