Medikamente sollen Krankheiten lindern oder heilen - und gleichzeitig sicher sein. Doch Arzneimittel können unter Umständen auch zu erheblichen Risiken für Patientinnen und Patienten führen.
Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte sind bemüht, alle Ihre Erkrankungen und deren Behandlung in einem Zusammenhang zu sehen und zu therapieren. Das ist leider nicht immer ganz einfach, weil ihnen nicht immer alle notwendigen Informationen vollständig vorliegen. Dies kann folgende Gründe haben:
- Weil Therapie- oder Medikamentenpläne fehlen, veraltet oder unvollständig sind.
- Ihnen zusätzliche medikamentöse Therapien bei weiteren Ärzten und Ärztinnen nicht bekannt sind oder
- die Kommunikation zwischen den verschiedenen Behandlern oder Behandlerinnen unzureichend ist.
Die Barmer leistet mit drei innovativen Projekten einen wichtigen Beitrag, um Ihre Arzneimitteltherapie sicherer zu machen. Alle Projekte nutzen die Vorteile digitaler Vernetzung und haben das folgende Ziel: das Risiko für Patientinnen und Patienten bei der Einnahme von Medikamenten zu minimieren. Perspektivisch werden diese drei Projekte ineinanderfließen. Alle drei Projekte werden über den Innovationsausschuss des gemeinsamen Bundesausschusses beim Bundesministerium für Gesundheit gefördert.
AdAM unterstützt das Arzneimittel-Management im ambulanten ärztlichen Bereich
Das Projekt AdAM (Abkürzung für Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management) wurde entwickelt, um Hausärztinnen und Hausärzte beim Arzneimitteltherapie-Management ihrer Patienten zu unterstützen. Das Projekt lief insgesamt viereinhalb Jahre, von Januar 2017 bis Juni 2021. Über eine spezielle Software standen teilnehmenden Hausarztpraxen alle Informationen, die für die Arzneimitteltherapie der Patientinnen und Patienten wichtig sind, zur Verfügung. Dazu wurden Abrechnungsdaten der Barmer genutzt wie z.B. Behandlungsdiagnosen und ärztliche Verordnungen. Dieses Vorgehen bot gleich mehrere Vorteile. Mit Hilfe der digitalen Anwendung konnten die Ärztinnen und Ärzte alle verordneten Arzneimittel untereinander auf Verträglichkeit und Wechselwirkungen untersuchen. Risiken, die ansonsten nicht aufgefallen wären, konnten entdeckt und vermieden werden. Gleichzeitig konnten die Arztpraxen einen Medikationsplan (BMP) erstellen, der auch wertvolle Anwendungshinweise für die Patienten enthielt.
TOP schlägt die Brücke zwischen Krankenhaus und ambulant tätigen Ärzten
Wenn Patienten ins Krankenhaus müssen, sind Krankenhausärzten häufig nicht alle Arzneimittel bekannt, die Patienten bisher eingenommen haben. Aber auch umgekehrt besteht oft eine Informationslücke: Nach einem Krankenhausaufenthalt werden die Patientinnen und Patienten ambulant weiterbehandelt. Doch wissen weiterbehandelnde Ärzte nicht immer, welche Arzneimittel die Patienten im Krankenhaus bekommen haben. TOP (Abkürzung für "Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit") schließt diese Informationslücke. TOP setzt an mehreren Stellschrauben an und hilft insbesondere
- Risiken bereits zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme identifizieren zu können.
- die Behandlung im Krankenhaus, die Betreuung und Behandlung von Krankenhausapotheken und Krankenhausärzten zu verbessern und
- einweisenden niedergelassenen Ärzten umfassende Informationen zur stationären Behandlung und über die ggf. geänderte Medikation zu informieren.
Das Projekt stellt den Krankenhäusern bereits bei der Aufnahme Informationen zur Verfügung, die für die Behandlung wichtig sind. Die Daten stammen dabei aus den Krankenkassenabrechnungsdaten. Dies geschieht selbstverständlich auf freiwilliger Basis und nur, wenn die Patienten ihr Einverständnis gegeben haben. Im Krankenhaus beraten Krankenhausapotheker und -apothekerinnen die behandelnden Ärzte, wie Medikationsrisiken für Patienten während und nach ihrer stationären Behandlung vermieden werden können. Im Krankenhaus wird der Medikationsplan der Teilnehmenden vervollständigt oder, sofern noch nicht vorhanden, erstmalig erstellt. In einem pharmazeutischen Entlassgespräch erhalten die Patienten verständliche Hinweise, was bei der Einnahme ihrer Arzneimittel zu berücksichtigen ist. Gleichzeitig wird der behandelnde Hausarzt über Änderungen in der Arzneimitteltherapie informiert.
eRIKA – Automatische Prüfung auf Arzneimitteltherapiesicherheit schon bei Verordnung
Mit dem Projekt eRIKA (Abkürzung für "eRezept als Element interprofessioneller Versorgungspfade für kontinuierliche Arzneimitteltherapiesicherheit") verfolgt die Barmer eine umfassende Strategie in der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), die alle Beteiligten mit einbezieht: Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker im niedergelassenen und im stationären Bereich und natürlich die Versicherten, die davon profitieren.
Bei dem Projekt eRIKA wird die softwarebasierte Kommunikation zwischen Ärzten und Apotheken mithilfe des gesetzlichen eRezept-Prozess organisiert. Ärztinnen und Ärzte werden dabei zum Verordnungszeitpunkt über die Gesamtmedikation der einzelnen Patienten informiert und elektronisch bei in der Behandlung unterstützt. Die Apotheken werden ebenfalls an die im Projekt verwendete Software angeschlossen, sodass diese in der Apotheke die patientenbezogene Dokumentation z. B. durch freiverkäufliche Medikamente ergänzen können oder Verordnungen aufnehmen können, die von Ärzten vorgenommen wurden, die nicht an dem Projekt teilnehmen. So fließen alle Informationen zur Arzneimitteltherapie in eine Medikationsakte. Das Projekt eRIKA wird ab Oktober 2022 für die kommenden vier Jahre mit 11,74 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds gefördert. Bei Fragen können Sie sich gerne per E-Mail an projekt-erika@barmer.de wenden.