Glückliche Mutter mit drei Mädchen unter einer Decke
Psychische Gesundheit

Angst vor Inflation: So kommen Sie mit weniger Sorgen durch die Krise

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dirk Weller (Diplom-Psychologe)

Die Kosten für Essen und Heizen steigen. Familien, Studierende, Rentner und Rentnerinnen, die vor Kurzem noch gut über die Runden kamen, werden von Existenzsorgen geplagt. Wie bleibt man möglichst gelassen – und wer hilft zur Not?

Die vierköpfige Familie, der im Monat nur 200 Euro für Lebensmittel bleiben. Die Rentnerin, die hofft, dass kein Haushaltsgerät kaputt geht, da sie für Reparaturen kein Geld hat. Der Student, dessen Nebenjob die Warmmiete nicht mehr abdeckt. Viele Menschen stehen durch die Inflation und steigenden Preise gerade unter enormem finanziellen Druck. 

Der Begriff „Existenzsorgen“ zeigt schon, wie sehr diese Ängste an die Substanz gehen können. Und dennoch sind wir ihnen nicht völlig ausgeliefert. Da aber Sorgen den Blick auf das versperren, was man selbst verändern kann, geben wir hier ein paar Anregungen, wie sich die eigene Lage verbessern lässt. 

Das Worst-Case-Szenario ablösen

Im Krisenmodus geistert oft ein vages Worst-Case-Szenario in unseren Köpfen herum. Wir haben Angst, alles zu verlieren, und diese Angst erzeugt Panik. Tatsächlich hilft es, sich einmal konkret vorzustellen, was im schlimmsten Fall – realistisch gesehen – passieren kann. 

So fängt das Solidarsystem in Deutschland zumindest die allergrößten Härten ab: Wenn das Geld für die Miete nicht reicht, kann man Sozialhilfe beantragen, seine Krankenversicherung und ein Dach über dem Kopf behalten. Gleichzeitig hilft es auch, sich das Best-Case-Szenario auszumalen: 

Die Inflation geht wieder zurück, das eigene Gehalt hingegen steigt, die Energiekrise wird rasch überwunden. Und zwischen beiden, dem Best- und dem Worst-Case-Szenario liegt meist das, was eintreten wird. Diese Übung hilft, zwischen nötigen und unnötigen Sorgen zu unterscheiden. Wer ein realistisches Szenario vor Augen hat, kann sich darauf viel besser vorbereiten.

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Life Hacks gegen die Inflation von Oma und Opa

Viele unserer Großeltern mussten mit viel weniger Geld ihre Familie durchbringen. Ein Besuch oder ein Anruf bei Oma und Opa kann deshalb eine neue Perspektive auf die eigene Situation geben – und Inspiration. So kann man sich vielleicht Rezepte für eingelegtes Gemüse (gut für den Geldbeutel und die Darmflora) bei der Oma abschauen oder sich zeigen lassen, wie man kleine Löcher in der Kleidung flickt und warme Socken strickt. 

Außerdem schützt der Kontakt zu den Großeltern auch davor, allein mit den eigenen Sorgen zu bleiben. Die ältere Generation hat erlebt, wie Krisen kamen und gingen – diese Erfahrung kann zusätzlich beruhigen. 

Bei Angst vor Inflation: Über Sorgen reden

Drohende oder tatsächliche Armut geht nicht nur mit Existenzsorgen einher, sondern oft auch mit Scham und Einsamkeit. Das Schamgefühl müssen wir erst einmal ehrlich annehmen und dann einen guten Umgang damit finden. Ein guter Einstieg für diese Versöhnung mit sich selbst kann Meditation sein.

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Die Einsamkeit sollten wir aktiv überwinden. Denn wer kein Geld fürs Restaurant, das Kino oder den Zug hat, bleibt eher zu Hause – und allein. Gerade das ist auf Dauer Gift für die Seele und verstärkt Sorgen noch zusätzlich. Wer stattdessen mit Freunden und der Familie über die eigene Situation spricht, erlebt oft: Den anderen geht es ähnlich. Und auch wenn sie nicht in derselben Lage sind, können sie vielleicht helfen – sei es nur durch eine Einladung ins Kino. 

Sie brauchen jemanden zum Reden? 

Zahlreiche Anlaufstellen helfen bei Sorgen und Problemen.

