Wer kennt es nicht, das Schnitzelkoma nach einem kräftigen Mittagessen? Auch Mittagstief oder im englischsprachigen Bereich Post-Lunch Dip genannt, ist es vielen als bleierne Müdigkeit vertraut. Konzentration und Motivation sind im Keller, man fühlt sich einfach nur schlapp! Mediziner nennen das Phänomen postprandiale Somnolenz – und erklären auch gleich, dass diese Schläfrigkeit völlig normal ist.
Woher kommt das Mittagstief?
Eine Ursache für das Mittagstief ist unsere innere Uhr, die dafür sorgt, dass wir im 24-Stunden-Rhythmus leben. Das Ergebnis: Sowohl unsere psychische als auch unsere physische Leistungskurve fällt ab den frühen Mittagsstunden bis zum Abend ab. Dann kommt es noch einmal zu einem leichten Anstieg der Leistungsfähigkeit. In welchem Ausmaß und zu welchem genauen Zeitpunkt das Mittagstief auftritt, hängt von der Dauer und der Qualität unseres Nachtschlafs ab, aber auch vom individuellen Tagesrhythmus. Eine weitere Ursache ist tatsächlich ein üppiges, schwer verdauliches Mittagsmahl. Gerade fettreiche Speisen sind nicht ratsam. Denn um diese zu verdauen, braucht der Körper Energie. Damit die ausreichend zur Verfügung steht, wird sie in anderen Bereichen eingespart. Ein Beispiel: Um die Nahrung in ihre Grundbausteine zu zerteilen, werden Magen und Darm intensiver durchblutet. Das dort benötigte Blut fehlt nun aber im Gehirn und in der Muskulatur, sodass sich Müdigkeit und Unkonzentriertheit einstellen.
Nach dem Essen munter bleiben – so geht’s!
Leichte kohlenhydratreiche Speisen, die wenig freie Zucker enthalten, wirken dem Mittagstief entgegen. Pellkartoffeln mit Quark, frische Salate oder Reis-Gemüsegerichte sind lecker, abwechslungsreich und tragen zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Auch Suppen sind eher leichte Speisen, die wenig belasten, meist zuckerarm sind und obendrein die wichtige Flüssigkeitszufuhr verbessern. Das Schnitzelkoma als Suppenkoma zu bezeichnen – wie es manchmal geschieht – wird der meist wertvollen Suppe daher nicht gerecht. Wer munter durch die Mittagspause kommen möchte, dem sind grundsätzlich leichte Speisen zu empfehlen oder auch vegetarische Mahlzeiten. Klare Gemüse-, Fleisch- oder Fischsuppen, Salate und Rohkost sind super. Gegen den Süßhunger helfen Obst oder Obstzubereitungen wie Fruchtjoghurt oder Quarkspeisen mit Obst. Das belastet nicht, enthält viele Nährstoffe und sättigt auf angenehme Art. Ein weiterer Tipp: Statt drei gehaltvoller Mahlzeiten können fünf kleine Mahlzeiten die Herausforderungen des Mittagstiefs entschärfen.
Powernapping und reichlich trinken
Eigentlich signalisiert der Körper mit dem Suppenkoma ja nur, dass er jetzt gern eine Pause einlegen würde. Wenn es irgend möglich ist, gönnt man ihm die Auszeit einfach. Ein Powernapping von 20 Minuten Länge kann erfrischender als ein Zwei-Stunden-Mittagsschlaf sein, weil man gar nicht erst in die Tiefschlafphase kommt und daher nach dem Powernap leichter wieder munter wird.
Weil auch Flüssigkeitsmangel müde machen kann, empfiehlt es sich, reichlich zu trinken. Und zwar nicht nur zu den Mahlzeiten. Am besten ist immer Wasser, gern Leitungswasser. Wem das zu langweilig ist, der kann sein Wasser selbst aromatisieren. Frisches Wasser mit den Scheiben einer Salatgurke ist im Sommer besonders erfrischend. Aber auch Zitronenmelisse und andere Kräuter aromatisieren das Wasser auf natürliche Art. Wer aromatisiertes Wasser kauft, sollte immer den Zuckergehalt im Blick haben. Im Sommer kann man all diese Getränke in Kühlkaraffen vorbereiten und in der Teeküche bereitstellen. Im Winter ist dann eher das Teekochen gefragt. Wer sich schon am Morgen eine Kanne Kräuter- oder Früchtetee kocht, merkt rechtzeitig, wenn er nicht genug trinkt und kann sich sowie seinen Kollegen schnell einen Becher Tee anbieten. So kann man sich gegenseitig ans Trinken erinnern.
Mit Bewegung gegen das Mittagstief
„Nach dem Essen sollst Du ruh’n oder 1.000 Schritte tun.“ Wer sich nicht ausruhen kann, sollte unbedingt probieren, ob die 1.000 Schritte eine Wohltat sind. Auf alle Fälle macht frische Luft auch nach einem ausgiebigen Mahl munter. Das Tageslicht erfrischt nämlich nicht nur die Seele, sondern unterdrückt außerdem die Bildung des Schlafhormons. Übrigens ist jede Form der Bewegung gut. Probieren Sie es aus. Auch kleine Veränderungen können Wirkung zeigen, zum Beispiel frische Luft: Heizung herunter drehen, alle Fenster für zehn Minuten weit öffnen und tief durchatmen – das kann helfen, aus dem Mittagstief wieder herauszukommen.
Textnachweis
- Autor: Andrea Himmelstoß, Das Texthaus
- Qualitätssicherung: Dr. Utta Petzold, Ärztin, und Micaela Schmidt, Diplom Oecotrophologin
Quellen
- Bundeszentrum für Ernährung: Mittagstief durch Kohlenhydrate?
- IN FORM: Arbeitszeit – Essenszeit
- Witschaftswoche: Was Sie gegen das Mittagstief tun können