Sportlich unterwegs trotz Erkältung? Keine gute Idee! Viele Menschen machen den Fehler, mit stärkeren Erkältungssymptomen Sport zu treiben und riskieren ernsthafte Erkrankungen. Im schlimmsten Fall kann eine Herzmuskelentzündung drohen, die möglicherweise lebensbedrohliche Folgen mit sich bringt.
Die Nase läuft, der Hals kratzt, die Stirn ist warm, doch der innere Schweinehund soll trotz Erkältung überwunden werden? Bei einem sogenannten grippalen Infekt stellen sich viele passionierte Hobbysportlerinnen und -sportler die Frage, ob sie in ihre Laufschuhe schlüpfen oder besser das gemütliche Bett hüten sollten. „Bei einem harmlosen Schnupfen mag moderates Training keine gesundheitlichen Folgen mit sich bringen, solange der körperliche Zustand es zulässt. Doch treiben Menschen mit Fieber und schwerwiegenden Symptomen Sport, können sich die Viren durch die hohe Belastung im ganzen Körper verteilen, was zu schwereren Erkrankungen führen kann“, sagt Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer. Betroffene leiden bei einem grippalen Infekt meist unter Müdigkeit, verringerter Leistungsfähigkeit und klagen über allgemeines Unwohlsein. Dazu gesellen sich Erkältungssymptome, die als innere Warnsignale zu verstehen sind und eine Trainingspause erzwingen.
Sport bei Erkältung führt zu Doppelbelastung des Immunsystems
Das menschliche Immunsystem muss bei einer Erkältung regelrecht einen inneren Kampf gegen aufkommende Krankheitserreger führen. Dafür benötigt es jede Menge Energie, weshalb sich Erkrankte oftmals müde und schlapp fühlen. Sportliche Betätigung wäre hier äußerst kontraproduktiv. „Wenn der Körper bereits eine Infektion bekämpft, stellt der Sport eine weitere Belastung für ihn dar. Das Immunsystem wird bei körperlicher Betätigung zusätzlich belastet und kann nicht optimal gegen Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger vorgehen. Unvorsichtige Sportlerinnen und -sportler riskieren dadurch eine Herzmuskelentzündung, die in schlimmsten Fällen und ohne spezifische Behandlung zu Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen führt“, warnt Möhlendick.
Immer wieder wird in Internetforen oder von vermeintlichen Expertinnen und Experten erkälteten Menschen dazu geraten, ihre Sportschuhe zu schnüren und die aufkommende Erkältung „auszuschwitzen“. Doch Betroffene bewegen sich hier auf gesundheitlich dünnem Eis. Denn die Intensität des Trainings und das Ausmaß der Symptome entscheiden maßgeblich darüber, ob die Erkältung abklingt oder heftiger wird. „Ist die körperliche Belastung nicht zu groß, fördert ein wenig Bewegung sogar die körpereigenen Abwehrkräfte. Wird die Belastung allerdings zu hoch, ist das Ausschwitzen für den Körper schädlich und die Symptome des grippalen Infekts werden stärker und langwieriger“, so Möhlendick.
Erkältung auskurieren und Belastung reduzieren
Bei grippalen Infekten gilt, erst wieder mit dem Training starten, wenn die Symptome vollständig abgeklungen sind. Vorher sollte kein Sport betrieben werden. Spaziergänge und moderate Bewegung an der frischen Luft können dem Körper in der Abwehr von Krankheitserregern zwar unterstützen, jedoch sollte auch hier immer auf die Zeichen des Körpers geachtet und von maximalen Belastung abgesehen werden. Denn ein verfrühter Einstieg in die Trainingsroutine würde das Immunsystem zusätzlich schwächen. „Wann man nach einem fiebrigen Infekt wieder mit dem Sport beginnen kann, sollte zusammen mit der Hausärztin oder dem Hausarzt entschieden werden. Generell gilt, je schwerer der Infekt war, desto länger sollte die Sportpause dauern. Bei leichteren Erkältungen kann meist wieder trainiert werden, sobald die Symptome vollständig abgeklungen sind. Nach fiebrigen Infekten sollte mindestens eine Woche Pause bis zum Wiedereinstieg ins Training liegen“, empfiehlt Möhlendick.
Dabei sollten Sportlerinnen und Sportler zunächst die Belastung reduzieren und etwas weniger als den normalen Trainingsumfang absolvieren. Bei voller Genesung kann das Pensum wieder langsam gesteigert werden.