Prof. Dr. Mazda Adli ist Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin und Leiter des Forschungsbereichs „Affektive Erkrankungen“ der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Seit 2021 ist er Koordinator der DGPPN Taskforce "Klima und Psyche". Im Interview beschreibt er den vielfältigen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der psychischen Gesundheit und welche Handlungsmöglichkeiten ergriffen werden können und müssen.
Herr Prof. Adli, welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und psychischer Gesundheit?
Prof. Mazda Adli: Zwischen Klimawandel und psychischer Gesundheit gibt es einen engen und mittlerweile gut belegten Zusammenhang. Das Klima um uns herum geht uns unmittelbar unter die Haut. Es beeinflusst unser psychisches Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit. Da gibt es mittlerweile Studien und Beobachtungen, die zeigen, dass sich zum Beispiel Temperaturveränderungen unmittelbar auf die psychische Gesundheit auswirken: pro Grad-Celsius Temperaturanstieg steigt das Risiko für psychische Erkrankungen um 0,9%. Mit steigender Temperatur steigt auch die Häufigkeit von Aggression und zwischenmenschlicher Gewalt. Hitzewellen führen zu mehr Vorstellungen in psychiatrischen Rettungsstellen und leider auch mehr suizidalen Handlungen.
Gut beobachten und wissenschaftlich auswerten ließ sich, gerade in den letzten Jahren, der Zusammenhang zwischen Extremwetterereignissen und psychischen Folgeerscheinungen, etwa nach dem verheerenden Hurrican Katrina in der Region von New Orleans oder der Flutkatastrophe im Ahrtal. Nach Flutkatastrophen zeigen ein gutes Drittel der Betroffenen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Nach dem Hurrican Katrina litt die Hälfte der Bevölkerung in New Orleans an einer affektiven Störung. Dazu gehört zum Beispiel die Depression. Ähnlich wirken sich Dürren und Waldbrände aus.
Relativ neu ist das Phänomen der Klimaangst, des Eco-Distress, der Sorgen um die weitere Entwicklung unserer Erde und damit auch unseres Lebens, die insbesondere viele junge Menschen beschäftigen und ihnen zum Teil auch psychisch deutlich zusetzen.
Die Effekte von Hitze und Feinstaub auf Hirn und Psyche werden gerade erst erforscht, mit teilweise alarmierenden Ergebnissen. Was heißt das genau und was können wir präventiv tun?
Prof. Mazda Adli: Wir haben erst vor einigen Monaten gemeinsam mit dem Umweltbundesamt eine Studie veröffentlicht, in der wir untersucht haben, wie der prozentuale Anteil an verfügbarer Grünfläche um die eigene Wohnadresse herum bei gesunden Versuchspersonen die Stressantwort im Gehirn verändert.
Wir finden da einen linearen Zusammenhang zwischen dem Anteil an Grünflächen, den es in der Umgebung des Wohnortes einer Person gibt, und der Aktivierung von emotions- und stressregulierenden Hirnarealen – solchen Arealen also, die Stress entgegenwirken: Je mehr Grünflächenanteil, desto mehr dieser resilienzförderlichen Hirnareale sind aktiv, wenn man die Versuchspersonen unter experimentellen Stress setzt. Natürlich sind solche Korrelationen kein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Grünfläche und Resilienz – aber doch ein spannender Hinweis.
In derselben Studie finden wir auch einen umgekehrten Zusammenhang mit der Feinstaubkonzentration an der eigenen Wohnadresse. Je höher die Feinstaubkonzentration ist, desto weniger aktiv sind resilienzförderliche Hirnareale, wenn eine Person unter Stress gesetzt wird. Und dieser Zusammenhang wird besonders bei sehr kleinkörnigem Feinstaub deutlich.
Wir wissen, dass der kleinkörnige Feinstaub mit Partikeln kleiner als 2,5 Mikrometer die Bluthirnschranke passiert, das heißt unmittelbar ins Gehirn gelangt und dort für Entzündungsreaktionen sorgt, die wiederum einer Reihe von psychischen Erkrankungen Vorschub leisten können.
