Markus Tröger und Jens Agneskirchner schauen auf dem Bildschirm ein Röntgenbild an
Besondere Versorgung

Die Gelenkspezialisten: Was die Behandlung an der go:h Hannover auszeichnet

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Schmerzen im Knie, in der Hüfte oder in der Schulter sind nicht nur störend, sie können dauerhaft krank machen. Viele Patienten entscheiden sich deshalb für eine Gelenk-OP, um den Schmerzen zu entkommen. Oftmals zu schnell. Denn anschließend stellt sich unter Umständen heraus, dass eine zweite Meinung oder mehr Fachwissen gutgetan hätten. Doch wo erhalten Patienten zusätzliche Unterstützung? Zum Beispiel bei den Gelenkspezialisten der go:h.

Der Eingang zur Gelenkchirurgie Orthopädie Hannover liegt in einer ruhigen Seitenstraße. Vom Hauptbahnhof sind es nur zehn Gehminuten. Obwohl die Wenigsten zu Fuß hierher kommen. Viele haben bereits einen längeren Leidensweg hinter sich und sind auf der Suche nach wirksamer, medizinischer Hilfe. So auch heute. Im verglasten Wartebereich der go:h sitzen bereits mehrere Patienten und bereiten sich auf ihren Termin vor. Die Reputation der Einrichtung hat sich herumgesprochen. Patienten kommen aus ganz Deutschland, teilweise aus der ganzen Welt. Auch wenn das Haupt-Einzugsgebiet die Region Hannover ist.

Markus Tröger schaut auf einen Bildschirm

Schulter, Hüfte, Knie
 

Das Team um Prof. Dr. Philipp Lobenhoffer, PD Dr. Jens D. Agneskirchner, Dr. Markus Tröger und Dr. Thilo Flörkemeier zählt laut Focus zu Deutschlands Top-Ärzten. Die Behandlungsgebiete umfassen alle Erkrankungen, Verletzungen oder Schäden des Schulter-, Hüft- und Kniegelenks. Und was zeichnet die go:h im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen aus? Das sagen die Mediziner: Nicht jede Klinik oder Praxis könne die komplette Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten bei Gelenkerkrankungen anbieten. Nur selten werde auf die individuellen Besonderheiten der einzelnen Patienten eingegangen. Knie-Spezialist Dr. Tröger macht dies an einem typischen Fall deutlich: "Schicken Sie beispielsweise einen Patienten mit Arthrose des Kniegelenkes, egal wie ausgeprägt und egal, in welchem Teil des Gelenkes die Arthrose besteht, in verschiedene Kliniken, werden Sie zu einem Großteil die Empfehlung für eine Totalendoprothese erhalten. Der Grund dafür liegt darin, dass in vielen Institutionen eben die Standardbehandlung einer Arthrose die sogenannte Vollprothese ist. Mit alternativen Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Teil- oder Schlittenprothese oder einer Achskorrektur, die das Gelenk unter Umständen erhalten können, bestehen keine Erfahrungen und sie werden daher dem Patienten nicht angeboten.“
 

Das Vorgehen der go:h unterscheidet sich. Seit 20 Jahren arbeitet das Ärzteteam eng zusammen. Jeder Arzt hat sein Spezialgebiet: Schulter Hüfte oder Knie. Der medizinische Stand der Einrichtung befindet sich auf höchstem Niveau. "Wir versuchen für jeden Patienten eine individuelle Lösung zu finden, die auch den Bedürfnissen des Einzelnen gerecht wird. Durch die Spezialisierung auf ein Gelenk besteht hohe Kompetenz und die Möglichkeit, das gesamte Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten anzubieten."

Viele Patienten, die an die go:h kommen, werden nicht operiert, es wird ihnen von einer OP abgeraten. Nur etwa ein Drittel erhält einen OP-Termin, den anderen zwei Dritteln wird eine konservative Therapie empfohlen. Viele werden zu ihrem niedergelassenen Orthopäden zurücküberwiesen. Am Anfang jeder Behandlung steht eine ausführliche Erfragung der Vorgeschichte, eine ausführliche Untersuchung und gegebenenfalls die Durchführung von wichtigen bildgebenden Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT. Erst dann wird über die weitere Therapie entschieden.
 

Die meisten Patienten wünschen sich einfach nur eine zweite oder auch dritte Meinung – oder kommen auf Empfehlung. Eine Patientin berichtet etwa, ihr Gärtner sei vor vier Jahren in der go:h am Kreuzband operiert worden und dieser habe sie nun zu Dr. Tröger nach Hannover geschickt. Auf diese Weise berät jeder Arzt pro Jahr hunderte von Patienten auf seinem Spezialgebiet.

Das eigene Datenbanksystem bietet Zugriff auf mehr als 40.000 Patientenakten inklusive aller Röntgen-, MRT-, CT-und Arthroskopie-Bilder, eine außergewöhnlich gute Struktur die die Behandlung optimiert. Die tägliche Fallkonferenz am Tagesbeginn um 6:45 Uhr dient dem Erfahrungsaustausch und der Qualitätssicherung. Kontinuierliche Nachuntersuchungen von Patientengruppen, ein eigener Wissenschaftsverein gehören zum Konzept der go:h. "Durch unsere konsequente Spezialisierung können wir leichter unserer Techniken verbessern und Innovationen anstoßen" ergänzt Dr. Tröger. "Bei vielen Operationen erfolgt nach 4 bis 6 Wochen eine Kontrolluntersuchung, eventuell wird ein Röntgenbild angefertigt um sicher zu sein, dass der Verlauf regelrecht ist. Bei Problemen im Verlauf kann sich ein Patient natürlich jederzeit an uns wenden, einen Termin aus der Reihe vereinbaren. Viele Anfragen erreichen uns inzwischen auch per Email, so können manche Fragen rasch beantwortet werden und Unsicherheiten ausgeräumt werden."

