Ein Haufen von Zigarettenresten liegt auf einer Straße.
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Wie schädlich ist Rauchen für die Umwelt?

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Internetredaktion Barmer

Du ernährst dich CO2-bewusst, fährst Fahrrad und trägst Secondhand-Jeans. Doch beim Rauchen hört das Umweltbewusstsein auf? Hier liest du, warum ein ökologischer Lifestyle und Rauchen überhaupt nicht zusammenpassen. Auch Rapperin Visa Vie hat zu dem Thema noch einiges zu sagen. Ihr Video findest du am Ende der Seite. 

Immer mehr Menschen achten bei ihrem Lebensstil darauf, die Umwelt zu schonen. Sie kaufen Bio-Lebensmittel, tragen zertifiziert nachhaltige Kleidung, fahren Rad statt Auto und verzichten auf den jährlichen Urlaubsflug. Was dabei des Öfteren vergessen wird: auch die Zigarette schadet dem Planeten.

Schlechte Umweltbilanz: Laut WHO bedroht Tabak viele Ressourcen der Erde 

Wird über das Rauchen geredet, dann geht es meist um die unzähligen Krankheiten oder Schäden am eigenen Körper, die Zigaretten verursachen. Hin und wieder auch noch um den Schaden von Passivrauch an anderen. Die schlechte Umweltbilanz von Zigaretten ist hingegen eher selten Thema. Dennoch verursacht Rauchen Umweltschäden. Eine ganze Menge sogar, wie ein 2017 veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt.

 „Tabak bedroht viele der Ressourcen der Erde“, steht in dem über 70 Seiten langen Bericht zu lesen, „seine Auswirkungen gehen weit über die Auswirkungen des Rauchs hinaus, den Tabakprodukte beim Konsum in die Luft abgeben.“

Aber der Reihe nach. Welchen Einfluss das Rauchen auf die Umwelt hat, das wird sehr gut deutlich, wenn man mal eine Zigarette von ihrer Entstehung bis zu ihrem Ende verfolgt. Grundsätzlich kann man die Umweltschäden dabei nämlich dreiteilen: in Schäden, die bei der Produktion entstehen, in Schäden, die beim Rauchen entstehen, und in Schäden, die Zigaretten noch verursachen, nachdem sie längst geraucht wurden.

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Welche Umweltschäden die Produktion von Tabak anrichtet 

Für eineinhalb Zigaretten Stangen wird ein Baum gefällt 

Im Jahr 2012, so steht es im WHO-Bericht, wurden weltweit auf 4,3 Millionen Hektar Tabak angebaut. Eine Fläche, so groß wie Dänemark, und ebenso groß wie die weltweite Fläche, auf der Äpfel angebaut werden. Um Platz für Tabakplantagen zu bekommen, werden Wälder gerodet. Außerdem müssen Bäume gefällt werden, um den Holzbedarf für das Trocknen des Tabaks zu decken. 

11,4 Millionen Tonnen sind das jährlich – das Holz für das Zigarettenpapier kommt noch dazu. In einigen Ländern, etwa Malawi, ist der Tabakanbau der Hauptgrund für Waldrodungen geworden. Umgerechnet wird also für 300 Zigaretten (eineinhalb Stangen) ein Baum gefällt.

Tabak wird dabei als Monokultur angepflanzt und dabei setzen die Bauern jede Menge Insektizide, Herbizide und Fungizide ein, damit die Pflanzen wachsen und gedeihen. Oft verwenden sie dabei Mittel, die in vielen anderen Ländern verboten sind, weil sie sowohl den Bauern selbst als auch der Umwelt schaden. 

Die Monokulturen schaden zudem den Böden, weil sie diese stark auslaugen. Durch den Anbau wird der Boden weniger gut gegen Wind und Regen geschützt und zunehmend abgetragen, es kommt zu verstärkter Bodenerosion.

Die Tabakproduktion verbraucht und verunreinigt viel Wasser 

Neben Feuer und Erde braucht die Tabakproduktion ein weiteres Element: Wasser. Um eine Tonne Tabak zu gewinnen brauchen die Produzenten 2925 Kubikmeter Wasser und damit mehr als doppelt so viel wie für eine Tonne Mais. Insgesamt werden so jedes Jahr 22 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht. Gar nicht mit eingerechnet ist dabei das Wasser, dass durch die Produktion verunreinigt wird. 

Denn die eingesetzten Pestizide, Dünger und Chemikalien gelangten ins Grundwasser, so steht es in einem Bericht über die Folgen des Tabakanbaus, den die Organisationen Brot für die Welt, unfairtobacco.org und Forum Umwelt und Entwicklung veröffentlichten. Als Beispiel wird der in Bangladesch liegende Distrikt Bandarban genannt, in dem Tabak entlang des Matamuhuri-Flusses angebaut wird. 

