Eine große Familie ist am Esstisch versammelt
Partnerschaft

Schwiegermütter – über eine ganz besondere Beziehung

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Janina Jetten (freie Autorin, für Nerdpol – Redaktionsbüro für Medizin- und Wissenschaftsjournalismus)

Qualitätssicherung

  • Dirk Weller (Diplom-Psychologe)

Die Beziehung zu unseren Schwiegermüttern kann jede Menge Konfliktpotenzial bergen. Mit gegenseitigem Verständnis und Respekt lässt sich aber ein gutes Verhältnis aufbauen. Wie das funktionieren kann – und in welchen Situationen Grenzen nötig sind, damit Probleme gar nicht erst auftreten.

„Sie reißt mir mein Kind aus dem Arm“, „Sie lädt immer seine Exfreundin zu Familienevents ein“, „Ich koche angeblich nicht gut genug für ihren Sohn“, „Sie füttert mein Baby mit Schoko-Aufstrich!“: In Foren oder auf Diskussionsplattformen im Netz wimmelt es von heiklen Geschichten über Frust und Wut – besonders im Kontext heterosexueller Partnerschaften, und in erster Linie zwischen Schwiegermüttern und ihren Schwiegertöchtern. Damit rangieren als manipulativ empfundene „Schwiemas“ im Who-is-who der beliebtesten Familienmitglieder wohl gleichauf mit den sprichwörtlichen „bösen Stiefmüttern“ – und zwar auf den hintersten Plätzen. 

Woher kommt das Klischee der "bösen Schwiegermutter"?

Natürlich ist die Mutter des Partners nicht per se ein „Schwiegermonster“ – doch dass die Beziehung zwischen ihr und der Frau ihres Sohns Konfliktpotenzial birgt und zu Streit in der Familie führen kann, bestätigen Studien: 48 Prozent aller Frauen haben laut Umfrage Probleme mit der Mutter ihres Partners. Dabei handelt es sich mitnichten um ein Phänomen, das vom Aussterben bedroht ist: Probleme gibt es in allen Generationen.

Ein zunächst vielleicht nur schwieriges Verhältnis kann auf Dauer zu ernsten Problemen führen. Keiner kommt in der neuen Familienkonstellation an, es gibt ständig Konflikte und die Kindererziehung wird zum Machtkampf. Und wenn dann der Mann sich nicht eindeutig zu seiner Partnerin stellt (oder wenn er sogar ganz eindeutig im „Team Mama“ ist), können Eheprobleme entstehen und im schlimmsten Falle die Trennung folgen.

Wahre Liebe – gibt es das eigentlich? Warum wir Nähe und Beziehungen suchen.

Warum ist das Verhältnis zur Schwiegermutter oft schwierig?

Die Wurzel dieses Beziehungsproblems kann aus systemisch psychologischer Sicht in der Konkurrenzsituation gesehen werden, in der sich die Frauen unbewusst zueinander befinden: Beide lieben denselben Mann. Nun fällt es mancher Mutter schwer, ihren Sohn loszulassen, damit dieser mit seiner selbstgewählten Partnerin eigene Wege gehen kann. Vor allem, wenn er ein Einzelkind ist und/oder die Beziehung stets eng war. Dahinter verbirgt sich vor allem die Angst, dass sich das Verhältnis zum Sohn verändert.

Die Schwiegertochter wiederum möchte mit ihrem Partner eine eigene Familie gründen und empfindet es schnell als Angriff auf diese Einheit, wenn die Schwiegermutter sich zu stark einbringt. Wenn die Schwiegermutter dann noch mit Tipps zu Haushalt oder Kindererziehung um sich wirft, kommt das meist nicht gut an. Wer lässt sich schon gern erzählen, dass der Sohn „es einfach nicht gewohnt sei, zu putzen“. Oder freut sich über längst überholte Erziehungstipps? Für die meisten Partnerinnen ist das eine klare Grenzüberschreitung.

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Wie entstehen Konflikte mit der Schwiegermutter?

Meist entstehen Konflikte und unangenehme Aufeinandertreffen aus persönlicher Unsicherheit. Statt zu reden, wird interpretiert. Gut gemeinte Ratschläge werden als Kritik und Einmischung gesehen – nicht angenommene Tipps als Entwertung empfunden. Schon setzt sich eine Negativspirale in Gang und Streit bricht vom Zaun, was letztlich für alle Beteiligten Stress bedeutet.

