Es ist unsichtbar, geruchlos, gefährlich und lauert unbemerkt in vielen Haushalten. Obwohl das radioaktive Edelgas Radon in der Natur allgegenwärtig ist, wird es oft in seiner Gefährlichkeit unterschätzt. Dabei zählt es laut Weltgesundheitsorganisation zu den Hauptursachen für Lungenkrebs, direkt nach dem Rauchen. Etwa sechs Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs in der Bevölkerung sind nach aktuellen Erkenntnissen auf Radon und seine Zerfallsprodukte in Gebäuden zurückzuführen. Doch was ist Radon genau, wie entsteht es, und warum bringt es für die Gesundheit ein so großes Risiko mit sich? Dieser Ratgeber klärt auf.
Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Gas und wird beim Zerfall von Uran in Gesteinen und Böden freigesetzt. „Es ist ein Produkt natürlicher Prozesse, die seit Millionen Jahren ablaufen. Radon ist überall in unserer Umwelt vorhanden, meist jedoch in ungefährlichen Konzentrationen“, erklärt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Das Gas entsteht ihren Angaben zufolge kontinuierlich und kann über die Bodenluft in Gebäude eindringen, insbesondere in Regionen mit hoher geologischer Radonaktivität. „Dennoch birgt die radioaktive Natur von Radon Risiken. Denn es zerfällt in sogenannte Radon-Töchter, winzige radioaktive Partikel, die in die Atemluft gelangen können.“
Warum ist Radon gefährlich?
Die Gefahr von Radon liegt in seiner Unsichtbarkeit und der potenziell hohen Konzentration in Innenräumen. Radon kann sich laut Marschall besonders in schlecht belüfteten Kellern und Wohnungen ansammeln. „Langfristiges Einatmen erhöht das Risiko für Lungenkrebs erheblich. Denn Radon-Töchter setzen Alpha-Strahlung frei.“ Diese Strahlung könne dann das Gewebe der Atemwege schädigen und zu DNA-Veränderungen führen. „Über Jahre hinweg steigert dies das Risiko für Krebs.“ Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass Radon in Deutschland jährlich etwa 1.900 Todesfälle verursacht, besonders als Folge von Lungenkrebs. „Während die Risiken des Rauchens weithin bekannt sind, wird Radon oft ignoriert. betont Marschall.
Wo kommt Radon vor?
Radon tritt besonders in Regionen mit uranhaltigem Untergrund auf, etwa in Mittelgebirgen wie dem Erzgebirge, dem Bayerischen Wald oder dem Schwarzwald. Es dringt durch Risse in Fundamenten, undichten Kellerböden oder durch Rohrleitungen in Gebäude ein. „Das Risiko hängt stark von den geologischen Gegebenheiten vor Ort ab, aber auch von der Bauweise des Hauses. Moderne Gebäude, die besonders luftdicht gebaut sind, können Radon einschließen und die Konzentrationen erhöhen“, erläutert Marschall. Das Gas bleibe jedoch nicht auf bestimmte Regionen beschränkt. „Selbst in weniger belasteten Gebieten können lokale Bodenbeschaffenheiten und Gebäudemängel zu hohen Werten führen. Allerdings hilft intensives Stoß-Lüften, die Radon-Konzentration in Innenräumen deutlich zu reduzieren.“
Welchen Schutz vor Radon gibt es?
Der erste Schritt im Umgang mit Radon ist die Messung. „Radon ist nicht zu sehen, zu riechen oder zu schmecken. Deshalb sind Messgeräte unerlässlich“, sagt Marschall. Radon-Messungen seien einfach durchzuführen und werden oft von Fachbetrieben oder Umweltbehörden angeboten. Besonders in Kellerräumen und im Erdgeschoss sollte laut Marschall demnach geprüft werden, ob die Konzentration die von der Europäischen Union empfohlene Schwelle von 300 Becquerel pro Kubikmeter überschreitet. Sind die Werte zu hoch, gibt es effektive Maßnahmen, um die Belastung zu reduzieren. Dazu gehören:
Verbesserung der Belüftung
Regelmäßiges Lüften hilft, die Radonkonzentration zu verringern.
Abdichtung von Rissen
Durch das Abdichten von Bodenplatten und Wänden kann der Eintritt von Radon minimiert werden.
Radon-Brunnen
In stark belasteten Gebäuden können spezielle Radon-Brunnen oder Lüftungsanlagen installiert werden, die das Gas gezielt absaugen.
„Prävention ist der Schlüssel. Je früher Maßnahmen ergriffen werden, desto geringer ist die Belastung für die Gesundheit“, sagt Marschall.
Aufmerksamkeit statt Ignoranz
Festzuhalten bleibt, dass Radon ein stiller, aber potenziell tödlicher Begleiter ist, der in vielen Haushalten unbemerkt bleibt. Die Gefahr liegt nicht nur in seiner Unsichtbarkeit, sondern auch in der mangelnden Sensibilisierung der Bevölkerung. „Viele Menschen wissen nicht einmal, dass es in ihrem Zuhause ein entsprechendes Risiko geben kann“, kritisiert Ursula Marschall. „Aber wer Radon als Gefahr ignoriert, spielt unter bestimmten Umständen mit seiner Gesundheit. Mit einfachen Maßnahmen kann jeder seine vier Wände sicherer machen.“ Durch gezielte Messungen, Aufklärung und bauliche Anpassungen lasse sich die Gefahr durch das Edelgas deutlich minimieren. Zusätzlich sind Risiken für die Gesundheit im Strahlenschutzgesetz und in der Strahlenschutzverordnung geregelt. Es gelten Schutzvorschriften, die für Wohngebäude und Arbeitsplätze unterschiedlich sind. Ein Referenzwert soll gemäß Strahlenschutzgesetz als Maßstab für die Angemessenheit von Schutzmaßnahmen dienen.