Ob ein Glühwein im Advent, edle Tropfen zum Weihnachtessen oder Sekt an Silvester – Ausreichend Alkohol gehört für viele Menschen zum festen für die Feiertage, obwohl übermäßiger Konsum bekanntermaßen der Gesundheit nachhaltig schadet. Einen Ausweg soll nun der „Dry January“ bieten, der ein Alkoholverzicht im Januar als gesundheitlichen Ausgleich sieht. Doch ganz so einfach ist es nicht.
„Dry January“ oder deutsch „Trockener Januar“ heißt der Vorsatz, den gesamten Januar über auf Alkohol zu verzichten. Ursprünglich kommt der Trend aus Großbritannien und wurde ins Leben gerufen, um Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen eines hohen Alkoholkonsums zu schaffen. Auch in Deutschland wird viel Hochprozentiges getrunken, fast jede und jeder fünfte Erwachsene hat laut aktuellem Jahresbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sogar einen riskanten Konsum. „Es ist grundsätzlich gut für die Gesundheit, auf Alkohol zu verzichten. Der ‚Dry January‘ ist jedoch kein Freifahrtschein, in den anderen Monaten übermäßig zu trinken“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer.
Gesundheitliche Vorteile durch Alkoholverzicht
Unabhängig vom Zeitpunkt bietet eine temporäre alkoholische Enthaltsamkeit viele gesundheitliche Vorteile. Wer einen Monat auf Hochprozentiges verzichtet, kann sich über besseren Schlaf, weniger Kopfschmerzen und ein geringeres Körpergewicht freuen. Auch das Immunsystem und die Konzentrationsfähigkeit profitieren von einer temporären Abstinenz, ebenso das Herz-Kreislaufsystem und die Leber. „Der ‚Dry January‘ ist zwar kein Allheilmittel, aber gut geeignet für Menschen, die ihrer Gesundheit etwas Gutes tun und dem Körper nach dem ein oder anderen Glühwein eine Erholungsphase gönnen möchten. Selbst eine relativ kurze alkoholfreie Zeit wirkt sich positiv auf Blutdruck, Magenschleimhaut und Leber aus“, empfiehlt Marschall.
Ein Verzicht ist besonders sinnvoll, da ein übermäßiger Alkoholkonsum die Gesundheit nachhaltig schädigen und eine Reihe von Krankheiten wie Leberzirrhose, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und Herzmuskelerkrankungen verursachen kann. „Viele Menschen unterschätzen, welche Folgen regelmäßiger Alkohol auf den Körper hat. Es gilt: Weniger ist mehr. Mindestens zwei Tage pro Woche sollten alkoholfrei sein. Als Faustregel gilt ansonsten bei gesunden erwachsenen Frauen ein kleines Bier pro Tag als unbedenklich, bei Männern zwei“, so Marschall.
„Dry January“ als Chance für einen gesünderen Lebensstil
Der „Dry January“ bietet folglich einen guten Anlass, das eigene Trinkverhalten zu hinterfragen und neue, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln. „Es lohnt sich, ehrlich zu überlegen: Wann trinke ich Alkohol und warum? Halte ich mich an das risikoarme Maß? Warum will ich auf Alkohol verzichten?“, rät Marschall. Wer am ‚Dry January‘ teilnimmt und den einmonatigen Verzicht als große Herausforderung empfindet, zeigt vielleicht schon erste Anzeichen einer Sucht auf und benötigt gegebenenfalls Hilfe. Besser als ein übermäßiger Konsum, gefolgt von einer temporären Abstinenz ist es, das ganze Jahr über den Alkoholkonsum zu reduzieren. „Wer seinen Alltag auch ohne Alkohol bewältigen kann, ist weniger gefährdet, in eine Sucht abzurutschen“, so Marschall. Dann ist auch gegen ein Glas Wein oder Bier ab und zu nichts einzuwenden.