Egal wie gut oder schlecht das Verhältnis ist – eine Position sollte laut psychologischer Forschung klar sein: die des Sohnes bzw. Mannes. Stellt er sich loyal vor seine Frau, erstickt er den Zwist. Tut er sich schwer, Position zu beziehen, verschärft das hingegen den Konflikt. Denn die Mutter könnte sich durch sein Schweigen bekräftigt fühlen, weiterzumachen, während die Schwiegertochter sich alleine gelassen fühlt.

Wie lassen sich Konflikte lösen? 

Gleich mal vorweggenommen: Ein allgemeingültiges Geheimrezept für eine gesunde Beziehung zur Schwiegermutter gibt es leider nicht. Aber ein paar Umgangsregeln kann man sich von vorneherein vornehmen, damit es besser klappt.

Tipps für einen besseren Umgang für alle Parteien

Eine offene und wertschätzende Umgangsform sollte die Grundregel sein, um Missverständnissen und Zerwürfnissen vorzubeugen: 

  • sich klar äußern
  • sich nicht zurückziehen
  • nicht beim Negativkommentieren mitspielen
  • nicht leicht eingeschnappt sein.

Tipps für die Schwiegertochter

Gehen Sie offen in die neue Beziehung zur Schwiegermutter, zeigen Sie Interesse an ihr, an ihrem Ehemann – also dem Schwiegervater – und räumen Sie der Schwiegermutter Platz ein, um zu zeigen: „Ich bin jetzt zwar an der Seite deines Sohnes. Aber du hast auch Raum.“

Wenn Sie der Ton Ihrer Schwiegermutter verunsichert, fragen Sie nach, wie etwas gemeint ist, damit Sie echte Hilfsangebote nicht fälschlich als Kritik interpretieren. Wenn Ihre Stiefmutter aber eindeutig auf Kosten Ihrer Beziehung oder Ihrer Gesundheit handelt, müssen Sie nicht um jeden Preis alles hinnehmen. Machen Sie Ihre Grenzen deutlich. 

Tipps für die Schwiegermutter

Ungefragt Ratschläge zu erteilen, steht ganz oben im Ranking der No-Gos. Wie wäre es mit mehr Gelassenheit und Empathie? Auch Sie waren vielleicht einmal eine Schwiegertochter – erinnern Sie sich doch einmal daran, wie das für Sie war. Die Schwiegertochter freut sich garantiert, wenn sie respektvolle Unterstützung bei der Kinderbetreuung signalisiert bekommt, statt dass übergriffig Mitspracherechte eingefordert werden. Machen Sie sich bewusst: Heute ist eine andere Zeit – die Werte und Wünsche von Frauen und Männern haben sich ebenso verändert wie die Kindererziehung

Tipps für den Sohn

Augen zu und durch – damit kommen Sie nicht weit, wenn Kabbeleien entstehen. Sie haben es in der Hand, wie schwer die eigene Mutter Ihrer Partnerin das Leben machen kann. Das bedeutet, dass Sie sich eindeutig zu einer Seite bekennen müssen. Und das sollte in der Regel Ihre Frau sein, für die Sie sich als erwachsener Mann entschieden haben. Bilden Sie eine Einheit und halten Sie sich konsequent an gemeinsam aufgestellte Regeln.

Machen Sie Ihrer Mutter klar, dass genug Liebe für alle da sein kann. Nehmen Sie sie beispielsweise in den Arm und zeigen Sie Ihr unmissverständlich: „Ja, du warst eine lange Zeit meines Lebens für mich da und willst das noch. Dafür liebe ich dich und werde es immer tun. Aber nun ist da eine Frau an meiner Seite, die meine Lebenspartnerin ist.“

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Toxische Schwiegermütter – dieses Verhalten ist nicht okay

Ein bisschen holprig mag es zugehen zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, das ist nicht unnormal – doch Manipulationen, Gaslighting, passiv-aggressives Verhalten, Respektlosigkeit und Grenzüberschreitungen muss sich niemand gefallen lassen. In folgenden Situationen sollten Sie reagieren, in dem Sie gemeinsam klare Grenzen setzen, den Kontakt sogar zeitweise unterbrechen und eventuell einen Familientherapeuten aufsuchen:

…wenn die Schwiegermutter Sie und Ihren Partner gegeneinander aufbringt.

