Vom süßen Wonneproppen übers pummelige Kleinkind zum übergewichtigen Teenager, so entwickelt sich in einigen Familien der Nachwuchs. In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Kinder zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Unter den knapp zwei Millionen Betroffenen ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein Großteil sogar adipös, also krankhaft übergewichtig. Und das bleibt nicht ohne Folgen für die Gesundheit.
Ist mein Kind zu dick?
Die Grenze zwischen ein paar Pfunden zu viel und krankhaftem Übergewicht ist nicht immer eindeutig, da die physiologischen Eigenschaften von Mensch zu Mensch variieren. „Einige Kinder sind leichter und andere schwerer. Manche sehen eher drahtig aus, und andere wiederum erscheinen mollig. Das heißt aber noch nichts“, sagt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer. Einen ersten Anhaltspunkt bietet der sogenannte Kinder-Body Mass Index (K-BMI), der neben dem Gewicht auch die Körpergröße berücksichtigt. Mit dem Kinder-Online-BMI-Rechner der BZgA können sich unsichere Eltern eine erste Orientierung verschaffen. Den BMI für Kinder kann man theoretisch bereits ab dem ersten Lebensjahr berechnen, es wird allerdings empfohlen den BMI-Rechner für Kinder erst ab dem 8. Lebensjahr zu verwenden. „Vermuten Eltern, dass ihr Kind zu viel wiegt, empfiehlt sich ein Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt. In der Regel kennt er oder sie das Kind und dessen Entwicklung schon seit Jahren und kann aus medizinischer Sicht am besten beurteilen, ob Handlungsbedarf besteht“, so Marschall.
Gesundheitliche Folgen und Gegenmaßnahmen
Ist ein Kind übergewichtig, ist das für die Eltern zunächst kein Grund zu Panik. Ignorieren sollten sie es allerdings auch nicht, denn es kann sich auf seine Gesundheit und die weitere Entwicklung auswirken. „Mit dem Gewicht nimmt auch das Risiko für Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen zu. Außerdem leiden Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft unter zu starkem Übergewicht. Neben den körperlichen Folgen können natürlich Spott und Hänseleien anderer Kinder auch zu psychischen Problemen führen. Am besten ist, Eltern reagieren so früh wie möglich, denn dann stehen die Chancen am besten, mögliche Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen oder gar nicht erst entstehen zu lassen“, so die Medizinerin.
Ob Menschen zu Übergewicht neigen, ist auch eine Frage der erblichen Veranlagung. Andere Aspekte haben aber größeren Einfluss. „Was das Gewicht angeht, sind wir nicht die Sklaven unserer Gene. In erster Linie ist das eigene Verhalten verantwortlich. Vor allem hilft ausreichend Bewegung. Runter von der Couch und ab ins Freie! Sport und Ausflüge bewirken schon Wunder. Den Drang dazu bringen Kinder ohnehin in der Regel mit“, sagt Marschall. Außerdem helfe gesunde und bewusste Ernährung. Das beginne bei den Eltern, so die Medizinerin. Wenn sie regelmäßig leckeres Gemüse auftischten und Süßes, Chips und Fast Food Ausnahmen blieben, könne die ganze Familie das Gewicht zumindest halten. Diäten seien in der Regel nicht notwendig für Kinder, so lange der Arzt nichts Anderes verordnet habe. Denn hält der Nachwuchs das Gewicht, verschwinden die überflüssigen Kilos durch das Wachstum der Kinder ganz von allein.
Info: Berechnung des BMI
Der BMI errechnet sich aus Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern im Quad-rat. Das Ergebnis wird dann unter Berücksichtigung des Alters in eine Wachstumskurve eingetragen. Liegt der Wert oberhalb eines für das jeweilige Alter normalen Bereichs, kann das ein Hinweis für Übergewicht sein.