Die dunkle Jahreszeit macht vielen Menschen zu schaffen. Zehn bis 20 Prozent entwickeln sogar Symptome einer leichten Winterdepression. Kann Licht helfen, die Stimmung im wahrsten Sinne des Wortes aufzuhellen?
Licht ist ein Lebenselixier. Ohne ausreichend Licht werden Menschen krank, sowohl körperlich als auch seelisch. Licht sorgt zum Beispiel dafür, dass Organe gut abgestimmt miteinander arbeiten, und wir unseren Schlaf-Wach-Rhythmus beherzigen. „Ein Mangel an Licht kann, neben körperlichen Erkrankungen, auch zu psychischen Beschwerden wie zu einer saisonal abhängigen Depression führen“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der BARMER. Typische Anzeichen einer Winterdepression können sich äußern durch traurige Gedanken, Konzentrations- und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit bis hin zum Verlust von Interesse an Dingen, die man zuvor mochte. Menschen sind grundlegend angewiesen auf Licht. Es wirkt in vielfältiger Weise positiv wie negativ auf sie ein. Das hat wieder einmal mit der Evolution zu tun. Der Körper bildet zum Beispiel das für ihn unverzichtbare Vitamin D durch das Sonnen- und Tageslicht auf der Haut. Generell haben sich die Menschen lange Zeit ausgiebig in natürlichen Lichtverhältnissen bewegt, die auch von der heutigen Flut künstlichen Lichts nicht kompensiert werden kann. So ist es eine ganz natürliche Reaktion, wenn in der dunklen Jahreszeit Körper und Seele reagieren. Ihnen fehlt der Kraftspender Licht. Doch weil sich unsere Lebensbedingungen seither drastisch verändert haben, kämpfen viele Menschen mit den Folgen des Lichtmangels. Wir halten uns sehr viel weniger im Freien auf, können daher die positiven Auswirkungen natürlichen Lichts auf unsere Psyche nur eingeschränkt nutzen. Bis zu 20 Prozent entwickeln in der dunkleren Jahreszeit Symptome einer leichten Winterdepression, quälen sich eher antriebslos durch den Tag und sind tendenziell eher in gedrückter Stimmung.
Licht und körperliche Bewegung
Es gibt eine Menge Möglichkeiten, besser durch die lichtärmeren Monate zu kommen. „Wenn das natürliche Tageslicht knapp ist, ist die beste Antwort, jede Gelegenheit für ein Licht-Auftanken zu nutzen“, rät die Expertin. Gut geeignet ist dafür ein Spaziergang in der Mittagszeit, oder auch eine Fahrradtour. Auch wenn das Wetter nicht gerade einladend ist, kann man solche Gelegenheiten ganz bewusst in den Tag einbauen. Oder man schafft sich gezielt Anlässe dafür, nach draußen zu gehen. Eine Verabredung zum Plausch während eines Spaziergangs statt im Café, einen Park, den man schon lange mal erkunden wollte, Naturbeobachtungen im winterlichen Wald, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Bei alldem sorgt körperliche Aktivität und Bewegung dafür, dass sich die Stimmung bessert. „Bewegung beeinflusst den Hirnstoffwechsel positiv“, so Jakob-Pannier.
Was hilft bei Symptomen leichter Winterdepression?
Nun lässt es sich nicht immer vermeiden, dass sich der Mangel an Licht negativ auswirkt, und man doch einmal in eine saisonal abhängige Depression rutscht. „Dann sollte man sich ganz bewusst etwas Gutes tun“, rät Andrea Jakob-Pannier. Erlebnisse für alle Sinne wie ein duftendes Vollbad oder eine entspannende Massage, Sport oder Unternehmungen und Verabredungen mit Freunden, ein Besuch im Kino oder Museum, ein Ausflug oder ein Konzert, all das sorgt dafür, sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen. Ebenso kann gemeinsames Kochen nicht nur leckere Genüsse zaubern, sondern durch den gemeinsamen Erfolg auch die Stimmung aufhellen. Den gleichen Effekt bringt die Lieblingsmusik. Theaterfreunde kommen bei einer Komödie oder einem Musical auf hellere Gedanken. Basteln, Handarbeiten oder Handwerken machen ebenfalls Spaß und sorgen für ein besseres Selbstwertgefühl. Das tut gut! Auch kleine Verwöhn-Erlebnisse im Alltag stimmen positiv: Ein bunter Blumenstrauß, ein stimulierender Raumduft und eine liebevoll arrangierte Dekoration muntern graue Tage auf. Auch eine leicht veränderte Ernährung, die reich an Trytophan ist, der Vorstufe von Serotonin, hilft der guten Laune auf die Beine. Dazu zählen unter anderem Fisch, Bananen und Schokolade. Und dann gibt es da noch das „Wundermittel“ überhaupt, das Lächeln. Es vermag die negative Stimmung zu vertreiben. Am besten startet man damit gleich am Morgen vor dem Badezimmerspiegel.
Wann ärztliche Hilfe nötig ist
Wenn all das nicht genug hilft, sollte man sich an seine Ärztin bzw. seinen Arzt wenden. Sie können Behandlungsmöglichkeiten erklären, wie der Weg aus dem seelischen Tief gelingen kann. Bei einer leichten Winterdepression können pflanzliche Mittel wie beispielsweise Johanniskraut oder Lavendel helfen. Ob sie sinnvoll sind und wie sie eingesetzt werden, sollte aber auf jeden Fall auf ärztlichem Rat basieren. Mit all dem lassen sich die dunklen Tage und Wochen sicherlich gut überstehen. Und spätestens nach der Wintersonnenwende und im Frühjahr erwachen dann die Lebensgeister hoffentlich wieder von allein.