Manche Menschen leiden nicht nur an einer, sondern an mehreren behandlungsbedürftigen Krankheiten. Fachleute sprechen dann von Multimorbidität. Werden aufgrund der verschiedenen Diagnosen drei oder mehr Medikamente eingenommen, liegt eine Polymedikation vor. Ein Medikationsplan kann Betroffenen dann helfen, den Überblick zu behalten und alle verordneten Arzneimittel korrekt und sicher anzuwenden. Dieser Ratgeber klärt über die Vorteile eines solchen Plans auf und erläutert, warum die darin enthaltenen Informationen so wichtig sind.
Warum kann es bei Polymedikation zu Problemen kommen?
Grundlage einer rationalen Pharmakotherapie ist immer die genaue Kenntnis der Medikation. „Gerade vor dem Hintergrund der steigenden Zahl chronisch kranker und älterer Patientinnen und Patienten ist es wichtig zu wissen, welche Arzneimittel und eventuell auch Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden“, sagt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer.
Denn die Probleme mit der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente können vielfältig sein. „Beachtet werden müssen nicht nur diverse Einnahmevorschriften. Auch das Risiko für Fehler im Umgang mit der Medikation steigt. Arzneimittel können vergessen, zur falschen Uhrzeit genommen oder verwechselt werden. Die Präparate entfalten dann unter Umständen nicht die volle Wirkung und die diagnostizierte Erkrankung verschlimmert sich. Auch eine zu hohe Dosis kann Krankheitssymptome negativ beeinflussen, etwa bei einem Diabetes“, erläutert Günther. Damit sich Medikamente nicht gegenseitig im Körper beeinflussen und Schaden anrichten, sollten sie durch die behandelnde Ärztin oder den Arzt sorgfältig aufeinander abgestimmt sein.
Das leistet ein Medikationsplan
Um Schwierigkeiten bei einer Polymedikation von vornherein zu vermeiden und Orientierung zu geben, sollte ein sogenannter Medikationsplan oder Medikamentenplan erstellt werden. Diese seit dem Jahr 2016 bundeseinheitliche Übersicht listet alle einzunehmenden, verschreibungspflichtigen Medikamente sowie die Selbstmedikation auf. Angegeben werden unter anderem Wirkstoff, Dosierung, Einnahmegrund, Darreichungsform, die Frequenz der Einnahme und sonstige Hinweise. Der Medikationsplan basiert auf einheitlichen gesetzlichen Standards und sieht immer gleich aus, unabhängig davon wer den Plan erstellt oder geändert hat. Anspruch auf eine solche strukturierte Auflistung besteht, wenn für mindestens 28 Tage drei oder mehr verordnete Arzneimittel zugleich eingenommen werden. In der Regel stellt die Hausärztin oder der Hausarzt den Medikationsplan aus.
„Damit sind nicht nur Patientinnen und Patienten, sondern auch Ärztinnen und Ärzte schnell über die Einnahme aller Medikamente informiert. Die Angaben im Medikationsplan können zudem verhindern, dass keine unnötigen Präparate verschrieben werden oder dass es zu gefährlichen Wechselwirkungen mit einer bestehenden Medikation kommt“, sagt Günther.
Medikationsplan auch digital verfügbar
Der Plan kann bei jedem Termin in der Praxis oder im Krankenhaus mitgenommen werden. Wird ein neues Medikament verschrieben oder die Dosierung geändert, kann das durch die Ärztin oder den Arzt direkt vermerkt werden. Auch in der Apotheke ist ein Medikationsplan nützlich. Ist etwa ein Medikament mit einem bestimmten Wirkstoff nicht lieferbar, kann die Apotheke mit Hilfe der Angaben im Plan gemeinsam mit der Arztpraxis ein vergleichbares Präparat auswählen. Wenn Patientinnen und Patienten das möchten, kann der Medikationsplan seit dem Jahr 2020 auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Dieser elektronische Medikationsplan, kurz eMP, enthält zusätzlich Kommentarfelder und ermöglicht es, historisierte Daten zu erfassen. Der Übertrag in die elektronische Patientenakte ist ebenfalls möglich.