Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:
Eineiige Zwillinge sehen einander zum Verwechseln ähnlich. Aber sind sie wirklich auch identisch? Lange Zeit war die Fachwelt davon ausgegangen, dass eineiige Zwillinge exakt dieselben Gene hätten, weil sie doch aus derselben befruchteten Eizelle entstanden sind. Doch diese These ist pauschal so nicht haltbar. Sie haben dieselbe DNA, bis sie sich im Mutterleib teilen. Von da ab können sich Zwillinge auseinanderentwickeln. Grund dafür sind Zellmutationen, die jederzeit stattfinden können. Eine isländische Firma hat zum Beispiel herausgefunden, dass es bei Zwillings-Embryonen schon bei den ersten Teilungen nach der Trennung durchschnittlich 5,2 Mutationen gibt. Die Wissenschaftler hatten 387 Zwillingspaare auf besonders früh entstandene Mutationen untersucht und bei 15 Prozent von ihnen mutationsbedingte Unterschiede festgestellt. 39 Paare hatten sogar mehr als 100 Mutationen. Doch nicht nur im frühesten Stadium kann es Zellmutationen geben, sondern ein Leben lang. So wird die DNA ständig durch chemische Prozesse verändert, wobei zum Beispiel Ernährung, Luftverschmutzung, Drogen, geistige Anstrengung, Sport und Stress einen Einfluss haben können. Deshalb entwickeln sich Zwillinge im Leben immer weiter auseinander, selbst wenn sie sich wie ein Ei dem anderen gleichen.