- Ab wann spricht man von einem Schreibaby?
- Wie häufig kommen Schreibabys vor?
- Wann beginnen Schreibabys zu schreien?
- Was sind die Ursachen für das anhaltende Schreien?
- Tipps zum Umgang mit Schreibabys: Das können Eltern tun
- Risiko bei Schreibabys: Schütteltrauma
- Schreiambulanz: Hilfe für Eltern
- 200 Euro im Familien-Plus-Paket für werdende Eltern nutzen
Alle Babys schreien gelegentlich: kurz nach der Geburt, wenn die Windeln voll sind, sie Hunger haben oder sich aus anderen Gründen nicht wohl fühlen – doch manche schreien häufiger ohne erklärbaren Grund, länger als andere Säuglinge und lassen sich nur schwer beruhigen. Doch wie erkenne ich, ob ich ein Schreibaby habe und welche Tipps gibt es, die das Kind beruhigen?
Ab wann spricht man von einem Schreibaby?
In der Regel schreien Babys rund 30 Minuten am Tag. Aber natürlich gibt es immer mal wieder Situationen oder Anlässe, die ein Baby mehr schreien lassen. Von einem Schreibaby spricht man jedoch erst bei der sogenannten Dreierregel: Wenn das Schreien mehr als drei Stunden pro Tag, an mehr als drei Tagen pro Woche und länger als drei Wochen lang anhält.
Wie häufig kommen Schreibabys vor?
Schreibaby sind gar nicht so selten: Etwa 16 Prozent der Babys in Deutschland schreien bis zu ihrem 3. Lebensmonat exzessiv. Bis zum 6. Lebensmonat sinkt die Rate auf 6 Prozent. Und danach schreien „nur“ noch 2,5 Prozent der Babys ungewöhnlich viel.
Schreibabys äußern oft noch andere Anzeichen: Sie sind motorisch unruhig, quengelig, schreckhaft, schlafen schlecht, reagieren extrem auf Reize von außen und lassen sich im Vergleich zu Altersgenossen schlecht trösten.
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Wann beginnen Schreibabys zu schreien?
Diese Schreiattacken beginnen meist im Alter von zwei Wochen und halten etwa drei Monate lang an.
Besonders häufig treten die Schreiattacken in den frühen Abendstunden auf. Das Kind zeigt dabei ein gerötetes Gesicht, zusammengeballte Hände, angezogene Beine, einen harten Bauch und Blähungen.
Durch das anhaltende Schreien gelangt viel Luft in den kleinen Bauch, so dass er sich aufbläht. Daher wurde übermäßiges Schreien häufig auch Dreimonatskolik oder Säuglingskolik genannt. Dies sind jedoch irreführende Begriffe, denn nur selten liegen tatsächlich Verdauungsstörungen vor. Das Phänomen Schreibaby ist übrigens nicht neu.
Früher war man jedoch der Ansicht, dass kleine Kinder schreien, damit sie kräftige Lungen bekommen. Somit wurde das Schreien als Ausdruck von Vitalität angesehen. Heute sieht man eher die Not des Schreibabys und versucht, die Ursache zu finden.
Was sind die Ursachen für das anhaltende Schreien?
Bisher ist der genaue Grund für das untröstliche Schreien der Säuglinge noch nicht geklärt. Wahrscheinlich gibt es vielfältige Ursachen für das Schreien bei Kindern. Statt Dreimonatskolik wird in der Medizin heute der Begriff Regulationsstörung verwendet: Das Schreien ist Ausdruck einer verzögerten Verhaltensregulation. Manche Säuglinge haben vermutlich Schwierigkeiten, sich ihrem Alter entsprechend selbst zu beruhigen.
Sie haben diese Entwicklungsaufgabe noch nicht bewältigt. Zudem sind sie möglicherweise sensibler als ihre Altersgenossen. Sie sind schneller durch die Reize ihrer Umwelt überfordert, können schlechter abschalten und sich schwerer an Schlafphasen anpassen. In den ersten drei Monaten schlafen Babys durchschnittlich 16 bis 18 Stunden am Tag, auf etwa sechs Schlafphasen verteilt.
Doch jedes Kind ist anders, und Abweichungen vom Durchschnitt sind völlig normal. In den ersten Lebensmonaten muss der Säugling erst lernen, sich auf den Tag-Nacht-Wechsel einzustellen. Und wie der Schlafbedarf ist auch der Zeitpunkt, wann ein Baby zu seinem stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus findet, individuell verschieden und hängt nicht zuletzt vom biologischen Reifungsprozess ab. Da Schreibabys tagsüber oft nur eine halbe Stunde schlafen und abends Probleme beim Einschlafen haben, sind sie ständig übermüdet – was sie wiederum noch empfindlicher reagieren lässt.
Wenn das eigene Baby ungewöhnlich oft und lange schreit, sollten Eltern ihre Hebamme um Rat fragen und sich an einen Kinderarzt wenden, um Erkrankungen, Allergien, ein KISS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung) oder organische Ursachen für die Schreiattacken auszuschließen.
