Mit der Psychoonkologie gibt es ein Angebot, um psychischen Belastungen durch Krebs mit professioneller Unterstützung zu begegnen. Denn wenn es uns körperlich nicht gut geht, hat das Auswirkungen auf unsere Psyche. Psychische Belastungen in Folge einer Erkrankung sind etwas ganz Normales. Das gilt besonders für Krebs.
Glücklicherweise müssen Erkrankte und ihre Angehörigen Sorgen und Ängste nicht alleine durchstehen. Die Psychoonkologie kann ins Stocken geratene Gespräche zwischen Erkrankten und Angehörigen wieder in Fluss bringen. Sie kann helfen, Missverständnisse zwischen (gestressten) Ärzten und (gestressten) Patienten auszuräumen und einen Weg durch das medizinische System zu finden. Und sie bietet einen Ausweg aus dem Alleinsein mit Furcht, Ratlosigkeit und Niedergeschlagenheit.
Was bedeutet Psychoonkologie?
Die Psychoonkologie ist ein Teil der Onkologie, also des Bereichs der Medizin, der sich mit der Behandlung von Krebserkrankungen beschäftigt. Die Psychoonkologie nutzt das Wissen verschiedener Fachrichtungen wie der Medizin, der Psychologie, der Soziologie und der Philosophie.
Ziel der Psychoonkologie ist es, Menschen mit Krebs zu unterstützen, damit sie mit den Folgen der Erkrankung möglichst gut umgehen können. Dazu kann die Beratung in praktischen Fragen rund um Alltag, Beruf oder Sozialleistungen zählen.
Daneben gehören Angebote wie Psychotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie oder verschiedene Entspannungsverfahren zum Repertoire der Psychoonkologie. Auch Medikamente können in bestimmten Situationen helfen. Neben den Erkrankten selbst wendet sich die Psychoonkologie auch an die Angehörigen.
Die Psychoonkologie begleitet Menschen in allen Phasen der Erkrankung. Psychoonkologische Maßnahmen können bei Diagnosestellung beginnen und sich auch nach Abschluss der medizinischen Behandlung noch fortsetzen.
Neben der unmittelbaren Begleitung von Menschen zählt zu den Aufgaben der Psychoonkologie auch die Forschung. Sie untersucht, wie sich psychologische und soziale Faktoren auf das Leben von Menschen mit Krebs und ihre Behandlung auswirken. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse ermöglichen es, Menschen bei der Bewältigung einer Krebserkrankung noch gezielter zu unterstützen.
Was macht die Psychoonkologie?
Aus der Beobachtung und Befragung von Menschen mit Krebs haben Ärzte gelernt, dass häufiger psychische und soziale Probleme auftreten als zunächst vermutet. Krebs kann sich auf Arbeit und Leistungsfähigkeit auswirken, auf die Teilhabe am sozialen Leben und auch auf die persönliche Situation.
Untersuchungen haben gezeigt: Etwa ein Drittel aller Menschen mit Krebs haben durch die Erkrankung psychische Probleme und sind belastet. Am häufigsten erleben Erkrankte Angststörungen und Depressionen. Mit anderen Worten: Es ist ganz normal, sich im Falle einer Krebserkrankung angsterfüllt, gestresst und überfordert zu fühlen.
Das Risiko für psychische Probleme erhöht sich, wenn die krankheitsbedingte körperliche Belastung sehr hoch ist (zum Beispiel durch Schmerzen) oder wenn die Person bereits in der Vergangenheit, vor der Krebserkrankung, psychische Probleme erfahren hat.
Gleichzeitig hat die Forschung der letzten 30 Jahre ergeben, dass psychoonkologische Unterstützung die Situation für Menschen mit Krebs verbessern kann. Die Psychoonkologie stellt Maßnahmen und Verfahren zur Verfügung, durch die Menschen mit Krebs eine Verbesserung ihrer Situation, ihrer Lebensqualität, erfahren. Die Lebensqualität eines Menschen ist das Maß seines Wohlbefindens und kann sehr unterschiedlich definiert werden.