Je mehr Grünflächenanteil, desto mehr dieser resilienzförderlichen Hirnareale sind aktiv, wenn Probanden unter experimentellen Stress gesetzt werden. […] Je höher die Feinstaubkonzentration ist, desto weniger aktiv sind die resilienzförderlichen Hirnareale, wenn eine Person unter Stress gesetzt wird.
Sie sprechen im Zusammenhang mit der Gestaltung städtischer Lebensräume auch von Umweltgerechtigkeit. Wie ist das zu verstehen?
Prof. Mazda Adli: Wenn es stimmt, dass Grünflächen für unsere psychische Gesundheit wichtig sind – und dafür spricht einiges –, dann ist es entscheidend, dass diese Ressource gerade im urbanen Raum möglichst allen Menschen gut zugänglich ist.
Was wir aber in unseren Städten feststellen ist, dass gerade dort, wo Menschen besonders stressexponiert leben oder ungünstigere psychische Gesundheitskennzahlen aufweisen, weniger Grünflächen vorhanden sind.
Deswegen ist es wichtig, unter dem Aspekt von Umweltgerechtigkeit die Verteilung von Naturressourcen in unseren Lebensräumen zu betrachten.
Wir müssen dafür sorgen, dass Grünflächen gerade dort besonders leicht erreichbar sind, wo Menschen unter angespannteren Bedingungen leben, zum Beispiel auf zu kleiner Wohnfläche wohnen, wo soziale Isolation und Einsamkeit eine Rolle spielen oder andere Merkmale sozialer Benachteiligung für psychischen Stress sorgen und die psychische Gesundheit belasten. Gerade dort brauchen wir solche Grünflächen.
Es gibt mittlerweile auch eine Vielzahl an Studien, die zeigen, dass Grünflächen das Depressionsrisiko senken und dass sie die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung von Kindern und Jugendlichen und damit auch ihre Schulleistungen verbessern.
Wie begegnet Ihnen das Klima-Thema im Klinikalltag? Wie zeigen sich Klimathemen in Sprechstunden oder in Behandlungen?
Prof. Mazda Adli: Es ist ein Thema, das eine merklich zunehmende Rolle spielt, in den Anamnesen, in den Sorgen, von denen uns die Menschen erzählen. Und es fällt auf, dass eher jüngere Generationen Klimaängste berichten.
Das entspricht den Erkenntnissen aus aktuellen Studien. Einer jüngeren britischen Studie zufolge fühlen sich 60% der 16-25jährigen extrem verängstigt und berichten von Angst, Wut, Verzweiflung und anderen negativen Emotionen. Und knapp die Hälfte berichtet, dass Ängste dabei den Alltag beeinträchtigen.
Natürlich sorgt die Klimaangst nicht für eine neue Diagnosekategorie. Aber es ist doch eine neue Quelle von Angst und Stress. Insbesondere ist es eine Angst, die mit der Sorge verbunden ist, den Veränderungen der eigenen Lebensumwelt völlig ausgeliefert zu sein und kommenden Veränderungen nichts entgegensetzen zu können. Diese fehlende Selbstwirksamkeit, die hier zutage tritt, ist besonders gravierend bei der Klimaangst.
Beim Begriff Klimaangst wird teilweise kritisiert, er würde Einzelne zu Unrecht pathologisieren oder zum Problem machen. Denken Sie, wir sollten den Begriff aufgeben?
Prof. Mazda Adli: Nein, da bin ich anderer Meinung. Angst ist erstmal nicht pathologisch. Angst ist eine ganz normale Reaktion, eine Emotion, die uns von der Evolution weise mitgegeben wurde, um uns auf Risiken aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass wir einer Risikosituation angemessen entgegentreten oder versuchen sie zu vermeiden.
Angst wird erst dann pathologisch, wenn sie dauerhaft ist und man sie nicht mehr abschalten kann, wenn sie unkontrollierbar oder so extrem wird, dass man nichts anderes mehr machen kann, außer der Angst zu folgen.
Insofern gibt es natürlich auch die pathologische Angst, aber zunächst mal ist es ein Begriff, den man jenseits pathologischer Kategorien verwenden kann und auch muss.
