Kleine Pillen, große Kapseln. Tropfen, Pflaster, Salben. Kein Medikament gleicht dem anderen. Gespritzt oder geschluckt. So unterschiedlich Medikamente eingenommen werden, so unterschiedlich wirken sie. Das Grundprinzip, wie sie zu ihrem Wirkungsort gelangen, ist jedoch bei allen gleich.
Medikamente gelangen auf unterschiedlichen Wegen in unseren Körper. Wir schlucken sie, bekommen sie gespritzt, tropfen sie uns ins Auge. Je nach Weg durchlaufen die Wirkstoffe in den meisten Fällen den Magen-Darm-Trakt – bei einigen Formen der Verabreichung auch nicht.
Ist ein Mittel im Darm, gelangt es in die Pfortader und von dort in die Leber, bevor es über Herz und Lunge den Körperkreislauf und damit seinen Bestimmungsort erreicht. In der ersten Passage durch die Leber werden Arzneistoffe umgewandelt. Dieser Prozess heißt First-Pass-Effekt. Wie gut ein Mittel wirkt, hängt auch davon ab, was mit ihm in der Leber passiert.
Denn: Manche Wirkstoffe werden erst auf ihrem Weg durch die Leber aktiviert und wirksam. Fachleute nennen sie auch Prodrugs. Bei anderen Stoffen hingegen sinkt durch die Verstoffwechselung in der Leber die Wirksamkeit.
Der Wirkungsverlust lässt sich umgehen, indem man die Dosis erhöht. Das ist allerdings nicht immer erwünscht oder möglich; denn manche Medikamente sind in höherer Dosierung sogar giftig. Indem man solche Wirkstoffe spritzt, sie als Pflaster benutzt oder als Tablette unter der Zunge zergehen lässt, gelangen sie schnell und direkt in den Blutkreislauf.
Die Leber spielt auch eine zentrale Rolle bei Abbau und Ausscheidung von Medikamenten: Sie verändert diese, so dass sie besser wasserlöslich sind und der Körper, die Reststoffe, die er nicht braucht, über die Nieren mit dem Urin ausscheiden kann.