Lebensqualität kann bedeuten:
- Schmerzfrei und ohne Beschwerden leben
- Den Alltag selbstständig meistern
- Am sozialen Leben teilnehmen
- Mit unangenehmen Gefühlen (zum Beispiel Angst, Traurigkeit) umgehen können
Auch wenn die Lebensqualität jedes Menschen unterschiedlich ist, gibt es doch übergeordnete Bereiche, die die Lebensqualität des Einzelnen ausmachen, zum Beispiel Gesundheit, Familie, Beruf und soziales Umfeld. Die Psychoonkologie kann dabei helfen, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu ergründen und eine möglichst gute Lebensqualität zu erreichen.
Psychoonkologische Unterstützung kann das Ergebnis der Krebsbehandlung insgesamt verbessern – trotzdem nehmen nicht alle Patienten dieses Angebot an. Hier ist es wichtig, für gute Informationen zu sorgen, damit alle Erkrankten sich frei entscheiden und ihren Weg wählen können.
Die Psychoonkologie ist mittlerweile in der Versorgung krebskranker Menschen fest verankert. Der Nationale Krebsplan, ein Programm des Bundesministeriums für Gesundheit zum Umgang mit Krebs, stuft psychoonkologische Angebote ausdrücklich als notwendig ein.
Medizinische Fachgesellschaften haben Standards und Kriterien für onkologische Zentren erarbeitet. In Leitlinien ist festgelegt, wie die Behandlung unterschiedlicher Krebserkrankungen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgen soll. In all diesen Maßnahmen zur Sicherung der Qualität bei der Behandlung von Krebs spielt die Psychoonkologie eine wichtige Rolle.
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Einen Psychoonkologen finden
Wenn Sie auf der Suche nach einem psychoonkologischen Angebot sind, können Sie an verschiedenen Orten fündig werden. Eine Anlaufstelle sind Kliniken, in denen Krebsbehandlungen durchgeführt werden. Onkologische Zentren bieten in der Regel immer psychoonkologische Unterstützung an. Eventuell können die psychoonkologischen Angebote eines Zentrums auch ambulant im Anschluss an einen Klinikaufenthalt genutzt werden.
Daneben gibt es die ambulante Versorgung in Praxen für Psychoonkologie. Das ist ein üblicher Weg, wenn Menschen längerfristig Hilfe haben möchten.
Auch in Rehabilitationskliniken, in denen Anschlussheilbehandlungen stattfinden, gibt es die Möglichkeit, psychoonkologische Angebote auszuprobieren.
Leider ist die Suche gerade nach längerfristiger psychoonkologischer Begleitung nicht immer ganz einfach. Oft müssen Sie zum Beispiel mit einer Wartezeit rechnen, bevor ein Therapieplatz frei ist. Zudem gibt es unterschiedliche Therapierichtungen, und nicht jeder Ansatz funktioniert für alle. Wichtig ist es auch, wie Therapeut und Patient zueinander passen. Sie sollten jemanden finden, dem Sie vertrauen und von dem Sie sich verstanden und angenommen fühlen.
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Ihre hausärztliche Praxis, Krebsberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen können eine gute Adresse sein, um sich über psychoonkologische Angebote zu informieren und Kontakte zu knüpfen.
Wer darf sich Psychoonkologe nennen?
Menschen, die als Psychoonkologen arbeiten, haben einen Hintergrund als Arzt, Psychologe oder Sozialpädagoge und sind durch besondere Fort- und Weiterbildungen qualifiziert. In psychoonkologischen Ausbildungen wird Wissen über Krebserkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten sowie über die Kommunikation mit Erkrankten und Angehörigen vermittelt. Auch der Umgang mit Sterben und Tod nimmt viel Raum ein.
Nicht alle Psychoonkologen dürfen psychotherapeutisch tätig sein. Die Voraussetzung dafür ist eine besondere staatliche Erlaubnis (Approbation). Diese kann erlangen, wer ein Studium in Psychologie oder Medizin abgeschlossen und eine fachliche therapeutische Ausbildung absolviert hat. Damit die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Psychotherapie übernehmen, muss die Therapeutin oder der Therapeut über eine sogenannte kassenärztliche Zulassung (einen Kassensitz) verfügen.
