Vitamin-D gehört zu den Vitaminen, über dessen vermeintlich positive Wirkung auf den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung in Fachkreisen heftig spekuliert wird. Einige sehen es als Hoffnungsträger, andere meinen, seine Wirkung werde weit überschätzt.
Das fettlösliche Vitamin-D übernimmt viele Aufgaben in unserem Organismus. Zum Beispiel stärkt es die Knochen und hat Einfluss auf die Muskelkraft. Zudem unterstützt es unser Immunsystem. Ein intaktes und robustes Immunsystem hilft zweifellos, vielen Krankheiten etwas entgegenzusetzen. Insbesondere Atemwegserkrankungen, zu denen auch Covid-19 gehört. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel im Blut und dem Verlauf einer Corona-Erkrankung konnte bisher allerdings nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Experten warnen gleichzeitig vor den Nebenwirkungen von zu viel Vitamin-D. „Ob man ausreichend Vitamin-D-Reserven hat, lässt sich mit einer Blutuntersuchung feststellen. Dabei wird der Anteil des sogenannten ‚Hydroxyvitamin-D‘, einem Vorläufer des aktiven Vitamin-D, im Blutserum bestimmt“, erklärt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der Barmer.
Eine mögliche Überversorgung kann für den Körper negative gesundheitliche Folgen haben, beispielsweise einen zu hohen Kalziumspiegel im Blut. Dieser kann Herzrhythmusstörungen oder die Bildung von Nierensteinen begünstigen. Bei einer hohen Überdosierung kann es sogar zu einer Vergiftung mit Vitamin-D kommen. Der Grund: Vitamin-D wird als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe über einen langen Zeitraum gespeichert. Dieser Effekt wirkt sich aber auch positiv aus, wenn man sich die Aufnahme des Vitamins genauer ansieht.
Körper speichert Vitamin-D über lange Zeit
„Während man bei vielen Vitaminen den Bedarf des Körpers durch eine entsprechend vitaminreiche Ernährung problemlos ohne die Einnahme jeglicher Nahrungsergänzungsmittel decken kann, ist dies bei Vitamin-D anders. Es ist nämlich ein Vitamin, welches der menschliche Körper mit der Hilfe von Sonnenlicht überwiegend selbst herstellt“, so Marschall. 80 bis 90 Prozent des Bedarfes an Vitamin-D wird in unserer Haut produziert, und zwar mithilfe der im Sonnenlicht enthaltenen UV-B-Strahlung. Damit der Körper genügend Vitamin-D produziert, reicht es aus, wenn ein Erwachsener in den Sommermonaten je nach Hauttyp zwischen fünf bis 25 Minuten am Tag Sonne tankt. Aufgrund des Speichereffektes reicht der Vitamin-D-Vorrat meist problemlos auch über die Wintermonate. Problematischer sieht die Aufnahme bei der Ernährung aus. Nur rund 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfes werden über die Nahrungsaufnahme gedeckt.
Ältere und Pflegebedürftige besonders gefährdet
Demnach leiden besonders Menschen unter Vitamin-D-Mangel, die in den Sommermonaten wenig Sonne tanken können. Dazu gehören beispielsweise ältere, immobile und Pflegebedürftige. Ein langfristiger Mangel an dem Vitamin kann zur Abnahme der Knochendichte, Knochenschmerzen, Depressivität und auch Stimmungsschwankungen führen. Zudem wird vermutet, dass ein niedriger Vitamin D-Spiegel einen schwereren Verlauf der Covid-19 begünstigen kann. Nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand kann hier eine zusätzliche Einnahme von Vitamin-D sinnvoll sein. Den Vitamin-D-Status verschlechtern können auch Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden. Dazu gehören Kortison, harntreibende Arzneimittel (Diuretika), Schlafmittel, Antiepileptika und auch supplementäre Mineralstoffe. „Bevor man Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt, die die Vitamin D-Reserven erhöhen, sollte man sich unbedingt von seiner Ärztin oder seinem Arzt beraten und den Vitamin-D-Status bestimmen lassen. Vitamin D ist kein Medikament, mit dem man Covid-19-Erkrankungen heilen kann. Doch man kann damit in Einzelfällen positiv auf den Krankheitsverlauf einwirken“, sagt Marschall.