Zu sehen auf diesem Bild ist ein auf der Couch liegendes Kind mit geschlossenen Augen. Die Hand der Mutter liegt auf der Stirn des Kindes.
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Kinderkrankheiten – Wie Eltern kranken Kindern helfen können

Lesedauer unter 6 Minuten

Kinder können schnell einmal krank werden. Das ist nicht außergewöhnlich, und doch macht es Eltern viel Kummer. Unser Ratgeber nennt typische Kinderkrankheiten, beschreibt ihre Anzeichen und gibt Tipps, wie Eltern ihren Kindern helfen können.

Kinder sind oft krank, so zumindest die Erfahrung vieler Eltern. Gerade junge Mütter und Väter machen sich verständlicherweise große Sorgen, wenn ihr Kind hohes Fieber bekommt, sichtbar unter Schmerzen leidet oder sich einfach nur unwohl fühlt. „Die wichtige Botschaft ist, dass Kinder heute sehr gute Chancen haben, gesund aufzuwachsen. Aber natürlich können sie aus vielen Ursachen krank werden. Zum Glück ist die Medizin heute soweit, dass sie in den allermeisten Fällen gut helfen kann, Krankheit zu heilen oder zumindest zu lindern“, so Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER.

Typische Infektionskrankheiten im Kindesalter

Sucht man nach den wichtigsten Erkrankungen im Kindesalter, fallen einem zunächst die typischen Infektionskrankheiten wie Röteln oder Scharlach ein. Die gute Nachricht ist, dass viele dieser Erkrankungen in Deutschland in den letzten Jahren und Jahrzehnten weiter zurückgedrängt werden konnten. Für Marschall ist dies vor allem ein Erfolg der Schutzimpfungen. „Bereits für Babys werden aktuell Impfungen gegen 13 Infektionskrankheiten als sinnvoll empfohlen. Die ersten Impfungen sind schon für zwei Monate alte Babys sinnvoll.“ Darunter sind Impfungen gegen Keuchhusten, Diphtherie oder auch die Kinderlähmung. Weiteren Impfungen folgen dann in Etappen, bis hinein ins Jugendalter. 

Infektionskrankheiten erkennen

Durch Viren verursachte Kinderkrankheiten sorgen beim Nachwuchs neben krankheitsspezifischen Anzeichen relativ häufig für allgemeine Symptome wie Fieber, Erbrechen, Übelkeit, und manchmal Durchfall. Um Kinderkrankheiten zu erkennen, können Eltern auf diese Anzeichen achten:

  • Schmerzen orten: Schmerzen können Kinder bis etwa zum sechsten Lebensjahr kaum orten. Sie behaupten daher oft, die Schmerzen seien im Bauch. Eltern sollten daher vermehrt darauf achten, ob sich ihr Kind an Hals, Bauch, Stirn oder Ohren fasst oder Schluckbeschwerden hat.
     
  • Zunge zeigen: Ein Blick auf die Zunge liefert einen Anhaltspunkt, wie stark ein Kind erkrankt ist. Eine gesunde Zunge ist blassrosa und feucht. Typisch für eine Scharlach-Erkrankung ist auch die „Himbeerzunge“: Zuerst ist die Zunge weiß belegt, nach einigen Tagen rötet sie sich himbeerfarben.
     
  • Fieber messen: In jedem Fall sollte man frühzeitig Fieber messen, selbst wenn die Stirn sich nicht heiß anfühlt. Die Messung im Po ist am genauesten. Dies gilt vor allem für Säuglinge. Um den Verlauf zu beobachten, genügt ein Ohrenthermometer. Die Messungen unter der Zunge und unter dem Arm sind am fehleranfälligsten. Hat Ihr Kind Fieber (ab ca. 38 Grad) sollten Sie den Verlauf kontrollieren. In der Regel gilt, morgens ist das Fieber am niedrigsten, abends steigt es an.
     
  • Verhalten beobachten: Verhält sich Ihr Kind deutlich anders als sonst? Ist es auffällig still, müde oder anhänglich? Manchmal ist das Wohlbefinden von Kindern trotz Fieber nicht beeinträchtigt. Kinder spielen und laufen herum. Sie im Bett zu behalten, ist nicht notwendig Ein gutes Zeichen, denn dann ist die Krankheit oft in wenigen Tagen meist überstanden.

Harnwegsinfekte treffen Mädchen häufiger

Häufig erkranken Kinder auch an Harnwegsinfekten. Ausgelöst durch Bakterien, sind davon Mädchen häufiger betroffen als Jungen. Die ersten Symptome solcher Infekte sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Gerade kleinere Kinder können das aber oft nicht deutlich benennen. Eltern sollten daher aufmerksam werden, wenn ihr Kind besonders quengelig ist, sich oft zwischen den Beinen jucken will und häufig Wasser lassen muss oder auf Berührungen heftig reagiert. „Auf jeden Fall sollte ein Harnwegsinfekt ärztlich behandelt werden. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Infektion ausdehnt und die Nieren schädigt“, rät Medizinerin Marschall. Vor allem Babys und kleine Kinder können je nach Verlauf der Infektion hohes Fieber bekommen oder auch an Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen leiden. Außerdem empfiehlt sie, dass Kinder unbedingt sehr viel trinken sollten, denn das hilft dabei, die Bakterien schnell wieder loszuwerden. 