Wozu psychoonkologische Beratung? Betreuung von der Diagnose bis zur Nachsorge
Krebserkrankungen können sehr verschieden verlaufen. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die damit einhergehenden Belastungen. Hinzu kommt, dass wir Menschen nicht alle gleich sind: Was für den einen schwierig ist, macht dem anderen vielleicht nichts aus. Wo und wann ein Mensch sich durch eine Krebserkrankung so belastet fühlt, dass psychoonkologische Unterstützung sinnvoll ist, kann also sehr unterschiedlich sein.
Wenn der Verdacht einer Krebserkrankung im Raum steht, können bereits Probleme auftreten. Das Warten auf Untersuchungsergebnisse löst möglicherweise Unsicherheit aus und bereitet Sorgen. Ist die Diagnose dann da, kann sie Betroffene in eine Krise stürzen, etwa mit quälenden Fragen, auf die es meist keine einfache Antwort gibt:
Warum ich? Was habe ich falsch gemacht? Muss ich sterben? Hier kann eine psychoonkologische Intervention helfen, um sich zu stabilisieren und wieder Boden unter den Füßen zu spüren. Sie ist auch gut, um dieses Hilfsmittel überhaupt für sich auszuprobieren und möglicherweise in schwierigen Situationen darauf zurückgreifen zu können.
Während der Krebstherapie steht meist der Körper im Vordergrund. Daher können Gefühle wie Ohnmacht, Niedergeschlagenheit und Ausgeliefertsein auch erst einige Zeit nach Abschluss der körperlichen Behandlung auftreten. Vielleicht gilt es, Veränderungen zu verarbeiten: Ein neues Körperbild nach dem Verlust von Organen, verminderte Leistungsfähigkeit oder Auswirkungen der Erkrankung auf die Lebensplanung.
Auch wenn der Krebs erfolgreich behandelt wurde und vielleicht schon einige Zeit zurückliegt, kann die Angst vor einem Rückfall oder der Wiederkehr der Erkrankung psychisch belastend sein. Nachuntersuchungen oder körperliche Symptome wie ein einfacher Kopfschmerz können beunruhigend und bedrohlich sein. In all diesen Situationen bietet sich die psychoonkologische Begleitung an, um mit möglichen Spätfolgen der Erkrankung besser klar zu kommen.
Die psychoonkologische Therapie kann über längere Zeit (zum Beispiel mehrere Monate) erfolgen und auch Angehörige einbeziehen. Sie kann als Einzeltherapie oder in Gruppen stattfinden. Eine psychoonkologische Intervention kann im Wesentlichen auf Gesprächen beruhen (Psychotherapie).
Daneben gibt es aber auch Methoden, die zum Beispiel mit Kunst oder Musik arbeiten. Künstlerisch-gestalterische Verfahren eröffnen einen anderen Zugang, der manchen Menschen leichter fällt.
Auch Entspannungsübungen, besonders in Kombination mit Visualisierungen und Fantasiereisen, erleben viele als hilfreich. Ziel aller Methoden ist es, einen Raum zu schaffen, in dem (vielleicht unbewusste) Fantasien, Gedanken und Bedürfnisse Platz finden und bearbeitet werden können.
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Lässt sich die Krebserkrankung nicht gut kontrollieren und schreitet sie voran, so kann die Psychoonkologie besonders unterstützend sein. Hier stehen meist Sterben und Tod im Fokus. Trauer oder Wut über nicht realisierte Lebenswünsche oder den eventuell nahenden Abschied von geliebten Menschen spielen eine Rolle.
In allen Phasen einer Krebserkrankung hat die Psychoonkologie den Anspruch, für Betroffene da zu sein. Im Zentrum steht der Mensch mit seinen Wahrnehmungen, Empfindungen und Bedürfnissen. Ihn aufzufangen und ihm trotz Krebs ein möglichst gutes Leben zu ermöglichen, das ist das Ziel der Psychoonkologie.