Wenn sich plötzlich alles um einen herum zu drehen beginnt, ist das meist unangenehm. Trotzdem dürften viele das Gefühl kennen. Aber was steckt dahinter?
Im Sommer auf einer Wiese zu stehen und sich zu drehen, bis einem schwindelig wird, macht Spaß. Entsteht das Gefühl aber aus keinem ersichtlichen Grund, kann einem mulmig werden. Neben harmlosen Ursachen kann Schwindel auch auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Deshalb sollte die Ursache in bestimmten Fällen von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden.
Nicht jeder Schwindel ist gleich
Jeder, dem schon einmal schwindelig war, kennt das Gefühl. Allerdings wird es von unterschiedlichen Personen durchaus unterschiedlich wahrgenommen. „Schwindel, auch Vertigo genannt, macht sich unterschiedlich bemerkbar. Die meisten Menschen bezeichnen damit ein Dreh- oder Schwankgefühl, das ihr Gleichgewicht durcheinanderbringt. Aber auch das Gefühl, fast bewusstlos zu werden, fällt darunter. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man aus dem Sitzen oder Liegen zu schnell aufgestanden ist. In der Medizin wird deshalb unterschieden zwischen Dreh-, Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischem Schwindel“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer. Begleiterscheinungen von Schwindel können unter anderem Übelkeit und Erbrechen sein oder der Eindruck, Sterne zu sehen.
Potenzieller Ausdruck vieler Krankheiten
Rund jeder Dritte hat einmal im Leben einen Schwindelanfall, wobei die Anfälligkeit mit höherem Alter deutlich steigt. Meist besteht kein Grund zur Sorge, und der Schwindel geht so schnell vorüber, wie er gekommen ist. Unter Umständen kann aber auch eine Erkrankung den Schwindel verursachen. „Mediziner unterscheiden zwischen vestibulärem und nicht-vestibulärem Schwindel. Der vestibuläre Schwindel geht auf unstimmige Informationen zwischen Gleichgewichtsorganen und Gehirn oder deren Beeinträchtigung zurück. Nicht-vestibulärer Schwindel hat seine Ursache jenseits davon. Er entsteht zum Beispiel aufgrund eines Halswirbelsäulen-Syndroms, Unterzuckerung oder auch nur wegen neuen Brillengläsern“, sagt Marschall. Sogar die psychische Verfassung könne Schwindel auslösen, beispielsweise sehr große Traurigkeit kurz nach einer Trennung.
Wann ein Arzt aufgesucht werden sollte
Tritt der Schwindel unvermittelt, stark, langanhaltend, wiederholt und dabei ohne erkennbaren Grund auf, sollte die Ursache von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden. Eine Untersuchung ist auch sinnvoll, falls Schwindel während einer Infektion auftritt oder von bestimmten Situationen oder Kopfhaltungen ausgelöst wird. Ab einem Alter von 70 Jahren sollten Schwindelanfälle ebenfalls ärztlich untersucht werden. „Da ein erheblicher Teil der Schwindelerkrankungen auf den Gleichgewichtsapparat zurückzuführen ist, ist manchmal eine Überweisung zum HNO-Arzt sinnvoll. Der erste Ansprechpartner ist jedoch der Hausarzt bzw. die Hausärztin. Im Anamnesegespräch wird versucht, den Schwindel so genau wie möglich zu beschreiben“, so Marschall. Dreht sich alles wie bei einer Karussellfahrt? Scheint der Boden zu schwanken wie auf einem Boot? Wie oft tritt das Schwindelgefühl auf, wie lange hält es an? Die Hinweise helfen dem Arzt, die richtige Diagnose zu stellen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.