„The body achieves what the mind believes“, „Hard work always beats talent“ … Dies ist nur ein kleiner Auszug der Sprüche, mit denen Fitness-Influencer ihre Instagram-Follower zum Sport motivieren wollen. Genannt wird das „Fitspiration“ – oder auch „Thinspiration“, mit Fokus auf dem Gewichtsverlust. Die Phrasen finden sich unter Bildern von Sixpacks und neben Hashtags wie #dontquit oder #neverlosefocus – eingebettet zwischen Anzeigen für Sport-BHs, Protein-Shakes und Trainingsprogramme.
Fitnessmotivation spielt eine große Rolle auf Instagram
Eine Studie, die 1.000 solcher Posts untersuchte, zog folgendes Fazit: Die Perfektionierung des eigenen Körpers steht im Mittelpunkt und Ernährung und Bewegung gelten als die Wege, sie zu erreichen. So zeigte mehr als die Hälfte der analysierten Bilder muskulöse, nackte Bäuche. Ein Ideal, das nur die wenigsten Follower erfüllen können. Individuelle Körper und Voraussetzungen werden nicht berücksichtigt – mit harter Arbeit erreichst du alles, so die Message.
Fitspiration und Thinspiration schaden unserem Körperbild
Was Fitspiration auslösen kann, wurde ebenfalls untersucht: Besonders bei Frauen verringert das Betrachten solcher Bilder die Zufriedenheit mit dem Körper sowie das Selbstwertgefühl.
Wenn die Abweichung vom Vorbild nicht zu stark ist, können Aufwärtsvergleiche mit sportlich-schlanken Personen motivieren. Doch bei vielen Menschen ist das nicht der Fall: Sie vergleichen sich mit jemandem, der sehr viel fitter und dünner wirkt, als sie selbst es sind – ein unrealistischer Vergleich. Deshalb entstehen destruktive Gefühle wie ein vermindertes Selbstwertgefühl. Zudem sind die vorgelebten Ziele meist unerreichbar: dünn und leicht sein, aber gleichzeitig gesund und muskelbepackt; die beste Version seiner selbst werden und dennoch achtsam mit sich umgehen. Das ist eigentlich nur durch intensive Sporteinheiten bei gleichzeitiger Diät möglich. Gesund und achtsam ist das jedoch nicht.
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Body Neutrality statt Body Positivity
Das haben auch einige Influencer selbst festgestellt und postulieren nun Body Positivity, also Selbstliebe und Natürlichkeit, während sie Diätkultur, Sportsucht und den Wunsch nach Perfektion verteufeln. Sport machen sie weiterhin – allerdings nach eigener Aussage zum Wohlfühlen, ohne konkretes Ziel.
Ist die Konsequenz nun, auch diesem Trend bedingungslos zu folgen? Nicht ausnahmslos, denn vielleicht arbeiten Sie sogar gern mit Zielen? Regelmäßig laufen gehen, bald eine Runde mehr schaffen und nächstes Jahr beim Firmenlauf mitmachen – solche Vorhaben helfen dabei, sich in Bewegung zu bringen und fitter zu werden. Und nicht jeden beeinflussen die Bilder und Videos von Fitness-Influencern negativ. Es ist aber sinnvoll, dass Sie Ihren Konsum solcher Kanäle kritisch beleuchten und sich fragen, ob Ihnen diese Vorbilder guttun und aus welchem Grund Sie ihnen folgen.
Die sogenannte Body Positivity, also den eigenen Körper zu lieben, ist für viele Menschen ein ebenso unerreichbares Ziel wie der perfekte Körper. Der gefühlte Zwang, sich selbst zu lieben, kann auch Druck aufbauen. Vielen hilft stattdessen folgender Gedanke: „Ich respektiere meinen Körper und ich möchte mich in ihm wohlfühlen.“ Wie er dabei aussieht und auf andere wirkt, spielt eine untergeordnete Rolle. Diese Idee wird Body Neutrality genannt.
Jeder Körper kann Sport – unter seinen individuellen Voraussetzungen
Der Gedanke von Body Neutrality lässt sich auch auf Sport und Bewegung übertragen:
- Sie müssen Sport nicht immer lieben. Sie werden nicht jedes Mal im „Runner’s High“ landen oder einen Rekord brechen. Im Schnitt sorgt Bewegung aber dafür, dass Sie sich mental und körperlich wohlfühlen.
- Das Ziel von Sport ist nicht, komplett durchtrainiert oder schlank zu werden. Fitte und gesunde Körper gibt es in allen Formen und Bewegung führt nicht automatisch zu einer Gewichtsabnahme. Eine Studie aus dem Jahr 2021 legt nahe, dass eine Steigerung der körperlichen Aktivität und der generellen Fitness für Übergewichtige förderlicher als bloßes Abnehmen ist.
- Sport muss nicht gut aussehen. Sie brauchen weder das richtige Outfit noch das perfekte „After-Work-out-Selfie“. Es ist okay, rot, verschwitzt und außer Atem zu sein. Und es ist weder gut noch schlecht, wenn die Person neben Ihnen anders aussieht.
- Die eine Sportart ist nicht besser als die andere. Es stimmt, dass Schwimmen mehr Kalorien verbrennt als Yoga. Wenn es Ihnen im „herabschauenden Hund“ aber besser geht als beim Kraulen, ist das gut – solange Sie sich in Bewegung bringen.
- Sport und Bewegung sollen nicht zu Schuldgefühlen führen. Trainingspläne sind besonders für Anfänger hilfreich, dürfen aber auch angepasst werden. Es ist gut, auf den eigenen Körper zu hören. Möchten Sie vielleicht etwas anderes trainieren oder brauchen Sie eine Auszeit? Das ist absolut in Ordnung und es ist gut, wenn Sie das erkennen.
Intuitives Training dank Selbstbeobachtung
Dafür ist es hilfreich, Ihre Selbstwahrnehmung zu schulen. Wenn Sie lange keinen Sport gemacht haben und gerade wieder einsteigen, sind Pläne und Regeln absolut hilfreich. Aber hören Sie auch auf Ihren Körper und lernen Sie, seine Signale zu deuten. Dass der Schweinehund manchmal in die Quere kommt, ist klar. Doch sollten Sie Übungen anpassen oder eine Pause machen, wenn Sie sich nicht gut fühlen. Ihr Ziel sollte „Wohlfühlen“ lauten – sich durch einen Plan zu quälen, ist dabei nicht immer förderlich.
Letztendlich gilt: Sport soll Ihnen mehr Kraft geben und nicht Kraft rauben. Hören Sie also auf Ihren Körper – und nicht nur auf das, was Ihnen Fitness-Influencer in den sozialen Medien vermitteln.
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