Durch die Schadstoffe sei es zu Fischsterben und dem Verlust des fruchtbaren Uferstreifens für den Nahrungsmittelanbau gekommen. Weiter heißt es: „Wo das Gift die Fische nicht tötet, gelangt es über die Nahrungskette zurück zum Menschen.“

Schlecht für die Luft: Tabak sorgt für jeden Menge Emissionen 

Und auch das letzte Element, die Luft, wird durch den Tabakanbau in Mitleidenschaft gezogen. Wie alle Industrien sorgt auch die Tabakproduktion für jede Menge Emissionen. Umgerechnet in CO2-Äquivalente sind jährlich etwa 8,76 Millionen Tonnen auf die Tabakindustrie zurückzuführen. Für die gleiche Menge CO2 könnten 17,7 Millionen Menschen einmal von Frankfurt nach Mallorca und zurück fliegen.

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Da liegt was in der Luft: Wie der Konsum von Zigaretten verschmutzt 

Beim eigentlichen Rauchen der Zigarette wird die Umwelt auch verschmutzt – durch den Rauch selbst. Der besteht aus tausenden verschiedenen chemischen Bestandteilen, verschiedenen Gasen und kleinsten Tröpfchen. 

Beim Rauchen einer Zigarette gelangen laut Schätzungen des WHO-Berichts zwischen 1,9 und 5,3 Milligramm Nikotin in die Luft – hochgerechnet auf die Welt mache das jährlich zwischen 12.000 und 47.000 Tonnen. Außerdem enthalten im Zigarettenrauch: Ammoniak, Pyridin, Styrol, Toluol, Benzol, Isopren, 1,3-Butadien, Acetaldehyd, Akrolein, Formaldehyd, Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid.

Nichts als Müll: Reste von Zigaretten sind nicht nur nervig, sondern auch gefährlich  

Zigarettenstummel sind Müll. Trotzdem werfen Raucher sie des Öfteren (im Schnitt zwei von drei) achtlos weg, wo immer sie gerade sind. Die Organisation Ocean Conservancy gibt jedes Jahr einen Bericht darüber heraus, was Menschen, die Strände säubern, dort so an Müll finden. Seit 1986, dem Jahr des ersten Berichts, waren Zigarettenstummel stets auf Platz eins der häufigsten Müllgegenstände.

Die Stummel sind dabei nicht einfach nur nervig für Badegäste. Sie enthalten Nikotin, Arsen und Schwermetalle – und das ist nur eine Auswahl der mehreren Tausend in den Stummeln enthaltenen chemischen Stoffe, von denen viele krebserregend sind. Fische, Vögel oder auch Meeressäuger fressen die Stummel und vergiften sich daran. 

In einer 2011 durchgeführten Studie zeigten US-amerikanische Forscher etwa, dass ein Stummel in einem Liter Wasser das Wasser so sehr verunreinigt, dass darin herumschwimmende Neuweltlichen Ährenfische und Dickkopfelritzen starben. Über die Nahrungskette gelangen die Stoffe auch in den Menschen.

Giftstoffe und Mikroplastik setzen der Umwelt zu  

Vor allem in städtischen Gebieten werden herumliegende Zigarettenstummel aber auch vom Regen ausgewaschen und die Stoffe gelangen in Flüsse, Gewässer und ins Grundwasser. Eine Zigarette kann dabei bis zu 1000 Liter Wasser mit einer zu hohen Nikotinbelastung verunreinigen.

Neben den Giftstoffen verunreinigen Zigaretten die Umwelt aber auch mit Mikroplastik. Daran sind die Filter schuld. Die Produzenten stellen sie zwar aus dem pflanzlichen Stoff Cellulose her, doch durch die Weiterverarbeitung entsteht ein Kunststoff, der sich nur sehr schwer zersetzen lässt. Und last, aber sicher nicht least, sind es immer wieder achtlos weggeschnippste, aber noch glühende Zigarettenstummel, die Brände auslösen, manchmal ganze Waldbrände.

Wer also wirklich nachhaltig leben möchte und der Umwelt keinen Schaden zufügen mag, der sollte auch auf Zigaretten und andere Tabakprodukte verzichten. Denn die setzen dem Planeten ganz schön zu. Auch die Frage, ob Fairtrade-Zigaretten ein Ausweg sein könnten, ist schnell beantwortet: es gibt keine. Warum? 

„Tabak stellt weder aus sozialer noch aus gesundheitlicher oder ökologischer Sicht ein ethisch vertretbares Produkt dar“, sagt Hannah Radke von Fairtrade Deutschland (der Verein, der das Siegel vergibt). Fairtrade habe sich aus diesem Grund bereits vor einiger Zeit gegen eine Zertifizierung entschieden. „Als nachhaltige Organisation“, so Radke, „möchten wir kein Produkt unterstützen, das derart schädlich für Mensch und Umwelt ist.“

Visa Vie klärt auf: Wie schlimm ist Rauchen für die Umwelt? 

Challenge: Kann Visa Vie Raucher überzeugen, nie wieder zu rauchen?

Literatur

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