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Kreislaufprobleme durch Hitze? Das hilft!

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Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Tanja Peschel (Master of Science Molekulare Medizin, medproduction GmbH)
  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Wenn das Thermometer auf mehr als 30 Grad Celsius klettert, wird vielen Menschen schwindelig. Denn gerade der Kreislauf leidet bei heißem Wetter – sofern man nicht gegensteuert. Was man tun kann, um gesund und ausgeglichen durch die Sommertage zu kommen, erläutert Dr. Uta Liebers von der Charité Berlin. Sie hat sich jahrelang mit den Auswirkungen von Hitze auf lungenkranke Patienten beschäftigt und beantwortet die wichtigsten Fragen. Sie gibt zudem viele Tipps, damit es dem Körper bei extremer Hitze weiterhin gut geht.

Warum spielt der Kreislauf bei Hitze oft verrückt?

„Die Kreislaufprobleme sind eine indirekte Reaktion des Körpers: Er wirft bei Hitze alles in die Waagschale, um weiter optimal zu funktionieren – und das kann er nur, wenn er konstant bei einer Temperatur von rund 37 Grad Celsius bleibt“, erklärt Dr. Uta Liebers von der AG Klimawandelfolgenforschung unter der Leitung von Prof. Christian Witt am Institut für Physiologie an der Berliner Charité. Die Arbeitsgruppe forscht seit zehn Jahren zum Einfluss von Hitze auf chronisch kranke Patienten.

„Schon ab einer Außentemperatur von 26 Grad Celsius wird das für den Körper schwieriger.“ Dann muss er die zusätzliche Wärme über die Haut abgeben. Dafür weitet er die Gefäße, erhöht die Pumpleistung des Herzens und beginnt zu schwitzen – durch den entstehenden Verdunstungsprozess kühlt der Körper herunter, der wirksamste Mechanismus gegen Überhitzung bei heißem Wetter. „Das beansprucht das Herz aber mehr als sonst, dazu sinkt der Blutdruck“, sagt Liebers. Da die Haut so stärker durchblutet wird, bleibt für die inneren Organe weniger Blut und Sauerstoff übrig. Das kann zu Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüchen, Augenflimmern und sogar zu kurzer Ohnmacht führen.

Manche Menschen schwitzen besonders viel, was unangenehm sein kann. Was Sie dagegen tun können.

Barmer-Doc Sebastian erklärt: Das macht Hitze mit unserem Körper

Macht heißes Wetter vor allem älteren Menschen zu schaffen?

Nicht nur. Denn für alle gilt: „Bei 26 Grad Celsius Raum- und Umgebungstemperatur lässt die Konzentration nach, man ermüdet schneller und ist nicht mehr so leistungsfähig. Ab 32 Grad Celsius wird es sehr mühsam“, sagt Dr. Uta Liebers, die auch als Oberärztin an der Evangelischen Lungenklinik Berlin-Buch arbeitet. „Dann können etwa auch jüngere Menschen bei Hitze Kreislaufprobleme bekommen.“ Bei Jugendlichen kommt hinzu, dass der Gefäßtonus noch nicht solide ist, wenn sie in kurzer Zeit schnell gewachsen sind. „Das Herz muss den Körper plötzlich mit viel mehr Blut versorgen und kommt zeitweise nicht hinterher.“ Auch das strapaziert den Kreislauf.

Ähnliches gilt für Schwangere, deren Körper eine größere Menge Blut durch den Körper transportieren muss, um das ungeborene Kind zu versorgen. Babys und Kleinkinder können ebenfalls schnell überhitzen: Sie schwitzen viel weniger als Erwachsene, dazu ist die Wärmeregulation noch nicht ausgereift. Und natürlich haben auch Menschen, die im Freien oder körperlich schwer arbeiten, Hitzebeschwerden. 