Ich selber kenne diese Angst auch, und es ist nichts, das man irgendwie verniedlichen will. Ich finde den Ausdruck Klimaangst daher sehr klar. Er sagt genau das, was gemeint ist.
Natürlich sorgt die Klimaangst nicht für eine neue Diagnosekategorie. Aber es ist doch eine neue Quelle von Angst und Stress. […]
Ich finde den Ausdruck Klimaangst daher sehr klar. Er sagt genau das, was gemeint ist.
Wenn Menschen sich von Ihren Klimaängsten bedrängt oder überwältigt fühlen – welche Rolle hat man da als Psychologe oder Psychiater oder Mediziner?
Prof. Mazda Adli: Es ist wichtig, diese Angst ernst zu nehmen und zu validieren, dass sie nachvollziehbar, verständlich, vielleicht auch berechtigt ist. Es geht bei Ängsten immer auch darum, die Person, die die Angst empfindet, wieder in eine handlungsfähige Rolle zu versetzen, das Selbstwirksamkeitserleben zu stärken und so dafür zu sorgen, dass mit der Angst ein gesunder Umgang gefunden werden kann. Das ist bei der Klimaangst nicht anders.
Wir versuchen dann einerseits auf die Angst einzugehen, sie nicht kleinzureden. Andererseits möchten wir den Betroffenen vermitteln, dass man dieser Angst nicht hilflos ausgeliefert sein muss, dass es Handlungsspielräume gibt, Dinge, die man tun kann, wie zum Beispiel sich zu engagieren.
Wenn das Thema einen so sehr berührt, dann ist es vielleicht eine gute Idee, sich für Klimaschutz stark zu machen. Denn immer wenn man etwas tut, wird auch die Angst besser. Und der weitere positive Effekt ist, dass man sich dann auch gleich aktiv eingesetzt hat – und vielleicht auch andere bewogen hat, das genauso zu tun. Auf diese Weise können wir Wege finden, mit der Angst umzugehen und gleichzeitig zum Klimaschutz beizutragen.
Immer wenn man etwas tut, wird auch die Angst besser.
Wenn wir sagen, die Angst ist zunächst natürlich und nicht pathologisch – wie ist das mit dem Gegenpol, der Verdrängung und der Verleugnung? Brauchen Klimaleugner eine Therapie?
Prof. Mazda Adli: Was beim Thema Klimakrise auffällt ist ja tatsächlich die weltweit große gesellschaftliche Bereitschaft, die Augen davor zu verschließen, es zu verharmlosen, wegzugucken oder es zu negieren. Als Psychiater kann ich wiederum sagen: Ich verstehe auch das, weil Wegzugucken eine menschliche Reaktion auf Angst sein kann, eben wegzugucken. Das ist ein ganz bekannter psychologischer Abwehrmechanismus.
Und die große Herausforderung ist es, dieser Abwehr nicht anheimzufallen. Denn die Verleugnung von Problemen führt dazu, dass Probleme noch größer werden, dass sie nicht angegangen werden, und dass sie am Ende zu noch mehr Angst, Sorge und Bedrohlichkeit führen.
Auch bei allen anderen Formen von Ängsten versuchen wir Menschen in der Psychotherapie anzuhalten, sich ihrer Probleme anzunehmen und sie auf eine bewältigbare Weise abzubauen.
Dazu gibt es jede Menge psychotherapeutischer Strategien und das gleiche gilt auch für die Klimaangst. Wenn wir nicht hinschauen, werden wir das Problem nicht nur nicht los, sondern es wird auch größer und bedroht uns am Ende immer stärker.
Es ist jetzt schon eine bedrohliche Ausgangslage, sodass man eigentlich sagen müsste, dass das Wegschauen das größte psychologische Problem ist, weil es keine gesundheitsförderliche Reaktion ist. Verleugnen und Verdrängen sind lediglich Erste-Hilfe-Schutzmaßnahmen, die in der Psyche eingebaut sind. Aber es sind keine Strategien für einen konstruktiven und nachhaltigen Umgang mit einem Problem.
Kennen Sie diesen Schutzmechanismus denn auch von sich selbst?
