Warum der Mensch so altert, wie er altert, ist immer noch nicht ganz klar. Eine entscheidende Rolle bei diesem Prozess scheinen die Telomere zu spielen. Doch was genau verbirgt sich hinter dem aktuellen Star in der Anti-Aging-Forschung? Auf der Suche nach Antworten auf diese Frage wird man tief im Inneren einer Zelle fündig. „Telomere sind die Endkappen der Chromosomen, der Träger der Erbanlagen eines Organismus“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin der Barmer. Telomere wurden in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals beschrieben. Im Jahr 2009 bekamen drei amerikanische Forscher den Nobelpreis für Medizin, weil sie ein Enzym namens Telomerase entdeckt hatten. Genau jenes Enzym, das die Telomere davor schützt, bei Zellteilungen abgebaut zu werden. Ist das Enzym Telomerase defekt, kann es Telomere nicht schützen. Die Folge ist eine frühzeitige Alterung der Zellen.
Damit hatten die Forscher Carol Greider, Elizabeth H. Blackburn und Jack W. Szostak eine der großen Fragen der Biologie beantwortet, nämlich wie man Chromosomen bei der Zellteilung erhalten und Zellen letztlich vor dem Absterben schützen kann. Sie haben zugleich einen Ansatzpunkt gefunden, der etwa in der Krebstherapie oder der Anti-Aging-Medizin neue Perspektiven eröffnet. „Die Forschungen zu Telomerase und ihrer Schutzwirkung auf die Telomere stehen noch am Anfang. Konkrete therapeutische Anwendungen liegen noch in weiter Ferne“, so Marschall. Deshalb sei Vorsicht geboten, wenn zum Beispiel Tests oder Produkte beworben werden, welche die Schutzwirkung von Telomeren gezielt nutzen wollen.