Aber es stimmt schon: Vor allem für ältere Menschen sind die extremen Temperaturen besonders anstrengend. Sie beginnen später zu schwitzen, werden also die Wärme nicht so gut los. Zudem ist ihr Herz-Kreislauf-System ist nicht mehr so leistungsfähig und das Durstgefühl verringert sich meist mit zunehmendem Alter. „Ältere Menschen überschreiten deshalb relativ schnell ihre Ausgleichsmöglichkeiten, ihr Kreislauf bricht so womöglich zusammen“, erklärt Dr. Uta Liebers. Der Blutdruck sinkt, der Puls erhöht sich, ihnen wird übel – sie erleiden einen Kreislaufkollaps, eine kurze Ohnmacht.

Was sind deutliche Warnzeichen für einen Kreislaufkollaps bei Hitze?

Dr. Liebers erklärt die wichtigsten Symptome: „Alarmsignale für Flüssigkeitsmangel sind, wenn der Urin dunkel ist oder man den ganzen Tag nicht auf Toilette muss. Oder wenn die Haut Falten wirft und sich nur langsam wieder spannt, wenn man sie – etwa am Unterarm – leicht zusammenkneift“. Das nämlich deutet darauf hin, dass der Körper mit zu wenig Flüssigkeit versorgt ist. Doch diese benötigt er ab einer Außentemperatur von 30 Grad Celsius dringend, da nur mit Flüssigkeit die Schweißdrüsen das nützliche Kühl-Sekret überhaupt produzieren können. Täglich sollte man daher mindestens (!) 1,5 bis zwei Liter, lieber aber 2 bis 3 Liter, trinken – Wasser, leichte Saftschorle oder ungesüßten Tee. 

Faktencheck: Kann man auch zu viel Wasser trinken?

Gefährlich wird es bei Durchfall im Sommer, der vor allem bei Fernreisen in heiße Länder nicht selten vorkommt: „Eine Durchfallerkrankung entzieht dem Körper zusätzlich Wasser. Das sollte man genau beobachten und eventuell zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen, um über eine Infusion Flüssigkeit zu bekommen“, sagt die Expertin.

Bei hohen Temperaturen kann unser Körper mit Hitzekollaps oder Hitzschlag reagieren – achten Sie auf erste Anzeichen wie Kopfweh oder Übelkeit.

Bei hohen Temperaturen kann unser Körper mit Hitzekollaps oder Hitzschlag reagieren – achten Sie auf erste Anzeichen wie Kopfweh oder Übelkeit.

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Hausmittel gegen Hitze und Kreislaufprobleme

Der Sommer und die warmen Abende sind wunderbar, doch an besonders schwülen Tagen ist es manchmal kaum auszuhalten. Der Kreislauf spielt verrückt, die Füße und Beine schwellen und der Kopf dröhnt. Gegen die Hitze kann man leider nichts tun, aber mit ein paar einfachen Hausmitteln kann man sie zumindest etwas erträglicher machen:

Feuchtes Handtuch gegen Hitze

„Ich empfehle ein feuchtes Handtuch um die Schultern, die Oberarme und den Nacken. Auch über den Beinen kann das sehr angenehm sein“, sagt Dr. Uta Liebers. Sehnt man sich bei 32 Grad im Schatten nach einer intensiveren Abkühlung: lieber nicht kalt duschen. „Als Reflex versucht der Körper sonst, seine Wärme zu erhalten – das belastet das Herz-Kreislauf-System zusätzlich.“ Besser ist es, den Wasserhahn auf lauwarm zu drehen. „Und nicht abtrocknen. Denn die Feuchtigkeit auf der Haut wirkt wie Schweiß – ohne dass der Körper ihn erst mühsam produzieren muss.“

Wasser auf die Haut sprühen

Auch mit einem Zerstäuber aufgesprühtes Wasser kühlt die Haut gut. So gibt es beispielsweise in kleine Sprühflaschen abgefülltes Thermalwasser: Wenn man diese auch noch in den Kühlschrank stellt und von Zeit zu Zeit auf Gesicht und Nacken sprüht, wirkt das sehr wohltuend. Sich in feuchter Kleidung vor einen Ventilator zu legen kann jedoch gefährlich sein: Die starke Abkühlung kann zu Erkältungen oder sogar zu einer Lungenentzündung führen.