Atemwegsinfekte: einmal pro Monat ist „normal“

Kinder sind sehr häufig erkältet. Solche Infektionen der Atemwege können häufiger sogar einmal pro Monat auftreten. Das Phänomen verstärkt sich noch einmal, wenn die Kinder in die Kita gehen. Grund für die vielen Erkrankungen ist, dass Viren überall verbreitet sind und in der Gruppe schnell weitergegeben werden können, so Marschall. Zum Glück sind die meisten dieser Infekte eher harmlos. Das gilt aber nicht immer für die echte Grippe, die Influenza, oder eine Infektion mit dem Corona-Virus. Atemwegsinfekte beginnen meistens mit einem Kribbeln oder Jucken in der Nase, gefolgt von Schnupfen, Niesen, Schluckbeschwerden oder Husten. Sehr leicht bekommen Kinder bei einer Erkältung Fieber. Auch wenn es kein Medikament gibt, dass die Ursache der Erkältung direkt bekämpft, können Eltern doch einiges tun. „Kinder mit Erkältungen sollten Ruhe bekommen und viel schlafen. Sie sollten auch viel trinken. Lindernd wirkt außerdem, wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum höher als normal ist und regelmäßig gelüftet wird“, so Ursula Marschall. Daneben erleichtern auch einige Hausmittel wie zum Beispiel Wadenwickel den Kindern das Gesundwerden. Bei verstopfter Nase können Nasensprays mit Meersalz die Atemwege befeuchten und so zur Linderung beitragen. Um Husten loszuwerden, sollte das Kind viel trinken, zum Beispiel Wasser oder Kräutertees. Wenn es sich um einen „bellenden“ Husten handelt, sollte allerdings der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin abklären, was die Ursache dafür ist. Gegen Halsschmerzen schließlich helfen Lutschbonbons mit Pfefferminz oder Salbei und viel Kräutertee. 

Allergien, eine häufige chronische Erkrankung

Auch Kinder können bereits chronisch krank werden. Eine der häufigsten dieser Erkrankungen sind Allergien. Meist ein familiär bedingtes Problem, können allergische Reaktionen aber auch neu erworben werden. Vorbeugung ist möglich, wie das Beispiel Heuschnupfen zeigt. Bei diesem werden die Allergieauslöser eingeatmet. Das sind zumeist Pollen oder Hausstaub, die plötzlich einen Schnupfen verursachen. Andere typische Symptome sind juckende Augen, Niesattacken oder auch Müdigkeit. „Wenn Eltern solche Symptome bei ihren Kindern sehen, sollten sie in die Kinderarztpraxis gehen. Denn eine Allergie bedarf einer Behandlung, damit sie sich nicht mit der Zeit verstärkt“, empfiehlt Marschall. Durch einen rechtzeitigen Eingriff soll ein „Etagenwechsel“ verhindert werden. Darunter verstehen Ärztinnen und Ärzte, dass der Heuschnupfen die Bronchien befällt und ein allergisches Asthma auslöst. Einige Verhaltensregeln können dabei helfen, dem Heuschnupfen Paroli zu bieten. Eltern sei empfohlen, den Pollenflugkalender zu beachten, um zu wissen, wann die für ihre Kinder gefährlichen Pollen unterwegs sind. In dieser Zeit sollten die Kinder nicht längere Zeit draußen spielen. Im Anschluss Kleidung wechseln und abends die Haare waschen. Hausstaubmilben sollten möglichst dadurch begrenzt werden, dass man in der Wohnung auf Teppichböden verzichtet, Staubfänger im Kinderzimmer vermeidet und vor allem vor dem Schlafengehen gründlich lüftet.

Rechtzeitig kinderärztliche Hilfe ermöglichen

Damit ist die Vielzahl möglicher Erkrankungen natürlich nicht erschöpft. Generell empfiehlt Ursula Marschall, dass Eltern bei Krankheitssymptomen rechtzeitig Hilfe in einer Kinderarztpraxis suchen. „Viele Wehwehchen lassen sich zuhause gut lindern. Aber wenn sich Symptome verstärken, wenn das Fieber zu sehr steigt oder sich der Allgemeinzustand des Kindes plötzlich verschlechtert, ist der Weg in die Arztpraxis immer sinnvoll. An Wochenenden kann alternativ der Kassenärztliche Notdienst unter der Rufnummer 116 117 kontaktiert werden.

Kinder-Notfall-App
Mit der kostenlosen Kindernotfall-App sind Eltern gewappnet, wenn Kinder Hilfe brauchen. Damit sind schnell Informationen über Erste-Hilfe-Maßnahmen aufrufbar oder mit der Suchfunktion direkt eine Notfallambulanz, Apotheken oder Kinder- und Jugendärzte in der Nähe zu finden. Mehr Informationen unter: Kindernotfall-App: Schnelle Hilfe bei Unfällen | BARMER