Ein Splitter unter der Haut ist meistens völlig harmlos. Die kleinen Wunden können sich aber auch entzünden – dann müssen Sie behandelt werden. So entfernen Sie die Fremdkörper richtig und haben die wichtigsten Warnsignale im Blick.
Auf dem Spielplatz turnt das Mädchen ausgelassen am Geländer herum. Rauf und runter, hin und her am verwitterten Holz. Die Hand rutscht über den rauen Balken, schnell ist es passiert: Ein Splitter – auch Spreißel oder Schiefer genannt – steckt im Finger. Am Abend versorgen die Eltern die Wunde und rücken dem ungebetenen Gast zu Leibe: mal mit Pinzette, mal mit Nadel, mal mit einem Seifenbad. Sie kennen das schon, schließlich ist es nicht das erste Mal.
Doch so häufig die kleinen Fremdkörper auch unter die Haut rutschen, so häufig tauchen nach ihrer Entdeckung Fragen auf: Was ist die beste Methode, einen Splitter zu entfernen? Kann so ein Spreißel in der Hand oder im Fuß eigentlich auch gefährlich werden? Und wann ist es Zeit, damit zu einem Arzt oder einer Ärztin zu gehen?
Sind Splitter gefährlich?
Egal ob es beim Waldspaziergang, der Gartenarbeit oder eben dem Spielplatzbesuch passiert: Eigentlich jeder hat sich schon mal einen Splitter eingezogen. Oft trifft es die Finger oder die Füße und meist handelt es sich dabei um ein kleines Stück Holz, aber auch Glas- oder Metallsplitter wandern unter die Haut – an den unterschiedlichsten Körperteilen.
Selbst wenn die verletzte Stelle klein und kaum sichtbar ist, kann sie sich – wie jede Wunde – entzünden. So versucht das Immunsystem, den Fremdkörper zu bekämpfen und loszuwerden, und reagiert mit Abwehrmechanismen wie der Freisetzung verschiedener Entzündungsstoffe, die oft zu Symptomen an der Wunde führen:
- Hautrötung
- Wärme
- Schwellung
- Schmerzen
- gestörte Funktion, wie zum Beispiel eingeschränkte Beweglichkeit
Blutvergiftung
Eine ebenso seltene wie gefährliche Komplikation ist die Blutvergiftung (Sepsis). Sie wird meist durch eine Infektion mit Bakterien ausgelöst, aber auch Pilze und Viren kommen als Auslöser in Frage. Ist das Abwehrsystem des Körpers nicht mehr in der Lage, die Entzündung örtlich zu begrenzen, gelangen die Erreger in den Blutkreislauf. Der Versuch des Körpers, die Ausbreitung einzudämmen, kann dann dazu führen, dass die eigenen Organe und Gewebe geschädigt werden.
Nicht die Erreger selbst sind dabei das Kritische, sondern die im Körper aktivierten Abwehrmechanismen und die Überreaktion des Immunsystems. Wunden sind zwar selten der Grund für diese gefährliche Kettenreaktion, doch reicht in Einzelfällen eine kleine Verletzung durch einen Splitter aus, um in der Folge schwer zu erkranken.
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Diese Symptome können auf eine Blutvergiftung hinweisen
Zu den frühen Symptomen einer Sepsis gehören Krankheitsgefühl, Verwirrtheit, Wesensveränderung, Kurzatmigkeit, schneller Puls und/oder erniedrigter Blutdruck, extreme Schmerzen sowie kalte, feuchte Haut und Schüttelfrost.
Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall, der im schlimmsten Fall zum Tod führen kann und umgehend ärztlich abgeklärt und behandelt werden muss.
Wundstarrkrampf
Neben der Sepsis gibt es noch eine weitere, gefürchtete Komplikation: den Wundstarrkrampf (Tetanus). Die Erkrankung wird durch das Gift des Bakteriums Clostridium tetani verursacht, das zum Beispiel in der Erde, in Staub oder Tierkot sitzt. Zur Infektion kommt es zum Beispiel durch verunreinigte Holzsplitter, Nägel oder Dornen. Auch ganz kleine, unauffällige Verletzungen können dann gefährlich werden. Dank einer Impfung, die vor Tetanus schützt, ist die Erkrankung hierzulande selten geworden.