Prof. Mazda Adli: Natürlich! Ich ertappe mich auch hin und wieder dabei, das Thema zu verleugnen. Manchmal blättere ich in der Zeitung einfach weiter, wenn ich eine Meldung zum Klimawandel sehe, weil mein "Speicher" auch mal voll ist, und ich eine Pause von der Berichterstattung brauche.
Wie gesagt: Es ist eine menschliche Reaktion, aber es ist wichtig, wenn einem das auffällt. Übrigens nicht nur in Bezug auf das Klima, sondern auch auf andere Probleme. Wenn ich merke, dass ich vor etwas davonlaufe oder ein Thema mich nervt, ist es gerade dann eine gute Idee, besonders genau hinzugucken. Probleme verlieren dann manchmal überraschend ihren Schrecken.
Sie selbst haben ein Handlungsfeld gefunden: Sie sind in der Taskforce Klima und Psyche in der DGPPN. Was hat es damit auf sich?
Prof. Mazda Adli: Die Taskforce Klima und Psyche hat es sich zur Aufgabe gemacht, über den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Klimakrise aufzuklären, das Thema ins Bewusstsein zu bringen und Forschung in diesem Bereich anzutreiben.
Dazu gehört auch, das Thema in die ärztliche Weiterbildung zu integrieren, weil auch das Medizinsystem darauf vorbereitet sein muss, mit den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels umzugehen. Im letzten Herbst haben wir eine Erklärung veröffentlicht, die diese Zusammenhänge deutlich macht und auch Forderungen an Politik und Gesellschaft formuliert.
Ich ertappe mich auch hin und wieder dabei, das Thema zu verleugnen. […] Wenn ich merke, dass ich vor etwas davonlaufe oder ein Thema mich nervt, ist es gerade dann eine gute Idee, besonders genau hinzugucken.
Wie waren die Reaktionen auf diese Berliner Erklärung?
Prof. Mazda Adli: Ich muss es vielleicht so sagen: Bereits 2021 haben wir, auch aus der DGPPN heraus, versucht, dem Thema Klimakrise Sichtbarkeit zu verleihen und eine Pressekonferenz dazu abgehalten. Dabei haben wir beobachten können, dass es auch dort ein Wegschauen gab und die Resonanz auf diese erste Pressekonferenz eher gering war.
Erst nachdem wir das Thema weiter bearbeitet, ein Positionspapier entworfen, Forderungen formuliert, die "Berliner Erklärung" geschrieben und einen etwas aktivistischeren Ton angeschlagen haben, wurden wir richtig gehört. Plötzlich erhielt unsere Pressekonferenz, die wir mit Eckart von Hirschhausen abgehalten haben, ein großes Medienecho.
Das zeigt leider auch: Komplexe Probleme werden oft erst dann aufgenommen und medial verarbeitet, wenn sie mit lauter Stimme vorgetragen werden. Und eher nicht, wenn man nüchtern die wissenschaftlichen Zusammenhänge erklärt.
Anders gesagt, daraus habe ich auch gelernt: Um das Weggucken zu überwinden, braucht es eine gewisse Lautstärke.
… auch mit einer gewissen Alarm-Tonlage?
Prof. Mazda Adli: Alarm würde ich nicht unbedingt sagen. Aber Lautstärke. Denn Alarm würde ja heißen, Angst zu machen, das wollen wir gerade nicht. Weil starke Angst eben auch vertreiben kann. Eher ist es unsere Aufgabe, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und klarzumachen, was kann jeder von uns tun, um nicht nur dem Klima zu helfen, sondern auch mit eigenen Sorgen und Ängsten umzugehen.
Klimaschutz erfordert Alltags-Veränderungen. Welche Empfehlungen geben Sie, um seine Veränderungsfähigkeit zu steigern und Veränderungsstress gut zu bewältigen?
Prof. Mazda Adli: Das ist ein wichtiger Punkt. Um mit Stress und einer vielleicht bedrohlichen Situation umzugehen, braucht es kognitive und emotionale Flexibilität. Wenn wir flexibel reagieren, können wir am besten ein Problem lösen. Und Flexibilität lässt sich trainieren.
