Kann denn Denken Sport sein? Die Frage stellt sich, wenn mögliche Zusammenhänge zwischen Denksportarten und der menschlichen Gesundheit diskutiert werden. Dieser Ratgeber benennt Gründe, warum es sich lohnt, Denken als Sport zu betrachten.
Zugegeben, beim Gedanken an Sport kommen den meisten Menschen eher körperliche Leistungen in den Sinn. Sportlerinnen und Sportler haben Kraft und Ausdauer, sie können laufen, springen, klettern, gehen virtuos mit ihrem Sportgerät um und besiegen ihre Gegner, ob allein oder in einer Mannschaft. Ganz anders sehen die Bilder im Kopf aus, wenn einem Denksport in den Sinn kommt. „Sport wird traditionell zumeist als körperliche Aktivität angesehen, häufig verbunden mit Spiel und Wettbewerb. Das war bei den alten Griechen so, und gilt im Prinzip auch für den modernen Sport unserer Tage“, sagt Katharina Steinbach, Sportwissenschaftlerin bei der BARMER. Ist dagegen das Denken die eigentliche Leistung, ist von körperlicher Aktivität naturgemäß nicht viel zu sehen. Allerdings sind mit steigendem Niveau auch hier ohne körperliche Fitness keine Höchstleistungen möglich. Intensives Denken und höchste Konzentration fallen sehr viel leichter, wenn Spielerin und Spieler rundherum fit sind. Spätestens Spiel und Wettkampf reklamieren die Denksportfans mit Recht für sich. Denn in praktisch allen Denksportarten gibt es Wettkämpfe, in Teams oder Einzelwettbewerben.
Varianten des Denksportes
Die Zahl an Denksportarten ist eher begrenzt. Darunter fallen Schach, seine japanische Variante Shogi und die in China, Taiwan und Vietnam verbreitete Schach-Form Xiangqi. Daneben gehören Go, das Dame-Spiel und Reversi zu den Denksportarten, aber auch Kartenspiele wie Bridge und Poker. Nicht zuletzt wird Gedächtnissport hinzugerechnet, bei dem es vor allem um den sportlichen Wettstreit geht, wer besser große Datenmengen in seinem Gedächtnis speichern kann.
Strategisches Denken, Konzentration, Entscheidungsfreude
Egal, welcher dieser Sportarten man sich widmet, sie alle sind auf ihre Art ein „Probierstein des Gehirns“, wie Deutschlands Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe einst über das Schach schrieb. Sie alle schulen strategisches Denken, fördern Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsfreude. Ihre Fans sehen in ihrem Spiel nicht selten einen ästhetischen Genuss, wenn ein Plan aufgeht oder eine Spielvariante gelingt. Bei all dem sind alle diese Spiele sehr vielfältig. Im Schach gibt es schon nach wenigen Zügen eine fast unüberschaubare Fülle möglicher Positionen auf dem Brett. Unter Pokerenthusiasten kursieren Ideen für mathematische Strategien, die Erfolgsaussichten erhöhen sollen. Und Gedächtnissportlerinnen und -sportler faszinieren ihr Publikum mit unglaublichen Merkfähigkeiten. Allein schon wegen dieser Beispiele für positive Effekte ist es keine verlorene Zeit, wenn man sich mit Denksport beschäftigt. Dabei gilt es, wie in jedem anderen Sport auch, geistige und körperliche Leistungsfähigkeit gleichermaßen zu trainieren. „Sport bekommt seinen Reiz auch daher, dass er so vielfältig ist. Es ist deshalb natürlich gut, in seiner bevorzugten Sportart intensiv und mit Plan zu trainieren, egal ob es Schwimmen, Fußball oder Go ist. Dabei ist es aber auf jeden Fall vernünftig, sowohl den Körper wie auch den Geist zu trainieren“, empfiehlt Sportwissenschaftlerin Steinbach. Wie gut sogar Denk- und Kampfsport zusammenpassen, zeigt das Beispiel Schachboxen. Hierbei treffen die Kämpfer abwechseln auf dem Schachbrett und im Boxring aufeinander. Steinbach rät, den Trainingseinheiten für einen Denksport immer wieder auch ein moderates, den individuellen Möglichkeiten angepasstes körperliches Training folgen zu lassen.