Helle weite Kleidung 

Steht einem der Schweiß schon auf der Stirn: nicht sofort wegwischen, sondern eine Zeit lang das Sekret seine Arbeit tun lassen. „Sonst produziert die Haut immer mehr Schweiß – und der Körper kühlt trotzdem nicht ab“, rät Dr. Uta Liebers. Hilfreich ist es zudem im Freien helle, weite Kleidung aus Baumwolle oder anderen Naturfasern zu tragen: „So kann die Luft zwischen Kleidung und Haut zirkulieren, das wirkt wie ein oberflächliches Kühlgerät. In enger Kleidung staut sich hingegen die Hitze noch mehr.“

Gefäße trainieren

Wer sich künftig generell besser gegen die Hitze aufstellen möchte und geschwollenen Füßen vorbeugen möchte, geht außerdem idealerweise mehrmals im Monat in die Sauna: „Das trainiert die Gefäße, weil sie sich beim Schwitzen in der Sauna weiten und wieder zusammenziehen müssen. Ähnlich wirkt es, mehrmals in der Woche kalte Güsse zu machen, etwa indem man in der Dusche zum Schluss die Füße kalt abbraust.“ 

In der Wohnung: Fenster immer zu lassen oder lüften?

In der Nacht sollte die Wohnung auskühlen können: Ist es also irgendwann draußen kälter als drinnen, alle Fenster auf. „Das ist wichtig für die Regeneration, denn nur unter 20 Grad Celsius kann sich der Körper gut erholen“, erklärt die Expertin. Steigt die Temperatur dann morgens wieder, Fenster wieder schließen. Im Laufe des Tages sollte man versuchen, die Hitze möglichst aus der Wohnung zu halten: „Auch wenn die Fenster gut isoliert sind: lieber von außen mit Roll- oder Fensterläden beschatten als von innen die Vorhänge zuzuziehen“, so Liebers. Und gut zu wissen: In der Stadt kühlt sich die Luft während Hitzeepisoden meist erst um den Sonnenaufgang herum ab. Der beste Zeitpunkt also zum Lüften!

Weniger empfehlenswert: langes Kochen oder Gerichte aus dem Ofen, denn das erhitzt die Wohnung zusätzlich.

Kann man den Körper auch von innen abkühlen?

Ja, jedoch nicht unbedingt, indem man einen Liter eiskaltes Wasser trinkt. Besser kühlt zimmerwarme Flüssigkeit. So muss der Körper möglichst wenig Temperaturdifferenz ausgleichen – was für ihn zusätzlichen Stress bedeuten würde. Auch für die Magen-Darm-Schleimhaut sind lauwarme Getränke die bessere Wahl, damit sich der Körper auf das konzentrieren kann, was gerade wichtig ist: die Hitzeabwehr. Das Wohlbefinden senken zudem eher Getränke mit Alkohol, Koffein oder viel Zucker: Sie können den Körper zusätzlich austrocknen. Gleichzeitig ist es wichtig den Mineralstoffverlust (vor allem von Natrium) durch Trinken auszugleichen – insbesondere bei Sport in der warmen Jahreszeit. Leitungswasser und Mineralwasser enthalten viele wichtige Mineralstoffe.

Welche Gerichte sollte man essen und welche besser nicht?

Der Körper kann sich nicht gut parallel um die Verdauung und die Schweißproduktion kümmern. „Die Leistung der inneren Organe ist bei Hitze deshalb heruntergefahren, sodass fett- oder eiweißreiches Essen schwerer zu verdauen ist“, erklärt Dr. Liebers. Man sollte daher lieber Leichtes essen, etwa Salat und wasserreiches Obst und Gemüse wie Erdbeere, Melone, Gurke oder Tomate. Das belastet den Körper im Sommer weniger.