Jens Agneskirchner betrachtet ein Gelenkmodell

Livecam aus dem OP-Saal

Auch das ist eine Besonderheit der go:h. Die Spezialisten behalten ihre Kenntnisse nicht für sich, sondern geben ihr Fachwissen regelmäßig weiter. Im vergangenen Jahr hielten sie über 200 Vorträge auf Tagungen und Kongressen, führten viele Live-Operationen durch und investierten zahlreiche Arbeitstage in die Fort- und Weiterbildung. 500 Chirurgen und Orthopäden kamen als Teilnehmer zu einer zweitägigen Fortbildungsveranstaltung.

"Früher waren Kongresse nur Vortragsreihen, heute können Teilnehmer live miterleben, wie eine Operation durchgeführt wird und dabei sogar interaktiv Fragen stellen. Technisch sei das sehr aufwändig, der Erkenntnisgewinn dafür umso größer", erklärt der Schulterspezialist Dr. Agneskirchner. Bei den Live-OPs wird der Eingriff mit Hilfe eines professionellen Kamerateams direkt in den Veranstaltungssaal übertragen. Die Besucher können von dort verfolgen, wie die Behandlung abläuft und den Operateuren direkt auf die Finger schauen. Wie groß das Interesse ist, zeigt sich auch daran, dass sich jedes Jahr mehr als 50 Kollegen aus der ganzen Welt melden, um in der go:hzu hospitieren und Operationstechniken zu erlernen.

Als Dr. Agneskirchner den Besprechungsraum betritt, haben die Kollegen bereits neue Röntgenbilder an das Whiteboard projiziert. "Eigentlich beginnt bei uns jeder Tag gleich. Wir treffen uns, gehen unsere Fälle vom Vortag durch und besprechen uns ", berichtet er. "Wir sind zwar alle in unserem Gebiet spezialisiert, es gibt aber immer ein bis zwei Patienten pro Woche, bei denen eine weitere Meinung wichtig ist und wir uns austauschen. Das ist uns sehr wichtig, und am Ende auch hilfreich für die Menschen, die zu uns kommen."
 

Schmerzen an Schulter, Hüfte oder Knie könnten bis zu sieben unterschiedliche Ursachen haben, berichtet Agneskirchner: Nicht alles was beim MRT sichtbar wird und im Befund des Radiologen beschrieben ist, verursacht am Ende wirklich Beschwerden. Zwar ist die bildgebende Technik über die Jahre immer besser geworden, man kann kleinste Veränderungen erkennen, wir müssen aber herausfinden, welche von den Veränderungen für den einzelnen Patienten wirklich relevant und behandlungsbedürftig sind. Das ist das eigentlich Schwierige." Der Wille, sich bei jedem Patienten die nötige Zeit zu nehmen, genau hinzusehen, auch wenn das bei der Vielzahl an Patienten ein schwieriger Balanceakt ist und Patienten sich natürlich immer mehr Zeit mit dem Arzt wünschen, sind vielleicht Gründe, warum die Ärzte der go:hoft zu anderen Einschätzungen kommen als andere Behandler.

Viele Patienten die zur go:hkommen, bringen bereits Röntgen- oder MRT-Bilder mit, nehmen verschiedene Medikamente ein, haben bereits eine physiotherapeutische Behandlung hinter sich oder sind vielleicht bereits in der Vergangenheit operiert worden. Trotzdem wird jeder Patient ausführlich zur Vorgeschichte befragt: Welche Beschwerden bestehen? Wie lange bestehen die Beschwerden? Bei welchen Tätigkeiten tut es besonders weh, in welchen Situationen wird es besser? Im zweiten Schritt folgt dann eine umfassende klinische Untersuchung. Die Klinik führt standardisierte Bewegungs-, Kraft-und Schmerztests durch um zu sehen ob die Schmerzen zu einem bestimmten Krankheitsbild passen. Der dritte Schritt ist dann die Auswertung und Analyse der Röntgen-, MRT- und CT-Bilder.

Auch wenn die Untersuchungstechniken heutzutage sehr präzise sind, die OP-Techniken immer besser werden, gibt es aus der Überzeugung der Ärzte der go:h. nicht immer für alle Probleme oder Beschwerden des Patienten eine wirklich erfolgversprechende operative Lösung. "Viele Patienten wünschen sich natürlich eine Operation die alles wieder macht wie früher, das ist aber leider nicht immer realistisch und erreichbar. Wir sehen unsere Aufgabe auch darin den Patienten in manchen Fällen von Operationen abzuraten, sie vor Operationen zu schützen, wenn wir der Überzeugung sind, dass wir durch eine Operation nicht wirklich helfen können." erklärt Dr. Tröger. "Das ist nicht immer leicht, für den Patienten auf den ersten Blick nicht immer befriedigend, aber letztendlich sind uns viele Patienten für unsere ehrliche Meinung dankbar und wissen es zu schätzen, dass in der go:h. nicht jeder Patient immer sofort operiert wird."

Jens Agneskirchner und Andreas Tröger stehen im Flur der go:h Hannover

Bilder: Moritz Küstner