Es trifft die meisten Menschen meist völlig überraschend, über Nacht oder am frühen Morgen. Ein oder mehrere Gelenke schwellen an und verursachen starke Schmerzen. Oft sind die Gelenke auch sehr warm, gerötet und druckempfindlich. All das können Anzeichen eines akuten Gichtanfalls sein. Dieser Ratgeber erklärt die möglichen Ursachen der Gelenkentzündung, welche Therapien es gibt und mit welchen Maßnahmen man vorbeugen kann, damit die Erkrankung nicht chronisch wird.
Gicht entsteht durch eine Störung des Stoffwechsels. Die Entzündung wird von winzigen, nadelförmigen Kristallen aus Harnsäure ausgelöst, die sich in den Gelenken ablagern. Solche Kristalle entstehen insbesondere dann, wenn sich zu viel Harnsäure im Körper befindet. Erhöhte Harnsäurewerte im Blut sind somit ein Indiz dafür, dass die Ursache für die entzündeten Gelenke eine Gicht ist. Am häufigsten betroffen sind das Grundgelenk des großen Zehs, Hand- und Fingergelenke sowie das Knie- und Sprunggelenk. Bei einem ersten Gichtanfall ist oft nur eines dieser Gelenke betroffen. In Deutschland leiden etwa ein bis zwei Prozent der Erwachsenen an Gicht. Dabei sind Männer öfter betroffen als Frauen. Bei ihnen beginnt die Krankheit außerdem früher, in der Regel ab dem 40. Lebensjahr. Frauen erkranken dagegen meist erst nach den Wechseljahren. Grund dafür sind hormonelle Einflüsse auf die Nieren.
Diagnose ärztlich abklären
„Die Symptome einer akuten Gelenkentzündung bei einem Gichtanfall klingen normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Dennoch sollte man den Ursachen auf den Grund gehen. Um eine sichere Diagnose zu stellen, ist eine Gelenkpunktion erforderlich“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER. Die alleinige Bestimmung des Harnsäurewertes im Blut reicht dazu meist nicht aus. Zum einen sinkt dieser bei einem Gichtanfall häufig in den Normalbereich. Zum anderen bedeutet ein erhöhter Harnsäurespiegel nicht automatisch, dass man an Gicht erkrankt ist. Ein hoher Harnsäurespiegel kann auch durch Medikamenteneinnahme verursacht werden, beispielsweise durch wassertreibende Medikamente (Diuretika) oder auch ASS (Acetylsalicylsäure). All dies sollte ärztlich abgeklärt werden. Bestätigt sich die Diagnose Gicht, können zunächst entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente helfen, um die akuten Symptome zu lindern.
Ernährungsumstellung kann gegen Gicht helfen
Um zu verhindern, dass sich Gichtanfälle wiederholen oder die Gicht sogar chronisch wird, ist es primäres Ziel der Behandlung, den Harnsäurespiegel dauerhaft zu senken. „Wichtigste Voraussetzung für einen normalen Harnsäurewert ist, dass die Nieren gut funktionieren und überschüssige Harnsäure verlässlich ausscheiden können. Zudem sollte man die Risikofaktoren kennen, die einen erhöhten Harnsäurespiegel begünstigen können“, so Marschall. Dazu zählen Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte. Diese Lebensmittel enthalten viele sogenannte Purine. Purine entstehen ganz normal im körpereigenen Stoffwechsel und werden zusätzlich mit der Nahrung aufgenommen. Beim Abbau der Purine entsteht die Harnsäure, die über die Nieren ausgeschieden wird. Viele Purine begünstigen somit einen hohen Harnsäurespiegel. Ab einer bestimmten Grenze bildet die Harnsäure dann die sich in den Gelenken ablagernden Kristalle, die Auslöser der Gicht. Erfreulicherweise gibt es auch Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel senken können. Dazu gehören Kaffee, Milch und Milchprodukte. Auch Vitamin C und Kirschen sollen dazu beitragen, Gicht-Anfällen vorzubeugen. Da der Stoffwechsel nicht bei allen Menschen gleich reagiert, ist es sinnvoll, selbst auszuprobieren, was einem guttut und was nicht – und welche Mengen man verträgt. Bei der Umstellung der Ernährung können zertifizierte Apps wie die Oviva Ernährungs-App sehr gut unterstützen. Sie kann von Ärztinnen und Ärzten unter anderem bei Gicht verordnet werden und ist für BARMER-Versicherte kostenfrei.
Alkohol und Übergewicht erhöhen Gicht-Risiko
Auch Alkohol fördert die Bildung von Harnsäure. Bier enthält zudem relativ viele Purine. Studien belegen, dass Bier und hochprozentiger Alkohol Gicht begünstigen. Auch Fruchtzucker, enthalten in vielen Softdrinks, Limonaden, Obst und Obstsäften, erhöht den Harnsäurespiegel, weil er die Ausscheidung der Harnsäure in der Niere hemmt. Ein höheres Gichtrisiko haben auch Menschen mit Übergewicht. Es steigt mit zunehmendem Body-Mass-Index. Abnehmen in Richtung Normalgewicht hilft somit ebenfalls, der Gicht vorzubeugen. Schließlich können auch entwässernde Medikamente (Diuretika), die unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck dienen, sowie Acetylsalicylsäure den Harnsäurespiegel erhöhen. Diese sollte man allerdings keinesfalls einfach absetzen, sondern Risiko und Nutzen mit seiner behandelnden Ärztin oder seinem behandelnden Arzt abklären.