Den Mythos, dass scharfes Essen durch die stärkere Schweißproduktion ebenfalls kühlend wirken könnte, räumt die Expertin aus: „Schweiß hat nur dann einen Kühleffekt, wenn er verdunsten kann. Tropft er stattdessen herunter, wie das bei scharfem Essen oft der Fall ist, ist das zu schnell – und hat für den Körper keinen Nutzen.“

Kann man sich an Hitze gewöhnen?

„Ja, der Körper passt sich an“, bestätigt Dr. Uta Liebers. „Die erste Hitzewelle im Mai ist für die Menschen meist die strapaziöseste, in der es auch zu Kopfschmerzen, Hitzebeschwerden und den meisten Todesfällen kommt. In der zweiten Welle schwitzen viele schon effektiver, der Kreislauf reguliert sich feiner und wird ökonomischer. Viele Menschen beugen dann auch besser vor – etwa durch luftige Kleidung und Auszeiten im Schatten.“

Leider müssen wir uns auch immer mehr an Hitze gewöhnen, denn bis Ende des Jahrhunderts soll sich die Zahl der Hitzewellen verdreifachen. Durch den Klimawandel werden in Zukunft voraussichtlich mehr Menschen sterben: Mit jedem Grad Temperaturanstieg prognostizieren Forscher ein bis sechs Prozent mehr Hitzetote – das wären bis Mitte dieses Jahrhunderts mehr als 5000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr. 

Kündigt sich eine Hitzewelle an, empfiehlt die Expertin deshalb, es wirklich langsam angehen zu lassen: „Man muss auf seinen Körper hören und vernünftig bleiben. Auch, wenn man für so einen Tag vielleicht etwas anderes geplant hat. Dann fährt man eben nicht mit dem E-Bike durch die Gegend, sondern bleibt im Schatten und verschiebt Besorgungen auf morgens oder abends, wenn es etwas kühler ist.“ In Ländern, in denen Hitzewellen an der Tagesordnung sind, halten sich die Menschen nach Möglichkeit für eine längere Zeit in kühleren Räumen auf, etwa in Museen, in Bibliotheken, Supermärkten oder im Kino. „Das ist ein probates Mittel, um wieder Kraft zu sammeln“, sagt Dr. Uta Leibers.

Was ist bei Sport in der Hitze zu beachten?

„Wer in der größten Mittagshitze Sport treibt, wird nicht den gewünschten Trainingseffekt haben“, sagt die Ärztin. Da der Körper so damit beschäftigt sei, die Hitze abzuwehren, reduziere er andere Körperfunktionen. „Stattdessen leitet der Körper die Energie ins Blut, der Puls steigt, das Herz erhöht seine Leistung und auch die Atemfrequenz steigt.“ Der Körper verbessert seine Leistung deshalb nicht, im Gegenteil: Er kommt an seine Grenzen. Die beste Zeit für Sport während einer Hitzewelle ist deshalb der frühe Morgen, wenn es noch frisch und relativ kühl ist.

Muss man Medikamente an die heißen Temperaturen anpassen?

Manche Medikamente wirken ganz ähnlich wie die regulatorischen Maßnahmen gegen Hitze, die der Körper natürlich ergreift: „Wer etwa blutdrucksenkende Medikamente einnimmt, weitet seine Gefäße. Das gleiche macht der Körper bei Hitze – in Kombination ist das dann zu viel“, erklärt Liebers. Entwässernde Tabletten zum Beispiel bei Herzinsuffizienz können den Körper zudem stark austrocknen, Bedarfssprays bei Asthma und COPD treiben die Herzfrequenz nach oben. Vor allem bei Herzschwäche, Bluthochdruck, COPD und Nierenschäden sollte man sich deshalb unbedingt mit der Ärztin oder dem Arzt absprechen. 

Nachgefragt: Muss ich im Urlaub meine Medikamente vor Hitze oder Kälte schützen

Eine Impfung verschieben muss man aber bei extremen Temperaturen in der Regel nicht, unsere körperliche Abwehr bewältigt Impfungen normalerweise unabhängig von den Außentemperaturen

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