Jeder Mensch hat irgendwann einmal Schmerzen. Sie warnen uns vor gesundheitlichen Problemen und verschwinden zum Glück meist wieder. Ein besonderes Problem ist es, wenn sie hartnäckig bleiben und Menschen dauerhaft belasten. Mit diesen Tipps lässt sich Abhilfe schaffen.
Eine Unachtsamkeit mit dem Küchenmesser, ein Zusammenstoß beim Sport, Zahnweh – Schmerzen treten an allen möglichen Stellen des Körpers auf. Sie weisen auf ein gesundheitliches Problem hin, und zum Glück verschwinden sie, sobald ihre Ursache beseitigt ist. Wenn Schmerzen jedoch lange andauern oder immer wiederkehren, kann das im Wesentlichen zwei Ursachen haben, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der Barmer. „Viele chronische Erkrankungen sind mit Schmerzen verbunden. Dazu gehören zum Beispiel Krebs oder rheumatische Erkrankungen. Der zweite wesentliche Grund für chronische Schmerzen ist, dass Schmerz selber zur Erkrankung werden kann. Schmerzen haben dann keine körperliche Ursache und verlieren ihre Warnfunktion.“
Viele Behandlungsoptionen für chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen können je nach Art und Schwere unterschiedlich behandelt werden. Eine moderne Behandlung chronischer Schmerzen setzt vor allem auf die Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete. Neben Schmerztherapeuten gehören dazu zum Beispiel auch Psychologen und Physiotherapeuten. Dabei geht man davon aus, dass Schmerz nicht nur eine körperliche Ursache hat, sondern auch eine psychische und eine soziale Dimension. Erfolgreich ist eine Schmerztherapie daher am ehesten, wenn sie die Patientinnen und Patienten insgesamt betrachtet und behandelt.
Was Betroffene tun können
Doch was können Betroffene selbst tun, um den Schmerz zu bekämpfen? Sie sollten vor allem möglichst nicht zögern, ärztliche Hilfe zu suchen. „Die Schmerztherapie hat ein ganzes Arsenal wirksamer Waffen gegen den Schmerz. Die Medizin ist heute sehr erfolgreich darin, Schmerzursachen zu finden und gezielt zu behandeln. Wo dies nicht gelingt, kann man zumindest dafür sorgen, dass die Schmerzen nicht den Alltag dominieren“, so Schmerztherapeutin Marschall. Schnelligkeit ist hierbei deshalb wichtig, weil damit die Chancen größer sind, eine Chronifizierung des Schmerzes zu verhindern. Davon spricht man in der Medizin ab einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten.
Aktiv bleiben trotz Schmerzen
Neben rascher professioneller Hilfe ist Marschalls wichtigster Rat an Betroffene, aktiv zu bleiben. „Es ist sehr wichtig, dass man bei chronischen Schmerzen körperlich aktiv bleibt. Das hat mehrere Gründe. Zum einen stärkt Bewegung den Stoffwechsel und die Durchblutung. Dadurch werden Knochen und Knorpel mit Nährstoffen versorgt, der Körper wird insgesamt belastbarer. So ist man zum Beispiel vor Stürzen besser geschützt, gerade mit steigendem Alter ein immer häufigeres Problem.“ Bewegung kann laut Marschall sogar dadurch schmerzlindernd wirken, dass sie zur Ausschüttung körpereigener Schmerzhemmer führt, der sogenannten Endorphine. Die umgangssprachlich oft auch als Glückshormone bezeichneten Stoffe werden immer dann ausgeschüttet, wenn sich Menschen wohlfühlen. Neben Ausdauersport kann das auch ein gutes Essen oder ein herzhaftes Lachen sein. Gerade Letzteres mag nicht leichtfallen, wenn man Schmerzen hat, dennoch kann es die Schmerzen lindern, wenn man sich insgesamt einfach wohler fühlt. Wer sich mehr bewegen möchte und länger nicht aktiv war, sollte allerdings vorab mit dem Arzt sprechen, welche Sportarten entsprechend der körperlichen Verfassung geeignet sind und wie sich diese gut in den Alltag einbauen lassen.
Entspannungstechniken als Unterstützung
Schließlich können Betroffene auch durch Entspannungstechniken versuchen, besser mit ihrem Schmerz zu leben. Solche Techniken gelten heute als unverzichtbarer Teil einer multimodalen Schmerztherapie. Bevor man sich für eine Technik entscheidet, lohnt sich eine Frage an den Arzt, um abzuklären, welche Methode geeignet ist. „Dann ist es vor allem wichtig, die Entspannungstechnik regelmäßig zu nutzen, damit sie ihre Wirkung entfalten kann“, empfiehlt Marschall. In Betracht kommen dabei neben der Progressiven Muskelentspannung auch Autogenes Training, Yoga, Qigong, Achtsamkeitstraining und Meditation. Die Wirkung der Techniken kann dabei ganz unterschiedlich sein. Sie reichen von der Dehnung der Muskulatur über die Verringerung von Verspannungen bis hin zum Stressabbau. Alles kleine Schritte, um besser mit Schmerzen leben zu können.
Tipp: Ärztliche Hilfe bei chronischen Schmerzen
Ärztliche Hilfe sollte man immer dann suchen, wenn man unter Schmerzen leidet, die ohne erkennbaren Grund hartnäckig bleiben oder immer wieder kehren. Das Gleiche gilt, wenn Schmerzen immer stärker werden. Höchste Zeit für einen Arztbesuch ist es außerdem, wenn andere Symptome zu den Schmerzen hinzukommen oder sie den Alltag zunehmend beeinträchtigen, etwa, weil sie sich auch psychisch nachteilig auszuwirken beginnen. Eine gute erste Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis.