Ein Fußmarsch über 100 Kilometer, nonstop, innerhalb von 24 Stunden. Was nach einer extremen Herausforderung klingt, zieht immer mehr Menschen an. Der sogenannte Mammutmarsch erfreut sich zunehmend wachsender Beliebtheit. Doch was steckt hinter diesem Trend, wer nimmt daran teil, und worauf sollten Teilnehmerinnen und Teilnehmer achten?
Eine schwarze Nacht im Frühjahr am Stadtrand von Berlin. Sterne sind keine zu sehen aber am Rand des Waldes reiht sich eine Perlenkette von weißen Lichtspots aneinander, die sich rhythmisch hebt und senkt. Für einen Moment wirkt es wie die Ankunft von Außerirdischen im Science-Fiction-Film. Doch handelt es sich bei den hellen Spots nicht um Aliens, sondern um die Stirnlampen von Menschen, die sich gerade auf einem 100 Kilometer langen Mammutmarsch befinden und in der Kälte der Brandenburger Frühlingsnacht vielleicht gerade einmal die halbe der kaum vorstellbaren vollen Distanz hinter sich gebracht haben.
Herkunft des Mammutmarsches
„Wanderungen, auch sehr lange, waren für die Menschen früher notwendiges Übel. Heute ist das Wandern eine beliebte Freizeitbeschäftigung und gerne auch mit einem höheren Sinn aufgeladen, denken wir allein an den Jakobsweg“, sagt Katharina Steinbach, Sportwissenschaftlerin bei der BARMER. Aber egal ob der Pilgerpfad oder die freizeitliche Wanderung durch heimische Wälder, zum Mammutmarsch gibt es einen entscheidenden Unterschied, da es bei diesem eben auch um den Faktor Zeit geht. Der Ursprung des Mammutmarsches liegt in Nordamerika, wo in den 1960er-Jahren der damalige US-Präsident John F. Kennedy seine Marinesoldaten herausforderte, 50 Meilen, was knapp 80 Kilometer entspricht, in 24 Stunden zurückzulegen. Diese Challenge wurde in den Folgejahren von zivilen Gruppen aufgenommen und entwickelte sich schließlich zu den heutigen Mammutmärschen, die kommerziell organisiert in Deutschland und anderen Ländern stattfinden. Mittlerweile gibt es verschiedene Formate – von 30 bis hin zu 100 Kilometern – die in Städten, Bergen oder entlang von Küstenstrecken veranstaltet werden.
Begeisterung Mammutmarsch
Obwohl der Mammutmarsch kein klassischer Wettkampf ist, zieht er Menschen an, die sich selbst herausfordern wollen. „Es geht weniger um Schnelligkeit als um mentale und körperliche Ausdauer. Die Teilnehmer erleben, wie sie scheinbar unüberwindbare Grenzen allein durch Willenskraft verschieben können“, erklärt Katharina Steinbach. Die Mischung aus persönlicher Grenzerfahrung, Teamgeist und der einzigartigen Atmosphäre der Veranstaltung sorgt dafür, dass immer mehr Menschen diese Herausforderung angehen.
Worauf Teilnehmer achten sollten
Der Mammutmarsch stellt eine extreme Belastung für den Körper dar. „Wer nicht richtig vorbereitet ist, riskiert Blasen, Gelenkschmerzen oder gar ernsthafte Verletzungen“, warnt Steinbach. Hier sind einige der wichtigsten Punkte, auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer achten sollten:
1. Vorbereitung
Ein Mammutmarsch sollte nicht spontan angegangen werden. Eine längere Vorbereitung von einigen Monaten mit regelmäßigen Langstreckenwanderungen hilft, die Muskulatur und Sehnen an die zu erwartende Belastung zu gewöhnen. „Es empfiehlt sich, zunächst mit 30 oder 50 Kilometern zu starten, bevor man sich an die 100 Kilometer wagt“, rät Steinbach.
2. Die Wahl der Schuhe
Blasen und Druckstellen sind die häufigsten Probleme bei Langstreckenmärschen. Bequeme, gut eingelaufene Schuhe mit passender Dämpfung sind unabdingbar. Spezielle Wandersocken aus Merinowolle oder mit Kompressionsfunktion können ebenfalls helfen, Beschwerden zu minimieren.
3. Ernährung und Flüssigkeitshaushalt
„Bei einer solchen Belastung verbrennt der Körper enorme Mengen an Kalorien. Wer nicht regelmäßig isst, riskiert einen Leistungsabfall oder Kreislaufprobleme“, betont Steinbach. Zu empfehlen seien daher energiereiche Snacks wie Nüsse, Trockenfrüchte oder Energieriegel. Auf regelmäßige Wasserzufuhr sollte ebenfalls geachtet werden.
4. Mentale Stärke
Die ersten 40 Kilometer sind für viele Menschen noch ganz gut machbar. Die eigentliche Herausforderung beginnt genau dann. Müdigkeit, Schmerzen und die mentale Belastung lassen viele Teilnehmer vorzeitig aussteigen. „Ein gutes Mindset ist entscheidend. Manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren davon, sich Zwischenziele zu setzen oder mit Freunden zu starten, um sich gegenseitig zu motivieren“, sagt Steinbach.
Eine Grenzerfahrung mit Begeisterungspotenzial
Ein Mammutmarsch ist eine außergewöhnliche Herausforderung, die sowohl körperlich als auch mental den Teilnehmenden alles abverlangt. Doch genau das macht ihn für viele so reizvoll. Mit der richtigen Vorbereitung, der passenden Ausrüstung und einer positiven Einstellung kann jeder, der sich darauf einlässt, über sich hinauswachsen. Und wer es einmal geschafft hat, den ganzen Tag und die halbe Nacht durchzulaufen, wird die Euphorie und den Stolz auf seine Leistung so schnell nicht vergessen.