Immer mehr Kinder und Jugendliche werden psychotherapeutisch behandelt, das zeigt der Barmer Arztreport 2021. Durch Corona wird der Druck noch verschärft. Die steigende Zahl der Therapien kann aber auch ein gutes Zeichen sein.
„Mama, ich bin heute so traurig und weiß nicht, wieso “ – wohl jede Mutter hat diesen Satz schon einmal gehört. Doch ist es einfach nur eine Laune oder tatsächlich eine Depression? Und was ist, wenn das Kind häufig über Bauchschmerzen klagt, reicht dann die Wärmflasche, oder ist es in Wahrheit die Seele, die nach Hilfe ruft? Für Eltern ist es meist nicht einfach, einzuschätzen, wie alarmiert sie über den Gefühlszustand ihrer Kinder sein sollten.
Angst zum Beispiel spielt gerade im Kindes- und Jugendalter eine zentrale Rolle. Mit jedem Übergang von einer Entwicklungsphase in die andere stehen neue Herausforderungen an, das Kind lernt Unbekanntes, wird selbstständiger. Dabei hilft die Angst, denn sie weist auf Gefahren hin und schützt das Kind vor ihnen.
Und auch, dass die Stimmung bei Jungen und Mädchen nicht immer heiter ist, muss kein Grund zur übermäßigen Sorge sein. Sich von seinen Eltern lösen, Freundschaften und Partnerschaften führen, ein eigenes Leben aufbauen – einfach ist das nicht. Kein Wunder, dass Jugendliche sich manchmal richtig mies fühlen.
Rund 823.000 Fälle bundesweit
Trotzdem sollten Eltern und andere Bezugspersonen von Kindern wie etwa Lehrerinnen und Lehrer wachsam bleiben. Denn der Bedarf nach psychotherapeutischer Hilfe bei Kindern und Jugendlichen steigt deutlich. Das ist das Ergebnis des Barmer Arztreport 2021.
Innerhalb von elf Jahren hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich psychotherapeutisch behandeln lassen, mehr als verdoppelt, auf rund 823.000 Fälle bundesweit im Jahr 2019. Es ist davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie samt strikter Kontaktbeschränkungen die Situation weiter verschärfen wird.
Schon für das Jahr 2020 zeigt sich: Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis einschließlich 24 Jahren sind die Zahlen der Akutbehandlungen und Anträge etwa für die erstmalige Therapie und deren mögliche Verlängerung im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gestiegen, auf insgesamt mehr als 44.000.
Sie suchen einen Therapieplatz für Ihr Kind oder für sich selbst?
Folgende einfache Schritte führen zum Ziel:
Zuerst vereinbart man einen Termin für ein Erstgespräch in der Psychotherapeutischen Sprechstunde.
Häufig wird der erste Termin direkt zwischen Therapeut und Patient vereinbart.
Noch einfacher kann es sein, unter der Nummer 116117 die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung zu kontaktieren.
Die Terminservicestelle sorgt für einen schnellen Erstberatungstermin. Sie ist rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche erreichbar und verpflichtet, innerhalb von vier Wochen einen Termin für die Psychotherapeutische Sprechstunde zu vermitteln.
Auch einen Termin zur eventuell daraus resultierenden, zeitnah erforderlichen Therapie oder Akutbehandlung kann sie ermöglichen.
Nicht in jeder Praxis, die Psychotherapeutische Sprechstunden anbietet, können Patienten sich auch behandeln lassen. Denn manchmal sind keine Termine mehr frei. Doch in dringenden Fällen bekommen Patienten einen Vermittlungscode. Wenn sie diesen Code bei der Terminservicestelle durchgeben, haben sie Anspruch auf einen baldigen Termin zum Beginn der Behandlung.