„Du bist nicht gut genug für meinen Sohn!“ So deutlich spricht es selten eine Schwiegermutter aus. Meist sind die Unmutsäußerungen über die Schwiegertochter subtiler – aber auf Dauer verbale Nadelspitzen, die keiner Beziehung guttun. Wenn der Sohn die Kommentare herabspielt und sich nicht loyal vor seine Lebenspartnerin stellt, kann das daran liegen, dass er das manipulative Verhalten seiner Mutter von Kindheit an gewohnt ist. Dann ist es jetzt höchste Zeit, etwas daran zu verändern.

…wenn sich die Schwiegermutter ständig einmischt.

Familienfeiern beispielsweise werden meist gemeinsam geplant – da ist es okay, wenn jeder und jede mitreden will. Aber wenn sich die Schwiegermutter in Bereiche einmischt, die nur Sie und Ihren Partner betreffen, wird es problematisch – zum Beispiel in die Urlaubsplanung, die Suche nach einem Haus oder die Anschaffung eines neuen Sofas. Der Schwiegermutter muss klar sein, dass Sie als Paar Ihr eigenes Leben mit eigenen Entscheidungen führen. 

…wenn die Schwiegermutter Ihre Grenzen überschreitet.

Unangemeldetes Auftauchen, die Annahme, das Baby oder die Kinder ganz selbstverständlich übers Wochenende zu bekommen, über Wünsche hinweggehen – all das greift die eigene Selbstbestimmtheit an. Diese Grenzüberschreitungen dienen oft dazu, deutlich zu machen, wer hier eigentlich das Sagen hat. 

…wenn die Schwiegermutter Ihnen ein schlechtes Gefühl gibt oder Sie ignoriert.

Sie demütigt absichtlich, weist Sie auf alles hin, was Sie „falsch“ machen, ignoriert Sie bei Gesprächen: Herabwürdigendes Verhalten ist auf keinen Fall in Ordnung. Erst recht nicht, wenn dies vor Ihren Kindern passiert, da diese miterleben, wie die eigene Mutter behandelt wird. Auch der Sohn, also Ihr Mann, und der Schwiegervater sollten so etwas nicht dulden.

…wenn die Schwiegermutter den Enkelkindern nicht guttut.

Es ist normal, dass es die Großeltern hier und da ein bisschen zu gut meinen: bei Geschenken, Süßigkeiten, Klamotten. Setzt sich die Schwiegermutter aber komplett über Ihre Erziehungsregeln hinweg und tut sie als unsinnig ab, sollten Sie einschreiten und ihr in ruhigen Worten deutlich machen, dass Sie sich mehr Zurückhaltung wünschen. Auch sollten Sie der Schwiegermutter Ihre Regeln erklären: keine Süßigkeiten vor dem Mittagessen, bitte nur zwei Geschenke pro Kind an Weihnachten oder kein Fernsehen unter der Woche. Damit kann dann auch die Schwiegermutter besser umgehen, als mit lapidaren und unklaren Beschwerden über ihr Verhalten.

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Und was ist mit den Schwiegervätern?

Übrigens sind es nicht nur die Schwiegertöchter und -mütter, zwischen denen Konflikte entstehen können. Ganz im Sinne der Gleichberechtigung gilt es auch bei Schwiegervätern hinzuschauen, denn natürlich liegt dort ebenso Potenzial zu Konflikten. Plötzlich taucht ein Mann im Leben der Tochter auf, der mal eben die erste Position einnimmt. Für manchen Vater stellt das eine große Herausforderung dar. Und auch in homosexuellen Paarbeziehungen kann es selbstverständlich zu Konflikten und Problemen mit den Schwiegereltern kommen.

Fazit

Am Ende gilt für alle Konstellationen: Wenn das eigene Kind mit dem Partner oder der Partnerin glücklich ist, gibt es keinen Grund zur Sorge. Und alle Parteien sollten versuchen, zu akzeptieren, dass Menschen anders erzogen sind, unterschiedliche Erfahrungen im Leben gemacht haben und somit anders handeln, als man es selber tun würde. Toleranz, Gelassenheit und Wertschätzung sind somit ein bewährtes Mittel, um einen entspannten Umgang zu pflegen.

Literatur und weiterführende Informationen

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