Eine junge Frau sitzt im Freien, schaut auf ihr Handy und raucht dabei eine E-Zigarette.
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Wie gefährlich sind E-Zigaretten?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Andrea Jakob-Pannier (Diplom-Sozialpädagogin/ Psychologin/ Psychoonkologin, Barmer)
  • Marie-Victoria Assel (Psychologin, Barmer)

Für die einen ist sie ein Weg, um vom Glimmstängel loszukommen. Für die anderen ein gefährliches Suchtmittel. Potentiale und gesundheitliche Risiken der Dampfer werden auch unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Wie gefährlich sind elektronische Zigaretten wirklich und taugen sie als Einstieg in den Ausstieg? Wir geben einen Überblick über die Studienlage und fragen Experten.

E-Zigaretten sind in aller Munde. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Zahl der deutschen „Vaper“ wird aktuell auf rund 2,4 Millionen Dampfer beziffert. Eine zumeist nikotinhaltige Flüssigkeit, das „Liquid“, wird über ein batteriebetriebenes Heizelement erwärmt und bei einer Temperatur von 150 bis 200 Grad verdampft. Bei herkömmlichen Zigaretten wird Nikotin bei bis zu 900 Grad verbrannt. Moderne E-Zigaretten-Modelle ermöglichen es, Temperatur und Luftstrom zu variieren. Die sogenannten „Sub-Ohm“-Geräte machen mehr Dampf und versprechen eine höhere Nikotinaufnahme und ein intensiveres Geschmackserlebnis. Auch die sogenannten E-Shishas sind keine Wasserpfeifen, sondern E-Zigaretten, die meist ohne Nikotin geraucht werden.

Welche Stoffe sind im Dampf von E-Zigaretten enthalten?

Im Dampf von E-Zigaretten befinden sich deutlich geringere Mengen krebserzeugender und generell gesundheitsschädlicher Stoffe. Aber Liquids sind keine Limo, auch die nikotinfreien Liquids nicht. Ihre Zusammensetzung ist oft unklar. Bei nikotinhaltigen Flüssigkeiten müssen laut Tabakerzeugnisverordnung alle Inhaltsstoffe deklariert werden. Für nicht nikotinhaltige Liquids gilt das nicht. Ihnen kann allerlei beigemischt werden. Im schlimmsten Fall sogar lebensgefährliche Substanzen. In den USA starben bis März 2020 mindestens 68 Menschen an der „E-Zigaretten oder Vaping-assoziierten Lungenverletzung“ (EVALI), die vor allem auf gepanschte Flüssigkeiten zurückgeführt wird. In Deutschland ist die Beimischung von Koffein und Vitaminen verboten. Aroma- und Geschmacksstoffe in nikotinfreien Liquids müssen allerdings nicht aufgeführt werden. Auch werden im Internet Flüssigkeiten angeboten, die nicht der europäischen Gesetzgebung unterliegen.

Welche Ergebnisse gibt es aus Studien zu E-Zigaretten?

Die Studienlage zu E-Zigaretten ist sehr kontrovers. Etliche Studien warnen vor den gesundheitlichen Schäden der Nikotin-Verdampfer. So postuliert eine klinische Studie der University of California in San Francisco ein höheres kardiopulmonales Risiko für Patienten, die von herkömmlichen auf E-Zigaretten umgestiegen sind. Kritiker werfen der Studie vor, dass sie die lange Raucherhistorie der Probanden zu wenig berücksichtigt habe. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz äußern auf Basis einer Studie den Verdacht, dass E-Zigaretten, egal ob mit oder ohne Nikotin, Schäden an Lunge, Herz und Gehirn verursachen können. Schon der Konsum einer einzigen E-Zigarette, so der Studienleiter und Kardiologe Professor Thomas Münzel, genüge, um die Herzfrequenz zu steigern und Arterien zu versteifen. Allerdings fand die Studie auf sehr kleiner Basis mit nur 20 Rauchern statt.