Auszeiten helfen, Angst vor Inflation abzubauen

Gegen Sorgen hilft auch, sich selbst etwas Gutes zu tun. Zum Beispiel eine heiße Schokolade trinken, sich in die warme Decke einkuscheln und dabei Musik hören. Oder einen Spaziergang machen, mit den Kindern Drachen steigen lassen oder auf Bäume klettern. Und sich dabei eine Auszeit von dem Sorgenkarussell im eigenen Kopf erlauben.

Mit den Kindern über das Thema Inflation sprechen 

Endlich könnte man wieder zur Kirmes, ins Kino oder auf den Indoorspielplatz – wäre nicht das Geld knapp. Ihren Kindern solche Wünsche abzuschlagen, fällt vielen Eltern schwer. Noch schwerer ist es, zuzugeben, dass die finanzielle Situation der Grund für das „Nein“ ist. Doch für Kinder ist es wichtig, zu wissen, warum Eltern besorgt oder traurig sind. Denn sie bekommen die Stimmung mit und ziehen ihre eigenen – nicht immer richtigen – Schlüsse daraus.

Andersherum brauchen auch die Kinder Platz, um erzählen zu können, wie es ihnen in den Krisen geht. So spüren sie, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Eltern können ihnen zum Beispiel sagen, dass viele Politiker und Politikerinnen auf der Welt versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen. Gemeinsam kann die Familie überlegen, welche schönen Unternehmungen nichts oder zumindest wenig kosten: vom Lieblingsspielplatz mit Freunden, übers Lagerbauen im Wald bis zum Büchereibesuch.

Hilfe holen

Wenn der Stress überhandnimmt, dürfen Sie sich Hilfe suchen. Das Elterntelefon (0800 1110550) sowie das Kinder- und Jugendtelefon (116 111) des Nummer gegen Kummer e.V. unterstützt zum Beispiel bei Erziehungsproblemen oder Familienkrisen. 

Immer ein offenes Ohr hat außerdem die Telefonseelsorge: Unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222, per E-Mail und Chat beraten Ehrenamtliche bei allen Sorgen und Ängsten: online.telefonseelsorge.de

Auch die Familienberatung in ihrer Gemeinde hat vielleicht gute Ideen. Möglicherweise gibt es staatliche Hilfen, die noch nicht ausgeschöpft sind und Sie entlasten könnten. Das gilt auch für Studierende, die sich beispielsweise ans Studentenwerk ihrer Universität wenden können, und Menschen in der Rente, die bei der Sozialberatung vor Ort um Rat fragen können. 

Trotz höherer Preise Kosten senken

Wirklich beruhigend ist es, wenn das Geld am Monatsende wieder reicht. Ein schnödes Haushaltsbuch kann helfen, versteckte Kosten aufzudecken.

Vielleicht gibt es ja doch einen Vertrag oder ein Abo, die man eigentlich nicht bräuchte? Vielleicht ist es möglich, die Ausgaben für Kleidung etwas zu senken? Zum Beispiel auf Flohmärkten im Ort oder über digitale Kleinanzeigen.

Lebensmittel bekommt man auf dem Wochenmarkt manchmal günstiger als im Supermarkt (besonders kurz vor Feierabend). Wer außerdem auf Hülsenfrüchte, Getreide, pflanzliche Alternativen zu Butter ersetzt, spart nicht nur viel Geld, sondern ernährt sich sogar gesünder. Auch saisonales Gemüse ist oft günstiger - was gerade aus regionalem Anbau und saisonal erhältlich ist, können Sie einfach im Barmer Saisonkalender nachschauen. Reste verwerten und Essen so lagern, dass es nicht verdirbt, ist ebenfalls gut für den Geldbeutel – und die Umwelt.

Bei der Familienküche, einem Online-Angebot der Sarah Wiener Stiftung und der Barmer, finden Sie außerdem viele Tipps, wie Sie beim Kochen Geld sparen können. Auch die Verbraucherzentrale bietet Ratschläge, wie man beim Lebensmittel-Einkauf Geld sparen und Heizkosten senken kann.

Stress abbauen

Und wenn der Stress trotzdem nicht nachlässt? Mehr Bewegung im Alltag kann Grübelschleifen unterbrechen. Auch Tagebuchschreiben oder Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung helfen nachweislich gegen Dauerstress.

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Werden Sie entspannter und meistern Sie stressige Situationen. Barmer-Mitglieder nutzen das Kursangebot kostenfrei.

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