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So entfernt man einen Splitter richtig
Wenn der Splitter nur oberflächlich in oder unter der Haut steckt, lohnt sich ein Versuch, ihn ohne ärztliche Hilfe zu entfernen. Das gilt es dabei zu beachten:
- Reinigung: Bevor es dem Splitter an den Kragen geht, sollten sowohl die betroffene Hautstelle als auch die Hände der behilflichen Person mit Seife und Wasser gründlich gewaschen werden.
- Desinfektion: Wer eine Pinzette oder Nadel nutzt, muss das Instrument zuvor desinfizieren.
- Hilfsmittel: Ist der Splitter sehr klein, kann eine Lupe praktisch sein. Steckt er vollständig unter der Haut und ist kein Ende greifbar, kann er mit einer dünnen (desinfizierten!) Nadel vorsichtig freigelegt werden. Damit ritzt man die Haut vorsichtig ein, bis das hintere Ende des Holzsplitters herausragt.
- Wundversorgung: Wurde der Splitter herausgezogen, sollte die Wunde mit Desinfektionsmittel gereinigt und mit einem Pflaster bedeckt werden.
Wenn sich der Spreißel auf diese Art nicht entfernen lässt, wenn die Hausapotheke nicht gut genug ausgestattet ist, wenn der Splitter unter dem Fingernagel sitzt oder die meist kleinen Patienten und Patientinnen sich heftig wehren, dann kann es helfen, die betroffene Stelle rund 20 Minuten in warmer Seifenlauge zu baden.
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Steckt der Splitter nach dem Einweichen immer noch zu fest, können Betroffene einen Plastikfingerling oder wasserdichte Plastikfolie mit nasser Watte füllen und über der verletzten Partie festkleben. Nach einer Nacht in dem feuchten Klima löst sich der Spreißel oft leichter aus der Haut.
Wann wird ein Arztbesuch fällig?
Auch wenn die Behandlung auf den ersten Blick erfolgreich war, sollten Betroffene die Stelle gut beobachten. Kommt es etwa zu einer dieser Beschwerden, ist eine ärztliche Behandlung dringend notwendig:
- Rötung der Einstichstelle
- Eiterbildung
- zunehmende Schmerzen oder schmerzhafte Krämpfe im Rumpf
- allgemeines Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit und Fieber
- Schüttelfrost oder Schweißausbrüche
- schnelle Atmung und erhöhte Herzfrequenz
- Muskelkrämpfe in der Umgebung der Eintrittsstelle oder aber im Gesicht, Schlund oder Kehlkopf
- Steifes Gefühl in Nacken und Bauch
Auch, wenn es nicht gelingt, den Splitter auf eigene Faust zu entfernen, größere Teile (wie Glasscherben oder Metallstücke) in der Haut stecken oder besonders sensible Körperregionen (zum Beispiel das Auge, der Kopf oder der Hals) betroffen sind, sollten Sie eine Arztpraxis aufsuchen.
Sonderfall: Splitter im Auge
Gelangt ein Fremdkörper in das Auge, kann er dort die Hornhaut verletzen und Entzündungen verursachen. Ihn selbst zu entfernen, kommt nur in Frage, wenn er nicht feststeckt, sondern im Auge „schwimmt“. Dann kann der Splitter eventuell mit einem frischen Taschentuch aufgenommen werden.
Auf keinen Fall sollten Betroffene das Auge reiben, denn so riskieren sie, dass der Fremdkörper die Hornhaut beschädigt. Gelingt es nicht, den Splitter vorsichtig aus dem Auge zu tupfen, muss ein Profi in der Augenarztpraxis ran. Sitzt ein Gegenstand tief unter dem Augenlid fest, hat der Verletzte oder die Verletzte starke Schmerzen, ist Blut oder Ausfluss zu sehen, dann ist das Auge wahrscheinlich schwerer verletzt und sollte schnell in einer Klinik behandelt werden.