Forscher der University of California, Riverside fanden zudem heraus, dass E-Zigaretten-Nutzer erhöhten Konzentrationen potenziell schädlicher Metallkonzentrationen ausgesetzt sind. Die Metalle, insbesondere Zink, wurden über Biomarker im Urin nachgewiesen. Ein Überschuss an Zink kann zellulären oxidativen Stress verursachen, der zu Krankheiten wie Atherosklerose, koronarer Herzkrankheit, Lungenfibrose, akuter lymphoblastischer Leukämie und Lungenkrebs führen kann. Als besonders gefährlich gelten, neuesten Erkenntnissen zufolge, Vaping-Geräte mit einem Heizelement aus einer Nickel-Chrom-Legierung (NC). Ältere Geräte verwenden eher Edelstahl-Heizelemente, bei der neueren Generation sind diese häufig aus Nickel-Chrom-Legierungen. In einem Experiment der University of California, Irvine, zeigten die Probanden bereits nach einer Stunde Anzeichen von Atembeschwerden. Die Analyse des Lungengewebes ergab, dass dieses zum Teil schwer beeinträchtigt war. Folgen, die sich bei der Benutzung von Heizelementen aus Edelstahl nicht gezeigt hatten.

Die Produktvielfalt bei E-Zigaretten erschwert allgemeingültige Aussagen

Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) forscht seit einigen Jahren zu den Nikotinverdampfern. „Das Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten allgemein zu bewerten, ist angesichts der Vielfalt an Modellen und Liquids schwierig“, urteilt Dr. Harald Tschiche, Wissenschaftler der Abteilung Chemikalien- und Produktsicherheit am BfR. So inhaliere der Nutzer eines Sub-Ohm-Modelles mehr Dampf als bei anderen Geräten. Auch könnten sich Stoffe bei höheren Temperaturen stärker zersetzen und möglicherweise mehr gesundheitsschädliche Substanzen bilden. „Viele der in E-Zigaretten verwendeten Flüssigkeiten sind nicht ausreichend untersucht“, gibt Tschiche zu bedenken.

E-Zigarette als Einstieg zum Ausstieg?

Laut einer repräsentativen Umfrage des BfR sind 90 Prozent der hiesigen (und überwiegend männlichen) E-Zigaretten-Konsumenten ehemalige oder nach wie vor aktive Raucher herkömmlicher Glimmstängel. Zwei von drei Dampfenden nutzen beides. Etliche vormalige Raucher allerdings steigen langfristig auf die E-Zigarette um und kommen so vom Tabak los. In einer britischen Studie mit 886 Teilnehmern waren 18 Prozent jener Raucher, die auf E-Zigaretten umgestiegen waren, nach einem Jahr immer abstinent von der herkömmlichen Tabakzigarette. In der Vergleichsgruppe, die mit Nikotinpflastern ihrer Nikotinsucht beikommen wollten, lag die Abstinenz-Quote nur bei 10 Prozent. Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt-University of Applied Sciences, fordert seit Jahren, die Potenziale der E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung stärker in den Blick rücken. Mit dem Umstieg auf die E-Zigarette könnten Raucher „die Schadstoffaufnahme um bis zu 95 Prozent senken können“, so Stöver. „Wir müssen die Aufklärungsarbeit für Rauchende aber auch für Ärzte und Apotheker intensivieren.“ 

Fazit: Sind E-Zigaretten weniger schädlich als Tabak-Zigaretten? 

Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, urteilt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum. Studien ergaben, dass bei E-Zigaretten-Nutzern Atemwegserkrankungen wie COPD, chronische Bronchitis, Emphysem und Asthma seltener auftreten als bei Rauchern – aber, und das wird niemand überraschen, häufiger als bei Nicht-Dampfern. Langzeitstudien über die Folgen des E-Zigarettenkonsums stehen noch aus. Wegen der unbekannten langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sollten Nichtraucher E-Zigaretten nicht anwenden, auch weil Suchtgefahr droht. Für langjährige Raucher können E-Zigaretten ein Schritt in die Tabakabstinenz sind. Am besten für die Gesundheit ist es natürlich, ganz ohne Nikotin-Qualm oder Dampf zu leben. 

Literatur

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