Tipps zum Umgang mit Schreibabys: Das können Eltern tun
Eltern können sich gegen eine Regulationsstörung ihres Kindes nicht wappnen. Doch auch wenn sich Schreiattacken nicht gänzlich verhindern lassen, kann man einiges tun, um sie zu lindern. Manchmal helfen schon einfache Mittel oder veränderte Verhaltensweisen. So haben Studien zum Beispiel gezeigt, dass vorsorgliches Beruhigen hilfreich sein kann:
- Auslöser für das Schreien können viel Anregung oder Unruhe sein. Schaffen Sie daher eine ruhige Umgebung.
- Auch ein geregelter Tagesablauf kann helfen, mehr Ruhe in den Alltag mit dem Kind und der Mutter zu bringen.
- Sorgen Sie für viel Körperkontakt, zum Beispiel durch ein Tragetuch. In manchen Fällen schreien Kinder weniger, wenn sie bereits im ruhigen Zustand von den Eltern viel herumgetragen werden. Als Beruhigungsmethode bei Schreiattacken zeigt sich das Herumtragen jedoch als weniger effektiv.
- Vermeiden Sie rasche Bewegungen, Rückenklopfen und lärmendes Spielzeug, wenn das Kind unruhig wird oder schreit. Wenn Sie es schaukeln, dann ruhig und langsam.
- Eine Babymassage oder ein Bad können beruhigend wirken.
Das Schreiprotokoll: Auslöser für das Schreien erkennen
Oftmals haben es Eltern schwer, das kindliche Verhalten richtig zu deuten und angemessen darauf zu reagieren. In diesen Fällen kann ein sogenanntes Schrei-Protokoll hilfreich sein. Hier können Eltern genau aufzeichnen, wann, wie oft und in welchen Situationen das Baby schreit. So kann man bestimmte Auslöser oder Anlässe erkennen, auf die das Baby mit Schreien reagiert und diese Situationen künftig vermeiden.
Protokollieren Sie die Schreie Ihres Babys mithilfe der PädAssist-App
Die BARMER bietet im Kinder- und Jugend-Programm das neue Angebot von PädAssist an: Für Schreibabys bis zu 3 Monaten gibt es innerhalb der PädAssist-App das Schreiprotokoll. Über Ihr Smartphone oder Tablet können Sie die Zeiten, in denen das Kind schreit, protokollieren.
Der behandelnde Arzt oder Kinderarzt kann dann die Daten abrufen. Alle Informationen zur PädAssist-App erhalten Sie bei Ihrem Arzt in der Praxis. Dort erfolgt auch die Freischaltung der App für Barmer-Versicherte. Voraussetzung für die Nutzung des Schreiprotokolls ist, dass eine entsprechende Indikation vorliegt. Die Beurteilung erfolgt jeweils durch den behandelnden Kinder- und Jugendarzt.
Wichtiger Hinweis: PädAssist steht aktuell in Nordrhein-Westfalen und Bayern zur Verfügung.
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Risiko bei Schreibabys: Schütteltrauma
Schreibabys sind laut Studien besonders gefährdet, ein Schütteltrauma zu erleiden. Denn wenn bei Eltern oder Babysittern die Nerven blank liegen, kann es schnell zu dem Impuls kommen, das schreiende Baby aus lauter Verzweiflung zu schütteln. Dies führt jedoch fast immer zu schweren Schäden: Wird ein Kleinkind geschüttelt, schleudert das Köpfchen nach vorne und hinten, da die Nackenmuskulatur noch schwach ist und der Kopf bei Babys einen Großteil des Körpergewichts ausmacht.
Hierbei können Blutgefäße und Nervenbahnen im Gehirn reißen, was zu Hirnverletzungen führt. Wichtig für alle Personen und Mütter, die ein Babybetreuen: Ab wann man das Quengeln oder Schreien eines Babys als nicht mehr erträglich empfindet, ist sehr individuell und hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun. Bevor die Nerven zum Beispiel einer Mutter ganz versagen, sollte man das Baby daher besser in sein Bettchen legen, den Raum verlassen, tief durchatmen und mit einer vertrauten Person über das Thema sprechen beziehungsweise sich Hilfe suchen.
Schreiambulanz: Hilfe für Eltern
Für Eltern ist das anhaltende Schreien ihres Kindes äußerst belastend. Die Nerven liegen blank, wenn der Säugling stundenlang schreit und sie nicht mehr wissen, was die Ursache ist und wie sie ihn beruhigen können.
Hilfe von außen kann die Situation entspannen – sowohl für die Eltern als auch für das Kind. In den meisten Städten gibt es daher sogenannte Schreiambulanzen, die der Familie mit Rat zur Seite stehen. Eltern erhalten dort emotionelle erste Hilfe und finden Ansprechpartner, die sich mit dem Thema auskennen und ihre Fragen beantworten: Damit sich bei ihnen Unsicherheit, innere Anspannung und Schuldgefühle lösen können.
Eine Schreiambulanz finden Sie beispielsweise im Verzeichnis der Schreiambulanzen.