Das machen wir in der Psychotherapie, indem wir zum Beispiel Perspektivwechsel üben, also bewusst versuchen, die Sichtweise einer anderen Person einzunehmen, die ganz explizit nicht unsere eigene Meinung vertritt.
Das kann man auch selber machen, indem man in einer kontroversen Diskussion versucht, die Sichtweise einer anderen Person einzunehmen. Man muss diese Sichtweise ja nicht annehmen, aber man kann versuchen, sich in diese Sicht hineinzudenken. Und das hilft der eigenen Flexibilität und Problemlösekapazität.
Deswegen mein Tipp: Wenn man in einen Stau gerät, weil sich Leute festgeklebt haben, dann kann man sich natürlich wahnsinnig darüber ärgern. Das ändert aber nichts und verbessert nichts. Man kann aber auch vielleicht die Wartezeit dazu nutzen, zu versuchen, sich in die Köpfe der Klimaaktivisten reinzudenken.
Man muss die Haltung nicht annehmen und ich muss sagen: Ich unterstütze diese Form des Protests auch nicht. Aber es hilft für die eigene Psyche mal zu überlegen, was ihnen wohl gerade durch den Kopf geht. Das wäre ein Beispiel für eine Perspektivwechsel-Übung.
Um mit Stress und einer vielleicht bedrohlichen Situation umzugehen, braucht es kognitive und emotionale Flexibilität. Und Flexibilität lässt sich trainieren. Indem wir zum Beispiel Perspektivwechsel üben.
Das Gesundheitswesen selbst geht nicht mit bestem Beispiel voran, der CO2-Fußabdruck ist hoch. Wie schätzen Sie das ein: wird es da einen zügigen Veränderungsprozess geben oder gibt es da große Hindernisse?
Prof. Mazda Adli: Das Gesundheitssystem gehört sicherlich zu den trägeren Systemen, wenn es um strukturelle Veränderungen geht. Es gibt aber auch eine ganze Menge von kleinen und großen Änderungsmöglichkeiten, auch ohne das ganze System auf den Kopf zu stellen.
Wir können zum Beispiel schon viel erreichen, indem wir unsere Krankenhäuser, Kliniken, Praxen unter die Lupe nehmen. Das reicht von einem nachhaltigen Umgang mit Energie bis hin zu einer klimafreundlicheren Verschreibungspraxis von Medikamenten.
In unserem Positionspapier haben wir als DGPPN auch dazu eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet, zum Beispiel was das Organisieren eines Praxis- oder Klinikbetriebs angeht. Das kann man leicht umsetzen, ohne auf eine Systemveränderung zu warten.
Was ich auch empfehlen würde, ist, dass jede Organisation eine klimabeauftragte Person benennt, die sich die Alltagsprozesse genau anschaut und prüft, wie wir uns in unserem ärztlichen und psychotherapeutischen Alltag klimafreundlicher verhalten können. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir hier aktiv werden können.
Was ich auch empfehlen würde, ist, dass jede Organisation eine klimabeauftragte Person benennt.
Das klingt nach einem sehr zugänglichen und sinnvollen ersten Schritt. Herr Prof. Adli, gibt es zum Abschluss noch etwas Wichtiges, das wir noch ergänzen oder noch einmal betonen sollten?
Prof. Mazda Adli: Mir ist als Kernbotschaft wichtig, dass wir uns als Gesundheitssystem darauf vorbereiten müssen, dass die Klimaveränderungen uns mehr und vielleicht auch etwas anders geartete Krankheitsbilder bescheren werden.
Wenn wir wissen, dass mit jedem Grad mehr Temperatur die Zahlen in den Rettungsstellen nach oben gehen, dass sich Suizidzahlen verändern, dass Menschen eher zu Gereiztheit und Aggressivität neigen, dann ist es wichtig, dass wir uns darauf gefasst machen und unsere Systeme darauf vorbereiten.
Und wenn wir wissen, dass Extremwetter-Ereignisse häufiger werden und für mehr psychische Erkrankungen sorgen, dann ist es auch da wichtig, dass wir vorbereitet sind.
Wir müssen das Gesundheitssystem klima-resilienter machen.
Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit Ihrem Engagement!